„Habe meinen Abschluss, aber kann nicht programmieren“ – Informatiker beklagt Problem vieler Absolventen

„Habe meinen Abschluss, aber kann nicht programmieren“ – Informatiker beklagt Problem vieler Absolventen

Ein abgeschlossenes Studium ist längst keine Garantie, auch nur für eine bestimmte Branche gut ausgebildet zu sein, wie manch ein Informatiker merkt.

Wer hat hier welches Problem? Auf Reddit finden sich mehrere Threads mit Dutzenden ähnlich klingenden Kommentaren und sie alle haben ein Thema: College oder Hochschulabsolventen, die im Studium schwerpunktmäßig programmieren lernen sollten, haben genau damit ein Problem – trotz erfolgreichen Abschlusses. So schreibt zum Beispiel neveracontharry in einem der Reddit-Threads im Unterforum „learnprogramming“: „Ich bin 22 Jahre, habe die Uni mit 21 abgeschlossen und habe absolut keine Idee, was ich tue.“

Weitere Absolventen berichten Ähnliches in weiteren Threads, die sich ebenfalls auf Reddit finden. Doch es gibt auch Tipps für alle Frustrierten, die größtenteils laut ihren Angaben zur sogenannten Gen Z als unter 30-Jährige gehören.

Es mangelt an Praxis

Was bereitet den Jung-Programmierern Probleme? Übereinstimmend berichten viele, dass sie zwar die Theorie gut kennen würden, aber sich nicht in der Lage sehen, selbst komplexe Programme zu schreiben. Sie könnten Codezeilen zwar lesen und auch ihren Sinn verstehen, aber es fehle selbst daran, Software von ersten Zeichen, bis zur finalen Version zu entwerfen, zu coden sowie zu debuggen.
Einige wie No-Instruction-2395 drücken ihre Sorge in einem weiteren Thread auf Reddit aus, so nicht arbeiten zu können:

Ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt nichts gelernt habe und schon gar nicht genug weiß, um einen Job in der Branche zu bekommen.

Vor allem die vielen Online-Kurse während der Pandemie sorgten laut den Erzählungen für eine große Praxisferne. Es sei zumeist das „wie“, aber selten eine solide Vorgehensweise unterrichtet worden, auf welchen Wege, womit zu einem gewünschten Ergebnis zu gelangen sei. Oft hätten Lernende einfach Tutorials nachgearbeitet, wie mehrere berichten.

Was empfiehlt Reddit?

Mehrere augenscheinlich erfahrene Programmierer stehen mit Rat zur Seite. In den Kommentaren finden sich für Hilfesuchende viele Links zu Anlaufstellen sowie komplette Leitfäden, welche Programmiersprache wofür am besten wo zu lernen und was damit zur Übung anzufangen sei, um es einem Arbeitgeber vorzuzeigen. Nutzer connorjpg listet in einem Reddit-Post zum Beispiel einen umfangreichen Guide für alle auf, die sich mit Web-Entwicklung auseinandersetzen möchten.

Welchen Ärger Fehler in Software im Alltag so manchem Angestellten bereiten können, musste dereinst ein IT-Techniker feststellen. Soweit ist das nicht ungewöhnlich, doch wie er mit dem Bug in der damals aktuellen Office-Version umging, ist schon speziell und wurde zu einer wahren Minilegende in der Branche: Als ein IT-Techniker eine Wutmail wegen eines Bugs von Office an Microsoft-Chef Bill Gates persönlich schrieb – und seinen Job rettete

Quelle(n): Titelbild, unsplash, genbeta
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Thragor

In ein paar Jahren sind die eh überflüssig. Dann liegt die Zukunft in richtigen Prompts und die KI spuckt den gesamten Quellcode aus.
Wir steigen da auch schon um.

decipher2k

Was mir gerade auffällt: Der eine OP wusste nichtmal, was es für Tools und Programmiersprachen gibt. Beide Poster, auf die sich der Artikel bezieht, haben im Studium auf Grund privater Probleme den Anschluss verloren. Das sollte man imho auch beachten.

Der Eine hatte keine Probleme zu Programmieren, sondern wusste nicht, wie man sich spezialisert.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von
decipher2k

Das ist halt das Problem, wenn Leute, die mit Informatik absolut nichts am Hut haben, selbiges studieren.

Da gibts eigentlich 2 relativ einfache Lösungen:

1.) UML lernen x)
2.) Bottom-Up programmieren.
(Prototypen für die Grundfunktionen basteln, und diesen dann in ein Framework einbauen. Framworks sind eine tolle Sache 😉 )

Den Wunsch, von Anfang an die perfekte Softwarearchitektur zu planen und umzusetzen kann man als Neueinsteiger eigentlich vergessen – lieber irgendwie etwas lauffähiges auf die Beine stellen.
Refactoring kann man dann immernoch betreiben.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von
Locos

Ging mir genau so.
Bin zwar nicht studiert aber habe einen IHK Abschluss als Fachinformatiker Anwendungsentwicklung.
Nach dem Abschluss habe ich knapp 6 Monate versucht einen Job im Bereich Webentwicklung zu bekommen ohne Erfolg.
Entweder war nicht genug Erfahrung der Grund der Absagen oder die Anforderungen einfach zu hoch für Neulinge. Mittlerweile bin ich komplett raus aus der Programmierung und werde wahrscheinlich nie einen Beruf in dem Bereich ausüben können trotz Ausbildung in dem Bereich 😅

decipher2k

Tip: Ab und zu mal bei grösseren Open Source Projekten mitmachen. Dann später evtl. eigene Projekte erstellen.

Dabei lernt man dann nicht nur das Coden an sich, sondern auch das Lesen von Sourcecode sowie Clean Code Prinzipien.

Ausserdem hat man dann auch was im Lebenslauf vorzuweisen.

Leider verlangen die meisten Firmen entweder ein abgeschlossenes Studium, oder drölfmillionen Jahre Berufserfahrung als Fachinformatiker.

Locos

Drölfmillionen Jahre sind gut getroffen 👍🏻 Gut sind auch Stellenausschreibungen für “Junior Programmierer” die am besten schon alles können 😀

decipher2k

Evtl einfach mal ne Trainee-Stelle suchen. Auch wenn man schon fertig ausgebildet ist.

vaiquero

Also glaube auch das viele das Prinzip einer Hochschule missverstehen.
Hochschule bildet Wissenschaftler aus und ist eben kein Ausbildungsbetrieb für die Wirtschaft. Es geht bei Hochschule vor allem als auch um die Herangehensweise an Probleme und Fragestellungen und eine wissenschaftliche Arbeitsweise und die Möglichkeit eben dann auch wissenschaftlich zu arbeiten und Lösungen zu finden.

Hochschule = Forschung
Du lernst also nicht programmieren sondern die Fähigkeiten um es dir selber beizubringen bzw. um selbstständig Probleme zu lösen.

Wer mehr Praxisbezug will sollte prinzipiell vermutlich eher an eine FH gehen oder vielleicht auch eine Ausbildung in Erwägung ziehen.

Informatik bedeutet eben nicht Programmieren. Ich behaupte als Designer in de Autobranche muss du auch keine Steuergeräte bauen und auch als Architekt für ein Gebäude musst du kein Klimatechniker sein.

Es ist wie mit KI, klar kann ne KI Programmieren, vielleicht sogar erstmal besser als ein Anfänger, aber ich behaupte Software Systeme entwerfen mit allem was dazu gehört, das wird eine KI auf lange zeit nicht können, wenn überhaupt jemals…

Software Architekt = Modelierung, Planung von Softwaresystem
Softwareentwickler = Programmieren der Lösungen

Sicher gibt es Überschneidungen aber ich denke man braucht mehr Schärfe und Differenzierung in den Begriffen Softwareentwickler, Software-Design, Software-Architektur und Programmieren. Vielleicht wird dann auch klarer das jemand der von der Hochschule kommt noch kein guter Programmiere sein muss…

Nafintin

Die Hochschule ist in meinen Augen nicht das Problem. Sondern eher das Missverständnis, dass eine Praxis erforderlich ist um sein Wissen zu stärken. Allerdings wird das im Studium einfach nicht mehr abverlangt, wie in den normalen Schulen. Zumindest kenne ich keinen Studenten der Hausaufgaben hat. Die muss man sich schon selbst auftragen.

Das selbe Thema ist auch in meinem Beruf als Sanitär- und Heizungs-Mensch. Die Versorgungstechniker kommen von der FH oder Hochschule und haben keinen blassen Dunst davon, wie das WC an der Wand montiert wird. Aber dass das WC nach Norm, 200 kg halten muss, das ist selbstverständlich.

Ich glaube hier ist auch tatsächlich der Hund begraben.
Wobei Anwendungsentwicklung ja sogar noch den Vorteil hat, dass man dies daheim auch ausüben kann, ohne das es Geld kostet oder mit viel Besorgungsaufwand einher geht.
Im Handwerk wird es schon hart. zumindest sind mir keine Open-Source-Häuser bekannt an denen man rumwerkeln kann ohne Geld auszugeben😀

Das ist allerdings ein ähnliches Phänomen wie bei Tutorials. Gerade beim 3D-modellieren finde ich immer mehr Menschen, die sich zehntausend Tutorials anschauen und nichts selber auf die Reihe bekommen. Stupides nachmachen bringt halt nichts, man muss auch mal selber in die Praxis-Phase und Benutzungserfahrung sammeln.

Beispiel:
Für Blender gibt es so ein schönes Donut-Tutorial. Wenn man sich da die Kommentare durchliest, kommt man aus dem Lachen nicht raus.
Da fragen Leute ernsthaft, ob es schlimm ist, wenn die Glasur dicker oder die Streusel nicht genauso da liegen.
Mein Highlight dabei ist: “Meine Glasur hat nicht die gleiche Farbe wie deine, kann ich trotzdem das Tutorial weiter machen?”

Vielleicht sollte man in der Regelschule mal eher das Konzept des Lernens beibringen, statt wie man Texte und wissen kurzfristig speichert und wiedergibt😉

decipher2k

“Hochschule = Forschung
Du lernst also nicht programmieren sondern die Fähigkeiten um es dir selber beizubringen bzw. um selbstständig Probleme zu lösen.”

Äh – nö. 😀
Das klingt nach einem Physiker, der keine Integrale kann 😀
Das Handwerkszeug sollte man schon haben. Und dazu gehören imho auch Planungstools.
Wenn man diese kennt, dann kann man normalerweise auch Softwareprojekte hochziehen.

Dass soetwas nicht gelehrt wird ist schon heftig.

Wer sich Programmieren nicht schon vor dem Studium selbst beigebracht hat, wird es im Informatikstudium und danach auch nicht leicht haben.
Das Studium sollte daher eher als “Grobschliff” angesehen werden.
Man lernt die mathematischen- und informationstechnolgischen Grundlagen kennen. Vom Kellerautomaten bis zu neuronalen Netzen ist da eigentlich alles mit dabei. Aber Praxis ist eben etwas, das man sich erarbeiten muss. Das lernt man nicht im Hörsaal.

Es ist halt lustig, wenn Leute mit “Mimimi, ich kann nicht programmieren”- Problemen ein Einstiegsgehalt von 65k/Anno aufwärts verlangen.
Lieber ein bischen geringer ansiedeln. Beim Vorstellungsgespräch ehrlich sagen, dass man keine Ahnung von Softwarearchitektur, aber grundlegende Programmierkenntnisse hat. Dann bekommt man auch einen Job in dem man sein Handwerk lernen kann.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von
Marco

Nicht programmieren zu können (Titel) und coding probleme zu haben (link) sind schon zwei paar Schuhe..

Caljostro

Zu meiner Zeit gab es Praktische Informatik und ein paar andere Kurse, wo durchaus programmiert wurde. Aber -Überraschung- das Informatik Uni Studium lehrt nicht primär programmieren, sondern die Theorie und Methoden dahinter. Mathematische Grundlagen, abstrake Theorie (zB dass sich nicht alles berechnen lässt oder einfachste “theoretische” Rechner), Logik, vielleicht auch ein internes praktisches Semester mit Hardware. Strukturen. Dazu vielleicht noch ein Nebenfach wie Elektrotechnik oder Wirtschaftswissenschaften.”Zum Programmieren sind die F(ach)H(ochschu)ler da.”

MSW112

Wenn ich meinen IHK Abschluss Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung vergleiche, kann ich mich da nur anschließen. Ist zwar nur rein persönliche Erfahrung:
Im Betrieb habe ich kein Programmieren gelernt, das lag vor allem daran, dass ich im ersten Jahrgang des “neuen” Berufes war. Der Rahmenplan war also brand neu, zusätzlich hat der Betrieb vorher schlicht keine eigene IT ausgebildet. Entsprechend waren die Ausbilder auf andere Themen geschult und fixiert. Aber hey, immerhin kann ich nun wunderbar Klingeldraht bearbeiten, TAE Dosen verdrahten usw. Vorteil: Ich hab im Anschluss die Prüfung zum Systemelektroniker abgelegt, und hatte dadurch zwei Ausbildungen zum Zeitpreis von einer.

In der Berufsschule war es nicht anders. Es gab keine verpflichtende Programmiersprache, also habe ich alles in Pseudocode geschrieben. Klausuren laufen damit schneller und fehlerfreier. Also wozu unnötig verkomplizieren?
Es gab auch keine Abschlussarbeit, für die echter Code benötigt wurde.

Für die Abschlussprüfung musste ich dann tatsächlich ein paar Zeilen Code schreiben.
Wodurch mir dann endlich mal zugutekam: Ich hab mich für die Ausbildung beworben, weil ich schon programmieren konnte, es jedoch nicht vollständig verstand. Es ist eine Sache mit 10 Jahren in Basic erste Programme zu schreiben, eine ganz andere diese in einem betrieblichen Umfeld zu erstellen.

Fazit: Ausbildung verkürzt, zwei Abschlüsse “erarbeitet”, und danach nie wieder angefasst.
Bin stattdessen wieder in die nächste Ausbildung(en):
Einzelhandelskaufmann, im Anschluss noch Großhandel, dann Studium…

Und wo bin ich heute? Wie in der Werbung: Tja, jetzt bin ich der Großvater … ähm Ausbilder und bringe es den Leuten bei.

Franker

Das ist jetzt nichts wirklich Neues. Die meisten Leute frisch von der Uni sind schon immer sehr nutzlos und fachfremd, besonders in technischen Berufen, die sich schnell weiter entwickeln. Ein paar Jahre Berufserfahrung zum Eingliedern waren schon immer gängig, deshalb gab es ja irgendwann auch die Fachhochschule mit einem größeren Fokus auf die Praxis.

Aber gerade in der IT ist man auch angehalten, selbst Erfahrung außerhalb der Uni zu sammeln. Wer da nicht von Anfang an die Motivation hat, selbst etwas in der eigenen Freizeit zu entwickeln, oder sich in Open Source-Projekten zu beteiligen, hat eigentlich schon halb seinen Beruf verfehlt.

N0ma

Der vielbejubelte Bologna Prozess hat dazu geführt das Leute nur noch auswendig lernen müssen, sagen einige Professoren.

Phinphin

Ich hab vorher auf Diplom und Magister studiert und es war auch fast nur Auswendiglernerei.

Was früher besser war, war die Tatsache, dass man sich wirklich besser auf individuelle Interessen mit Schwerpunkten festlegen konnte und generell mehr Freiheiten hatte. Das Problem der großen Praxisferne war aber genauso vorhanden wie heute. Das ist ein grundsätzliches Problem, weil viele Hochschulen meinen, sie würden hier keine Leute für den Beruf in einem Unternehmen sondern stattdessen für einen Beruf in der Wissenschaft ausbilden. Man kann sich andererseits natürlich auch die Frage stellen, wieso solch praxisorientierten Berufe keine klassischen Ausbildungsberufe sind sondern zwingend ein Studium sein müssen.

N0ma

Ging wohl darum das statt Antworttexten eher auf multiple Choice gesetzt wird, wo man “nur” das richtige ankreuzen muss.

decipher2k

Wenn Multiple Choice Tests gut gemacht sind, kann man alleine schon durch die Tests vieles lernen. Das ist bei diesen verflixten “Trag hier ein, was du denkst. Gehe nicht über Los. Ziehe nicht 2000EUR ein” Tests nicht so.

Motzi

In dem Artikel geht es um US Colleges und Unis.
Da ist das System schon ewig so.

N0ma

von explizit US steht da nichts

Motzi

Sämtliche Reddit Threads auf die verwiesen wird wird beziehen sich auf US Colleges und Unis.

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