SciFi-MMO Star Citizen soll trotz 728 Millionen Dollar auf den Abgrund zusteuern

SciFi-MMO Star Citizen soll trotz 728 Millionen Dollar auf den Abgrund zusteuern

Ein neuer Bericht von Branchen-Insider Tom Henderson zeichnet ein düsteres Bild von Star Citizen, das nach zwölf Jahren Entwicklung und mehr als 728 Millionen US-Dollar an Crowdfunding-Einnahmen vor dem Ende stehen soll.

Was ist das für ein Bericht? Für den umfangreichen Artikel auf insider-gaming.com will der bekannte Branchen-Experte Tom Henderson mit mehr als einem Dutzend ehemaliger und aktueller Mitarbeiter von Cloud Imperium Games gesprochen haben.

Tom Henderson gilt als einer der zuverlässigsten Insider der Games-Industrie, der zudem zahlreiche Kontakte in der Branche hat. Dazu kommt, dass viele Berichte aus den vergangenen Jahren die aktuellen Vorwürfe unterstützen. Besonders die Exklusiv-Story von Forbes aus 2019 zeichnete ein übles Bild von Chris Roberts und die Art, wie an Star Citizen entwickelt wird.

Zuletzt kamen unter anderem die neuen Hangar-Features auf die Server von Star Citizen:

Die Geschichte wiederholt sich

Was berichtet der Insider? Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht:

  • Die Frustration im Entwickler-Team soll aktuell so groß wie noch nie zuvor sein.
  • Über die teils schlechte Bezahlung der Mitarbeiter berichtete MeinMMO schon vor Jahren. Die jüngsten Vorgaben für verpflichtende Überstunden vor der anstehenden CitizenCon sollen im Team für noch mehr Frust gesorgt haben.
  • Die meisten Gesprächspartner von Henderson sagen wohl, dass das Unternehmen zwingend eine Runderneuerung braucht, um überleben zu können. Einige Beschäftigte glauben sogar, dass man den Punkt erreicht habe, an dem es kein Zurück mehr gibt – aufgrund von Missmanagement und den absurd hohen Kosten führe der Weg unweigerlich in den Abgrund.
  • Laut des Berichts seien die enormen Einnahmen via Crowdfunding wahrscheinlich bald aufgebraucht. Mitarbeiter berichten, dass man in den vergangenen zwölf Monaten die Auswirkungen der wohl schwindenden Mittel zu spüren bekommen habe – geplante Lohnerhöhungen und Weiterentwicklungsmaßnahmen wurden wohl eingefroren.
  • Zudem sollen Anfang 2024 etwa 100 bis 150 Mitarbeiter entlassen worden sein. Wer sich weigerte, eine Vertraulichkeitsvereinbarung zu unterschreiben, soll damit unter Druck gesetzt worden sein, keine Form von Abfindung zu erhalten.
  • Die teils sehr niedrigen Gehälter sollen im krassen Gegensatz zu manch anderen Investitionen stehen, wie eine Kaffeebar, die einen großen Teil der 9. Etage im Studio in Manchester einnehmen soll. Dazu sollen enorme Ausgaben für maßgeschneiderte Möbel, überdimensionale Requisiten und kunstvolle Wandverkleidungen kommen. Ein Mitarbeiter beschreibt das als „eine Weltraumversion von Willy Wonkas Fabrik.“ Die Story von teuren Kunstwerken in den Büros von CIG aus dem August 2023 passt ins Bild.
  • Die Mitarbeiter bewerten die modifizierte Version der CryEngine, die für Star Citizen genutzt wird, als „Frankenstein“, mit dem man immer schwieriger arbeiten kann, weil immer neue Funktionen ergänzt werden.
  • Die unorthodoxen Entwicklungsprozesse von CIG sollen immer wieder zu weiteren Verzögerungen führen. Dazu gehört es wohl, dass der Chef höchstpersönlich, Chris Roberts, sich immer wieder in die kreativen Prozesse einbringt und Änderungen befiehlt, die oftmals wochenlange Probleme nach sich ziehen sollen.
  • Nicht selten betreffen diese Einmischungen laut den Quellen kleinste Details, die für die Spielerfahrung überhaupt keine Rolle spielen sollen, aber dennoch unfassbar viel Zeit schlucken.
  • Der Perfektionismus von Roberts und sein Führungsstil sollen zu einer der größten Belastungen für Star Citizen, Squadron 42 und CIG als Entwicklungsstudio geworden sein, so der Tenor.
  • Viele erfahrene Entwickler sollen das Unternehmen aufgrund all dieser Probleme über die Jahre hinweg verlassen haben. Neue, oft unerfahrene Entwickler wurden offenbar teils nur deswegen eingestellt, weil sie Fans von Star Citizen seien. Das aktuelle Team soll – trotz des eingangs beschriebenen Frusts – eine der stärksten kultartigen Mentalitäten in der gesamten Branche pflegen.

Derzeit sei es das Ziel, Squadron 42 schnellstmöglich live zu bringen, um durch die so erzielten Einnahmen die weitere Finanzierung von Star Citizen sichern zu können, so der Bericht weiter. Trotz der Ankündigung im vergangenen Jahr soll die Singleplayer-Erfahrung aber erst jetzt tatsächlich „Feature-fertig“ sein.

Die Quellen bestätigen darüber hinaus die Gerüchte, dass bei CIG derzeit an einem dritten Projekt gearbeitet wird, um eine weitere Säule für die Finanzierung zu schaffen.

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Wie reagiert die Community auf den neuen Bericht? Auf Reddit wird der Artikel von Tom Henderson bereits heiß diskutiert. Der Haupt-Thread hat bereits 1.061 Upvotes und mehr als 360 Kommentare.

  • DrPandemias schreibt (via Reddit): „Ein Streamer […] hat vor ein paar Tagen Star Citizen mit Leuten aus dem Chat gespielt. Er verbrachte 1 Stunde damit, über das Spiel und all die Details und die Immersion zu schwärmen. […] Er startete das Spiel, verbrachte etwa 10 Minuten auf dem Ladebildschirm, stürzte ab und wiederholte das 1 Stunde lang.“ Danach soll es zu vielen weiteren Problemen gekommen sein. Das Fazit des Spielers: Das ist eine teure Tech-Demo.
  • 0-99C kritisiert Chris Roberts (via Reddit): „Das letzte von ihm geleitete Spielestudio, Digital Anvil, hatte kein Geld mehr, weil es schlecht geführt wurde. Es musste von Microsoft gerettet werden, die es kauften und die Entwicklung von Freelancer übernahmen. Roberts wurde als CEO von Digital Anvil abgesetzt, der Umfang von Freelancer wurde reduziert […].“
  • littlechefdoughnuts nimmt es auf Reddit mit Humor: „Als ein früher Unterstützer, der schon vor Jahren aufgegeben hat, sich einen Dreck um ein fertiges Spiel zu scheren, ist der wahre Wert, den ich aus diesem Projekt ziehe, der, dass ich zusehe, wie es sich auflöst.“
  • baxte hat Erfahrungen mit dem Kult (via Reddit): „Ich kaufte das Spiel vor Jahren. Im Sub wollte ich über Ungereimtheiten und falsche Aussagen sprechen, doch da hieß es: Ich bin ein Entwickler und du liegst falsch. […] Ich begann, die Mentalität von Sekten zu verstehen. Ich poste dort nicht mehr. Es gibt keine Möglichkeit, die Anhänger zu beeinflussen.“

Wie bewertet ihr den Bericht von Tom Henderson? Seid ihr noch guter Dinge, dass Star Citizen und Squadron 42 in ihrer jeweiligen finalen Form erscheinen werden? Unterstützt ihr das Projekt vielleicht sogar aktuell? Oder seid ihr auch der Meinung, dass CIG bereits auf den Abgrund zurast? Verratet es in den Kommentaren! Mehr zum aktuellen Stand des Spiels: Das neue Update wird Star Citizen auf ein neues Level heben – und das ganze MMORPG-Genre gleich mit.

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Andy

Das wäre schon ein Knaller ,aber richtig erstaunt sollten wohl die Wenigsten sein ,wenn man das Projekt über den Zeitraum verfolgt hat.

pinaris1

Vielleicht würden weitere 728 Millionen helfen das Projekt noch zu retten. 😄

lIIIllIIlllIIlII

Ich glaube mehr Geld war das Problem, dass uns überhaupt hier her gebracht hat. Mit einem gedeckelten Budget hätten wir entweder schon ein Game oder es wäre schon tot.

Zumindest aber gäbe es ein stehendes Release Datum, nämlich spätestens der Tag, an dem das Geld weg ist. Und alles wäre auf diesen Tag geprimt.

Anstatt ein Game an dem selbst die Core Elemente wie Flugmodell und Netzcode nicht fertig sind.

Zuletzt bearbeitet vor 30 Minuten von lIIIllIIlllIIlII
K-ax85

Das “Mild Shock”-Meme trifft hier ins Schwarze. Seit Jahren wird es prophezeit: Chris Roberts ist doch bekannt für seine überzogenen Visionen und oft unrealistischen Versprechen. Schon frühere Projekte wie Freelancer und der missglückte Wing Commander Film zeigten dieses Muster.

Freelancer sollte ein revolutionäres Open-World-Weltraumspiel mit unendlicher Freiheit werden. Stattdessen kam nach jahrelangen Verzögerungen ein stark abgespecktes Spiel auf den Markt, das den ursprünglichen Versprechen kaum gerecht wurde. (War aber trotzdem ein sehr guter Titel)
Auch der Wing Commander Film von 1999, Roberts’ Versuch, im Filmbereich Fuß zu fassen, scheiterte künstlerisch und kommerziell – ein Beleg für seinen Hang, mehr zu wollen, als er umsetzen konnte.

Das gleiche Spiel wiederholt sich bei Star Citizen. Ursprünglich 2012 angekündigt, ist es inzwischen zu einem überambitionierten Dauerprojekt verkommen. Immer neue Features werden versprochen, aber selten geliefert. Roberts hat mehrfach unrealistische Fertigstellungsdaten genannt, nur um diese später wieder zu verschieben. Fans sehen zwar beeindruckende Trailer, doch ein fertiges Spiel bleibt in weiter Ferne.

Was bleibt, ist das Muster: große Visionen, viele Versprechen, aber am Ende wenig greifbare Resultate. Roberts’ Größenwahn zieht sich durch seine ganze Karriere und stellt erneut in Frage, ob Star Citizen jemals wirklich abgeschlossen wird. Ich persönlich glaube nicht daran.

Akuma

Ich muss da auch daran denken wie damals schon Origin Systems und Westwood flöten gegangen sind weil die einfach nur Geld verbrannt hatten und die Spiele entweder nicht voran kamen, miese Qualität hatten oder andere Probleme dabei.

Roberts war übrigens an noch mehr filmen als Produzent beteiligt unter anderem Lord of War, Outlander und weitere.

lrxg

Ich glaube, das Interview mit dem ehemaligen Westwood Chef hatte ich mal gelesen. Dort sagte er, dass das viele Geld von EA das Problem war. Mit begrenzten Ressourcen wurde fokusierter gearbeitet.

Akuma

Ja genau. EA hatte halt die Mittel geliefert, aber die Studios konnten damit nicht umgehen.

Peter Nuhn

Ich bin mir sicher, Fans werden das überhaupt nicht gerne lesen. Aber der Bericht zeichnet genau den Worst-Case des Projekts, den man seit Jahren im Hinterkopf hat, wenn man sich mit dem Spiel beschäftigt.

Die bauen eine irrsinnig große Struktur auf und setzen sich damit enorm unter Druck, dass sie das ganze Geld, was sie ausgeben, auch wieder einnehmen müssen. Und wenn der Geldstrom irgendwann mal versiegt – was dann? Investoren?

Zuletzt bearbeitet vor 1 Stunde von Schuhmann
lIIIllIIlllIIlII

Der Patch von gestern Nacht / heute Morgen ist leider auch wieder eine Katastrophe… es ist zum davon laufen.

Das die Kosten explodieren und die Einnahmen nicht Schritt halten können, war schon seit dem letzten Finanzbericht absehbar und hatte unter einem der anderen News thematisiert und vorgerechnet.

Ein Post im Spectrum darüber, in dem ich nachfragte ob ich einen Fehler gemacht habe wurde gelöscht und ich bekam einen Spectrum ban.

Keine Ahnung, das Game erzeugt einfach nur noch graue Haare, wenn ich noch welche hätte und zwar mehr als es wert ist. Ich glaube ich bin bei SC nur stecken geblieben, weil es auf Grund von persönlichen Ereignissen in der Vergangenheit ein andere emotionale Rolle für mich spielt als andere Games.

@Schuhmann
Ich habe von euch keine News zu dem Thema gesehen, daher hier ein Artikel Vorschlag.
Der EUGH hat geurteilt, dass Cheat-Software kein Urheberechtsverstoß darstellt.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Stunde von lIIIllIIlllIIlII
Akuma

Schick artikel-Vorschläge bitte einfach per mail. Wäre halt dennoch off-topic 🙂

N0ma

Ich bin völlig überrascht.

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