MMORPG-Spieler erzählt, wie er vor 20 Jahren einen Zwerg traf, an den er heute noch denkt

MMORPG-Spieler erzählt, wie er vor 20 Jahren einen Zwerg traf, an den er heute noch denkt

MeinMMO-Leser alf erzählte uns in einem Kommentar über seine Gaming-Freundschaft im MMORPG Lineage 2, die über den Tod hinaus bestehen bleibt.

Im Rahmen unserer “Find Your Next Game: Love Edition“-Woche haben wir unter einem Artikel einen Kommentar von unserem Leser alf erhalten, der über eine rührende Geschichte über eine Gaming-Freunschaft erzählt hat. Diese Geschichte möchten wir euch nicht vorenthalten.

“In meinem Clan waren 3 Freunde, die sich auch in RL kannten”

Das erzählt uns alf: Ich habe 2003 mit Lineage 2 angefangen, auf einem sogenannten “Free Server”. Der Server nannte sich Noobwars, ein griechischer L2-Server. Es gab dort 2 Lager: Griechen und Bulgaren, ein paar Deutsche und ein paar Spanier. Alles zusammen so um die 500 Spieler vielleicht.

Jede Seite machte natürlich ihre eigenen Clans und die Leute verteilten sich. Wir landeten in einem griechischen Clan. Wir konnten ein wenig Englisch, grade so genug, dass man sich unterhalten konnte und sich zusammenreimen konnte, was der andere gesagt hat.

In meinem Clan waren 3 Freunde, die sich auch in RL kannten. Ihre Namen waren Steris, Kologeros und Papoukas, 3 Zwerge. Der eine Crafter, die anderen beiden Spoiler. Wir rissen also immer Witze über diese Chars, weil die Zwerge in L2 halt wirklich wie Zwerge ausgesehen haben. Klein dick, und einen riesen langen Bart und einer dicken roten Nase.

Wir fingen also an, mit ihnen Zeit zu verbringen und lernten diese 3 Griechen immer besser kennen. Wir fanden heraus nach etlichen Monaten, dass Kologros und Steris Brüder waren und Papoukas ein Nachbarsjunge der beiden war.

Nach ein paar weiteren Wochen fanden wir dann heraus, dass Steris krank war. Er hatte Leukämie. Wir waren uns nicht sicher, was wir tun und wie wir uns verhalten sollten. Aber wir waren uns einig, dass wir ihn in Griechenland in seinem Krankenhaus besuchen wollten.

“Wir waren dort etwa 4 Stunden, dann mussten wir gehen”

Wir sind also freitags nach Darmstadt. Meine Schwester wohnte zu der Zeit in Grube Messel. Dann samstagmorgens zum Flughafen in Frankfurt und ab nach Griechenland. Als wir in Athen gelandet sind, haben wir Kologeros angerufen, der uns dann abholen kam und in unser Hotel brachte.

Von dort sind wir dann zu Steris ins Krankenhaus. Es war komisch, denn es war absolut nicht wie in Deutschland. Der Geruch war anders. Ihr kennt den Krankenhausgeruch? Dieses Unbehagen in der Nase durch das ganze sterile Zeugs? Den gab es dort nicht.

Steris war auch nicht alleine im Zimmer. Er war in einem “Sammelzimmer” mit 6 weiteren Personen. Ich kannte es von Deutschland bisher nur das immer 2 oder auch mal 3 auf einem Zimmer waren, aber 6? Das war schon komisch.

In der Mitte stand ein großer Tisch und daran Stühle, es gab eine Couch, einen Riesen-TV, eine “Küche”, wenn man das so sagen kann, wo sie Mikrowelle, Kaffeemaschine und so weiter hatten. Wir waren dort etwa 4 Stunden, dann mussten wir gehen. Aber wir hatten sehr viel Spaß dort mit Steris, Kolo und Papou. Auch Steris’ Eltern waren da und wir waren froh, dass seine Mutter Deutsch konnte. Ohne sie wären wir hilflos verloren gewesen.

“Bisher ist das meine schönste Erfahrung im Gaming, die ich gemacht habe”

Wir spielten weiterhin auf Noobwars und in derselben Gilde wie Kolo, Steris und Papou. Nach dem Sommer fiel uns auf, dass Steris immer seltener eingeloggt ist. Und eines Tages gar nicht mehr. Sein Bruder, Kologeros, auch nicht und Papou nur noch nachts.

Wir fragten, was los ist, aber uns war klar, was los ist. Steris starb im Alter von 23 Jahren an Leukämie am 16. August 2004. Wir flogen noch mal nach Griechenland zur Beerdigung. Seitdem treffen wir Kolo und Papou alle 2 oder 3 Jahre einmal in Deutschland.

Kologeros lebt mittlerweile hier und Papoukas studierte zu der Zeit an der Uni in Darmstadt. Beide haben damals den Server gekauft, auf dem die Chars von Steris sitzen. Sie haben ihn privat weiterlaufen lassen für uns 5. Und jedes Jahr zum Todestag von Steris loggen wir ein, sitzen in Giran bei seinen Chars und reden im Chat, erzählen uns, was so passiert ist, was wir so machen und gemacht haben.

Natürlich mittlerweile über TeamSpeak und wir trinken auch keine ingame “Bier” mehr, sondern echtes Bier. Aber noch heute halten wir Kontakt, telefonieren hin und wieder, treffen uns, loggen auf dem Server ein, der bei Kologeros im Keller steht.

Noch heute, fast 20 Jahre später sind wir Freunde, unsere Familien kennen sich, besuchen sich gegenseitig. 5 Freunde, die eigentlich mal zu sechst waren. Wir sind noch immer zu sechst.

Bisher ist das meine schönste Erfahrung, die ich gemacht habe, in Sachen Gaming.

Wir bedanken uns bei alf herzlich dafür, dass wir seine schöne Geschichte bei uns auf der Seite veröffentlichen durften. Wenn ihr selbst etwas Besonderes ingame erlebt habt oder jemanden kennt, schreibt uns eine Nachricht an [email protected].

Dieses Foto zeigt, dass Gamer zusammenstehen – Es geht um die Welt

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