Früher haben viele LoL in Deutschland übertragen, heute ist es nur einer – Wir sprechen mit Twitch-Streamer Tolkin und dem LEC-Chef

Früher haben viele LoL in Deutschland übertragen, heute ist es nur einer – Wir sprechen mit Twitch-Streamer Tolkin und dem LEC-Chef

Twitch-Streamer Tolkin ist aktuell der einzige deutschsprachige Content Creator, der die LEC von League of Legends Co-Streamen darf und löste damit viele vor ihm ab. In einem Interview mit ihm und dem LEC-Chef Artem Bykov sprechen wir über ihre Zusammenarbeit.

Der deutsche Twitch-Streamer Tolkin ist vor allem für seine Inhalte zu League of Legends bekannt. Wenn er nicht am Casten ist, ist er selber als aktiver Spieler mit seinem Team NNO unterwegs und konnte sich so seinen Traum erfüllen und gegen den weltweit besten Spieler antreten.

Anfang des Jahres wurde sein Kanal als einziger deutschsprachiger Feed für die LEC angekündigt. Damit löste er seinen alten Arbeitgeber Freaks4You und das Summoner’s Inn ab.

In einem Interview mit dem Streamer und LEC-Chef Artem Bykov sprechen wir über die Zusammenarbeit von ihm und Riot.

Tolkin war ein Perfect Match

In unserem Gespräch mit Artem Bykov fragten wir ihn, warum man sich überhaupt dazu entschlossen hat, die LEC auch von Content Creators streamen zu lassen und wollten seine Beweggründe erfahren. Artem betont hierbei, dass es vor allem darum geht, den Zuschauern ein bestmögliches Erlebnis zu liefern. Er hebt jedoch drei Gründe besonders hervor:

Wir sehen Co-Streaming als eine Möglichkeit, neue Fans für die LEC zu gewinnen, indem wir Menschen, die die LEC vielleicht zum ersten Mal über die Influencer sehen, die sie bereits verfolgen, ansprechen. Zudem möchten wir verstärkt mit Influencern zusammenarbeiten, die über die LEC berichten. Auch die LEC-Teams haben die Möglichkeit, die LEC zu co-streamen, und wir wollen ihnen die Gelegenheit geben, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Weiter fragten wir Artem Bykov, wie es dazu kam, sich im deutschen Raum für Tolkin als einzigen deutschsprachigen Feed zu entscheiden. Er verrät uns, dass dies für Riot eine ganz natürliche Entscheidung gewesen sei, da Tolkin bereits seit langer Zeit ein fester Bestandteil der Community ist:

Tolkin ist schon seit Langem ein geschätztes Mitglied unserer Community und genießt einen ausgezeichneten Ruf. Er schafft außergewöhnliche Inhalte, die wir gerne sehen, und zeigt eine große Leidenschaft für das Spiel. Daher war er ein natürlicher Kandidat für dieses Programm. Als wir ihm unsere Idee vorstellten, stellten wir schnell fest, dass unsere Werte und Visionen für Co-Streaming perfekt übereinstimmen. Es war einfach ein Perfect Match.

Zuschauer haben höhere Erwartungen als früher

Die Zuschauerzahlen von Tolkin sind seit seiner Zeit als Co-Streamer deutlich gestiegen. So sind seine durchschnittlichen Zuschauer im letzten halben Jahr im Vergleich zu den vorigen 6 Monaten über 45 % gestiegen (via Sullygnome).

Mit Tolkin sprechen wir darüber, was sich seitdem für ihn verändert hat und ob er einen Unterschied bei seinen Zuschauern bemerkt hat und vor allem, ob er das Gefühl hat, dass Zuschauer mittlerweile eine andere Erwartungshaltung an ihn haben. Diese Frage kann er klar bejahen, auch wenn er es als ein Kompliment sieht:

Ja, natürlich. Man möchte am Ende des Tages auch dafür sorgen, dass es für alle Beteiligten etwas Besonderes ist. Das ist nicht immer einfach und es ist auch vom Volumen her eine große Herausforderung, weil die LEC drei Splits und ein großes Finale hat. Es soll sich ja trotzdem besonders anfühlen. Das kann manchmal auch etwas Druck machen, besonders wenn Leute fragen: „Gibt es heute noch einen Gast?“ Die Zuschauer verlangen heutzutage mehr als früher. Das ist zwar ein Kompliment, weil sie Interesse an dem haben, was man macht, aber es kann auch Druck erzeugen, besonders an Tagen, an denen man sich vielleicht nicht so gut fühlt und lieber von zu Hause aus casten würde.

Weiter sprechen wir mit dem Streamer darüber, ob sich neben der wachsenden Community noch mehr verändert hat für ihn. Er verrät uns ehrlich, dass das Co-Streamen manchmal einen kleinen Nachteil mit sich bringen kann, was er vor allem in Turnieren merkt:

Ich spiele selber viel League of Legends, was einerseits gut ist, weil es den Druck nehmen kann, eine richtig hohe Elo erreichen zu müssen. Andererseits tut es auch ein bisschen weh. Wir hatten letztens ein Turnier mit NNO, und da hat man gesehen, dass ich, wenn ich nicht viel spiele, noch nicht so gut bin. Das hat mir aber auch neuen Ehrgeiz gegeben. Es geht ein bisschen gegen mein Ego, wenn ich nicht so gut performe, wie ich es könnte. Ansonsten kann ich aber viel LoL streamen, ohne es selbst spielen zu müssen, was cool ist, aber diesen Ehrgeiz auch als Nachteil wirken lässt.

Das Gefühl, manchmal noch nicht genug zu tun

Wir fragten Tolkin im Verlauf unseres Gesprächs, ob es etwas gab, womit er nicht gerechnet hatte, bevor er die LEC mit seinen Co-Streams unterstützte. Er erzählt uns, dass er sich einerseits geehrt fühlt, dass die Zuschauer so großes Interesse an ihm und den Streams haben, doch manchmal hat er das Gefühl, noch nicht genug zu tun:

Früher war es so: Man macht den Stream an und alle sind glücklich, egal, was kommt. Jetzt ist es so, dass die Leute permanent nachfragen: „Wann ist dies? Wann ist jenes?“ Einerseits ist es eine Ehre, weil es Interesse zeigt, aber andererseits gibt es mir manchmal das Gefühl, in diesem Moment noch nicht genug zu machen. Das ist nicht das, was die Leute sagen, aber es kommt manchmal ein bisschen so rüber, und das hatte ich vorher nicht erwartet.

Als wir mit Artem über Tolkin als Co-Streamer sprechen, kann er dies jedoch nicht bestätigen. In unserem Gespräch hebt er mehrfach hervor, wie beeindruckt er von Tolkins Engagement ist, da dieser sich ständig darum kümmert, neue Gäste zu organisieren. Mit diesem Umfang haben sie nicht gerechnet:

Eines meiner Highlights dieser Season ist, wie viele Gäste Tolkin in seinen Co-Streams integriert hat. Als wir dieses Programm gestartet haben, wussten wir, dass Gäste natürlich eine Option sind. Doch Tolkin hat regelmäßig Gäste eingeladen, seien es andere Influencer, Profi-Spieler oder Leute aus der Community. Zu sehen, wie oft er den Menschen aus der Community eine Stimme gibt, war für mich das große Highlight.

Die LEC hängt von Persönlichkeiten der Szene ab

Im weiteren Verlauf unseres Gespräches fragen wir Tolkin, wie er den E-Sport in League of Legends durch seine Co-Streams beeinflusst. Er meint, dass es vor allem die Persönlichkeiten der Caster und Spieler sind, die die Zuschauer an die LEC binden und eine Interaktion mit den Zuschauern wichtig ist:

Ich habe das Gefühl, dass vieles von der LEC von den Persönlichkeiten abhängt, die über die Jahre weniger geworden sind – einige Spieler und Caster sind weg. Auch im deutschen Raum haben wir eine Entwicklung erlebt, bei der viele die Szene verlassen haben. Dass die Zuschauer sich aber an jemanden knüpfen können, der eine Passion dafür hat oder mit dem sie sich identifizieren können, ist cool. Deswegen denke ich, dass Co-Streams generell so erfolgreich sind, auch außerhalb von League. Ich finde es großartig, den Leuten ein interaktives Produkt zu bieten, weil man den Chat währenddessen lesen und auf die Zuschauer eingehen kann, anstatt ein Fernsehprodukt zu liefern, bei dem man gar nicht auf den Chat eingehen kann.

In Zukunft könnte es weitere Co-Streamer in Deutschland geben

Zuletzt sprechen wir mit beiden über die Zukunft der LEC und der Co-Streams. Wir fragen, ob sie es für realistisch halten, dass es in Deutschland neben Tolkin noch einen weiteren Co-Streamer geben könnte. Tolkin macht deutlich, dass er sich sehr darüber freuen würde und sieht nur Vorteile darin, weitere Co-Streamer in Deutschland zu haben:

Ich denke, mehr Co-Streamer könnten richtig cool sein. Die Leute könnten sich dann aussuchen, wo sie das E-Sport-Produkt mit welchem Commentary gucken wollen, und die Streamer könnten so auch untereinander etwas machen. Ich hatte manchmal das Problem, Gäste zu bekommen, weil ich der Einzige war und sie es nicht selbst streamen konnten. Ich sehe keinen negativen Aspekt daran, mehr Co-Streamer zu haben.

Auch Artem Bykov schließt es für die Zukunft nicht aus, dass es in Deutschland neben Tolkin noch weitere Co-Streamer geben könnte. Er betont jedoch, dass sie keinen Druck haben, die Anzahl der Co-Streamer zu steigern, und dass sich die richtige Möglichkeit dafür ergeben müsse:

Co-Streaming ist ein Erfolg für uns. Es ist ein sich entwickelndes Programm, und wir planen, es in Zukunft zu erweitern. Wir stehen nicht unter dem Druck, die Anzahl der Co-Streamer von Jahr zu Jahr zu erhöhen. Vielleicht finden wir einen Markt oder eine Region, in der wir das Gefühl haben, dass unsere Fans unterversorgt sind. Wenn es dann einen passenden Creator gibt, der von der Community geliebt und respektiert wird, und wir eine gute Übereinstimmung sehen, könnte das eine Option sein.

Für Deutschland, aber auch für alle anderen Sprachen, gilt: Es sind alles non-exklusive Verträge. Wir können also jederzeit entscheiden, ob wir mehr Co-Streamer für ein Land haben möchten oder nicht. Wenn wir das Gefühl haben, dass sich eine tolle Möglichkeit ergibt, ein neues Gesicht zu zeigen, ist das definitiv eine Option.

Tolkin hat bereits vor seinen Co-Streams der LEC weitere E-Sport-Events Co-Streamen dürfen. Eines der größten Matches im letzten Jahr brachte ihn dabei an seine Grenzen. Welches Match das war und warum es Tolkin zum Zittern brachte, lest ihr hier: LoL: Das größte Spiel 2023 bringt deutschen Caster auf Twitch über die Grenze – „Ich zitter die ganze Zeit“

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