Die Twitch-Streamerin Madison „Suop“ Reeve war als Social-Media-Managerin für den bekannten YouTube-Kanal Linus Tech Tips tätig. Jetzt berichtet sie von den verheerenden Arbeitsbedingungen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 16. August 2023. Wir haben ihn am 17. August um ein Statement von LMG, der Firma hinter Linus Tech Tips, ergänzt.
Was ist die aktuelle Situation? Am 14. August veröffentlichte Gamers Nexus, ein Tech-Kanal mit Fokus auf Reviews von Computer-Hardware, ein Video, in dem schwere Vorwürfe gegen Linus Tech Tips und den Gründer des Kanals, Linus Sebastian, erhoben wurden.
Mit über 15 Millionen Abonnenten gehört LTT zu den bekanntesten Tech-Kanälen. Fast täglich werden dort neue Videos gepostet, zudem werden 5 weitere Kanäle bespielt. Dieser hohe Output führt laut Gamers Nexus dazu, dass unsauber gearbeitet wird und fehlerhafte Informationen in den Videos landen.
Alles zu den Vorwürfen könnt ihr hier nachlesen:
Was ist die aktuelle Entwicklung? Auf die Vorwürfe reagierte Linus Sebastian zunächst mit einem schriftlichen Statement. Kurz darauf erschien ein Video auf dem LTT-Kanal, in dem sich einige hochrangige Team-Mitglieder für die Situation entschuldigen und erklären, wie es weitergehen soll.
Doch in der Zwischenzeit kommen immer mehr Vorwürfe auf. Eine Ex-Mitarbeiterin zeichnete in einem Twitter-Thread das Bild eines toxischen Arbeitsplatzes.
Hinweis: Madison „Suop“ Reeve nutzt die Pronomen she/they.
Ex-Mitarbeiterin sagt: hohes Arbeitspensum, toxisches Umfeld
Was sagt die ehemalige Mitarbeiterin? Madison „Suop“ Reeve, die eigenen Content auf YouTube produziert und auf Twitch streamt, war bis Ende 2021 Social-Media-Manager für die Linus Media Group gewesen, welche hinter dem Kanal steht.
Den Job habe sie aufgegeben, weil er ihre psychische Gesundheit ruinierte, so Reeve. In einem langen und ausführlichen Thread beschreibt sie ihre Erfahrungen im Team.
Den Beginn des Threads findet ihr hier:
Sie berichtet von einem hohen Arbeitspensum: Mittlerweile sei offenbar ein ganzes Team für die Arbeit verantwortlich, die von ihr als Einzelperson erwartet wurde. Zudem spricht sie von extremem Micro-Management.
Im Team habe ein „Grindset“ vorgeherrscht, das keine freien Tage zuließ. Selbst Krankmeldungen seien unerwünscht gewesen. Reeve sagt, sie habe sich selbst schwer genug verletzt, um einen Trip in die Notaufnahme zu rechtfertigen. Das sei der einzige Weg, den sie gesehen habe, einen freien Tag zu bekommen, ohne über den Grund ausgequetscht zu werden.
Darüber hinaus sei sie herablassend behandelt worden. Man habe ihre Arbeit schlechtgeredet und sie als „inkompetent“ bezeichnet. Reeve sah sich einer toxischen Arbeits-Atmosphäre ausgesetzt, doch ihre Versuche, sich zur Wehr zu setzen, hätten nur zu einer Verschlimmerung der Zustände geführt.
„Wir sind stolz darauf, ein sicheres und inklusives Umfeld zu wahren“, so Tong. Die Personalabteilung werde eine gründliche Bewertung der Vorwürfe vornehmen.
Zudem wolle man einen externen Ermittler mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragen. Die LMG verpflichtet sich darüber hinaus, die Ergebnisse dieser Untersuchung zu veröffentlichen sowie etwaige daraus resultierende korrektive Maßnahmen zu ergreifen.
Linus Tech Tips hat die neuen Vorwürfe bislang nicht öffentlich angesprochen. In dem 20-minütigen Entschuldigungs-Video wird jedoch davon gesprochen, dass der hohe Content-Output auf die Anfangszeiten des Kanals zurückzuführen sei.
Heutzutage könne man es sich eigentlich leisten, den Output herunterzufahren, da man nicht mehr „ums Überleben kämpfe“. Anfangs sei das jedoch anders gewesen. Diese Art der „Selbstausbeutung“ kann bei vielen Content Creatorn beobachtet werden, die ihre Online-Karriere ins Rollen bringen wollen.
Es scheint, als sei diese Einstellung bei Linus Tech Tips jedoch aufs gesamte Team übertragen worden.
Update, 17.8, 11:50 Uhr: Mittlerweile hat sich die ehemalige Mitarbeiterin zu dem Statement des CEOs geäußert:
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Anstelle zu kündigen hält sie krampfhaft an dem Arbeitgeber fest und denkt vermutlich das sei das Ende der Welt. Dabei ist es doch so schließt sich eine Tür öffnet sich eine andere. Hab schon es schon so oft erlebt (im Bekanntenkreis) das diejenigen die ihren Arbeitsplatz verloren und am Ende sogar einen besseren (mehr Urlaub, mehr Gehalt, besser Arbeitszeiten) neuen gefunden haben. Gerade in den USA ist es eigentlich gang und gebe den Arbeitgeber zu wechseln (ist auch deutlich einfacher als wie in z.b. Deutschland, durch zu Stenge Gesetze wird am Ende verhindert das z.b. ein Mensch mit 50+ überhaupt noch ein Arbeitsplatz findet)
Auch in Kanada, in dem fall hier, kündigst du nicht so schnell ohne was anderes zu haben und save zu sein.
Was Sie im übrigen auch gemacht hat, Sie hat sich ja was neues gesucht.
Das ist wirklich völliger Humbug.
Das hat aber nichts mit Linus zu tun, sondern das sind die allgemeinen Arbeitsbedingungen in den USA. Arbeiten arbeiten arbeiten um Grad so über die Runden zu kommen. Gesetzlicher Urlaub ? Pffft wenn du Glück hast 2 oder 3 Tage.
Bezahlte Krankheitstage? Niemals.
Arbeitsbedingungen in Kanada!
LTT sitzt in Kanada. Trotzdem merkt man da dann doch wie viel uns in Deutschland dann doch irgendwann “erkämpft” wurde. Freiwillig sind die Arbeitsbedingungen bei uns ja auch nicht entstanden 😂
Mal schauen, wie lang das bei uns so bleibt, gibt ja genug Gegner von “Work&Life”-Balance. Aber da driften wir dann auch schon schnell in gesamtgesellschaftliche Probleme ab.
Ich denke bei LTT hat das viel mit einer kranken Arbeitseinstellung zu tun. Wer sich als Youtuber Jahre wenn nicht Jahrzehnte in dem extrem kompetitiven Umfeld halten konnte, braucht schon ein gewisses Maß an Selbstaufgabe und Hingabe für den “Job”. Oft übertragen Führungskräfte ihre Vorstellung dann auf Angestellte und sind verwundert, dass diese eben nicht 16 Stunden und am Wochenende für das Unternehmen arbeiten wollen.
Ich sach ja immer, Unternehmensanteile in Mitarbeiterhände, dann klappts plötzlich auch mit der Motivation. Oder eben damit Leben, dass man als Arbeitgeber Geld gegen Zeit und nicht gegen Begeisterung und Selbstaufgabe tauscht.
Es ist für mich immer wieder erstaunlich was Leute mit sich machen lassen nur um ihre Karriere nicht zu gefährden. Da setzt ja regelrecht der Selbsterhaltungstrieb aus.
Tja, als junger Mensch in einem fremden Land im ersten Anstellungsverhältnis, dass nach außen hin als große Chance wirkt, ist man schnell eingeschüchtert.
Von möglichen Arbeitsvisums-Abhängigkeiten mal ganz zu schweigen. In Kanada kann eine Arbeitserlaubnis auf einen Arbeitgeber direkt bezogen sein. Ergo, wirst du gefeuert kannst dir nicht mal eben was neues suchen und ohne Arbeit sieht´s dann mit dem Arbeitsvisum auch nich mehr so rosig aus.
Als Außenstehender und ohne die Schilderung der Gegenseite, enthalte ich mich der Bewertung von Madisons Schilderung.
Wer die Story von Madisons Einstellung verfolgt hat, kann aber zumindest erahnen, dass ihr Einstieg von Anfang an relativ schwierig gewesen sein könnte.
Madison ist ursprünglich in einem Video von LTT zum ersten Mal aufgetaucht, in dem Linus mit ihr zusammen für sich einen PC zusammengebaut durfte. Eine Videoserie für deren Teilnahme man sich mit einem Video bewerben durfte. Madison ist in besagtem LTT-Video relativ schlagfertig und hat damals die Herzen der Community erobert. Als kurz darauf für LTT eine Stelle im Social Media Team gesucht wurde, hat ein Großteil der Community relativ laut die Anstellung von Madison eingefordert. Für LTT sicher eine PR-starke Idee, trotzdem hat man lange gezögert. Man muss aber davon ausgehen, dass die Einstellung nicht eignungsbedingt getroffen wurde.
Dass daraus Probleme entstehen, kann man sich vorstellen. Die Erwartungen an einen neuen Mitarbeiter bleiben ja bestehen, wurde doch jemand gezielt für einen Aufgabenbereich gesucht. Ergo von Beginn an ein Spannungsverhältnis. Dass die Mitarbeiter, die in einem so “hyperdynamischen Arbeitsumfeld” arbeiten müssen, ihr nicht direkt respektvoll gegenüber getreten sind, kann man sich leider lebhaft vorstellen.
All das kann und darf in keiner Weise als entschuldigend oder mildernd ausgelegt werden, zeigt aber an wie vielen Stellen Probleme entstanden sein können.
Man muss sich aber auch vor einer Hexenjagd hüten, natürlich traut man jemandem dem ein Fehlverhalten nachgewiesen wird auch gerne weiteres Fehlverhalten zu, fair ist eine Vorverurteilung deswegen aber nicht. Und wer sich über fehlende Ethik bei LTT echauffieren möchte, sollte zumindest die Unschuldsvermutung nicht aus dem Auge verlieren.
Von der Arbeitssituation Madisons mal abgesehen [es gibt btw. eine kurze formale Stellungnahme von LTT (YT: Philip DeFranco berichtete)], zeigt die allgemeine Entwicklung von LTT wie sich wirtschaftlicher Erfolg verselbstständigen kann und Erfolgsdruck ein toxisches Arbeitsklima erschaffen kann. Die Plattform Youtube ist dabei ein nicht zu unterschätzender Brandbeschleuniger.
Wetten, im internen Prüfbericht wird nachher drin stehen an den Vorwürfen sei nichts dran und alles ist in Ordnung
sry aber wie dumm ist die? man muss sich nicht rechtfertigen wenn man mal einen tag krank ist einfach email an arbeitgeber schicken und fertig, man muss sich nicht gleich ein messer in den bauch rammen … loool.
Als außen stehender ist es relativ einfach über so etwas zu Urteilen. Aber mit “dumm” hat das sicherlich nichts zu tun.
Ist leider nicht überall so praktikabel wie in bei uns In Deutschland wo du schlichtweg nichts sagen musst außer “bin krank”. In Kanada oder USA ist das leider was anderes.
Ich würde darüber daher nicht urteilen, schlimm genug das Sie es machen musste bzw. sich dazu gezwungen sah.
Mach das doch mal, wenn du 3 Tage (wie zB. in Washington DC; oder im Bundesstaat New York sammelst du pro 30 voll gearbeiteten Stunden 1h “sick leave”, bis zu maximal 40 Stunden im Jahr) “sick leave” pro Jahr hast und “der Rest” ist, wenn du Glück hast (und im richtigen Bundesstaat wohnst oder einen sozialeren Arbeitgeber hast), unbezahlt und wenn du Pech hast, ein Kündigungsgrund.
Oder, wenn, wie in Kanada, deine Arbeitserlaubnis, wenn du nicht kanadischer Staatsbürger bist, von deinem Arbeitgeber bezogen wird und du, wenn du bei ihm nicht arbeitest, wieder dorthin zurück darfst, wo du hergekommen bist.
Viele von uns Europäern (auch nicht alle) sind bezüglich Kündigungsschutz und ähnliches ziemlich privilegiert, das sollten wir deshalb nicht als Bewertungsmaßstab hernehmen.
Sehr erschreckend, wenn der Druck und die Belastung so hoch sind, dass ein Mitarbeiter so weit geht und sich selber verletzt.
Sie musste den Job eines ganzen Team alleine erledigen und wurde noch mies geredet.
Ich gehe mal davon aus, dass man erst ein Team eingesetzt hat nachdem sie das Handtuch schmiss.
So verheizt man Leute die wahrscheinlich hervorragende Arbeit geleistet hätten, wenn man etwas Rücksicht genommen hätte.
Miese Nummer
Und in den (neueren) Kommentaren hier heißt es natürlich nur wieder: SIE ist (selber) schuld.
Einfach nur erbärmlich, manche Menschen, die sowas dann immer herumdrehen.
Schade eigentlich.
Mochte Linus damals echt gerne.
Mittlerweile schaue ich mir für Tech Reviews aber auch lieber Gamers Nexus an.
Großartige Tests und find den Typen super sympatisch
Der Channel ist auch einfach nur ekelig geworden, bait und Werbung all over the place. Objektiv und Qualitäts Journalismus fehl am Platze, nur noch eine tonne Müll.
dafür stehen sie ja auch derzeit zurecht in der Kritik. Mal die richtige Zeit die Abo Liste auszumisten.