In meinem Lieblingsspiel versklave ich Kinder und lass sie in Minen arbeiten

In meinem Lieblingsspiel versklave ich Kinder und lass sie in Minen arbeiten

Cortyn versinkt aktuell in RimWorld, versklavt Kinder, hasst Männer und unterjocht alle mit Gedankenkontrolle. Ein tolles Spiel.

Wenn ich gerade nicht in World of Warcraft versinke oder mir in Overwatch 2 einbilde, dass ich ganz bestimmt irgendwann gut werde, widme ich mich gern angenehmen Singleplayer-Spielen, in denen man Stunden und Tage versumpfen kann. Also genau das richtige, um die Zeit zwischen den Jahren zu füllen.

Mir ist klar, dass ich bei RimWorld ein bisschen „zu spät zur Party“ bin, immerhin ist das Spiel schon ziemlich lange draußen. Bisher habe ich solche Spiele auch eher gemieden, doch eine Freundin hatte mich davon überzeugt, dem Spiel eine Chance zu geben – und das war eine verdammt gute Entscheidung.

Um es kurz zusammenzufassen: RimWorld ist eine „Kolonie-Simulation“. Ihr stürzt auf einem fremden Planeten mit einigen Personen ab und müsst euch aus wenigen Ressourcen ein Lager errichten, Forschung betreiben und immer mehr Besitz anhäufen, um eines Tages vielleicht zu den Sternen zurückkehren zu können – oder um einfach den ganzen Planeten zu unterjochen. Alle Details zu erklären, wäre vermutlich viel zu umfangreich.

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Die Kolonie der Succubiten

Lasst mich euch von meiner Kolonie erzählen. Wie üblich beginne ich mit drei Kolonisten, bei denen ich einige Male auf „zufällig generieren“ klicke, bis ich drei halbwegs unterschiedliche Charaktere habe – oder eben welche, die amüsant gut zusammenpassen.

Darf ich präsentieren? Meine Dreiergruppe aus Frauen, die nun Geschichte schreiben werden:

  • Cortyn: Eine Frau mit hoher Intelligenz (Bescheidenheit war schon immer mein Steckenpferd), einer Leidenschaft fürs Konstruieren von Gebäuden, die zudem gerne kocht, aber niemals niedere Arbeiten verrichten oder jemanden verarzten wird. Außerdem hat sie die Eigenschaft „Makaber“.
  • Bettevere: Eine junge Frau mit einer Berufung für künstlerische Tätigkeiten und hoher Sozialkompetenz. Außerdem hasst sie Männer.
  • Carolyn: Eine schon etwas betagtere Frau mit dem Nachteil „sehr hässlich“, die aber eine große Leidenschaft für Medizin hat, einen guten Anfangswert im Bergbau und auch mit Pflanzen solide umgehen kann.

RimWorld beginnt immer damit, dass die drei Kolonisten an einem Ort meiner Wahl abstürzen. Ich wähle also ein halbwegs bewohnbares Gebiet, lasse die Rettungskapseln dort einschlagen.

Die ersten 10 Minuten in einer Partie RimWorld verbringt man mit den „langweiligen“ Einstellungen. Ich lege fest, wer für welche Arbeiten verantwortlich sein wird und mit welcher Priorität diese abgehandelt werden sollen. So stelle ich etwa ein, dass Feuer immer mit höchster Priorität gelöscht werden müssen, dicht gefolgt von der Versorgung Verwundeter. Danach erstelle ich genauere Prioritäten für die einzelnen Kolonisten.

  • So soll meine Cortyn etwa Bauaufträge immer als Erstes bearbeiten, sich danach auf das Kochen konzentrieren.
  • Bettevere übernimmt das Herstellen von Gegenständen, trägt notwendige Materialien von A nach B und kümmert sich um das Putzen.
  • Carolyn soll in den Minen schuften, die Felder bestellen und, falls notwendig, die medizinische Versorgung übernehmen.

Viele Feineinstellungen werden noch vorgenommen:

  • Welches Essen sollen die Kolonisten essen?
  • Dürfen Drogen frei konsumiert werden?
  • Welche Waffen benutzen die einzelnen Charaktere?
  • Was für Medizin tragen sie mit sich?
  • Zu welcher Zeit wird geschlafen und zu welcher gearbeitet?

Es ist sinnvoll, das zu Beginn einmal umfassend einzustellen, um danach erstmal Ruhe zu haben.

RimWorld Kolonie Massaker
Eine meiner gescheiterten Kolonien – 2 Tiere (unten rechts im Bild) sind Amok gelaufen und haben fast alle zerfleischt.

Nachdem die Aufgaben verteilt sind, geht es rasch voran. Die Materialien vom Absturz werden zusammengetragen, während mit dem Fällen von Bäumen begonnen wird, damit das erste Haus konstruiert werden kann.

  • Nach einem Tag steht die erste Unterkunft.
  • An Tag 2 hat jede Frau ein eigenes Bett, ein eigenes Zimmer und sogar Licht.
  • An Tag 3 ist das erste Kartoffelfeld bestellt. Außerdem entscheidet meine Kolonie, dass Cortyn eine gute Anführerin ist (natürlich ist sie das!) und man sich künftig „Succubiten“ nennt.
  • An Tag 4 beginnt die Forschung an Elektrizität und eine Küche wird gebaut.

So wächst und gedeiht meine Kolonie langsam, aber sicher. Ich mache das nicht zum ersten Mal, daher bin ich ein bisschen zügiger unterwegs. Rasch habe ich Technik erforscht, um etwa Solarenergie in Batterien zu speichern, mir eine Kühlkammer für die Konservierung von Essen zu erschaffen oder auch Heizungen zu installieren, da der Winter bereits naht.

Gehorsam durch Gedankenkontrolle

Die Aufgaben sind gut verteilt, es „läuft bei mir“, bis ich endlich eine Quest bekomme. Ich soll einen Gefangenen für ein in der Nähe angesiedeltes Imperium ein paar Tage lang verwahren. Als Belohnung gibt es Ehre und damit einen Titel, der auch „Psy-Kräfte“ mit sich bringt.

Ein paar Tage nach vorn geskippt:

Ich habe viele Missionen für das Imperium angenommen. Sklaven bewacht, wichtige Anführer bei Angriffen unterstützt oder Flüchtlingen Unterschlupf geboten und sie haben mich dafür mit Ehre überschüttet.

Das gab meiner Cortyn verschiedene Titel und gleichzeitig auch Psy-Kräfte. Das ist quasi sowas wie Magie in RimWorld. Welche Psy-Kräfte man erhält, ist dabei zufällig, aber es hätte besser nicht laufen können. Denn anstatt irgendwelche sinnvollen Kampf-Fähigkeiten zu bekommen, hat Cortyn Fähigkeiten erhalten, wie es sich für die Anführerin der Succubiten gehört:

  • Wort der Liebe: Ein Kolonist verliebt sich in einen anderen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Beziehung führt.
  • Wort der Freude: Ein Kolonist ist für 7 Tage sehr glücklich und daher arbeitswillig, verliert in der Zeit aber 20 % Bewusstsein.

Ab jetzt konnte Cortyn einfach jede schlechte Laune mit „Magie“ unterdrücken. Die Moral im Lager wurde hochgehalten, aber meine kleine Herrscherin wurde immer arroganter. Sie arbeitete selbst zunehmend weniger, wollte nur noch feinstes Essen und meditierte lieber auf ihrem Thron (ja, sie wollte einen Thron).

Oder um das anders auszudrücken: Cortyn wurde zur diktatorischen Alleinherrscherin, die aufmüpfiges Verhalten einfach wegzauberte.

Ein flüchtiges Kind wurde kurzerhand im Lager aufgenommen. Leider war das ein Junge und das würde langfristig zu Problemen mit Bettevere führen, denn die hasst Männer. Also wurde nach Einbeziehung aller relevanten Stimmen (= der Frauen) entschieden, das Kind erstmal zu versklaven und zur Minen- und Feldarbeit zu verdonnern. Immerhin hatte das Kind niedrige Erwartungen und sogar eine Leidenschaft für Pflanzen. Da war ich ja fast schon freundlich.

Die Männerfeindlichkeit in der Kolonie wurde übrigens größer und breitete sich auch auf Cortyn aus. Daher wurde dem Jungen auch kein Name zuteil. Er blieb einfach „das Kind“ und befand sich nun auf einer steilen Karriere zum besten Landwirt und Minenarbeiter – zumindest, wenn man von so unwichtigen Details wie „Lohn“, „Freizeit“ oder „ein warmes Bett“ absieht.

Ein jähes Ende – Wenn es schiefgeht, dann richtig

RimWorld ist eines dieser Spiele, bei denen man auch nach Dutzenden Stunden noch nicht ausgelernt hat und immer wieder etwas Neues erfährt. Meistens dann, weil etwas spontan und gehörig schiefläuft. So erging es mir dann auch bei den Succubisten.

Denn während sich meine Cortyn den halben Tag auf dem Thron in ihrer (magisch erzwungenen) unangefochtenen Erhabenheit suhlte, gelang die Formung des Kindes immer rascher. Die ununterbrochene Feldarbeit und das Buddeln in den Minen brachte schnelle Fortschritte, sodass das Kind schon bald die Erwachsenen in ihren Bereichen ablösen konnte. Keiner konnte schneller Kartoffeln ernten und niemand war besser darin, Steine aus dem Weg zu räumen und Erze abzutragen.

Doch der Machthunger meiner Herrscherin bereitete andere Probleme. Denn mit steigender Kraft wollte meine Cortyn auch mehr Exklusivität. Einen größeren, prunkvolleren Thronraum, der andere vor Neid erblassen lässt.

Gut, daran kann man arbeiten. Also ordnete ich an, dass ein kleiner Berg unweit des Lagers abgetragen werden sollte. Ich brauchte Platz für meinen neuen Thronraum, also sollte Platz geschaffen werden.

Das Kind und Carolyn machten sich an die Arbeit und bohrten sich immer weiter durch den Stein. Während ich bereits bei Bettevere mehrere Statuen zur Lobpreisung von Cortyns Herrlichkeit in Auftrag gab, ertönte plötzlich das Alarm-Geräusch, zusammen mit mehreren Meldungen:

  • „Kolonist benötigt Rettung: Carolyn“
  • „Ritualmöglichkeit: Bestattung des Kindes“.

Was.

Ein wenig ungläubig pausierte ich das Spiel, ließ ich die Kamera zum Berg fahren und versuchte zu begreifen, was eigentlich vorgefallen war. Der Berg, den ich meinen beiden fleißigen Minenarbeiter abbauen ließ, ist über den beiden eingestürzt. Das Kind wurde komplett vom Fels zerschmettert, ein Leichnam kann nicht geborgen werden. Carolyn hat den Vorfall zwar überlebt, ist aber am Verbluten – und war der einzige Arzt im Lager.

Offenbar hat RimWorld in den letzten 20 Stunden vergessen, mir mal zu erklären, dass Berge einstürzen können, wenn man sie nicht genügend mit Pfeilern stützt und von innen aushöhlt. Gut, das ist – so im Nachhinein betrachtet – durchaus logisch, aber gewusst hatte ich das nicht.

Wieder etwas gelernt und es musste nur ein Kind dafür sterben. Fairer Tausch.

Gerade der letzte DLC brachte noch viel mehr abgedrehte Möglichkeiten nach RimWorld:

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Nach einem tiefen Atemzug finde ich mich damit ab, dass das Kind verloren ist und damit auch meine Pläne, ihn später zu einem vollwertigen Arbeitssklaven zu machen. Zumindest Carolyn kann ich vielleicht retten. Also schicke ich Bettevere los, um die alte Frau zu bergen und zu verarzten.

Doch RimWorld wäre ja nicht RimWorld, wenn es das einfach so zulassen würde. Auf halbem Weg zur Rettungsaktion tönt schon die nächste Nachricht: „Überfall!“

Natürlich. Natürlich greifen mich jetzt 4 Raider mit Sturmgewehren und Granaten an, die auch noch gefährlich nahe an dem eingestürzten Berg die Karte betreten und ihren Angriff sofort beginnen. Im Kopf überschlage ich, ob ich die Lage noch irgendwie retten kann. Mit etwas Glück würde Bettevere Carolyn rechtzeitig erreichen und auch Cortyn dort ankommen, um Verstärkungen vom Imperium zu rufen – die waren mir noch einen Gefallen schuldig.

Aber „Glück“ ist definitiv etwas, auf das man sich in RimWorld nicht verlassen sollte. Zwar erreicht Bettevere Carolyn noch und kann sie auch aufheben, aber die Angreifer sind bereits zu nah. Gewehrkugeln fliegen Bettevere um die Ohren und sie geht kurz vor Cortyn zu Boden, ist sofort tot. Carolyn fällt dabei Bettevere aus den Armen und verblutet eine Sekunde später zu den Füßen ihrer großen Herrscherin.

Für einen kurzen Augenblick sehe ich noch den positiven Zustand bei Cortyn, denn ihre “Makaber”-Eigenschaft kommt zum Einsatz: „Ich habe heute eine Leiche gesehen. Das ist so aufregend!“ Das erhöht ihr Gemüt um 20 Punkte und macht sie sehr zufrieden.

Ist vermutlich auch besser so, denn der nächste Schuss aus dem Sturmgewehr des Angreifers ist ein Kopfschuss und beendet das Dasein meiner kleinen Kolonie, in die ich über 20 Stunden gesteckt hatte.

Ich liebe dieses Spiel und hasse es gleichermaßen so sehr. Ein Aufbauspiel mit Zufallsfaktoren, die gleichzeitig so lustige, spannende und geniale Geschichten erschaffen, die auf der anderen Seite niederschmetternd und frustrierend sein können. Ich glaube, davon werde ich nie genug bekommen.

Und natürlich werde ich in meiner nächsten Kolonie nicht solche Fehler machen … ganz bestimmt.

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VonGestern

Ich würde gerne in eines dieser Spiele eintauchen: RimWorld und DwarfFortress. Kann mich aber nicht entscheiden. Beides kommt nicht infrage, eins muss reichen. Aber welches??

Was meint ihr? RIM WORLD oder DWARF FORTRESS?

Peter Nuhn

Nimm RimWorld. Wenn dir das gefällt, kannst du dir später immer noch Dwarf Fortress anschauen und der Einstieg wird dir dann deutlich leichter fallen.

Also RimWorld ist schon deutlich einsteigerfreundlich, denke ich.

VonGestern

Danke!

Ueyama

RimWorld. Auf jeden Fall.

VonGestern

Ok.

Nexis

Es gäbe noch ein Spiel das Rimworld ähnlich ist: Stranded : Alien Dawn

Ist wie Rimworld trifft Sims 😉

Aber da ich nur Rimworld kenne und das Dwarf nicht, kann ich nur Rimworld empfehlen 🙂

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