Über 30 Stunden war eine der beliebtesten Websites für Fangeschichten aufgrund eines Hackerangriffs offline. Die Gründe dafür sind bizarr.
Am 10. und 11. Juli 2023 war die Website „Archives of our Own“ für etwa 30 Stunden offline. Grund dafür war eine DDOS-Attacke. Die Hackergruppe Anonymous Sudan bekannte sich zu dem Angriff.
Eine chronologische Aufarbeitung der Attacke findet sich auf dem offiziellen Twitteraccount der Website:
Was ist das für eine Seite? „Archives of our Own“ wird umgangssprachlich AO3 abgekürzt und ist ein Archiv für Fan-Inhalte. Es geht um selbstgeschriebene Geschichten (Fanfiction), Bilder (Fanart) und mehr zu allen Entertainment-Bereichen.
Dazu gehören Spiele, Animes, Musikbands, Kinofilme und TV-Shows. AO3 wird auf nicht-kommerzieller Basis von Freiwilligen betrieben. Insgesamt finden sich über 11,4 Millionen Arbeiten von über 6 Millionen User auf der Seite. Allein zu Marvel gibt es über eine halbe Million Fanworks.
Wer sind die Akteure?
Wer steckt hinter den Plänen von Anonymous Sudan? Die Hackergruppe ist anscheinend seit Januar 2023 aktiv und gerät seitdem immer wieder in die Schlagzeilen.
Etwa attackieren sie im April 2023 die Website und den Facebook-Account des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und griffen im Juni 2023 Microsoft und seine Office 365-Programme an, was zu einem mehrstündigen Ausfall der Anwendungen führte. Auch westliche Finanzdienstleister sind immer wieder Ziel ihrer Attacken.
Die Gruppe gibt sich als islamistische Terrorgruppe aus, die angeblich religiös und politisch motiviert handelt.
Sicherheitsexperten glauben allerdings, dass die Gruppe keine Verbindungen zum Sudan oder dem Islamismus hat. Hinweise deuten vielmehr auf eine Verbindung zum pro-russischen Hackerkollektiv Killnet hin. Diese Verbindung wurde im Februar 2023 bestätigt (via Flashpoint).
Ebenfalls gibt es Hinweise darauf, dass es sich bei der Gruppe um staatlich geförderte russische Hacker handelt, die immer wieder westliche Ziele angreifen. Etwa ähneln das Vorgehen und Taktik hinter den Angriffen den Attacken von russischen staatlich unterstützten Gegnern.
„Anonymous Sudan ist eine russische Informationsorganisation, die ihre islamische Legitimation nutzen will, um für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und der islamischen Welt einzutreten“, sagte Mattias Wåhlén, Experte für Bedrohungsanalysen aus Stockholm, gegenüber Bloomberg. „[Die Hackergruppe] behauptet immer wieder, dass Russland der Freund der Muslime ist.“
Die Abkürzung steht für das englische „Distributed-Denial-of-Service attack“ und beschreibt eine willentlich herbeigeführte Überlastung des Datennetzes, indem eine Vielzahl von Anfragen an die entsprechende Website gesendet werden.
Durch die schiere Last der Anfragen bricht die Seite dann zusammen. Durch die schiere Anzahl von Anfragen über viele Rechner kann die Quelle des Angriffs erstmal nicht geblockt werden.
Warum der Angriff auf die Fans-Seite? In einem Statement gibt die Gruppe an, AO3 attackiert zu haben, weil „die Seite voll von ekelhaften Schweinereien und anderen LGBTQ+ und NSFW-Sachen“ sei.
Hacker scheitern mit ihrem Vorhaben
Der Plan der Hacker geht allerdings nicht auf. Schon recht früh posten die Betreiber von AO3 ein Statement zu den verschleierten Vorhaben der Hackergruppe sowie einen Aufruf, dass sie keine antimuslimischen Äußerungen dulden:
Darauf bekommen sie von ihrer Community viel Liebe und Unterstützung für den andauernden Kampf gegen die DDOS-Attacke.
Wie reagiert die Community? Neben dem Support für die Seitenbetreiber von AO3 richtet die Community als Alternative Discord-Server ein, auf denen für die Dauer des Angriffs einfach dort Geschichten und Bilder zu den liebsten Fandoms geteilt werden. Alternativ wird auf anderen Websites wie Wattpad gelesen. Not macht eben erfinderisch.
@pianokeyswithh A place to trade fics, make friends, talk about fandoms, finding lost fics and writing fics! 90 members and counting ask to join #ao3 #ao3fanfic #ao3fanfiction #ao3isdown #discord #server #discordserver
♬ original sound – Maddy McKenzie
Statt Hasses wird AO3 und die dort unter Hochdruck arbeitenden Freiwilligen mit Liebe überschüttet, während natürlich parallel schon die ersten Fanfictions zu der DDOS-Attacke geschrieben werden.
Unter anderem findet ihr dort schon die ersten Liebesgeschichten zwischen der Website AO3 und dem DDoS Angreifer. Viele davon gehen auch in eine sexuell explizite Richtung. Einige andere User posten in den sozialen Netzwerken selbstgemachte Auszeichnungen, dass sie den Ausfall von AO3 „Überlebt“ haben.
Die Seite selbst versichert, dass keine Accountdaten gestohlen wurden und für den Moment Account-Einladungen deaktiviert wurden. Letztere brauchen neue User, um sich auf AO3 zu registrieren.
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Das erste Bild ist irgendwie bizarr.
“Darf’s ein bissl mehr sein?”
Eine gängige Floskel an der Frischetheke.
Aber wenn der Chirug einen das fragt, sollte man schon mal nachhaken, wieviel genau er noch abschneiden möchte.
Ist übrigens von Cyberpunk 2077.^^