Mecker Mittwoch: Sucht & Sorge – Umgang mit Online-süchtigen Freunden

Mecker Mittwoch: Sucht & Sorge – Umgang mit Online-süchtigen Freunden

Wenn Freunde in MMORPGs offenbar einer Sucht erliegen, was ist dann die beste Vorgehensweise?

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das nicht direkt mit einem bestimmten Spiel zusammenhängt: Sucht unter Freunden. Für „unsere“ Generation ist es ganz normal Menschen über das Internet kennenzulernen und so auch Freundschaften zu schließen, die viele Jahre oder gar für das ganze Leben halten. Das gilt oft auch dann, wenn man diese Personen niemals im richtigen Leben zu Gesicht bekommen wird.

Ich bin mir sicher, jeder mit einer großen Freundesliste hat ein paar dieser Mitspieler darauf: Sie sind quasi permanent online. Und nein, ich meine nicht diese „typische Phase“, die jeder von uns mal hat, in der ein bestimmtes Spiel für ein paar Wochen mal exzessiv gezockt wird. Ich rede von einer Onlinezeit, bei der man selbst ohne Fachkenntnisse von einer Sucht sprechen kann. 12-16 Stunden täglich, Tag für Tag.

WoW Arthas Menethil Purging Stratholme

Da ich (meistens) relativ direkt bin, spreche ich die Leute einfach drauf an. Bisher wurde meistens bestritten, dass es sich um eine Sucht handelt – aber ehrlich, was sollte diese Person auch anderes sagen können?

Letztlich könnte es mir egal sein. Was andere Menschen mit ihrem Leben anstellen ist in letzter Konsequenz ihre eigene Sache, in die ich mich nicht einzumischen habe. Das würde ich wohl auch so tun, wenn ich diese Personen nicht seit Jahren kennen würde. Sie haben für mich den gleichen Stellenwert wie eine Bekanntschaft seit Kindertagen – Freunde eben. Freunde lasse ich nur ungerne ins Verderben rennen (außer sie spielen Hanzo).

Es wäre einfach, wenn ich einfach „mal in echt“ vorbeikommen könnte, um diese Leute vom Rechner zu zerren und ihnen Verstand und Einsicht einzutrichtern – oder vielleicht selbst zu erkennen, dass meine Einschätzung falsch war. Aber bei „Online-Freunden“ ist das eben nicht immer möglich.

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich ratlos, wie ich langfristig mit diesem Problem umgehen soll.

Es macht mich traurig zu sehen, dass manche Freunde ihr Leben so „verschwenden“, wenn ich zugleich weiß, dass es eigentlich ungeheuer kreative Personen mit viel Potential sind, um sich auch anders zu entfalten. Dann gleichzeitig frage ich mich: Wer bin ich, um darüber zu urteilen, wie sie ihr Leben führen? Diese beiden Gedanken schaukeln sich bei mir dann gegenseitig hoch.

Zocken oder Sucht?

Ich werde wütend und traurig, jedes Mal, wenn ich die Freunde tagelang und wochenlang online sehe. Irgendwann ertrage ich es nicht mehr und werfe sie einfach aus der Freundesliste – zumindest im Battle.net. Dann muss ich es nicht mehr sehen. Das Problem ist damit natürlich nicht gelöst. Aber es tut mir selbst gut – ein bisschen egoistisch, ich weiß.

Habt Ihr auch solche Leute in eurem Freundeskreis, die in einem Sumpf der Sucht zu versinken drohen? Wie geht Ihr mit solchen Situationen um oder wie würdet Ihr es tun? Unternehmt Ihr was und greift ein? Oder ist „jeder seines eigenes Glückes Schmied“ und soll sich selber darum kümmern?


Letzte Woche ging es um Dead by Daylight – der Noobschlächter ist nämlich nicht so toll designt.

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36 Kommentare
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Vallo

Absolut.

Keragi

12-16Stunden Spielen oder zumindest on sein im Spiel kann ich mir gar nicht vorstellen wie das gehen soll, Oo also ich brauche ja meine 9 Stunden Schlaf sonst bin ich am nächsten tag so geknickt das ich gar kein bock hätte irgendwas zu Spielen und man hat ja auch noch Schule oder arbeit also Verpflichtungen des Tages außerdem bekommt man doch krasse Kopfschmerzen wennn man es übertreibt und dann ist eh ende. Das sind doch keine menschen sondern Maschinen D:

Vallo

Ich lese hier nur “das ist meine Meinung”. Es geht hier um Sucht und nicht ob jemand dies als Sucht ansieht. Wer die oben genannte Zeit online verbringt und dies auf Kosten der Familie, Freunde und der Arbeit macht, der hat ein Suchtproblem. Diese werden meist nicht wahrgenommen da man sich einredet man hätte es unter Kontrolle, könne jederzeit aufhören und man müsse ja nicht spielen, zudem ist es ja nur ein “hobby”.

Außerdem geht es nicht darum ob jemand einige Tage oder Wochen ohne zu zocken aushält, sondern längerfristig, da die entzugszeichen im Gegensatz zu Alkohol meist später auftreten (jeder ist da anders). Das Gefühl des Unwohlsein, Lustloaigkeit, Stress, die Gedanken drehen sich nur um sein Spiel zuhause und ein grummeln im Bauch.

Nicht umsonst wird dieses Verhalten als Sucht anerkannt und Therapiestellen hierzu sprießen auch nur so aus dem Boden, da es erkannt wird, das dieses Problem immer größer wird.

Aber was soll man da machen. Erst wenn man es selbst erkennt und nicht durch Dritte, dann kann man eine Änderung bewirken. Gelöscht hätte ich sie nicht, aber angesprochen auch nicht. Ach keine Ahnung, da bin ich echt überfragt bei diesen Thema. Aber traurig finde ich das schon, da ich auch einen Freund habe der lieber gezockt hat und immer wieder abgesagt hat weil er lieber “wow” oder ähnliches zocken möchte. Der Kontakt ist daraufhin abgebrochen und nach Jahren höre ich immer noch nichts von. Sehr traurig was so was unscheinbaren alles bewirken kann.

Ach an Anmerkung: jeder hat eine andere Tolleranzgrenze ab wann er süchtig wird, einige können mehr und andere weniger ab, aber unterschätzen sollte man dies NIEMALS.

Adell Vállieré

In unserer Gesellschaft werden sehr viele Dinge als Sucht bezeichnet die eigentlich keine sind. Trinkst du hier jeden Tag zwei bis drei Bier, so giltst du in unserer Gesellschaft schon als Alkoholiker. Gegenbeispiel Australien wo Freunde von mir leben. Dort giltst du erst als Alkoholiker wenn du nicht genug kriegen kannst und kein Ende kennst dann wirst dies dort als Sucht aufgefasst. Es ist immer schwer zu erkennen wo eine Sucht vorliegt.

PetraVenjIsHot

2-3 Bier pro Tag sind schon ordentlich.. so einfach von der Hand zu weisen sind da gewisse Suchttendenzen nicht, meine ich.

Ian C.

Es geht primär bei einer Sucht nicht um die Menge, sondern das man ohne das Suchtmittel nicht mehr klar kommt. Ist halt egal, ob ich ohne 6 Zigaretten am Tag nicht zu gebrauchen bin, oder ob es 30 sind.

KohleStrahltNicht

Ich denke wenn sich der gesamte Tagesablauf und das Leben nur um Spiele handelt , dann ist schon eine Sucht da.
Wer es nicht mehr schafft neben dem daddeln sich mit Freunden im Cafe zu treffen , weil er online sein muß , ist es schon Krankhaft.
Meine Meinung.

Shari

Ich denke dass es sich bei den Leuten nicht zwangsweise um eine Sucht handelt.
Ich zum Beispiel kann auch wochenlang ununterbrochen mit einem Spiel verbringen, kann durchgehend online sein, was durch meinen Job im Homeoffice, der es oft erlaubt nebenbei zu Spielen, auch begünstigt wird. Für mich hat das aber nichts mit einer Sucht zu tun, sondern ist schlichtweg mein Hobby, mein Zeitvertreib, eine Sache die mir Spaß macht.
Dass es keine Sucht ist sei damit bewiesen, dass dieses Verhalten auch von einem Moment auf den nächsten Enden kann. Vor etwa 2 Monaten erst habe ich mit Blade and Soul abgeschlossen, welches ich davor durchgehend ‘gesuchtet’ habe. Wäre es eine Sucht, so wäre mir das wohl nicht möglich gewesen.

KohleStrahltNicht

Es geht im Thema aber um Onlinesüchtige.
Süchtige sehen sich niemals als Süchtig oder krank an!
Wenn man wie in deinem Fall ständig spielen muß , sehe ich da schon Ansätze.
Versuche doch mal 4 Wochen deinen PC , deine Konsole und dein handy auszuschalten!
Was ist dann?

Joss

“Süchtige sehen sich niemals als Süchtig oder krank an!”

Das stimmt so nicht. Es gibt vielleicht Phasen, in denen das verleugnet wird, aber auf kurz oder lang gibt es eigentlich bei jedem Süchtigen auch ein Stadium der Einsicht. Das kann auch wechseln, je nach Sucht und weiteren Einflüssen. Medizinisch betrachtet ist aber eine Intervention ohne Einsicht des Betroffenen unmöglich. Wenn sind es reine Notmaßnahmen, die darauf hinzielen überhaupt wieder die Voraussetzungen für eine Einsicht herzustellen. Wer unter einer Sucht leidet, kollidiert ja ständig mit seiner Überforderung hinsichtlich sozialer Konventionen und Anforderungen. Das schafft Leidensdruck und den kann man erstens überhaupt nur schwer, und wenn auch nur zeitweilig vor sich verleugnen.

KohleStrahltNicht

Und was haben Süchtige davon wenn sie ihre Krankheit erkennen und ihnen nicht gehofen wird oder sie sich nicht helfen lassen?

anena

Hallo auch.
Ich persönlich würde es in meiner aktuellen Lebenssituation niemals schaffen 4 Wochen lang die Kiste aus zu lassen.
Für mich ist der Computer Beschäftigung – das Geräusch des Lüfters angenehm.
Andere lassen dauerhaft den Fernseher an um Hintergrundgeräusche zu bekommen, so ein Gerät besitze ich nicht.
Ich wohne alleine, meine Freunde und Familie wohnen überwiegend weit weg und ich gehe 5 Tage die Woche 8 Stunden lang meinem Job nach.
Wenn ich meine Familie besuche oder mit Freunden unterwegs bin brauche ich das Ding nicht.

Bin ich nun süchtig? Nur weil ich mich dazu entscheide meine freie Zeit zu einem größeren Teil in einem Online MMO zu verbringen? Wo ich mit meinen Freunden (die zu weit weg sind) etwas zusammen machen kann?
Bin ich süchtig weil ich MMOs als Möglichkeit nutze soziale Kontakte zu pflegen so wie andere Facebook?

Ich verstehe wirklich nicht warum man immer direkt als Süchtig bezeichnet wird nur weil mein seine Zeit gerne mit so etwas verbringt.
Wenn du deinen Job liebst und auch mal die ein oder andere Überstunde freiwillig machst, bist du dann Arbeitssüchtig? Ist das dann krankhaft und muss behandelt werden?

Ian C.

Sorry, aber das ist Käse. Um 4 Wochen nicht ohne Handy, PC oder Konsole klarzukommen, muss man nicht süchtig sein.

KohleStrahltNicht

Richtige Kommunikation haben viele Jugendliche der Smartphonegeneration nicht gelernt.
Ohne Handy schaffen es viele nicht auszukommen und bekommen schon Entzugserscheinungen.
Normal ist das nicht.
Sowas darf man nicht als Käse abtun!!!

anena

Nocheinmal Hallo von mir.
Ich möchte an dieser Stelle auf einen Artikel verweisen, den Ihr 2014 veröffentlicht habt. Ich bin durch zufall bei Google darauf gestoßen als mein Kumpel von der Agentur für Arbeit als süchtig bezeichnet wurde. Heraus kam, dass er eine sehr starke soziale Phobie hat.
Seit diesem Artikel bin ich übrigens Leserin hier.

http://mein-mmo.de/bis-der-

Vielleicht liest du ihn dir auch nochmal durch Cortyn. Deine definition von Sucht mag nämlich eine andere sein als die des betroffenen. Vielleicht fällt es dir dann auch etwas leichter mit der Sache umzugehen.

Liebe Grüße

anena

Joss

Leidensdruck und Krankheitseinsicht müssen einfach gegeben sein, vorher kann man jemandem auch nicht helfen. Ich habe solche Menschen immer nur aus der Ferne erlebt und fand es ziemlich trist, wie man sich dann, wenn die sich zu irgendwelchen seltsamen und eben auch peinlichen Aktionen haben hinreissen lassen, über sie lustig gemacht hat. Da hatten viele es eben nicht auf dem Schirm, dass sich so jemand unter Umständen auch noch zu drastischeren Aktionen veranlasst sehen könnte. In EVE Online gibt es einen eigenen Chat für Leute mit psychischen Problemen, einfach zum Reden oder Abhängen. Da wird hart moderiert und das finde ich eine gute Sache.

Capscreen

Bisher hatte ich sowas nur ein Mal und dieser hat selbst die Kurve gekriegt. Ich kenne die Person nicht persönlich, allerdings auch schon über viele Jahre und man unterhält sich immer mal wieder, was so abgeht und ob man mal wieder was zusammen zockt. Er hat damals viel und auch Nächte durchgezockt. Zugegeben, das passiert mir auch immer mal wieder, wenn ein hyped mmo rauskommt und ich gerade Semesterferien habe. Jedoch war die besagte Person arbeitslos zu der Zeit, hat dennoch selbst irgendwann gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann und ist jz wieder auf dem richtigen Weg. Ich habe tatsächlich nichts dagegen gesagt und ich bin der Meinung, dass das auch richtig so war. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man bei Süchten nicht viel machen kann, außer da zu sein und den gegenüber normal zu behandeln.
Manchmal ist es gut, die Person einmal unter vier Augen zu sprechen und ihm klar zu machen, dass man sich um ihn sorgt. Entweder diese Person hat auf dieses Signal gewartet oder eben nicht. Wenn nicht, dann nicht. Ende. Sein Leben ist sein Leben. Und sich ihm gegenüber wie ein normaler Kumpel benehmen.
(Aus politischer Korrektheit muss ich mich an dieser Stelle für die nicht vorhandene Genderisierung entschuldigen…)

Malcom2402

Die große Frage ist, hat mein Gegenüber eine Sucht oder eine abartige Gewohnheit entwickelt? Viele verwechseln diese beiden Sachen. Natürlich kann aus einer Gewohnheit eine Sucht werden.
Nehmen wir mal das Rauchen. Leute die 1-2 Schachteln am Tag rauchen, und Nachts aufwachen und müssen sofort eine Rauchen, sind meiner Meinung nach definitiv süchtig. Ich bin selbst Raucher, aber bei mir ist es eher ein Ritual zu festen Zeiten, mir reicht eine Schachtel 2-3 Tage. Das ganze hat mich 2 Wochen gekostet und der nächste Schritt ist tatsächlich aufhören. Ob man sich selbst oder jemand Anderen dazu drängen will von Jetzt auf Gleich sich etwas abzugewöhnen ist der falsche Ansatz. Das Paradebeispiel ist der berühmte Jojoeffekt bei Diäten. Ohne Plan gibt es keinen Erfolg.

Wenn ich sehe das ein Bekannter von mir 15 Stunden am Tag zockt fange ich an Ihn zu besuchen. Nach ein paar Besuchen geht man mal abends weg und dann führt man jemanden Stück für Stück wieder zurück ins Leben.
Zum Glück habe ich selbst noch keine so extremen Fälle mitbekommen, aber man hilft den leuten eher wenn man die Samthandschuhe anzieht als einen krassen Schnitt zu machen.

KohleStrahltNicht

Mmh…jeden tag eine Schachtel Zigaretten , jeden tag eine Flasche Bier über Jahre ist meiner Meinung auch schon eine Sucht vorhanden.
Aber mit dem Rauchen kann man wirklich nur knallhart aufhören.
Morgens die erste nicht anstecken und die Nikotinsucht hat nichts mit Ritualen zu tun.
Sucht ist Sucht.

Derdon

Schwieriges Thema, vorallem wo fängt das ganze an… jemand hat einen Job am Wochenende geht er weg und unter der Woche zockt er am Abend immer 4-5h … Ich hatte einen Kumpel der zwei Studiengänge wegen WoW abgebrochen hat und dieser ist nun verheiratet (mit einer Onlinezockerin) und bekommt nun sein zweites Kind ….
Ich versuche immer, gerade wenn es RL Kumpels sind, diese mitzunehmen (Fußball oder was auch immer)bei Onlinefreunden ist sowas eher schwierig…

Erzkanzler

Von außen immer schwer zu beurteilen. Hab auch nen Kumpel der gern 12-14 Stunden gezockt hat. Heute ist er erfolgreicher Programmierer für Autosteuerelektronik glücklich mit seiner Frau, Hund, Auto und Eigentumswohnung…

Man sollte sich einfach davor hüten die eigenen Maßstäbe unhinterfragt als “gesund” zu definieren. Hatte vor kurzem mal eine “offizielle” Liste mit 20 Fragen mit der man eine mögliche Alkoholabhängigkeit hätte erkennen sollen in der Hand (hatte nen Kollege zum Freitagsbier mitgebracht), die Fragen ließen sich auf so ziemlich jede Sucht übertragen… und ja… dann bin ich Onlinesüchtig und Brotsüchtig und Kekssüchtig!

KohleStrahltNicht

Ich glaube vor 200 Jahren wurden Frauen und Kinder davor gewarnt , nicht zuviel zu lesen.

Erzkanzler

Aus diversen Erfahrungen, Du wirst das Leben dieser Menschen nicht retten können. Natürlich kannst du sie durch direkte Ansprache zum nachdenken bringen, aber jeder Mensch ist selbst für sich und seinen Umgang mit solchen Situationen verantwortlich.

Das mag kalt, teilnahmslos und platt klingen, ist aber ein Erfahrungswert. Ich habe selbst entsprechende Erfahrungen gemacht, sowohl mit diversen Freunden die unterschiedlichsten Süchten verfallen waren, als auch aus eigener Erfahrung. Hilfe ist erst möglich, wenn derjenige sich die Sucht eingesteht und Hilfe sucht. Menschen die von außen mit “klugen” Ratschlägen oder Mitleid kommen sind oft eher kontraproduktiv. Anstoß für das Reflektieren des eigenen Umgangs mit Suchtsituationen werden meist durch Schlüsselmomenten ausgelöst. Das KANN sicher auch die sorgenvolle Ansprache von Mitmenschen sein. Meiner Erfahrung nach ist es aber eher der Verlust von liebgewordenen Menschen die einen zum Nachdenken bringen.

Ein Youtube-Tutorial wird es für solche Situationen jedoch nie geben, dafür sind Menschen, Lebensumstände und Situationen viel zu divergent. Ein Allheilmittel gibt es nicht. Aber wenn man sich als Außenstehender zu sehr mitreißen lässt, bis das eigene (er-)Leben irgendwann auch leidet, dann ist letztlich niemandem geholfen.

Cortyn

Klar, ich suche auch nicht nach einer “Patentlösung” oder einem Youtube-Tutorial. Ich find es ist in den Jahren einfach eine Situation geworden, mit der man immer häufiger konfrontiert wird (was in diesem Berufsfeld auch einfach nicht ausbleibt).

“Aber wenn man sich als Außenstehender zu sehr mitreißen lässt, bis das
eigene (er-)Leben irgendwann auch leidet, dann ist letztlich niemandem
geholfen.”

Das ist auch so mein Gedanke hinter dem “aus der FL löschen”. Wenn ich nicht helfen kann, mir das “Elend” aber immer weiter vor Augen gehalten wird, verlier ich auch den Spaß an meinem Hobby. Dann ist das, primitiv gesagt, für mich “Aus den Augen, aus dem Sinn” – zwar nicht komplett, aber schon um einiges besser.

Erzkanzler

Etwas weiter unten schieb ich ja gerad:

“Wenn du Hilfe brauchst um die Situation zu verlassen, bin ich für dich da. Aber ich werde dir nicht helfen dich in dieser Situation wohler zu fühlen!”

Das ist meine Art mit entsprechenden Situationen umzugehen. Natürlich könnte ich mich aufopfern, ich habe aber die Erfahrung gemacht, jemandem helfen zu wollen der nicht einsieht Hilfe zu brauchen, ist relativ aussichtslos.

Ahmbor

Habe die gleichen Erfahrungen wie Erzkanzler gemacht.

Gerade das mit den aufopfern, geht meist nach hinten los.

et_super_hanc

Das mit dem liebgewordenen Menschen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mein Problem war zwar keine Sucht aber es ging in die selbe Richtung.

ConsoleCowboy

Nö das ist mir zu liberal. Wenn ich sehe, dass einer daueronline ist und sein Leben komplett in MMOs vertrödelt ist das einfach gefährlich und scheiße. Ich hatte mal nen Mitbewohner (der das vielleicht sogar liest?) und der hat mit knapp 20 angefangen Everquest zu spielen und ist Anfang 40 in WOW wieder aufgewacht. Und nun? Was soll er denn jetzt noch machen? Glaubt einer, der hat sich voll gefreut beim Spielen und gelacht und seinen Traum gelebt? Der Typ hat Depressionen und kann gar nicht anders mehr, als einfach weiter zu machen – wie andere Drogenabhängige auch.
Also ich weiß nicht, wie man denen hilft. Aber ich rede mir auch nicht ein, dass das schon okay ist und deren Entscheidung und bla bla. Wenn man nicht wenigstens versucht, jemanden beim Verkacken zu stoppen, verkackt man auch selbst ein Stück.

anena

In der Tat, schwieriges Thema.
Ich selbst pflege einige ziemlich dicke Online Freundschaften. Einer meiner Freunde ist oft online und arbeitslos genauer Arbeitsunfähig. Ich sehe in ihm auch einen super kreativen Menschen, der sehr viel erreichen könnte wenn er sein Selbstvertrauen wiederfinden würde. Aber mehr wie ihm mit Rat und Tat und offenem Ohr zur Seite stehen kann man nicht. Für süchtig halte ich ihn allerdings nicht.

Leute von denen man denkt, dass sie evtl. süchtig sein könnten von FLs zu löschen – quasi zu verstoßen, ist in meinen Augen der absolut falsche Weg. Gerade wenn tatsächlich eine Sucht vorliegen sollte brauchen diese Menschen jemanden an den sie sich wenden können wenn sie Hilfe suchen. Und man wendet sich nicht an jemanden, der einen ständig kritisiert und einem die eigene Unzulänglichkeit vorhält.
Das ist in meinen Augen sowieso ein ziemlicher Freundschaftskiller.

Wenn einem diese Menschen wirklich am Herzen liegen, dann akzeptiert man auch ihre online Zeiten und steht im Notfall für sie bereit. Wenn sie einem dafür nicht genug am Herzen liegen, dann sind es keine Freund.

Grüße

anena

Erzkanzler

Jein, ich kann auch weiterhin ein guter Freund sein ohne jemanden in einer Lebenslage zu unterstützen die ich für ungesund halten.

Ein “Wenn du Hilfe brauchst um die Situation zu verlassen, bin ich für dich da. Aber ich werde dir nicht helfen dich in dieser Situation wohler zu fühlen!” ist oft auch kein schlechter Weg.

anena

Ich denke das eine schließt das andere nicht aus.

Ich würde niemanden dazu motivieren so weiter zu machen (wenn ich sehe, dass es fatal ist). Akzeptieren heißt für mich nicht unterstützen. Aber reinreden kann man ihnen trotzdem nicht. Das hast du ja selbst auch geschrieben.

Mir geht es einfach nur darum, die Leute (wenns das eigene Seelenheil mitmacht) nicht links liegen zu lassen und im Notfall, also wenn sie von sich aus sagen, dass sich was ändern muss, die Helfende Hand zu reichen.

Shak

Ich habe in der Tat keine Freunde, die ständig on sind. Vieleicht Dauergrün auf Discord oder Skype aber das dürfte man mit genug Datenvolumen auch so erreichen,wenn man halt das mobile Netz nicht ausmacht. Aber Onlinespiele bzw angezeigte andere Spiele? Nö. Ansonsten wäre ich auch eine Person, die da mal nachharken würde. Meistens ist es schlicht nur Langeweile, die die Leute dazu treibt. Also eventuell einfach selbst andere Aktivitäten anbieten? Man kann ja auch anderes zusammen machen, als PC Spiele. 😉

Psycheater

Hm, schwieriges Thema. Würde mich selbst wohl auch als jemanden bezeichnen der mehr online ist als “normal” oder “es ihm gut tut”. Auf der anderen Seite sehe Ich das immer so; Zocken ist ein Hobby und wer gern seine Zeit damit verbringt verschwendet sie also ganz sicher nicht. Klar gibt es auch hier dann Extreme wie seinen Job zu verlieren, Familie und Freunde im RL komplett Links liegen zu lassen und gesundheitliche Probleme.

Derio

Die schon im Artikel erwähnt : Wer ist man, dass man über andere urteilet? Man kennt die Leute meistens nicht 100%ig, was in ihrem richtigen Leben vorgeht, sind sie Arbeitslos und finden keine Arbeit? Sind die wegen Krankheit / Unfall arbeitsunfähig? All das weis man einfach nicht.

Und ganz nebenbei find ich deine Einstellung zum kotzen, sorry. Leute aus der Fliste werfen weil man sie nicht online sehen will…

Cortyn

Dann hast du offenbar mein Problem nicht ganz verstanden. Und bei Freunden habe ich auf “Man kennt die Leute meistens nicht 100%ig, was in ihrem richtigen Leben vorgeht, sind sie Arbeitslos und finden keine Arbeit? Sind die wegen
Krankheit / Unfall arbeitsunfähig?” fast immer Antworten. Ich meine nicht Leute, mit denen man “mal ne Stunde die Woche zockt” – sondern richtige Freunde.

Derio

Dann scheinen sich unsere Online Bekanntschaften zu unterschieden, tut mir Leid. Dachte an Leute, die man nur über das Internet kennt, und nicht solche, mit denen man auch abseits vom Rechner Zeit verbringt.

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