Zu Besuch in einer Arcade in Japan: Gaming wie damals noch heute!

Zu Besuch in einer Arcade in Japan: Gaming wie damals noch heute!
Die Geschichte des Gamings in Japan – Teil 1: Die Vergangenheit.

Japan ist für viele Nerds und Gamer das gelobte Land. Denn Japan hat eine tiefgreifende Gaming-Kultur. Wir haben unseren Autoren Benedict in Japan auf Entdeckungsreise geschickt. Wie sind die japanischen Arcades, die Spielhallen so?

Erst einmal vorab: Japan ist toll, aber hier leben möchte ich nicht. Man gewöhnt sich recht schnell an die coolen Dinge, während die Unebenheiten immer mehr nerven wie kratzende Flusen im Pullover.

Trotzdem ist Japan ein schönes Land, insbesondere was die Gaming-Kultur angeht. Auch wenn die Hardcore-Otakus hier ebenfalls verpönt sind: Fanboys und Fangirls, Gamer und Nerds sind nichts, worüber man in Japan die Nase rümpft.

Akihabara Tokyo Japan Otaku Shop

Die Vergangenheit lebt noch immer – in Arcades und Retro-Stores!

In meiner Reise durch Tokyo habe ich viel Orte besucht. Unter anderem trieb mich das Interesse an der Geschichte und an der Entwicklung des Gamings an. Meine Haupt-Ziele waren deswegen die Zentren der Nerd-Kultur.

Darunter fallen Anime- und Gaming-Shops, Cosplay- und Second-Hand-Läden und natürlich Arcades.

Arcades sind große Spielhallen, in denen Automaten stehen, an denen man für Geld zocken kann. Auf jedem Automat läuft ein anderes Spiel.

Aus diesen Spielhallen haben sich irgendwann die Heimkonsolen entwickelt. Selbst die Virtual Reality hat hier ihren Ursprung. Die Hallen sind also sowas wie der Ursprung unseres heutigen Gamings.

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Ein Automat der VR1000-Serie aus den frühen 90ern. Auf ihm wurden VR-Spiele wie Dacyl Nightmare gespielt. Bildquelle: cressall.

Arcades gibt es in westlichen Ländern im größeren Umfang vor allem noch in den USA. In Deutschland waren Spielhallen nicht lange erfolgreich. In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern hatten sie hierzulande ihre Hoch-Zeit.

Mitte der Achtziger starben sie schon wieder aus – insbesondere dank dem Jugendschutz, der die Automaten als Glücksspiel bezeichnete. Seitdem gibt es in Deutschland nur noch vereinzelt Automaten oder Retro-Fans mit eigenen Arcades.

Akihabara Tokyo Japan Sega Tower Arcade Spieler beim Zocken
Das typische Bild in einer Arcade.

Die japanischen Arcades – das Heu im Heuhaufen

Arcades gibt es hier in Japan wirklich überall. Jeder kleinere Distrikt, in dem es zumindest Restaurants oder Studenten und Schüler gibt, hat irgendwo auch eine Spielhalle. Meist verbringen hier jüngere Leute ihre Zeit, oft aber auch ältere, die regelmäßig kommen.

Die Arcades in Japan sind etwas anders. Nur wenige, besonders kleinere Arcades, bieten einfach nur Spiele-Automaten an. Die meisten sind mit Greifhaken-Automaten und sonstigen Gewinnmaschinen bestückt, in denen man für Geld Preise gewinnen kann. Ziemlich nervig, wenn man einfach nur zocken will.

Nichtsdestotrotz befinden sich in den anderen Etagen der meist hohen Häuser auch richtige Spielautomaten mit alten und neuen Spielen. Die Arcade-Kultur ist in Japan noch lebendig, sodass einige Neuerscheinungen sogar erst in die Arcades und dann auf die Konsolen kommen.

Akihabara Tokyo Japan Sega Tower Arcade Gewinnspiel Greifhaken
Ein Haken-Gewinnautomat.

Was gibt es in den Arcades?

Neben den verlockenden Angeboten der Gewinn-Maschinen stehen verschiedene Arten von Automaten in den großen Räumen. Grob lassen sie sich in 5 Kategorien einteilen:

  • Beat-em-Ups: Klassische Prügelspiele im Stil von Tekken und Street Fighter. Beide Spielserien sind fast überall verfügbar. Mit Analogstick und großen Buttons bieten diese Automaten das Arcade-Feeling pur und bilden den Kern vieler Arcades
  • Karten- und Strategiespiele: Etwas, das ich vorher noch nicht gesehen habe. Es gibt Tische, an denen Spieler auf großen Bildschirmen Armeen befehligen oder mit Karten irgendwelche Kämpfe austragen. Ganz verstanden habe ich es leider nicht, aber es gibt auch Automaten, an denen steuert man das Spiel über Karten, die auf ein Feld gelegt werden. Diese Tische sind wohl am häufigsten und in größter Zahl vertreten, etwas mehr noch als Beat-em-Ups.
  • Sport- und Rennspiele: Ebenfalls häufig vertreten sind klassische Racing-Games mit Lenkrad und Schaltknüppel und Fußball sowie (interaktives) Boxen. Neben den Prügelspielen sind diese Spiele am beliebtesten für den Zeitvertreib bei jungen Spielern.
  • Musik- und Rhythmusspiele: Mit diesen Automaten ist meist ein Stockwerk bestückt oder eine eigene Ecke. Auch sie finden sich fast überall, sind aber einfach weniger als die oben genannten.
    Die Spiele an den Automaten sind so etwas wie Guitar Hero, Tanzmatten, Trommel-Spiele oder eher verrückte und schnelle Games mit Würfeln und leuchtenden Tasten, die (denke ich) im Rhythmus gedrückt werden müssen. Die Leute, die ich beobachtet habe, waren zu schnell, um Genaueres zu sagen …
  • Pferderennen: Ja, wirklich. In den meisten Arcades, besonders den kleineren, stehen riesige Flächen mit Sitzgelegenheiten, an denen Spieler virtuelle Pferderennen zocken. “Star Horse” ist wohl das beliebteste. Vor allem ältere Spieler verbringen hier Stunden. Kann daran liegen, dass Glücksspiel in Japan verboten ist – dann holen sich die Leute ihren Thrill halt virtuell.

Was besonders auffällt: Die Luft in Arcades ist oft stickig. In den allermeisten Bereichen, in denen nur Spiele-Automaten ohne Gewinne stehen, darf geraucht werden. Außerdem gibt es Getränke-Automaten, Ladestationen, Toiletten und oft Cafés. Die Betreiber legen viel Wert darauf, dass die Leute lange bleiben.

Akihabara Electric Town und Namba Denden Town: Die Nerd-Zentren Japans

Die größte Dichte an Arcades und sonstigen interessanten Läden für Gamer und Nerds finden sich an zwei Orten in Japan: Electric Town Akihabara, einem Distrikt in Tokyo, und in Denden Town Namba, einem Stadteil von Osaka.

Hier reihen sich Arcades, Cosplay-Shops, Manga-Läden und Hardware-Stores aneinander. Letztere vor allem für Konsolen oder Laptops, PC-Gaming ist nicht so stark verbreitet. Dabei muss man aufpassen, wo man reingeht: Viele Shops bestehen zu großen Teilen aus FSK-18-Bereichen, die nicht immer abgetrennt sind. Besonders Akihabara trumpft damit auf.

In Akihabara finden sich aber auch die Sega-Towers. Türme mit mehr als 6 Stockwerken voller Automaten, Cafés und Fanshops. Partner bieten hier oft Merchandise an. Als ich dort war, gab es gerade Neues von Fate/Apocrypha. Sehr angenehm als Fan.

Die Läden sind allesamt ziemlich eng. Viel Platz gibt es nicht, da auf wenig Raum möglichst viel verkauft werden soll. Dafür finden sich in den Gebäuden gebrauchte und neue Spiele zu unterschiedlichen Preisen – jeder Laden hat für die gleichen Produkte einen anderen Preis.

Denden Town ist ein ganzes Stück kleiner und etwas mehr auf Hardware als auf Nerd-Zubehör bedacht. Hier gibt es deutlich mehr Läden auf kleinerem Raum, die PC-Zubehör und -Teile verkaufen. Dafür habe ich hier wenigstens einen Warhammer-Shop gefunden.

Denden Town Namba Osaka Warhammer Shop

Retro-Gaming in Japan

Retro-Gaming ist in Japan weniger präsent, als viele vielleicht meinen. Zwar gibt es recht viele Gebrauchtwaren-Läden, die alte Spiele verkaufen, aber die meisten Dinge sind eben neu.

Trotzdem bieten einige Läden alte Konsolen, Spiele und Zubehör an. Je nach Kult-Status und Zustand sind die verschieden teuer. Ein Nintendo 64 kostet so fast das dreifache eines Gamecube, beides gebraucht.

Spiele gibt es dafür en masse. Ob als Cartridge oder CD, vom alten Famicom über den Dreamcast bis zur PlayStation 2 finden sich tausende verschiedene Spiele, die teilweise sogar günstig gehandelt werden.

Sogar ein paar Arcades bieten Retro an. Es gibt einige wenige, in denen sich Automaten finden, auf denen Klassiker wie Street Fighter 1 oder die alten Dragon-Quest-Teile gespielt werden können. Meist bietet ein Automat dann direkt 7 oder mehr Spiele an – für den Retro-Freund eben.

Akihabara Tokyo Japan Retro Automaten im Arcade

Japan und die Vergangenheit – keine Freunde im Gaming

Generell kann ich aber sagen, dass Japan in Sachen Gaming eher den Fortschritt sucht, als auf vergangene Tage zurückzublicken. Die neusten Spiele werden schon lange vorm Release früher beworben, sodass man sich selbst 5 Monate im Voraus mit einem Coupon ein Spiel im Laden vorbestellen kann.

Auch die Arcades haben zwar noch einen Flair “wie damals”, aber die Spiele sind fast alle neu. Sie erfüllen grafisch teilweise höhere Ansprüche. Nur die Musik-Spiele scheinen seit jeher einfach gehalten zu werden, um die absoluten Fans anzuziehen, die sich dann auf ein Spiel einschießen und es zur Perfektion zocken.

Denden Town Namba Osaka Fate PS4 Spiel Vorbestellung
Fate/Extello lässt sich Moante im Voraus bestellen.

Japan setzt im Bereich Spiele eher auf Gegenwart und Zukunft. Mobile Gaming ist ein großes Thema, und Retro stirbt immer weiter aus. Aber immerhin Arcades scheinen so schnell nicht zu verschwinden, sodass die Erinnerung bleibt.

Zuletzt war das Mobile-MMORPG Lineage 2 Revolution ein riesiger Erfolg in Japan!

Quelle(n): cressall
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cyber

Im dritten Abschnitt, im letzten Absatz, im fett formatierten Satz steht Kapan, sollte dies keine Stadt sein, dann meintest du sicher Japan.

Ansich ein schöner Bericht, Japan steht auf meiner Reisewunschliste auch weit oben. Alleine schon wegen dem Essen. *^*

Alzucard

Paradies <3

chevio

Den Artikel zu lesen hat richtig Laune gemacht.
Bin neugierig auf die weiteren Teile.

Nookiezilla

“Erst einmal vorab: Japan ist toll – wenn man hier nicht dauerhaft wohnt”

Stört auch mich massiv. Ja, Japan hat Probleme, doch welches Land hat diese nicht? An sich ist Japan aber bei weitem (!) nicht der schlechteste Ort zum Leben.

BlindWarlock

Das ist ein Erfahrungsbericht. ICH finde Japan toll – aber je länger ich hier wohne, desto mehr stört mich. Das ist eine neutrale Aussage und hat mit Rassismus oder sonst etwas nichts zu tun.

Nookiezilla

Von Rassismus habe ich persönlich auch nichts erwähnt. Ich nutze dieses Wort nicht zu voreilig.

BlindWarlock

Nein, stand aber weiter unten (und ich will es nicht dreimal aufgreifen, wenn drei mal der gleiche Kommentar separat geschrieben wird 😉 )
Wie gesagt, es ist ein Erfahrungsbericht – meine Erfahrung, darum eine Kolumne. Klar gibt es schlechtere Orte als Japan. Für mich aber eben auch bessere, und nach der Zeit hier steht es nicht auf Platz 1 meiner Lebensziele.

Mndsch3in

Ist aber Leider echt so. Jeder der nach Japan auswandert merkt irgendwann wie schrecklich dort z.b. Arbeitsverhältnisse sind. (wenn man nicht grde den geilsten beruf dort hat)

terratex 90

das ist vollkommen normal, ich habe auch mal 1 jahr in berlin gewohnt.
Die schlimmste zeit in meinem 27 jährigen leben…

Frystrike

In einem Erfahrungsbericht ist das die völlig korrekte Wortwahl? Nirgends steht, dass es dort schlecht ist…

Guest

Also ich habe da mal einige Monate leben dürfen und kann dir sagen, dass dieser Zauber schnell verfliegt. Japan ist ein tolles Land, aber als Europäer bzw. mit unserer Mentalität ist das Leben dort schon sehr, sehr schwer!

Alzucard

Das glasube ich dir gern. Ich würde da gerne auch mal einige zeit leben um zu gucken obs mir dort gefällt.

Nookiezilla

Du hast mich da nicht ganz verstanden. Ich bin kein Otaku der der Meinung wäre, er müsse unbedingt nach Japan bzw. dort leben weil Japan = best und überhaupt. Ich war einige Male dort und kenne das Land auch ziemlich gut, ich sagte ja, Japan hat Probleme, das ist klar.

JoNeKoYo

Schöner Artikel, aber “Japan ist toll – wenn man hier nicht dauerhaft wohnt.” stört mich doch ein wenig. Natürlich nicht, aber welches Land auf der Erde ist das schon und vor allem welche Art von Emigrant denkt da anders? Das wäre ziemlich naiv. Es gibt immer Dinge die Negativ an jeglichen Gesellschaften vorzufinden sind, auch in Japan. Macht es aber im Kern kein schlechteres Land zum Leben.

BlindWarlock

Das steht da auch nicht. Gibt genügend Leute, die ich hier kennengelernt habe, die hier bleiben wollen. ICH finde es nicht. Das ist eben meine Erfahrung. Wenn andere eine andere Ansicht haben, dann lasse ich die ihnen natürlich gerne 😉

Gerd Schuhmann

Ich mach mal “Japan ist toll, aber für immer hier leben möchte ich nicht” daraus. Da wird’s vielleicht noch deutlicher, was hiermit gemeint ist.

Ich würd auch nicht dauerhaft in Frankfurt wohnen wollen. Das macht mich aber nicht zum Rassisten. Sondern mir gefällt’s woanders halt besser. 🙂

JoNeKoYo

Rassistisch hab ich das definitiv nicht gewertet, keine Sorge, jedoch war der Satz sehr allgemein ausgedrückt (ist ja jetzt verbessert) und ich denke mal Leute die Pläne in die Richtung haben, fühlen sich durch solche Aussagen ein wenig verunsichert, zumal Japan nicht nur aus Tokyo besteht. Deshalb gefiel mir die Aussage nicht, aber eigene Meinungen bleiben natürlich eigene Meinung, die will ich auch nicht anzweifeln.

meinmmo

Du hast völlig Recht.

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