Der Twitch-Streamer Diogo Pé spielt FIFA 20, obwohl er keine Hände hat. Im Interview erklärt er, wie das funktioniert – und wieso er es tut.
Das ist Diogo Pé: Diogo Pé ist ein brasilianischer Streamer, der vor allem FIFA 20 spielt. Ganz einfach ist das aber nicht: Von Geburt an hat Diogo Pé keine Hände und Arme – und spielt deshalb mit den Füßen.
Das macht er so gut, dass er in der Weekend League ziemlich stark abschneidet: „In der Regel erreiche ich Rang Gold 2, mein Rekord liegt bei Gold 1“, erzählt der Streamer. Wie das überhaupt möglich ist, hat er uns im Interview erzählt.
„Ich spiele FIFA seit meiner Kindheit“
Gamer von Kindheit an: Diogo Pé ist kein Neuling, was das Zocken angeht. Schon in jungen Jahren fing er an, sich für Videospiele zu begeistern – und spielte sie eben mit den Füßen, anstatt mit den Händen: „Ich spiele FIFA seit ich ein Kind war. Ich hab mit 12 angefangen, vielleicht 13. Mein erstes FIFA war FIFA 06“, erzählt er. Mittlerweile hat er sein Repertoire erweitert: „Ich liebe es, FIFA zu spielen. Ich spiele auch gerne PUBG oder Counter Strike – aber am meisten FIFA.“
Allein FIFA mit den Füßen zu spielen, klingt schon schwierig. Aber Shooter? Das mag fast unmöglich klingen – ist es aber nicht: „Ich spiele FPS-Spiele lieber mit Maus und Keyboard. Es ist sonst schwer, Gegner zu treffen“, so Diogo, der FIFA nur mit dem Controller spielt. Aber wie funktioniert es überhaupt, derart präzise Spiele mit den Füßen zu kontrollieren?
FIFA 20 mit Füßen spielen – wie funktioniert das?
So meistert Diogo Pé FIFA 20: Eines vorweg: Nein, Diogo Pé benutzt keinen besonderen, umgebauten Controller. Er spielt mit einem völlig handelsüblichen Xbox-Controller, den er mit den Zehen bedient. Eine Technik, die mit der PS4 übrigens nicht so gut funktioniert – denn der Controller ist dafür nicht ideal: „Da hatte ich Probleme, die Trigger zu benutzen. Ich hab versucht das Layout anzupassen, aber es ist schwierig. Ich kann auf PS4 spielen, aber nicht kompetitiv.“
Der Xbox-Controller liegt dem Streamer einfach besser. Ganz einfach war der Start aber nicht: „Ich hab eine Menge Layouts ausprobiert, genau so wie verschiedene Fuß- und Sitzpositionen“, erzählt Diogo, der sich am Ende auf das „Alternativ“-Layout festgelegt hat. Das bedeutet, er schießt mit der X-Taste und flankt mit der B-Taste.
Darüber hinaus legte er ein paar Funktionen um: „Ich benutze RB um den Spieler zu wechseln. RT bleibt die Sprint-Taste, LT wird der Finesse-Schuss. Und LB benutze ich für „Containing“ beim Verteidigen. Ich habe also nur die Trigger-Tasten ausgetauscht.“ Insgesamt also ein Layout, das sich gar nicht so sehr von den Standard-Einstellungen unterscheidet. Wie das am Ende aussieht, zeigt er in seinen Streams:
Dass man damit absolut mithalten kann, beweist Diogo Pé immer wieder in beeindruckenden Streams. Gold 2 in der Weekend League zu erreichen ist nicht gerade einfach – und das schafft er im Durchschnitt immer: „Es gibt ein paar kleine Bewegungen, die ich nicht ausführen kann. Aber die Skills, die man braucht, sind kein Problem“, erzählt er.
Das ging früher übrigens noch besser: „Früher waren die Spiele nicht so komplex wie heute. Sie haben sich aber weiterentwickelt. Heute musst du alle Knöpfe benutzen, auch oft zwei oder drei gleichzeitig, Manchmal ist das mit den Füßen etwas schwer.“ Dennoch meistert Diogo Pé das Spiel erfolgreich – und will es benutzen, um mehrere Probleme zu lösen.
Zwischen Arbeit und Streaming
Warum Diogo Pé streamt: Diogo Pé ist bei Twitch unterwegs, auch einen YouTube-Kanal betreibt er – und versucht dort zu zeigen, welche Herausforderungen er im täglichen Leben zu meistern hat. Mit dem Streaming hat Diogo Pé vor drei Jahren begonnen: „Ich hab 2017 angefangen. Damals hab ich noch mit den Karrieremodus gestreamt“, erzählt er.
Allerdings musste er dann eine Pause einlegen – wegen schwerer finanzieller Probleme: „Am Anfang habe ich das Streaming zum Spaß benutzt, und um Leuten meine Geschichte zu erzählen. Damals musste ich aber für sechs Monate mit dem Streaming aufhören, weil ich einfach keine Zeit neben der Arbeit hatte“, so Diogo, der sein Geld als Software-Entwickler verdient – allerdings nicht genug.
Deswegen entschied er sich, beides zu versuchen und auch über das Streaming Geld zu verdienen – zu Lasten seines Privatlebens: „Ich schlafe nur vier Stunden pro Nacht“, erzählt er.
Mit dem Stream machte er aber auf sich aufmerksam. Auch in der Fußballwelt: Der FC Chelsea lud ihn beispielsweise nach London ein:
„Ich sollte Teil eines Films sein und wurde eingeladen, um in London FIFA zu spielen. Das war meine erste Reise raus aus Brasilien. Um England kennenzulernen, die Stamford Bridge zu sehen – das war unglaublich“, erzählt der Streamer. Mehr Menschen wurden auf ihn und seine Geschichte aufmerksam: „Ich habe die Spieler kennengelernt. Es hat viel Spaß gemacht, gegen sie zu spielen.“ Auf Twitter gab er bekannt, zuletzt einen Werbedeal mit einer großen brasilianischen Firma abgeschlossen zu haben.
Mit dem Streamer macht er weiter – und hat auch für FIFA 20 einen Wunsch: „Ich bin ein Botafogo-Fan, mein Lieblingsspieler ist Garrincha. Ihn zu ziehen wäre genial“, hofft Diogo Pé, der kein Geld in Packs investiert. Vielleicht hat er mit den Packs aus den Gold-Rängen der Weekend League ja Glück – denn die dürften bei Diogos Fähigkeiten konsequent weiter reinkommen.
Was ist ansonsten bei FIFA 20 los? Beispielsweise ist die Copa Libertadores jetzt am Start:
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Sehr beeindruckend der Kerl.
Meckert nicht … weint nicht herum … er zockt einfach.
Find ich echt klasse.
Cooler Typ, krasse Füße! Schön zu sehen, wenn jemand, trotz Einschränkung auf Kurs bleibt. Hab vor Jahren mal einen PUBG Stream gesehen, da hat ein gelähmter Gamer, dass Game mit dem Mund und einer Steuerung zum pusten gezockt und das besser, als ich jemals PUBG zocken könnte!