Der Gaming-Entwickler Electronic Arts legte am 31. Januar 2023 seinen Finanzbericht für das letzte Quartal 2022 vor. Die Börse strafte das Unternehmen daraufhin ab: An einem Tag, am 1. Februar, verlor EA über 9 % an Börsenwert, das sind bei dem riesigen Unternehmen schon mal 3 Milliarden US-Dollar.
Was berichtete EA über das Vierteljahr? Eigentlich klingt der Finanzbericht positiv. EA sagt: Man habe „hochqualitative Erfahrungen geliefert“ und ein „Rekord-Engagement bei den größten Spiele-Marken verzeichnet.“ Klingt erstmal toll.
Aber es heißt dann doch (via EA):
Obwohl unsere Teams für unsere Spieler abgeliefert haben, hat sich die aktuelle makroökonomische Situation auf die Ergebnisse des Q3 ausgewirkt. Während wir kurzfristig navigieren, konzentrieren wir uns auf unsere langfristige Zukunft […]
Andrew Wilson, CEO Electronic Arts
Anders ausgedrückt: Im Moment läuft’s nicht so gut, obwohl wir uns viel Mühe geben. Aber langfristig wird alles wieder super.
- EA hat in den letzten 12 Monaten mit 7.146 Milliarden $ 1 % weniger umgesetzt als im Vorjahr
- FIFA 23 sei auf dem Weg, der größte Titel in der Franchise zu werden
- Das EA Network sei zum Ende des Quartals auf mehr als 650 Millionen Spieler angewachsen
EA korrigiert Prognose nach unten, weil „Star Wars“-Spiel nicht mehr rechtzeitig erscheint
Warum reagiert der Markt so negativ? In einem Conference Call gab EA einige Dinge bekannt, die für Anleger nicht so leicht zu schlucken sind (via deraktionär):
Das Spiel „Star Wars Jedi: Survivor“ sollte eigentlich am 17. März 2023 erscheinen, wurde aber auf den 28. April 2023 verschoben – damit erscheint es in einem neuen Quartal und Geschäftsjahr und fließt erst später in die Bilanz ein.
Daher musste das Unternehmen seine Prognose nach unten korrigieren, nun rechnete man im laufenden Quartal nur noch mit einem Umsatz zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden $, nicht mehr mit 2,22 Milliarden US-Dollar.
Auch die Gewinnerwartung pro Aktie sinkt so zwischen 6,95 und 7,25 $ pro Aktie auf rund 6 US-Dollar.
Große Mobile-Hoffnung in Asien zerschlagen
Was ist mit den eingestellten Spielen? Das kommt erschwerend hinzu. EA hat angekündigt, den Mobile-Shooter “Apex Legends Mobile” und einen neuen Mobile-Ableger für Battlefield einzustellen, der noch in der Beta-Phase war.
Das ist deshalb so eine bittere Nachricht, weil EA den Investoren über Jahre vorgeschwärmt hat, wie toll Apex Legends ist und dass man mit einem Mobil-Ableger den Markt in Asien erobern wollte. Das hat offenbar nicht geklappt.
Zwar ist Apex Legends Mobile in Singapur, Malaysia, den Philippinen und Indonesien erschienen – hat sich dort aber offenbar nicht durchsetzen können.
In der Region werden andere Mobile-Shooter bevorzugt.
Angeblich hat EA zudem noch ein geplantes Singleplayer-Spiel zu Apex Legends eingestellt.
Obwohl Gaming-Börsen an der US-Börse gerade heiß sind, schwächelt EA
Die eingestellten Spiele, zusammen mit der Verschiebung des Star Wars Spiels führten am 1. Februar dazu, dass EA an der Börse 9,26 % einbüßte.
Bei einer Markt-Kapitalisierung von 33 Milliarden $ am Vortag, sind dann mal eben 3 Milliarden $ an Börsenwert weg.
Der hohe Verlust am Börsenwert kommt ironischerweise zu einer Zeit, an der einige kleinere Gaming-Studios extrem an Wert gewannen: Die Aktie der Firma “Motorsport Games” schoss am 28. Januar auf den 7-fachen Wert hoch. Das hat allerdings markt-technische Gründe und liegt nicht daran, dass MSGM jetzt das nächste Bombenspiel herausgebracht hätte.
Mehr zu Apex Legends Mobile:
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Mir kommt das so vor als ob eine Aktiengesellschaft eher ein Klotz am Bein ist (aufgrund der vielen Rechtfertigungen, Zwänge, knappe Fristen usw.).
Ob EA eine andere Philosophie hätte wenn diese nicht nach dem Aktienkurs ausgelegt wäre?
Kann mir jemand erklären warum man eine AG macht. Oder ist das nur dafür da damit sich ein paar wenige daran bereichern können, im Vergleich zu dem Aufwand und der Restriktionen die damit verbunden sind?
Ist mehr Geld automatisch die Rechtfertigung dafür Abstriche einzugehen?
Kann mir jemand erklären warum man eine AG macht.
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Weil du damit Unmengen an Geld und Investitionen auftun kannst, wenn du Kapital brauchst.
Eine Firma verkauft bei einem Gang an die Börse Anteile an die Anleger und holt sich damit erstmal Kapital. Und sollten sie im Laufe einer Wachstumsphase erneut Kapital brauchen, können sie erneut Aktien ausgeben.
Und wenn es ihnen wirtschaftlich sehr gut geht, können sie Anteile zurückkaufen.
Es gibt aber durchaus Firmen, die nicht an die Börse gehen: Epic Games z.b. Da ist Sweeney auch sehr stolz drauf, dass er immer noch die Kontrolle über das Unternehmen hat.
Valve mit Steam auch nicht. Dadurch können sie auch ihre Umsätze gut verschweigen.
Das ist ja die Frage, warum man sich diese Last für etwas mehr Geld auftut.
Wie eine AG funktioniert weiss ich schon, jedoch hat man dadurch mehr Nach- als Vorteile.
Naja epic und valve haben ihre UE bzw ihren store als Zugpferd. Die beiden sind jetzt nicht darauf fokussiert selbst die nächsten dicken AAA Titel zu Releasen. Ubisoft, EA zb machen aber nix anderes als spiele zu entwickeln. Da kommt die kohle halt erst wenn das spiel aufm Markt ist. Bis dahin brauchst du Kapital. Und diese gibt’s dann von Anlegern. Andere Alternative wäre crowdfounding was aber noch relativ neu ist. Als ea und Ubisoft mehr geld brauchten gabs das nich nicht 😅
Erinnert mich was eine auf dem Celebras Discord sich gefragt hat. Warum Spieleentwicklungsfirmen nicht einfach zu Genossenschaften macht weil so Spaß nicht auf Teufel komm raus kommerzialisiert wird und so wieder die Kunst in die Spieleentwicklung kommt.