Neues Strategiespiel auf Xbox und Steam ist ideal für den Game Pass: Aber das meine ich nicht als Kompliment

Neues Strategiespiel auf Xbox und Steam ist ideal für den Game Pass: Aber das meine ich nicht als Kompliment

Am 3. Oktober erscheint das neue Strategie-Spiel „The Lamplighters League“ (PC, Xbox) auf Steam und wandert in den Game Pass. MeinMMO-Autor Schuhmann hat das Rundenstrategie-Spiel getestet und sagt: Das Spiel ist ideal für Leute, die über den Game Pass ein Genre spielen, das sie sonst nie anrühren würden. Aber das Game bestraft mich dafür, wenn ich mehr als 3 Helden nutze.

Das ist The Lamplighters League in Kürze: Es ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, das aus zwei Teilen besteht:

  • Auf der Weltkarte sucht ihr euch pro Ingame-Woche eine Missionen aus, die ihr selbst spielt. Daneben verteilt ihr weitere Agenten auf Nebenmissionen, bei denen sie Ressourcen erobern oder Geheimnisse aufdecken müssen, die besondere Missionen in der nächsten Woche freischalten. Ihr müsst darauf achten, dass die Bedrohung durch 3 Gegner-Fraktionen im Rahmen bleibt.
  • In den tatsächlichen Missionen steuert ihr 3 Charaktere (im Normalfall) oder 4 Charaktere bei besonderen Missionen und schaltet eine Unmenge an Gegnern aus: Das fängt mit tumben Soldaten an und geht über Ninjas bis hin zu brennenden Mumien. Ab und zu taucht auch ein Mini-Boss auf, der ein paar Tricks drauf hat und deutlich mehr Trefferpunkte aufweist als seine Schergen.

Kleine Stealth-Phase vor jedem Kampf

Das ist der Kniff beim Spiel: Bevor ihr einen Kampf beginnt, könnt ihr bereits einige Gegner eliminieren, indem ihr sie mit 3 verschiedenen Eigenschaften bekämpft. Die Eigenschaften haben pro Mission nur begrenzte Aufladungen, genau wie eure “Ultimative Kampffähigkeiten”:

  • „Schleicher-Charaktere“ können sich von hinten an einen Gegner heranschleichen und ihn ausknocken
  • „Baller-Charaktere“ werfen eine Mine
  • „Prügel-Charaktere“, stürmen nach vorne und erwischen bis zu 3 Gegner auf einmal

Dieser „Stealth“-Aspekt des Spiels klingt am Anfang wichtig, wird aber mit der Zeit unwichtiger, weil die „starken Gegner“ gegen das frühe Ausschalten immun sind. Das Schleichen sorgt – zumindest bei mir – immer wieder für Frustmomente, weil man den Kampfstart nie so ideal hinbekommt, wie man sich das wünscht.

Beim Stealth zeigt sich ein erstes Balance-Problem: Das Anstürmen, mit dem man 3 Gegner ausschalten kann, fühlt sich deutlich mächtiger als das Schleichen an. Es ist in der Praxis deutlich effizienter und sicherer. Man will lieber aus der Distanz Minen werfen oder heroisch brüllend anstürmen als zu schleichen, erwischt zu werden und den Kampf mit heruntergelassener Hose inmitten der Feinde zu beginnen.

Über Verbündete schaltet ihr nach und nach Fortschritts-Systeme frei

Wie ist der Spielverlauf? In Lamplighters League beginnt ihr mit 3 spielbaren Helden: Ihr rekrutiert aber im Verlauf der Missionen rasch weitere Agenten, außerdem rettet ihr Verbündete, die weitere Fortschritts-Bäume freischalten: Verbündete geben euch passive Boni oder lassen euch bessere Rüstungen und Verbrauchsgegenstände wie Heil-Items oder Granaten kaufen.

helden-auswahl
Im Laufe des Spiels könnt ihr weitere Agenten rekrutieren: Müsst euch aber immer für eine von 2 Optionen entscheiden.

Der Spiel-Verlauf ist grindy: Ihr erledigt Missionen, die zwischen 20 und 40 Minuten dauern, sammelt dort Ressourcen, mit denen ihre eure Charaktere verbessert oder die Auswahl der Items bei den Verbündeten erweitert.

Ihr prügelt euch durch die Missionen, die aus einer Reihe von Kämpfen bestehen, meistens gibt es einen Hauptkampf mit besonders vielen oder schweren Gegnern und einige leichtere Kämpfe pro Mission.

Zwischen den Kämpfen lauft ihr in Echtzeit durch die schicken Missionsgebiete und sammelt so viel Beute, wie ihr nur tragen könnt: Das ist nicht ganz so aufregend wie es klingt. Ihr sammelt nur einige Verbrauchsgegenstände ein und Ressourcen, mit denen ihr euch permanente Upgrades leisten könnt.

Doch ihr findet keine besseren Waffen oder irgendwas, das euer Gameplay entscheidend verändert, nur mal sowas wie eine Handgranate, eine Bandage oder eine Rauchgranate.

Kämpfe fühlen sich wie Puzzle an, aber man hat rasch eine Taktik gefunden

So laufen die Kämpfe ab: Die Kämpfe fühlen sich wie kleine Puzzles an, die man berechnen kann, wenn man ein Gefühl dafür gewonnen hat, wie die einzelnen Figuren für sich selbst genommen funktionieren und wie sie miteinander interagieren. Denn die Anzahl der Aktionen und Schadenswerte sind konstant. Nur die Treffer-Chance ist dem Zufall überlassen.

Man weiß aber rasch sowas wie: „Da ist ein Ninja, der hat 120 Lebenspunkte, wenn ich 2-mal mit Eddie auf ihn schieße, hat er noch etwa 50 HP, dann kann ihn Ingrid umhauen und erhält eine weitere Aktion.“

Die Figuren im Spiel haben klare Aufgaben:

  • Ingrid ist eine Nahkämpferin, die Aktionspunkte erhält, wenn sie Gegner tötet. Das Spiel läuft also darauf hinaus, Gegner möglichst so weit runter zu schießen, dass Ingrid sie töten kann, einen weiteren Aktionspunkt erhält und zum nächsten Gegner zieht.
  • Eddie ist ein Revolverheld und verfügt über mächtige Fernkampf-Angriffe, er kann trichterförmig einen Kugelhagel auslösen oder jedem Gegner in Sichtweite einen schnellen Schuss verpassen.
  • Der dritte Starter-Held Lateef, der Schleicher, ist eher ungeeignet für den Kampf, weil er keinen direkten Schaden verursacht, sondern eher auf Tricks und Ablenkung setzt. Er dürfte bei vielen Spielern rasch auf der Ersatzbank landen und das Spiel damit verbringen, auf Nebenmissionen geschickt zu werden.

Als dritte „Standard-Figur“ bietet sich wahrscheinlich die Heilerin Anna Sofia an, die kann die beiden Mitstreiter einmal komplett voll heilen und hat zudem eine Buff-Fähigkeit, die ihren Mitstreitern einen zusätzlichen Zug erlaubt.

eddie
Ballert gerne mal wen weg: Eddie.

Ein Standard-Kampfablauf ist es dann, möglichst viele Gegner anzulocken und sie so zu positionieren, dass sie geballt vor der eigenen Truppe stehen. Nun entfesselt Eddie einen doppelten Kugelhagel, der schwache Gegner sofort ausschaltet und starke zumindest schwächt. Dann geht man mit Ingrid in den Nahkampf und versucht möglichst viele Todstöße zu sammeln.

Anna Sofia unterstützt im Hintergrund.

Diese „Eine Taktik für jedes Problem“-Situation zeigt eine Schwäche des Spiels: Die Balance ist für so ein Strategiespiel etwas seltsam geregelt, weil an den Starthelden Ingrid und Eddie wenig vorbeiführt.

So richtig clever agiert die KI ohnehin nicht: Die verhalten sich wie Schurken in einem Actionfilm: Obwohl die Gegner weit in der Überzahl sind, greifen sie nicht geschlossen an, sondern neigen dazu in Wellen zu kommen, damit der Spieler genug Zeit hat, sie nacheinander zu erschießen oder zu verprügeln.

Fortschritts-Bäume als Schwachpunkt des Spiels

Das ist ein Problem mit dem Fortschritt: Die Charaktere haben eigene Talentbäume, in die ihr die Ressource „Erfahrungspunkte“ pumpt. Der wohl intelligenteste Weg die Ressource zu verteilen ist es, sich auf nur 3 Helden zu beschränken und alle Punkte in diese Helden zu stecken. Vor allem ein Skill ganz unten im Skill-Tree, die Verstärkung der Waffen, steigert die Stärke des Agenten enorm.

Die Waffenverbesserung lässt sich aber ohnehin nur freischalten, wenn man eine Sondermission, einen „Coup“ abschließt, für den man 4 Helden einsetzen kann.

ingrid-waffenverbesserung
Das Spiel belohnt mich dafür, möglichst viele Punkte in meine “Top-Heldin” zu setzen und schnell ihre Waffe zu verbessern.

Letztlich bestraft „The Lamplighters League” die Spieler dafür, mehrere Charaktere auszuprobieren, weil dann Punkte in Helden wandern, die man nicht aktiv einsetzt. Auch Ressourcen in Items, Rüstungen oder Talismane sollte man wohl lieber auf sein Team der Wahl fokussieren.

Ohnehin ist der Fortschritt etwas seltsam, weil man die Ressourcen als Team erhält und frei auf die Agenten verteilen kann, ob sie nun bei der Mission dabei waren oder nicht. Lediglich die Karten, eine Spezial-Ressource, erhalten nur die Agenten, die aktiv in der Mission eingesetzt wurden.

Für ein PC-Rollenspiel fehlen mir auch Dinge wie eine Statistik, wie viele Gegner ein Held ausgeschaltet hat, und generell ein feinkörnigeres Skill-System: Sowas wie eine Trefferchance, die mit steigender Erfahrung wächst und mich dafür belohnt, einen Helden viel zu spielen. Aber so etwas gibt es nicht.

“The Lamplighters League” gaukelt mit zig Skills und Tabs eine Spieltiefe vor, ist dann aber doch eher comicartig simpel im Detail. Egal, wie gut oder schwach ein Held in einer Mission war, entscheidend ist nur, wie ich, als Spieler, die Ressourcen verteile.

Auch Nachteile, die ein Held während einer Mission erleidet, wenn die Lebenspunkte auf 0 sinken, bleiben ohne Konsequenz, weil sie sich rasch wegheilen lassen.

The Lamplighters League: Viel Qualität und Liebe, aber einige schwache Design-Entscheidungen

Lohnt sich das Spiel denn? „The Lamplighters League“ ist mit viel Liebe gemacht und es stecken eine Menge Qualität und Arbeit in dem Spiel. Die Atmosphäre des Games einnert an die „Die Mumie kehrt zurück“-Filme mit Brendan Fraser, die Missionen sind kurzweilig.

Allerdings hatte ich nach 2-3 Stunden von einer Session immer genug. Es wird dann doch mühsam und man hat das Gefühl, die Mission jetzt nicht zu spielen, weil man Lust drauf hat, sondern weil man die Erfahrungspunkte für den nächsten Skill braucht.

Der Gameplay-Lopp nutzt sich mit der Zeit ab, die Abläufe in den Missionen sind gleich, es fehlt dem Spiel an Überraschungen, an neuen Skills oder Items, die das Gameplay entscheidend verändern.

Spielerisch werden die Helden zwar stärker, aber das Gameplay verändert sich bei Ingrid nicht gravierend von der ersten Mission bis tief ins Spiel hinein. Sie bekommt ein paar Tricks, kann Gegner dann mal wegtreten oder blenden, aber bleibt doch stark in ihrem Archetyp gefangen.

Die Spiel-Mechaniken halten leider davon ab, mit anderen Helden zu experimentieren, was das Spiel etwas eintönig macht: Andere Charaktere, die defensiv agieren, bieten zwar mehr Möglichkeiten, aber gegen die Eddie/Ingrid-Kombo wirkt das eher umständlich und zahnlos.

Die GameStar ist deutlich begeiterter von The Lamplighters League als ich.

Ideales Game für den Xbox Game Pass

Das ist mein Fazit: Ein Anspielen von The Lamplighters League sollte aber für jeden drin sein, der den Xbox Game Pass hat.

The Lamplighters League wirkt wie ein Strategie-Spiel für “Casuals”, die aus einem anderen Genre kommen und mal in die Rundenstrategie hereinspielen möchten:

  • Das Game hat Stärken in der Präsentation und der Zugänglichkeit.
  • Es macht dafür aber Abstriche bei Spieltiefe und den Fortschritts-Systemen.

Das macht The Lamplighters League zu einem idealen Game für den Game Pass, durch den Leute ein Spiel eines Genres antesten, das sie sonst nie anrühren würden.

Für mich bleibt aber ein Beigeschmack: The Lamplighters League ist ein schickes Genre-Spiel, das Probleme bei der Balance und den Progression-Systemen hat. So ein Spiel sollte eigentlich dazu verleiten, mehrere Charaktere aufzubauen und Alternativen zu entwickeln und den Spieler nicht dazu treiben, sich selbst zu beschränken und alle Ressourcen in wenige Charaktere zu stecken.

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MeisterSchildkröte

ich mag den art style. mal sehn 🙂

Viktor Frankenstein

Danke für den Artikel, ich werde mir das Spiel vermutlich im Gamepass auch mal ansehen, klingt zumindest interessant. 😀

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