In den Schulen und Universitäten der USA ist 2023 das Schach-Fieber ausgebrochen. Millionen von Kids und Jugendlichen haben das Spiel der Könige für sich entdeckt. Die wichtigste Schach-Webseite der Welt ist 6-mal so groß wie vor der Pandemie. Und ein 27-jähriger Schach-Nerd wird zum Star auf TikTok.
Was ist da los? Schach erlebt seit dem Januar 2023 seinen größten Boom seit mehr als 50 Jahren. 1972 war Schach wegen des „Match des Jahrhunderts“ zwischen Bobby Fischer (USA) und Boris Spasski (Sowjetunion) sowas wie ein Sinnbild des Kalten Kriegs.
Heute ist Schach Lifestyle.
Wie die US-Seite Polygon schreibt, ist in den Schulen und Universitäten der USA die Schach-Manie ausgebrochen, viele Studienanfänger spielen in jeder freien Minute und überall auf dem Campus Schach und haben mittlerweile offenbar die ganze Generation angesteckt.
Keimzellen des Erfolgs sind Netflix, TikTok und der Hintern eines Twitch-Streamers.
Schach ist 6-mal beliebter als vor der Pandemie
Woran kann man den Schachboom messen? Der wichtigste Ort im Internet, an dem Schach gespielt wird, ist die Webseite Chess.com. Die hatten im Januar 2023 einen derart großen Anstieg, dass sie ihre Server signifikant verbessern mussten:
- vor der Pandemie hatte Chess.com am Tag weniger als 2 Millionen aktive Spiele
- im April 2023 waren es 12 Millionen am Tag
Streamer Ludwig Ahgren veranstaltete auf YouTube ein Event mit „Schachboxen“ und erreichte hunderttausende von Zuschauern.
Netflix und der Hintern eines Twitch-Streamers befeuern Boom
Woran liegt das? Es gab offenbar 3 Ereignisse, die den Schachboom ausgelöst oder befeuert haben:
- 2020 erschien die sehr gute Netflix-Serie „Das Damengambit“ – das entzündete die Schachliebe neu
- Im September 2022 gab es einen Skandal, als der Schach-Weltmeister Magnus Carlsen gegen den Twitch-Streamer Hans Niemann verlor und ihn beschuldigte, geschummelt zu haben. Eine absurde Theorie auf Twitch besagte, Niemann habe Sex-Perlen in seinem Hintern gehabt und durch deren Vibration geheime Signale empfangen
- Januar 2023 gab es dann einen weiteren Schachboom, der eng mit dem Influencer Levy Rozman verbunden ist
Wer ist der Star dieses neuen Trends? Es gibt einige populäre und starke Spieler wie den Großmeister Hikaru Nakamura oder die Botez-Schwestern. Sie waren Vorläufer des Schach-Booms auf Twitch.
Der Star im Schach ist aber gerade Levy Rozman, ein 27-jähriger, der unter dem Namen „GothamChess“ bekannt ist.
Er ist der führende Schach-Influencer auf kurzweiligen Medien, die besonders von junge Menschen konsumiert werden, wie TikTok, Instagram oder YouTube Shorts.
Er hat auch den Preis als Schach-Streamer des Jahres gewonnen.
GothamChess erklärt den Schach-Hype in einer Minute:
@levyrozman Why chess? #chess #chesstok ♬ original sound – GothamChess
Wie wird das in den USA gesehen? Die meisten Lehrer scheinen sich generell darüber zu freuen, dass sich die Jugendlichen Schach zuwenden. Aber es artet schon manchmal aus und stört den Unterricht. So sollen einige Schulen bereits ein Schach-Verbot ausgesprochen haben.
Polygon zitiert einen Biologie-Lehrer aus South Dakota:
Ich hab Jubel in einem der Gänge gehört und hab mich gefragt, was da für üble Sachen abgehen. Ich war überrascht, dass ich eine Gruppe von Freshmen sah, die an ihren Laptops und Phones saßen und mitten in einigen sehr hitzigen Schachpartien verstrickt waren.
Der Lehrer sagt, die älteren Schüler hätten das zu Beginn als „schräges Freshman-Ding“ abgetan, dann habe auch sie das Schachfieber gepackt.
Influencer Rozman wird gefragt, ob die Kids denn gut seien. Er sagt: Nein, sind sie nicht:
Jeder spielt schlechtes Schach, außer die absoluten Könner. Warum sollten wir schlechtes Schach nicht feiern? So spielen wir alle.
Die Aussage, dass die absoluten Könner kein schlechtes Schach spielen, mag man nach dieser Geschichte auch bezweifeln:
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