Ich bin im Urlaub dem Free2Play-Game verfallen, für das ich einen Kollegen 4 Jahre ausgelacht habe

Ich bin im Urlaub dem Free2Play-Game verfallen, für das ich einen Kollegen 4 Jahre ausgelacht habe

Unser Autor Schuhmann ist in einem Jahresurlaub dem kostenlosen Strategiespiel Teamfight Tactics verfallen. Das passt ihm so gar nicht, denn genau für dieses Free2Play-Game in der Welt von LoL hatte er einen Kollegen über Jahre ausgelacht.

Zu meiner Verteidigung: Ich mochte Teamfight Tactics schon immer, also in der Beta so 2019. Ich mochte es schon damals, nur eben nicht sehr lang.

4 Jahre lang fand ich’s echt albern, dass mir Kollege Leitsch immer noch ständig aufdrücken wollte, wie toll und relevant das ist und dass man da dringend weiter Guides und Artikel über die neusten Patch-Notes machen müsse.

„Nix da“, sagte ich. „Guck mal auf den Tacho, wir haben 2023 – das Ding juckt doch heute keinen mehr, schreib gefälligst über Zeug, das Leute heute interessiert.“

Teamfight Tactics war total im Hype – im Sommer 2019

Teamfight Tactics ist ein sogenannter „Auto-Battler“, das war 2019 mal ein kurzer Hype, dem auch ich verfallen war. Damals wollte jeder einen machen. Die Idee ist:

  • Du kämpfst nicht selbst, sondern stellst dir ein Team von Figuren zusammen, die für dich kämpfen: Das ist so eine Mischung aus Schach, Pokémon und einem Sammelkarten-Album wie bei Panini früher.
  • Wenn man „3-mal“ dieselbe Figur hat, dann wird sie aufgewertet und zu einer stärkeren Version.
  • Die Helden haben zudem noch Teams und es gibt Boni, wenn man mehrere Helden eines Teams hat.
  • Zudem gibt es Items, die man denen geben kann und besondere Perks; Boni für Siegessträhnen und Niederlage-Serie und Zinsen, wenn man viel Gold auf der Bank liegen hat.

Teamfight Tactics ist genau dieses Spiel, aber mit Helden und Items aus dem Universum von League of Legends.

Entweder bist du total drin oder es ist dir komplett egal

Das Ding ist: Teamfight Tactics ist so ein Spiel, in dem du total drin bist, wenn du es selbst spielt. Du hast den Kopf voll mit einer Myriade von winzigen Detail-Informationen zu dem Spiel. Etwa, dass Annie zwar eine ganz kleine Heldin ist, aber total stark, wenn du sie 9-mal gesammelt hast, sie dann 3 Sterne hat und du sie mit einer bestimmten Item-Kombination ausrüstet, weil dann eine ihrer Fähigkeiten permanent aktiv ist.

In dem Moment ist Teamfight Tactis das dominante Thema in deinem Leben, du träumst nachts von Drafts und überlegst dir permanent, was du im letzten Spiel anders hättest machen sollen.

Wenn du aber einmal raus bist, ist dir das Spiel total egal und du schaust jeden, der es spielt, verwundert an, was er an dem Kram nur findet.

Und so ging mir das Jahre lang mit Alexander Leitsch, der steif und fest behauptete, irgendwie zu den besten 0,7 % Spieler in Europa zu gehören und der mir was über neue Sets erzählte.

Als jetzt mein Jahresurlaub anstand, den ich wie jeder vernünftige Gaming-Autor natürlich dazu nutze, um mein ohnehin schon großes Wissen über Spiele zu erweitern, hab ich mich also entschlossen, wieder Teamfight Tactics zu spielen.

Eigentlich war das nur ein Punkt auf einer langen Liste von Sachen, die ich schon immer mal machen wollte, wenn ich mal wieder Zeit für Dinge habe, zu denen ich im Alltag einfach nicht komme.

Und das Spiel ist genau dasselbe und komplett anders, als vor 4 Jahren: Denn zwar sind fast alle Mechaniken – außer einer cleveren, neuen „Headliner“-Funktion – gleich geblieben, aber die Meta hat sich total verändert.

Das mit der „Meta“ ist aber nicht so leicht: Denn man hat zwar das Team im Kopf, das man idealerweise spielen will und das auch irgendwie das Beste ist, aber dafür muss einem der Zufall in die Karte spielen und das Spiel muss einem die Helden anbieten, die man spielen will.

Nach 4 Jahren Pause habe ich nur verloren

Jetzt ist der „richtig gute“ Spieler natürlich in der Lage mehrere Pläne im Kopf zu behalten und jeweils den anzuwenden, den das Spiel und die Gegner ihm anbieten. Ich bin aber so gepolt, dass es mich – egal, was ich mir vornehme – wie magisch dann doch immer zu demselben Team zieht, was wunderbar funktionieren oder tierisch scheitern kann.

Nachdem ich die ersten Stunden damit verbracht habe, richtig auf die Mütze bekommen, was mein Ego ziemlich angekratzt hat, hab ich mich hingesetzt, mich in das Spiel eingelesen (also Tier-Listen und Cheat-Sheets parallel zum Spiel offen gehabt) und mich dann voll dem Sog des Spiels hingegeben.

Die Games von Riot strahlen mit Battle-Pass, konstanten Belohnungen und einem Ranked-System eine unheimliche Faszination aus: Um in Teamfight Tactics aufzusteigen, muss man auch gar nicht gewinnen, es reicht nur: Nicht zu verlieren.

8 Leute spielen in jeder Partie gegeneinander, sobald du auf Platz 4 oder höher kommst, kriegst du Pluspunkte und alles ist gut.

Da bin ich doch glatt dem verdammten Teamfight Tactics verfallen

Im Laufe meines Urlaubs hab ich mich so in das verdammte Teamfight Tactics reingesteigert, bin Ränge aufgestiegen und hab mich eingegroovt, dass ich kaum noch was anderes gemacht habe.

lol-karriere-beendet
Karriere sofort beendet! Nie wieder Ranked.

2 Tage vorm Ende meines Urlaubs kam dann die Erlösung: Ich hab zwei Spiele in Folge gewonnen, sofort heldenhaft das Ende meiner Teamfight Tactics-Karriere ausgerufen und mich seitdem nie wieder eingeloggt.

Cortyn hab ich sofort den Screenshot geschickt, als Beweis dafür, dass ich kein „dreckiger Casual bin, der ihr vor 7 Jahren mal völlig zu Unrecht den Overwatch-Key weggeschnappt hat.“

Und dieser Leitsch hat, zugegeben, vielleicht doch etwas Ahnung, was Leute heutzutage wirklich spielen wollen.

Mehr zu meinen Abenteuern in Strategiespielen: Steam: Ich begann als einsamer Wikinger – 400 Jahre später hab ich halb Europa, 12.300 Nachkommen und ein Problem

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Alexander Leitsch

Das ist das wohl süßeste, was du mir je in den 5 Jahren Zusammenarbeit gesagt hast! Ich habe jede Sekunde dieses Artikels genossen!

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