Wie eine Gilde 10 Monate investierte, um im MMORPG EVE Online eine riesige Organisation zu stürzen

Wie eine Gilde 10 Monate investierte, um im MMORPG EVE Online eine riesige Organisation zu stürzen

EVE Online ist ein riesiges Space-MMORPG und möchte seinen Spielern eine echte Sandbox bieten, in der jeder der Raumfahrer sein kann, der er möchte. Oder so ähnlich. Kaum ein Beispiel zeigt diese Freiheiten so gut wie eine alte Geschichte einer Spion-Gilde. Die investierte 10 Monate für einen Kopfgeld-Auftrag und raubte einer Organisation Inhalte im Wert von über 15.000 €.

Das MMORPG EVE Online ist bereits seit 2003 auf dem Markt und berüchtigt für seine unglaubliche Tiefe und eine engagierte Community, die auch gerne mal große Weltraum-Kriege veranstaltet, die Unmengen von echtem Geld verbrennen.

Schon früh machten die Entwickler dabei klar: Wir mischen uns nicht ein. Jeder soll, wenn möglich, eine gute Zeit haben – aber es ist eine Community-Sandbox: Spieler können sich helfen, aber auch gegenseitig vernichten.

MeinMMO möchte euch eine Geschichte aus EVE Online vorstellen, die sicher einen guten Spionage-Krimi abgeben würde. Es geht um Rache, Ehre, einen großen Schatz und die Gewissheit, dass man niemandem im Weltraum trauen sollte, außer sich selbst.

Spion-Gilde nimmt Kopfgeld-Auftrag extrem ernst

Die Story stammt noch aus der frühen Zeit von EVE Online. Am 15. April 2005 konnte die Gilde „The Guiding Hand Social Club“ den CEO der Organisation „Ubiqua Seraph“ eliminieren und die Leiche einem Auftraggeber überreichen.

Doch um an die Überreste eines so hochdekorierten Spielers zu kommen, braucht es Vorbereitung, Absprache und eine ordentliche Portion Skrupellosigkeit. Guiding Hand waren demnach die besten Leute für den Job.

Ein unbekannter Auftraggeber warf eine Milliarde ISK in den Topf (die Ingame-Währung von EVE Online) und forderte den Kopf von Mirial, CEO von Ubiqua Seraph, einer damals mächtigsten Organisationen in EVE Online.

Das führte zu einer groß angelegten Infiltration von Ubiqua Seraph. Es sollte gut 10 Monate dauern und am Ende konnte Guiding Hand den Auftrag erledigen und über 20 Milliarden ISK an Vermögenswerten erbeuteten.

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Rache, Ehre und die Gier nach mehr Beute

Es ist nicht überliefert, warum der Auftraggeber den Kopf von Mirial forderte. Es war bekannt, dass auch die CEO in einige unsaubere Machenschaften verwickelt war. Rache scheint hier das naheliegendste Motiv.

Für die Guiding Hand ging es ebenfalls um eine stolze Summe, zumindest zum Zeitpunkt der Vertrags-Unterzeichnung. Allerdings spielte auch Ehre eine Rolle: Sollte der Auftrag glattlaufen, würden sie viel Anerkennung für die Erfüllung des Kopfgeldes erhalten. Eine gute Möglichkeit, Geld und Ruhm zu ernten.

Um an den CEO heranzukommen, musste man Mirial jedoch von der Herde trennen. Ihr Vertrauen gewinnen und sie an einen Ort bringen, an dem sie nur wenig oder gar keine Hilfe zu erwarten hat.

Es sollte 10 Monate dauern und noch sehr viel mehr Beute bringen.

Ubiqua Seraph auf allen Ebenen infiltriert

Der damalige CEO von Guided Hand, der User Istvaan Shogaatsu, nannte das Vorgehen „Multi-Vektor-Infiltration“ (via pcgamer.com). Ein Spion reicht für solche Aufgaben meist nicht. Man griff in großem Stil an und schleuste viele Agenten bei Ubiqua Seraph ein.

Nach 10 Monaten hatte man quasi die gesamte Organisation infiltriert – überall saßen Doppel-Agenten der Guided Hands auf teils hohen Funktionärs-Stellen.

Und einer schaffte es sogar, das Vertrauen des CEOs zu gewinnen und der oberste Leutnant von Mirial zu werden: Arenis Xemdal.

Arenis, der Meister-Spion

Istvaan Shogaatsu nennt Arenis einen „Valentin-Spion“, spezialisiert darauf, das Vertrauen anderer Spieler zu gewinnen. Zum eigenen Vorteil versteht sich.

Arenis war es, der Mirial isolieren sollte. Er führte sie in einen verlassenen Sektor, während im Hintergrund alle auf das Zeichen warteten. Das Codewort „Nicole“.

Die Aktion ging beinahe schief, andere Schiffe im Sektor hätten Mirial fast verschreckt. Doch als es endlich so weit war, hallte „Nicole“ durch das Universum von EVE Online. Und es einem schnöden Kopfgeld-Auftrag wurde ein groß angelegte Raubzug.

„Wir hatten den Schlüssel von Fort Knox in der Hand“

Eine Milliarde ISK für das Kopfgeld waren damals eine Menge Geld im Spiel. Doch man hatte Ubiqua Seraph vollkommen infiltriert: „Wir hatten den Schlüssel von Fort Knox in der Hand“, sagte der CEO Shogaatsu von Guided Hand.

Und sie räumten den Tresor kompletten leer.

Die Spion-Gilde hatte Zugang zu jedem Büro der Ubiqua Seraph, Zugriff auf alle geteilten Lagerungs-Stätten und Konten der großen Organisation. Man nahm alles mit und hinterlies nur eine Notiz mit dem Hinweis auf „The Guiding Hand Social Club“.

Shogaatsu rechnete vor, dass die gesamte Aktion knapp 20 Milliarden ISK in die Kassen der Guided Hand spülte. Zu damaliger Zeit waren das Werte von über 15.000 €.

Insgesamt schätzte Shogaatsu den Schaden bei Ubiqua Seraph auf mehr als 30 Milliarden ISK – inklusive eines extrem wertvollen Raumschiffes der Klasse „Amarr Navy Apocalypse“, das Schiff von Mirial.

Die Flucht-Kapsel von Mirial wurde zerstört und ihr gefrorener Leichnam, wie gewünscht, dem Kunden übergeben. Damit endete eine Aktion, die auch viele Jahre später noch für staunende Gesichter sorgt und die Fantasie anregt.

EVE Online beweist mit solchen unglaublichen Storys immer wieder, dass es eines der besten Games ist, das kaum jemand von uns spielen wird.

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Quelle(n): PC Gamer, PC Gamer
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Bernadil

Coole Geschichte aus der frühen Zeit von EvE! Als man sowas noch ernst genommen hat und es wirklich was neues, revolutionäres im Gaming war!
Nur leider 17 Jahre alt und überhaupt nicht repräsentativ dafür, wie das Spiel heutzutage ist. Spionage, Infiltration, Diebstahl sind so einfach und häufig, dass man daraus kaum eine interessante Story machen kann. Ich selbst hatte 4 nebencharaktere (Alts), die in feindlichen Firmen eingeschleust und ingame-Informationskanäle sowie deren Discord und Webseiten für hochrangige Ziele und Flottenbewegungen ausspioniert haben. Es ist wirklich so einfach, wie einen neuen charakter zu machen und einer anderen Firma beizutreten und daher, heutzutage, wirklich nichts besonderes. Wer gut im Lügen und Vertrauenswürdigkeit vorgaukeln ist kann sehr schnell auch mal einen Hangar ausräumen und deutlich mehr als 20 Mlrd. ISK mitnehmen. Die Leute, die Eve spielen, sind meistens so verzweifelt Freundschaft zu schließen, dass man in kleineren bis mittleren Firmen innerhalb von wenigen Monaten die Rollen bekommt, die das erlauben.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Bernadil
Edwin Ferkels

Ich habe früher auch mal EVE Online gespielt. Alle Reviews, auch dieser Artikel, klingen so aufregend, dass man denken könnte: Das ist mit Abstand das geilste MMO was es gibt, wenn man absoluter Science-Fiction-und-Weltraum-Fan ist. Deswegen hatte ich es damals angespielt. Leider fand ich EVE Online extrem langweilig, ich war sehr enttäuscht. Aber vermutlich ist EVE Online einfach viel zu alt und daher zu unmodern und zu altbacken. Aber wen das nicht stört, der kann damit sicher Spaß haben.

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