Das Netz spottet über Amazon, nachdem ihre KI als 1.000 indische Arbeitskräfte entlarvt wird

Das Netz spottet über Amazon, nachdem ihre KI als 1.000 indische Arbeitskräfte entlarvt wird

Amazon brüstete sich mit automatisierten Supermärkten, die mit modernsten Sensoren und künstlicher Intelligenz ausgestattet waren. In Wahrheit sollten es aber mehr als 1.000 menschliche Arbeitskräfte gewesen sein, die den Laden am Laufen hielten.

Was war das für ein Projekt? Unter dem Namen „Amazon Fresh“ betreibt der Tech-Gigant Supermärkte, in denen sich vor Ort einkaufen lässt. Dabei kam eine Technologie namens „Just Walk Out“ zum Einsatz, die den Einkauf vollautomatisch abwickeln sollte:

  • Das Unternehmen warb mit „kassenlosem Einkaufen“: Kameras und Sensoren sollten die Einkaufenden genau verfolgen und automatisch die Waren scannen
  • Die Kunden mussten beim Betreten des Ladens einen QR-Code scannen und konnten nach ihrem Einkauf einfach aus dem Laden spazieren, ganz ohne lästige Kassen
  • Wie The Information (Paywall) am 2. April berichtete, trennt sich nun allerdings von dem Konzept

Wie sich zudem herausstellte, funktionierte das System jedoch nur durch mehr als 1.000 indische Arbeitskräfte, welche die Videos ansahen und kennzeichneten. Kassierer gab es also irgendwie immer noch – nur eben nicht mehr vor Ort.

2022 sollen 70 % der über Just Walk Out getätigten Einkäufe eine manuelle Prüfung erfordert haben – deutlich mehr als die von Amazon angestrebten 5 %.

Amazon streitet die Anzahl der manuellen Überprüfungen allerdings ab. Gegenüber Gizmodo sagte ein Sprecher des Unternehmens, dass die Angestellten die Videos lediglich mit Anmerkungen versehen hätten, um die automatische Erkennung zu verbessern. Sie hätten nur eine „kleine Minderheit“ der Einkäufe validieren müssen, wenn die KI einen Einkauf nicht bestimmen konnte.

Bei vielen Internet-Nutzern scheint jedoch vor allem eine Sache hängenzubleiben: Die KI von Amazon ist in Wahrheit 1.000 Inder.

Bei solchen Nachrichten fühlt sich der „Deep Dive“ doch wieder ganz weit weg an, oder?

Der “Deep Dive” soll uns so tief in MMORPGs eintauchen lassen, wie nie zuvor – Was ist das eigentlich?

Nutzer spotten: AI = Alles Inder

Wie wird das diskutiert? Im Netz kursieren bereits zahlreiche Videos, die das Thema mehr oder weniger humoristisch aufarbeiten. Ein Sketch, in dem ein Diebstahl in den vermeintlich vollautomatischen Fresh-Supermärkten dargestellt wird, erhielt auf TikTok innerhalb eines Tages mehr als 60.000 Likes.

Vielerorts sieht man zudem Kommentare, die sich einen Spaß daraus machen, die englische Abkürzung „AI“ für „Artificial Intelligence“ neu zu interpretieren:

  • chocolateboomslang schreibt auf Reddit: „Es war AI… Alles Inder.“
  • Nor 2020 meint auf TikTok: „Sie verwenden AI = Alternative Intelligenz.“
  • Andere Nutzer auf TikTok sprechen etwa von „Akkuraten Indern“ oder „Actually [Tatsächlich] Inder“.

Wieder andere geben jedoch zu bedenken, dass es sich bei den indischen Arbeitskräften lediglich um Qualitätskontrolle gehandelt habe. So würde Maschinenlernen nun einmal funktionieren: Menschen müssten der KI immer noch sagen, ob sie zu dem richtigen Ergebnis gekommen ist.

Das ist zwar richtig, kann den faden Beigeschmack jedoch nicht ganz beseitigen. Schließlich hatte sich Amazon auf seiner Website mit der Technologie gebrüstet: Dort ist die Rede von einer Kombination aus Computer-Vision, Objekterkennung, fortschrittlichen Sensoren, Deep Machine Learning und generativer KI – nicht aber von Arbeitern in einem Niedriglohnland wie Indien.

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass etwas Derartiges ans Licht kommt: Hinter KI-gesteuerten Drive-Thrus für Fast Food sollen in Wahrheit philippinische Arbeitskräfte gesteckt haben (via The Verge).

Das Startup x.ai warb mit KI-Assistenten, doch auch hier verrichteten Menschen die Arbeit. 2021 machte das Unternehmen dicht, da man offenbar nicht in der Lage war, die Algorithmen an einen Punk zu bringen, an dem sie eigenständig arbeiten konnten.

Ein weiteres prominentes Beispiel dürfte Facebook sein, die ihren KI-Assistenten „M“ 2018 nach rund zweieinhalb Jahren abschalteten. Auch hier wurden menschliche Mitarbeiter hinzugezogen, wenn die KI nicht weiterwusste – und das geschah wohl häufiger als geplant.

Ironischerweise hat Amazon selbst sogar eine Abteilung, die dem Zweck dient, anderen Unternehmen dabei zu helfen, KI-Systeme zu trainieren und zu bedienen. „Amazon Turk“ ist benannt nach dem „Schachtürken“, einem vermeintlichen Schachroboter aus dem 18. Jahrhundert. Tatsächlich wurde der mechanische Schachspieler jedoch von einem Menschen bedient.

Update 8. April 2024In einem Statement weist ein Amazon-Sprecher auf die neue Technologie hin, die Amazon in seinen Fresh-Stores zum Einsatz bringen will:
„Wir haben im letzten Jahr viel Zeit in die Neugestaltung einiger unserer „Amazon Fresh“-Läden investiert, um ein besseres Einkaufserlebnis mit mehr Wert, Komfort und Auswahl zu bieten – und bisher haben wir positive Ergebnisse gesehen, mit höheren Kundenzufriedenheitswerten und mehr Einkäufen. Wir haben auch von Kunden gehört, dass sie zwar den Vorteil des Überspringens der Kassenschlange mit Just Walk Out genossen haben, aber auch die Möglichkeit haben wollten, Produkte und Angebote in der Nähe zu finden, ihren Kassenbon während des Einkaufs zu sehen und zu wissen, wie viel Geld sie beim Einkaufen im Geschäft gespart haben. Um unseren Kunden noch mehr Komfort zu bieten, führen wir Amazon Dash Cart ein, unseren intelligenten Einkaufswagen, der den Kunden all diese Vorteile bietet, einschließlich des Überspringens der Kassenschlange.“

Berichte wie diese führen vor Augen, dass in der wundersamen Welt der KI nicht immer alles ist, wie es scheint und, dass wir von einer „echten“ KI wohl noch ein ganzes Stück entfernt sein dürften. Laut Elon Musk wird das in absehbarer Zeit auch nicht besser werden, denn die Entwicklung von KI könnte im nächsten Jahr deutlich verlangsamt werden:

Künstliche Intelligenz wird laut Elon Musk 2025 gebremst – Und seine E-Autos sind schuld dran

Quelle(n): Bloomberg, Der Standard, Bild (Collage): Telefonierender Mann von Prince Photos via Pexels, Bild (Collage): Supermark von Frank Chamaki via Unsplash
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