Pax Dei spielt sich wie ein Survival-Game ohne Überlebenskampf

Pax Dei spielt sich wie ein Survival-Game ohne Überlebenskampf

Am 23. April 2024 ist die neue Alpha-Testphase von Pax Dei gestartet und die MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz und Autor Cedric Holmeier sind mit am Start. In diesem Anspielbericht verraten sie euch, was sie in den ersten Stunden mit dem Sandbox-MMORPG von Mainframe Industries erlebt haben.

Was muss ich zu Pax Dei wissen? Hinter dem MMORPG steht das finnische Studio Mainframe Industries, zu dem Veteranen gehören, die vorher für CCP, Blizzard, Ubisoft und Remedy gearbeitet haben. Der Early Access auf PC soll dieses Jahr starten. Die Entwickler setzen auf ein Modell mit Kaufpreis und Abo, ähnlich wie WoW und Final Fantasy XIV.

Die Spielerfahrung von Pax Dei setzt ihren Fokus auf Housing, Crafting, PvP in umkämpften Provinzen, die Erkundung von Dungeons sowie eine durch Spieler gesteuerte Wirtschaft. Präsentiert wird die Spielwelt mit der Grafik-Power der Unreal Engine 5.

Was es hingegen nicht gibt: NPCs, die euch mit Quests versorgen, eine klar definierte Level-Phase, eine Story-Kampagne oder irgendwelche instanziierten Inhalte. Euch erwartet also eine sogenannte Sandbox-Erfahrung, in der Freiheit großgeschrieben wird und ihr euch selbst Ziele stecken müsst.

Die Leiden des jungen Karstens

Kollege Benedict Grothaus hatte in einem Interview mit Senior-UX-Designerin Jasmin Dahncke bereits im April 2023 herausgearbeitet, dass die Entwickler von Pax Dei den Indie-Hit Valheim als Vorbild betrachten und in ihrem MMORPG daher auch Systeme implementieren, die man eher aus dem Survival-Genre kennt.

Dennoch war ich überrascht davon, dass sich Pax Dei in den ersten Stunden der Alpha wie ein typisches Survival-Game wie Conan Exiles, Rust oder Enshrouded anfühlt, nur dass mir in der Startzone ständig andere Spieler durchs Bild springen und man alle paar Meter über die Baustellen anderer Überlebenskämpfer stolpert.

Die ersten Minuten bestehen also daraus, einen guten Ort für das eigene Grundstück zu finden und auf dem Weg ein paar Steine sowie Äste einzusammeln. Damit lässt sich dann die erste Axt bauen, mit der ich kleinere Bäume fällen kann, für noch mehr Holz. Mit der Spitzhacke zerlege ich spezielle Erzformationen. Das Lager füllt sich.

Jeder erstmals hergestellte Gegenstand und jede neu entdeckte Ressource versorgen mich mit weiteren Rezepten. Für den Bau und die Weiterverarbeitung benötige ich irgendwann jedoch einen Amboss, Holzkohleöfen und spezialisierte Arbeitstische, für die ich wiederum ganz andere Materialien besorgen soll. Und schon war ich ganz tief drin im genretypischen Trott aus sammeln und werkeln.

Die Spielwelt von Pax Dei ist riesig – hier seht ihr nur einen Teilausschnitt der Karte.

Survival ja, aber es fehlt der Überlebenskampf

Wer schon einmal ein Survival-Game gespielt hat, dürfte den Grind kennen. In Pax Dei fällt dieser jedoch von der ersten Minute an überraschend entspannend aus. Ums Überleben musste ich in der weitläufigen Startzone nämlich nur selten kämpfen – etwa, als ich schlecht ausgerüstet von zwei Ebern und einem Rudel Wölfe überrascht wurde. Uff, also zurück zur Leiche und die verlorene Ausrüstung holen.

Die meisten Tode der Alpha dürften jedoch aufs Konto der hohen Klippen gehen. Immer wieder kam ich an Leichen von Charakteren vorbei, die offenkundig beim Klettern und Hüpfen in die Tiefe gestürzt waren. Um typische Survival-Parameter wie Hunger, Durst oder Erschöpfung muss ich mich indes nicht sorgen.

Man kann in Pax Dei zwar Nahrung zubereiten, doch gibt’s keine Hunger- oder Durst-Mechanik.

Es gibt zwar Nahrung, die man sammeln oder zubereiten kann, doch regeneriert man mit Fleisch, Beeren und Co. Gesundheitspunkte und aktiviert Buffs für die maximale Gesundheit sowie den Ausdauervorrat.

Deutlich gefährlicher dürfte das Abenteuer in Pax Dei erst werden, wenn man sich bewusst aus den sicheren Zonen heraus in die PvP-Territorien oder Dungeons wagt. Ein knallhartes Survival-Game ist Pax Dei also nicht.

Das sagt Cedric zu Pax Dei
Ich spiele seit ich denken kann MMORPGs, in Swords of Legends Online habe ich über 2.000 Stunden verbracht. Gruppenaktivitäten wie Dungeons und Raids machen das Genre für mich aus.

Eigentlich habe ich mich sehr auf den Alpha-Test von Pax Dei gefreut. Ein MMORPG, in dem ich mit meiner Gilde eine eigene Burg oder Stadt bauen kann, das klang ja schon fast wie ein Kindheitstraum von mir.

Leider ist das Spiel noch so gar kein MMORPG. Für mich wirkte es eher wie ein Rust im Mittelalter. Das Sammeln von Materialien und das Herstellen von Gegenständen prägte meine ersten Spielstunden und unter Strich war ich mehr in Menüs als in der Spielwelt unterwegs.

Wenn Pax Dei final erschienen ist, schaue ich es mir wahrscheinlich noch einmal an. Doch all das, was ich bisher gesehen habe, konnte mich nicht überzeugen.

Wie viel MMORPG steckt in Pax Dei?

Obwohl ich mir zum Start der Alpha aus den wirklich zahlreichen Startzonen der riesigen Welt einen Bereich mit niedriger Population ausgesucht hatte, war es gar nicht so leicht, einen guten Ort zu finden, um mein Grundstück abzustecken.

An attraktiven Stellen mit ebener Freifläche, nahen Gewässern und nützlichen Ressourcen wie Beeren, Lehm und Flachsfasern werkelten bereits Spieler an ihren Lagerfeuern, Werkbänken oder Häusern. Zum Start der Early-Access-Phase und dem finalen Launch könnte das noch spannend werden.

Allerdings: Das ist ein bekanntes Problem von Tests in Survival-Games, wie mir unser Survival-Experte Benedict Grothaus verraten hat. In Alphas und Stress-Tests seien oft viele Spieler auf wenigen Servern unterwegs – viel mehr, als es später im fertigen Spiel wären. Entsprechend eng wird es dann. Angenehmer ist es, wenn es etwa private Hosts wie in Valheim oder gemietete Server gibt.

In der Nacht sind die Grundstücke der anderen Spieler besonders gut zu erkennen.

Pax Dei setzt darauf, dass sich aus diesen einzelnen Grundstücken mit der Zeit ganze Dörfer und Städte bilden – mit Spielern, die sich als Schmiede, Tuchmacher, Händler, Sammler und Abenteurer verdingen. In der Alpha war davon natürlich noch nichts zu spüren.

Das soziale Fundament haben die Entwickler jedoch gelegt. Es gibt ein Chat-System, man kann sich zu Clans zusammenschließen, Grundstücke miteinander verbinden und als feste Gruppe die Spielwelt unsicher machen.

Rollenspiel Light

Was in Pax Dei indes kürzer kommt, als gedacht, ist der Rollenspielanteil. Man kann seinen Helden zwar mit Klamotten und verschiedenen Waffen ausrüsten (und durch die Wahl der Ausrüstung Rollen wie Tank, Heiler und Schadensausteiler übernehmen), doch gibt es kein typisches Erfahrungspunkte-System mit Stufenaufstiegen und Talentbaum.

Stattdessen levelt man Crafting- und Kampf-Skills, indem man sie nutzt. Mein Charakter hat zum Beispiel Stufe 4 als Tischler und Stufe 6 als Holzfäller erreicht, weil ich dutzende Bäume gefällt und stundenlang Holz verarbeitet habe.

Die Aussicht ist super. An so einem Ort lässt es sich aushalten.

Die Stufenaufstiege sind nötig, um die Produkte der jeweiligen Tätigkeit mit einer größeren Chance erfolgreich herstellen zu können – und damit ich mich an schwereren Rezepten versuchen darf. Die Herstellung von Gegenständen schlägt in Pax Dei also auch mal fehl, wodurch man die investierten Ressourcen vollständig verlieren kann.

Wie Alpha ist die Alpha?

Das MMORPG sieht mit hohen Grafikeinstellungen toll aus. Speziell die Weitsicht ist super, das Wasser herrlich blau. Hier dürfte gerne die nächste Staffel 7 vs. Wild stattfinden. Dann aber bitte ohne die Serverprobleme und zahlreichen Bugs.

So konnte ich nach dem Bau der ersten Truhe eine Zeit lang keine weiteren hergestellten Kisten sowie Körbe als Lager benutzen. Auch die Interaktion mit dem Ofen war zeitweise nicht möglich. Viele platzierbare Gegenstände haben ihre Schwierigkeiten mit leichten Steigungen und die Kämpfe gegen Wildschweine, Wölfe und Rehe kommen noch ohne Treffer-Feedback aus.

Die krassen Grafikfehler des zweiten Testtags ließen sich zum Glück mit einem Treiber-Update beheben.

Bei der Alpha handelt es sich also nicht um eine Marketing-Testphase, sondern um eine echte Alpha, die für die Entwickler ordentlich Hausaufgaben produzieren wird.

Karstens Vorab-Fazit zu Pax Dei

Ich mag die hübsche Spielwelt des Sandbox-Abenteuers und den Anfangs-Flow aus dem Sammeln und Bauen. Es irritiert mich nur, dass sich Pax Dei wie ein Survival-Game anfühlt, in den ersten Stunden aber komplett ohne das Gefühl von Überlebenskampf und ständiger Gefahr auskommt, das ich zum Beispiel in den ersten Stunden mit Conan Exiles hatte.

Gleichzeitig fühlt sich Pax Dei im Test bisher aber auch nicht wie ein MMORPG an. Das sozialste Erlebnis hatte ich, als sich die Nachbarn ungefragt an meinen Werkbänken bedienten, weil sie sich selbst die Arbeit offenbar nicht machen wollten.

Ich sehe aber durchaus Potenzial. Wenn sich die Community tatsächlich zusammenschließt, um ganze Städte aus dem Boden zu stampfen, mit funktionierender Wirtschaft und Versorgungsketten, dann wäre es schon irgendwie cool, ein Teil davon zu sein.

Doch auch dann wird Pax Dei sicherlich nicht für jeden MMORPG- oder Rollenspiel-Fan die große Offenbarung sein. Das hier ist, meinem bisherigen Eindruck nach, ein Nischen-Titel für Sandbox-Liebhaber, das beim Bezahlmodell (mit Kaufpreis und Abo) mit World of Warcraft und Final Fantasy XIV konkurrieren möchte.

Das fand ich vor der Alpha schon mutig. Jetzt halte ich das für fast aussichtslos, auch aufgrund der starken Konkurrenz im Survival-Genre, die eine in weiten Teilen vergleichbare Spielerfahrung bietet.

Vielleicht irre ich mich aber auch und Mainframe Industries nutzt die Zeit bis zum Release, um sich mit weiteren Features doch noch stark genug von anderen Spielen abzugrenzen und so eine große Zahl von Abonnenten auf die Server zu locken. Ich behalte Pax Dei in jedem Fall für euch im Auge.

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7 Kommentare
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Hoolaruh

Also dieser Artikel spricht mir so aus der Seele, ich könnte es nicht besser beschreiben.
Selbst NEW World hatte die Chance ein neues MMO am Sternenhimmel zu werden und hat dann gnadenlos in viele Punkten versagt.
Nur zur Erinnerung das war der höchste “Drop” Spielerverlust aller Zeiten!
Wie dreist und Ignorant an alle MMO Liebhaber so einen Leblosen Spieletest wie PD durch zu führen, ich bin immer noch Fassungslos.
Noch nie habe ich eine Alpha so schnell verlassen wie in diesem Game.
Dann auch noch dreist ein Abo Modell einzuführen und nicht ansatzweise an WOW oder FF heranzukommen setzt dem ganzem noch die Krone auf.

N0ma

Klingt als Nachfolger der MMORPGs noch recht mager. Das erste was mir fehlen würde ist Platz. “private Hosts” halte ich für keine Alternative, es widerspricht dem MMO Ansatz, Grundsatz sollte one World sein mit viel Platz. Trinity ist schonmal ne gute Sache. Fehlendes Survival in nem Survival Game, was bleibt da noch. Ok fehlender social Content. Chat ist da ein bisschen zu wenig. Organisiert euch selbst als Ersatz für Content oder Spielmechaniken.
Aber ok ist ja erst eine Alpha.

Zuletzt bearbeitet vor 7 Tagen von N0ma
Apo

Ein MMORPG, in dem ich mit meiner Gilde eine eigene Burg oder Stadt bauen kann

Soweit die Prämisse beim herangehen an das Spiel…im ganzen Artikel hab ich nicht einmal was davon gelesen, dass der Autor in einer Gilde unterwegs ist. Wasn das fürn Quatsch? „Hallo, wir steigen heute FIFA. Ich freu mich auf tolle online Matches. Ich hab das Spiel offline getestet. Die Managementfunktionen sind katastrophal.“ Mal wieder ein Meisterwerk 🤦‍♂️

Lydia Poethig

Das sind ja auch zwei verschiedene Autoren? 😀

Todesklinge

Ich verfolge das auch mit Interesse, konnte es leider selber nicht spielen 😢.

Jedoch habe ich das Gefühl (laut den diversen Letsplays) das dass Spiel nicht lange binden wird. Der Fokus wird stark auf Housing gesetzt, aber wenn das zeitnah erledigt ist (das wird es dirch die hardcore gamer), dann wird schnell der Blödsinn (unsinn treiben) durch das Spiel wandern und die Spieler werden sich nur noch darüber beschweren.

Weil wenn dann alles mal zugebaut ist, höher, noch schöner usw.
Es ist dem von Conan Exiles sehe ähnlich, und wenn man das Bauen mal durch hat bleibt nicht mehr viel.

Damian

Die fehlenden NPC’s waren bereits für Fallout 76 zu Beginn keine besonders gute Entscheidung und dann auch mal wieder ein Survivalgame (gibt ja auch so wenige derzeit!), welches noch dazu pvp-orientiert ist… Ob das viele Spieler begeistern wird…?

Jue

Denke nicht, denke es wird floppen zumal Abo, und dann noch nichts bieten ausser “Survival” quatsch. Ich hab mittlerweile genug von Survival und wünsche mir ein gutes neues westliches Themepark MMORPG und nicht diesen RNG p2w quatsch aus Korea China od Japan.

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