Das Survival-MMO Fallout 76 ist nun auf Steam erschienen und hat mit „Wastelanders“ eine große Erweiterung erhalten. Wieder sorgt das Spiel für Trubel, hat aber diesmal überwiegend positive Reviews auf Steam. Was ist es an Fallout 76, das die Leute so aufregt? Es ist die „Franchise-Falle“, sagt unser Autor Schuhmann.
So ist die Lage bei den Steam-Reviews: Fallout 76 gibt’s zwar schon seit 2018, es ist aber jetzt erst mit dem Wastelanders-Update auf Steam erschienen:
- Hier hat es aktuell 1339 Reviews, davon sind 73% positiv – das ist eine „größtenteils positive Wertung“
Aber gerade die negativen Reviews zeigen den spannenden Knackpunkt von Fallout 76.

Fallout 76 steht immer noch im Schatten von Fallout 4
Das kritisieren einige Steam-Reviews: Wenn man die Steam-Reviews zu Fallout 76 durchgeht, wird man in einigen negativen Reviews ein Wort lesen: „Fallout 4.“
Es heißt:
- Die Leute hätten sich ein „Fallout 4 Multiplayer“ gewünscht, aber dann Fallout 76 bekommen
- Ein Steam-Reviewer ist enttäuscht, weil Fallout 76 kein „Open World“-Spiel wie Fallout 4 ist.
- Wastelanders, hoffte ein anderer, sollte die epische Tiefe von Fallout 4 bringen, aber hat jetzt nur „typische MMO“-Quests gebracht.
Kurzum: Ein Kritikpunkt der Spieler an Fallout 76 ist es, dass es ein MMO und kein Singleplayer-RPG ist.
Bethesda steckt mit Fallout 76 in der „Franchise-Falle“:
- Die Fans der Serie wünschen sich einen Nachfolger für Fallout 4 oder einen „Multiplayer-Modus“
- Die Fans haben klare Erwartungen an ein Spiel ihrer Serie: Sie wollen genau die Stärken wiederfinden, die sie in früheren Titeln so liebten
- Bethesda will aber ein Online-Spiel entwickeln, um das langfristig zu monetarisieren. Denn egal, wie viel Erfolg Fallout 4 oder Skyrim hatten, diese Spiele verdienen nur mit Releases Geld – ein MMO oder ein „Games-as-a-service“-Titel ist über Jahre eine sichere Einnahme-Quelle
Darum ist das so wichtig: Die Fallout-RPG-Serie ist für Rollenspieler auf dem PC sowas wie ein Heiligtum. Die Serie gibt es seit 1997: Sie hat immer durch ein außergewöhnliches Szenario, trockenen Humor und eine eigene Ästhetik überzeugt.
Das „Bethesda von früher“ gilt neben dem „BioWare von früher“ als „die RPG-Schmiede“ für den PC.
Beide wollten in den letzten Jahre ihre bestehenden Fans für neue Multiplayer-Online-Projekte begeistern und haben sich bemüht, das möglichst gut zu kommunizieren. Doch es kam zu Rückschlägen.

Für Fans von Bethesda war schon The Elder Scrolls Online 2014 vom Schwester-Studio ZOS ein schwerer Schlag. Statt eines Skyrim-Nachfolgers kam nun ein MMORPG. Die zweite Enttäuschung für die Singleplayer-Fans kam mit Fallout 76 statt Fallout 5.
Das brachte Fallout 76 von Beginn an in eine schwierige Situation: Genau so wie es ESO 2014 in eine schwierige Situation gebracht hatte. Einige Leute wollten die Spiele scheitern sehen und beide Online-Spiele gaben mit durchwachsenen Release-Versionen der Kritik genug Nahrung:
- Es gab technische Probleme
- inhaltliche Unzulänglichkeiten
- die typischen Schwächen von MMOs, die Singleplayer-Fans besonders nerven wie: monotone Quests, unnötige Nebenaufgaben, Grind und schwache NPCs. Fallout 76 strich die NPCs sogar vollständig.
Und egal, wie man solche Spiele vorher kommuniziert: Letztlich fühlen sich Singleplayer-Fans immer irgendwie hinters Licht gefühlt. Denn schon der Name „The Elder Scrolls“ oder „Fallout“ suggeriert ihnen ein anderes Spielerlebnis als das, was sie dann erwartet.
Das war die Reaktion von Bethesda: Auf die Kritik an ESO 2014 reagierten die Entwickler letztlich so:
- Zenimax Online Studios, ein Schwester-Studio von Bethesda, rief einige der Core-Gamer im Herbst 2014 zu einem Meeting zusammen, legte die Karten auf den Tisch und besprach, was zu machen ist
- Sie brachten das Spiel über Jahre konsequent in Richtung „Skyrim Online“ – sie änderten das Bezahlmodell von Abo auf Kauf-Spiel, krempelten das Endgame um, nahmen nutzlose Grenzen und Beschränkungen aus dem Spiel, setzten auf storylastige Erweiterungen und brachten schlicht viel mehr Inhalt
Auf die Kritik an Fallout 76 reagierte Bethesda letztlich ähnlich:
- Auch hier war die Rede von „Treffen mit Coregamern“, um die Probleme anzusprechen. Das ist offenbar schon 2019 vor dem “Nuclear Winter”-Update passiert
- mit Wastelands geht das Spiel jetzt deutlicher in Richtung eines „Fallout 4 Multiplayer“ als zuvor
- Sogar die NPCs sind jetzt angekommen
Dass diese Methode erste Erfolge hat, sieht man an den positiven Steam-Reviews. Auch die Stimmung um das Spiel scheint sich etwas zu verbessern.

Klar ist: Die Hardcore-Fans von Singleplayer-RPGs wird Bethesda nur schwer erreichen. Sie können aber einen Kompromiss finden. Letztlich wird Zeit und konsequente Arbeit am Spiel dabei helfen, dem Vergleich mit Fallout 4 zu entkommen, bei dem Fallout 76 nur verlieren kann.
Und vielleicht geht es Fallout 76 in ein paar Jahren so wie ESO: Es wird als eigenständiges Spiel wahrgenommen, das seine Stärken und seine Schwächen hat, aber nicht länger in dieser „Das ist ja gar kein Singleplayer-RPG“-Franchise-Falle gefangen ist.
Einen Bericht, wie sich Fallout 76 mit Wastelanders spielt und verändert hat, lest ihr hier.
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Das ist glaube schon der 100 Artikel der über Steam-Reviews über Fallout 76 geht.
Es kommt mir so vor, dass welche ungedient es wahr haben wollen das, dass es ein Sehr gutes Spiel ist und halt eine Betätigen brauchen, über die Steam Reviews.
Fallout 76 ist geflopt und das hat man schon an der Beta gemerkt. Würde kein Fallout im namen stehen wird es jetzt keiner mehr angucken…. und Man kann ESO nicht mit Fallout 76 vergleich.
Das Thema “Single- Player-RPG wird zu MMO” ist einfach spannend und an den Steam-Reviews kann man gut sehen, dass es diese Probleme mit “Es ist nicht Fallout 4” noch immer hat.
Eine Bestätigung, dass Fallout 76 “ein gutes Spiel ist” -> Darum geht’s mir nicht.
Es geht mir darum zu schauen: Wie geht Bethesda mit diesem Problem um? Machen sie schon Fortschritte? Wie ist die Akzpetanz der Fans?
Mit dem Thema hab ich mich jetzt in den letzten 2 Jahren immer wieder beschäftigt, weil ich das grundsätzlich sehr spannend finde, wie der Wechsel von “traditionellem Singleplayer-RPG”-Studio zu “Games-as-a-service”-Studio funktioniert und wie das von den Fans begleitet wird.
Ich hatte da schon einige Artikel drüber, die immer wieder in diesen Konflikt rein gingen:
https://mein-mmo.de/fallout-76-warum-der-abo-shitstorm-jetzt-groesser-als-das-spiel-ist/
Das ist einfach, unabhängig von Fallout 76, eines der spannendste MMO-Themen der letzten Jahre. Fallout 76 ist das aktuell wichtige Beispiel dafür – neben Anthem.
Auf einer abstrakten Ebene, vom tatsächlichen Spiel losgelöst: Ist das einfach als MMO-Fan, der sich mit sowas beschäftigt, spannend.
Ich kann dich verstehen aber ZeniMax Online Studios hat nicht von den Fehler von ESO gelernt und das enttäuscht die Fans am Meisten…
Aber du muss ich dir recht geben, das kann manchmal Spannend sein
zbs ,Mount & Blade II: Bannerlord was langsam die 90% erreicht und vorher 85% oder so hatte.
Das Spiel nach etwas zu bewerten, das man gerne hätte, ist völlig sinnfrei. Ich bewerfe ja jetzt The Witcher und Co auch nicht mit miesen Bewertungen, weil sie keine MMOs sind.
Persönlich mochte ich das Setting der Fallout-Serie immer, aber große Singleplayer RPGs sind nichts für mich. Zumindest nicht mehr. Seit ich irgendwann um 2000 herum das erste mal ein MMO ausprobiert habe (in meinem Fall Ultima Online auf einem Freeshard), brauche ich diese Multiplayerkomponente.
Ich bin überglücklich, dass es mit F76 jetzt auch ein Fallout gibt, das in meine Ausrichtung als Spieler passt. Genauso wie ich mich über ESO freue.
Allerdings fand ich F76 auch schon zum Release ziemlich gut. Die verwendete Engine scheint mir zwar ziemlicher Mist zu sein, das wäre aber auch mein größter Kritikpunkt am Spiel.
Es hat mir unmengen Spaß gebracht, allein und mit Freunden/Fremden eine postapokalyptische Welt zu erkunden, und zu entschlüsseln was dort vor und nach dem Fall der Bomben passiert ist. Jetzt macht es riesigen Spaß zu sehen, wie die Menschheit zurück kommt, sich Fraktionen bilden und neue Geschichten entstehen.
Viele der technischen Probleme die auch heute noch genannt werden, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Mein letzter Disconnect oder gar Crash ist locker schon ein Jahr her… vielleicht hab ich dahingehend einfach Glück. Allerdings legt dieser fast schon kreuzzugartige Hass gegen F76 auch nahe, dass in der Hinsicht bewusst übertrieben wird.
Gestern gabs auf Reddit dann einen Thread, der aufgezeigt hat wie ein Youtuber Videoaufnahmen von uralten Bugs dem neuen Update zugeschrieben hat, um dieses in ein schlechtes Licht zu rücken. Das ist fast schon krankhaft.