Studios mit einer langen Tradition in Singleplayer und Story entwickeln plötzlich Multiplayer-Online-Spiele wie Anthem oder Fallout 76. Das ist finanziell sinnvoll. Aber bei BioWare und Bethesda klingt es so, als wären sie aus Versehen dort gelandet, glaubt unser Autor Schuhmann.
Singleplayer können gut laufen, aber nicht lange: Wer spricht heute noch von Fallout 4? Das RPG erschien im November 2015 hatte dann drei oder vier gute Monate und klang mit einigen DLCs langsam aus. Obwohl es zu seiner Zeit ein Hit war, versiegten die Einnahmen relativ schnell.
Multiplayer-Games: Für große Publisher alternativlos
Multiplayer sind da, um zu bleiben: Grand Theft Auto V (2013) hingegen feiert auch Jahre nach seinem Release neue Umsatzrekorde. Es wurde von Rockstar stetig mit Inhalten versorgt und spielte über Mikrotransaktionen einen Haufen Geld ein. 2017 war Grand Theft Auto V, ein Spiel aus 2013, das Game mit den höchsten digitalen Einnahmen auf PS4 und Xbox One.
Games-as-a-service sind die neuen “Franchises”
Firmen brauchen Multiplayer: Daher ist es wirtschaftlich logisch, dass Publisher auf Multiplayer-Games setzen. Sie brauchen die stetigen Einnahmen, um ihre immer größer werdende Maschinerie zu finanzieren:
- Früher brauchten Spielefirmen Hits – Wer keine Hits hatte, ging ein
- Bis vor einigen Jahren brauchten die Studios Franchises, populäre Spiele-Reihen, um zu überleben: Sie mussten aus ihren Hits “Serien” machen. Wer keine Franchise hatte, wurde aufgekauft
- Heute sind Publisher heiß auf die stetigen Einnahmen eines Games-as-a-service. Sie müssen aus ihren Spiele-Reihen also “Pseudo-MMOs” machen, die weiterentwickelt werden und über Mikrotransaktionen Geld einspielen
Aber die Firmen haben ein Problem: Ihr Publikum will eigentlich keine Online-Spiele.
Bethesda und BioWare – Bastionen der Story: Gerade BioWare und Bethesda sind untrennbar mit Begriffen wie „RPG”, “Story” oder “Singleplayer“ verbunden. Ihre Fans erinnern sich an „die gute alte Zeit.“
- BioWare hat mit Dragon Age und Mass Effect bekannte RPG-Franchises geschaffen. Viele kennen sie auch noch aus “Knights of the Old Republic”-Tagen
- Bethesda wird mit Fallout und The Elder Scrolls in Verbindung gebracht. Die Leute waren furchtbar sauer, dass Bethesda ein “The Elder Scrolls Online” entwickeln ließ, weil sie denken, das stehe dem heiß herbeigesehnten “The Elder Scrolls VI” im Weg.
Das nervt Singleplayer-Fans an Multiplayer
Oh Gott, sie machen einen Multiplayer: Das Entsetzen der Fans war zuletzt spürbar, als sich herausstellte, dass Fallout 76 ein Online-Spiel werden würde. Ein Leak machte das früh klar, doch die Fans weigerten sich konsequent, das zu glauben: Das würde man Fallout doch nicht antun.
Einige Spieler haben viele Bedenken und Vorurteile gegen Online-Spiele:
- Andere Menschen stören die Atmosphäre, so kann man selbst nicht der Held sein, um den sich alles dreht
- die Story ist flach und generisch
- die Welt nicht so atmosphärisch und ausgearbeitet wie in einem Singleplayer-Spiel
- Bezahlmodelle stören, gerade wenn sie in Richtung „Pay2Win“ gehen
- außerdem sind Multiplayer-Games immer unfertig
- und eine toxische Community lebt dafür, einem das eigene Spiel zu ruinieren – vor allem wenn man ihnen Atomraketen gibt
Das Erklärungsproblem: Bethesda und BioWare sind in einer ähnlichen Situation. Sie wollen Multiplayer-Spiele entwickeln, möchten aber, dass ihre Fans aus Singleplayer-Tagen ihnen dahin folgen. Wie begründet man den Schritt in Richtung Multiplayer? Das konnten wir auf der E3 2018 erleben.
Anthem: Konsequente Weiterentwicklung von Singleplayer
Das sagt BioWare: Auf der E3 2018 erklärte Casey Hudson den Prozess, wie man zu Anthem gekommen sei. Man habe sich überlegt: „Was ist die Evolution eines BioWare-Spiels?“ Es muss ein typisches BioWare-Spiel sein, aber es solle sich verändern. Es soll jedes Mal ein bisschen anders sein, wenn man es betritt und man muss seine Freunde einladen können.
Singleplayer-Spiel, in das man seine Freunde einlädt: Das sei die Vision des Spiels. Kein Multiplayer, kein MMO – sondern ein BioWare-Spiel, das sich entwickelt und in das man seine Freunde einladen kann.
Ups, wie ist denn das passiert? BioWare ist also auf einem „anderen Weg“ da angekommen, wo erfolgreiche Multiplayer-Spiele schon sind. Indem man die Idee eines „Singleplayer-Spiels“ konsequent weiter dachte, hat man ein Multiplayer-Spiel entwickelt.
Das steckt dahinter: Mit der Erklärung will Bioware klarstellen, dass man alle Stärken aus Singleplayer-Tagen behält und dazu noch die Stärken von Multiplayer-Titeln mitnimmt, ohne einen einzigen, wie auch immer gearteten Nachteil mit in den Mix zu schleppen.
Fallout 76: Wir wurden die Idee einfach nicht mehr los
Das sagt Bethesda: Der erste Satz, der nach „Fallout 76 ist komplett online“ zum Spiel fiel, war „Natürlich kannst du es auch solo spielen.“ Danach betonte Todd Howard auf der E3 2018, man könne Quests abschließen, Fallout 76 habe eine Story, man könne leveln. Diese Dinge liebe man auch an den eigenen Spielen.
Aber bei Bethesda war schon immer neugierig: „Wie könnte unsere Art von Spiel mit Multiplayer funktionieren?“
Vor 4 Jahren, erklärt Howard, sei man auf eine Idee gestoßen, die perfekt für Fallout war: „Open-World, Survival und jeder, den man trifft, wird von einem Menschen gesteuert.“ Diese Idee konnte man nicht mehr loswerden.
Das steckt dahinter: Auch hier ist wieder die Absicht zu erkennen. Man versichert den Fans:
- Wir behalten all unsere Stärken, die Ihr so liebt
- und wir nehmen die neuen tollen Aspekte der Multiplayer-Spiele mit rein, aber keine Nachteile
Interessant ist, dass Funcom vor 3 Jahren ebenfalls auf die Idee kam, ein „Online-Survival-RPG“ zu entwickeln, Conan Exiles. Die hatten aber einen konkreten Grund: Sie brauchten Geld, sonst wären sie pleite gegangen.
Viel Story, wenig Kompromiss?
Interessante Erkenntnis: Beide großen RPG-Studios sind also auf demselben Weg zu der neuen Idee gelangt: Wenn man ein Singleplayer-Spiel nur konsequent weiterdenkt, kommt ein Multiplayer-Spiel bei raus.
Wir machen Story: Interessant ist, dass beide Spiele stetig versichern, dass man sich auch an Solo-Spieler wendet. Beide Spiele beteuern, eine gute Story zu liefern. Man darf gespannt sein, wie das funktioniert und ob man wirklich alle Vorurteile und Bedenken der Fans ausräumen kann.
Mehr zu beiden Spielen:
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Das Ödland mit meinen Freunden durchstreifen, Verlassene Gebäude erkunden, Todeskrallen jagen und zusammen eine Siedlung bauen. Ich hab mir schon lange einen Multiplayer für Fallout gewünscht, aber ganz klar als “Ergänzung” und rein PvE. Dieser Zwang mit Randoms auf einem Server zusammen spielen zu müssen, bereitet mir schon Sorgen. Fallout ist ein Spiel, welches ich immer in Ruhe genießen konnte, da passt dieser Stress nicht rein. Verstehe nicht, wieso die PvE Server nachträglich kommen. Im Januar brauche ich die Server auch nicht mehr, denn da werden meine Freunde schon andere Spiele zocken.
Und weshalb es wirklich keine menschlichen NPC geben wird, erschließt sich mir auch nicht wirklich. Wie soll die Story erzählt werden? Wo sind die ganzen Verrückten Charaktere, die das Ödland ausmachen? Bruderschaft, Enklave, Raider, Sklavenhändler und Ghul-Siedlungen sind Sachen die ich in Fallout brauche.
Wi sind die Tische voll mit Schrott, dass man sich in jeder Gegend den Rücken krumm gammelt.
Naja, bis zum Release ist noch Zeit. Versuche dem Spiel eine Chance zu geben und mich auf was “neues” einzulassen.
Soweit ich weiß hat Teso Spieler hinzugewonnen, woher entnimmst du deine Erkenntnis das Teso Spieler verloren hat… oder meintest du die damalige Zeit nach Release ?
Das beschissenste an Onlinegames bzw Zwang ist man kann es nicht spielen wenn man kein Netz hat! Dazu kann man nicht speichern und neu laden wenn man zB. bei verschiedenen Lösungswegen oder Crafting etwas rumprobieren will. Es nervt auch wenn Wartung ist (meist immer wenn man mal Zeit zum zocken hat) und dann wieder ewig warten muss bis das Update fertig ist. Onlinegames sind meist eben auch nicht so tiefgründig und ausgefeilt wie ein storygetriebenes SP. Aber das wirklich beschissenste ist wenn die Server einfach abgeschaltet werden und das Spiel tot ist!
Ich mag ja auch Onlinespiele, jeh nach Bedarf. Ich hoffe aber es wird auch weiterhin gute SP geben!
Stimmt schon aber ganz ehrlich f5 f9 in elder scrolls fallout finde ich schon cheaten xD
Fallout 76 bin ich noch sehr skeptisch ob der Online-Modus dem ganzen gut tut. Gerade als ich die Nummer mit den A-Bomben gelesen hab und das man damit die Arbeit anderer Spieler gänzlich vernichten kann. Kann mir vorstellen das es seinen Reiz hat und eine vollkommen neue Spielerschaft anzieht, aber gerade hier sehe ich die Gefahr das viele Altspieler verloren gehen könnten.
Bei Anthem sehe ich das ganze schon etwas positiver und würde mich sogar nach aktuellem Stand auf das Spiel freuen. Es wirkt erst mal wie eine Mischung aus Titanfall, Destiny, Warframe und Co und das muss ja erstmal nichts schlechtes sein. Gerade durch den starken PvE-Fokus glaube ich das es auch bei SoloRPG-Fans besser ankommen könnte.
Allgemein ist ein Online-Modus erst mal nichts schlimmes, jedoch ist die Besonderheit eines SoloRPGs ja, das man selbst der Held ist um den sich die ganze Geschichte dreht. Bei einem reinen PvE-Onlinemodus kann ich mir sogar vorstellen das man das noch ganz gut und stimmig verpacken kann, wie eben bei Anthem. Bei Fallout ist aber gerade der PvP-Aspekt etwas, das dem gänzlich entgegen steht, den wenn alle Spieler “der Held” sein wollen….ne, im PvP kann halt nicht jeder der Sieger sein.
Ja man kann Multiplayer auch solo spielen.
Man kann auch alleine Fussball spielen.
Aber es ist halt nicht das gleiche.
Fallout 76 ist als Multiplayer zu wenig und für Singleplayer zu viel. Ich würde mein Geld nicht in dieses Spiel investieren, wenn schon eher in Anthem da ist der Mix interessanter.
Ich denke es wird rumdümpeln wie Conan Exiles. Dieser Survivaltrend ist doch schon zwei Jahr vorbei.
Ps: Ich hoffe dass ich falsch liege.
Ich glaube Fallout 76 wird scheitern grade weil sie Singelplayer und Multiplayer vermischen bzw. wird die meisten Solospieler verlieren
Als solo spieler geht es um die Story und das Ambiente man lässt sich zeit und guckt sich alles in ruhe an.. vorallem will man es alleine machen nun kommen aber 30 andere spieler dazu von den die mehrheit einen einfach töten will & wird und das nur weil sie die möglichkeit haben..
Ich wäre wohl einer davon 🙂
BioWare hat mit SWTOR eine Menge Multiplayererfahrung und ist damit auch kein Neuling am Markt.