Einer der größten Twitch-Streamer zu World of Tanks sammelt 70.000 € für die Ukraine – Wir sprachen mit ihm

Einer der größten Twitch-Streamer zu World of Tanks sammelt 70.000 € für die Ukraine – Wir sprachen mit ihm

Der Krieg in Osteuropa beschäftigt auch die Menschen in Deutschland. Viele Influencer, Streamer und andere Personen nutzen ihre Reichweite, um die Leute in der Ukraine zu unterstützen. Einer der größten Streamer zu World of Tanks ist ein Deutscher und er sammelte mit seiner Community alleine 70.000 Euro an Spenden. MeinMMO führte er das erste Interview dazu.

Wer ist der Streamer? mouzAkrobat ist ein bekannter Name in der deutschen Community von World of Tanks. Er gilt als die Anlaufstelle für neue Spieler, wenn es um Guides, Strategien und den Einstieg ins Spiel geht.

Auf Twitch hat mouzAkrobat mit dem Spiel großen Erfolg: nach Zuschauerstunden ist er auf Platz 6 der weltweit größten Streamer auf Twitch (via sullygnome). In Deutschland teilt er sich sogar Platz 1 zusammen mit Mailand, die beiden wechseln sich immer wieder ab mit der Spitze.

Nachdem wir auf MeinMMO darüber berichtet haben, dass Twitch-Star Knossi mit deutschen Rappern zusammen „mehr als 100.000 €“ an Spenden gesammelt hat, wurden wir auf die Aktion von mouzAkrobat aufmerksam gemacht.

Über die Plattform betterplace.org kamen bei einem Spenden-Stream über 70.000 € zusammen.

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Wir haben hier das Video zum Spenden-.Stream für euch eingebunden.

Twitch-Streamer will „Zusammenhalt und positive Zeichen“ fördern

MeinMMO: Würdest du dich kurz vorstellen für alle, die dich noch nicht kennen?

mouzAkrobat: Moin! Ich bin Andreas, 37 Jahre alt und komme aus Hamburg. Auf Twitch und auf YouTube kennt man mich unter dem Namen „mouzAkrobat“. Ich war 12 Jahre lang Fallschirmjäger-Offizier der Bundeswehr und habe nach meiner Dienstzeit noch einmal BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert.

Nach erfolgreichem Abschluss meines Studiums habe ich mich mit der Erstellung von Content auf Twitch und YouTube selbständig gemacht mit derzeit etwas mehr als 100.000 Abonnenten auf beiden Plattformen.

MeinMMO: Seit wann streamst du schon auf Twitch und wie kam es dazu?

mouzAkrobat: Ich streame auf Twitch seit Anfang 2016 und seit 2019 verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt. Wie lange noch hängt natürlich immer von dem Interesse der Zuschauer ab, aber mir ist durchaus bewusst, dass es für jeden Gamer ein Traum ist, zumindest mal für eine Zeit lang vom „Zocken“ leben zu können.

Viele unterschätzen aber, glaube ich, den Aufwand, der dahinter steckt. Zwischen 60-80 Stunden die Woche muss man mindestens aufbringen um beide Plattformen, YouTube und Twitch, mit Content zu versorgen. Buchhaltung, Kommunikation mit Partnern, Projekte wie Spendensammlungen und andere Aktionen kommen dann noch obendrauf.

MeinMMO: Wie kamst du auf die Idee, Geld für die Ukraine zu sammeln?

mouzAkrobat: Wir sammeln schon seit Jahren mit großen Aktionen für unterschiedlichste Projekte. Gerade im November konnten wir für die Flutopfer des Ahrtals über 150.000€ sammeln. Normalerweise kann ich diese Aktionen besser vorbereiten, dokumentieren und vorab die Spendenempfänger genau vorstellen.

Im Falle der Ukraine war es ein sehr spontaner Anlass mit einem zeitlichen Vorlauf von nicht einmal 24 Stunden. Vielen aus der Community ging es genauso wie mir. Die schrecklichen Bilder im Fernsehen und in den sozialen Medien haben ein Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit in uns erzeugt.

Durch diese Sammlung konnten sich die Leute aus der Community gegenseitig zeigen, dass wir zusammenhalten und positive Zeichen setzen können!

Spenden für den guten Zweck: 500.000 € in 3 Jahren

MeinMMO: Bei deiner Aktion kamen 70.000 € zusammen. Kommt das alles aus deiner Community?

mouzAkrobat: Ja, das Geld kam komplett aus unserer Community. Es waren insgesamt 1.123 Einzelspenden. Das heißt, dass pro Kopf durchschnittlich 63 € gespendet wurden. Beim Ahrtal war es ein ähnliches Bild. Für die verhältnismäßig kleine Community sind unglaubliche Summen zusammengekommen.

In 3 Jahren haben wir ca. 500.000 € bis jetzt für den guten Zweck sammeln können. Darunter waren Spenden für das angesprochene Ahrtal, weit über 100.000€ für das Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg und eine Vielzahl kleinerer Projekte wie Off Road Kids Deutschland oder auch die deutsche Krebshilfe.

MeinMMO: An wen genau gehen die Spenden eigentlich?

mouzAkrobat: Das Geld ging an die „Aktion Deutschland Hilft“ aus Bonn. Dies ist ein Bündnis vieler Hilfsorganisationen aus Deutschland, die vor allem an den Grenzstationen derzeit den Flüchtlingen helfen bei der Versorgung, Unterbringung und Bargeldhilfen, aber auch in weiten Teilen der Ukraine vor Ort sind um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden.

MeinMMO: Findest du, jeder Twitch-Streamer sollte seine Reichweite so nutzen wie du?

mouzAkrobat: Nein, es hilft gar nichts wenn das durch Erwartungen oder äußeren Druck entsteht. Man darf auch nicht unterschätzen wie viel Arbeit eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung von solchen Spendensammlungen mit sich bringt, wenn man es ordentlich und transparent machen möchte.

Leider hat man zu häufig das Gefühl, dass Streamerinnen und Streamer es halbherzig machen, weil sie das Gefühl haben, dass es von ihnen erwartet wird und zum Teil hat man auch hin und wieder Aktionen, die einen faden Beigeschmack haben, weil es so wirkt, als ginge es nur mehr Reichweite. Also genau umgekehrt als in der Frage formuliert.

Mir war Aufmerksamkeit nach außen nie wirklich wichtig und das hier ist das erste Interview, das ich überhaupt jemals zu den Spendenaktionen gegeben habe. Die Überzeugung und die Sache sollte immer im Vordergrund stehen.

„Gamer sind wahrscheinlich die friedlichsten Menschen unserer Gesellschaft“

MeinMMO: Du streamst mit World of Tanks hauptsächlich ein Kriegsspiel. Fühlt sich das seltsam an nach dem Angriff auf die Ukraine?

mouzAkrobat: Natürlich geht auch das Geschehen in der Ukraine nicht an mir vorbei oder den Leuten aus der World of Tanks Community, die im Übrigen auch viele Spieler aus der Ukraine und noch viel mehr im russischen Bereich hat. Uns war aber auch schon lange vor der russischen Invasion in der Ukraine immer wichtig, dass wir uns nicht politisieren lassen und auch nicht stigmatisieren.

Wir sind normale Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die einen Taktik-Shooter spielen. Gamer sind wahrscheinlich die friedlichsten Menschen unserer Gesellschaft, weil bei uns geopolitische Grenzen keine Rolle spielen. Wir zocken alle mit- und gegeneinander im sportlichen Wettkampf und natürlich auch um den Alltag mal für wenige Augenblicke auszublenden.

Ich kann aus meiner eigenen Zeit aus Afghanistan sagen, dass es bei einem „realen Krieg“ keine Gewinner gibt. Alle Beteiligten verlieren! Ich bin mir sicher, dass Gaming ganz klar bei der Verständigung der Völker und dem Verständnis für einander hilft und es auch in Zukunft noch stärker dazu führt, die Gräben der politischen Ideologie zu überwinden. Also sollten wir auch nicht aufhören zu spielen, sondern eher noch mehr miteinander spielen!

MeinMMO: Danke für das Interview!

Studio hinter World of Tanks feuert Creative Director, nachdem er den Ukraine-Krieg unterstützte
Unsere Expertise auf MeinMMO bezieht sich auf Gaming. Wer sich näher über den Konflikt von Russland mit der Ukraine beschäftigen will, dem empfehlen wir, sich auf offiziellen Seiten oder bei Nachrichtenmagazinen zu informieren:

– Ukraine-Live-Blog (via Zeit)
– Krieg in der Ukraine (via nzz)
– Solidarität mit der Ukraine (via auswärtiges-amt)

Wichtiger Hinweis: Falls euch wegen der aktuellen Situation dunkle Gedanken plagen: Ihr seid nicht allein. Holt euch bitte Hilfe. Zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder der Online-Seelsorge, bei der ihr auch einen Chat nutzen könnt. Das ist kostenlos und gilt bundesweit.

Krieg in der Ukraine beeinflusst Gaming

Entwickler und Publisher beziehen Stellung zum Krieg und solidarisieren sich mit der Ukraine.

Russische und ukrainische Studios müssen etwa für den Schutz ihrer Mitarbeiter sorgen und Releases verschieben. Streamer aus den entsprechenden Ländern müssen fliehen oder verlieren ihre Lebensgrundlage.

Auch in Deutschland ist das Thema omnipräsent und beschäftigt bekannte Namen auf YouTube, Twitch und den sozialen Netzwerken. Viele Gaming-Influencer zeigen sich vom Krieg betroffen und gehen unterschiedlich mit der Situation in der Ukraine um:

Ablenkung bieten oder nicht? Wie deutsche Gaming-Streamer auf die Invasion der Ukraine reagieren

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