Destiny 2: Die Community

Destiny 2: Die Community
Wertung: 9 / 10

Mittlerweile bin ich seit fast 5 Jahren Mitglied der Destiny-„Community“. Ich liebe dieses Spiel mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Stärken und Schwächen (die mir wohl bewusst sind) und kein anderes Spiel hat es seither geschafft, mich so zu begeistern. Die Borderlands-Teile haben mich auch für eine lange Zeit gefesselt, aber irgendwie hab ich jetzt nicht mehr so hineingefunden und den 3. Teil auch noch nicht zu Ende spielt.

Eigentlich wollte ich meine Eindrücke vom Spiel schildern, aber es gibt mittlerweile so viele Rezensionen, dass ich mich lieber einem anderen Thema widmen möchte – der sogenannten Destiny „Community“, die in nahezu jedem Kommentar heraufbeschworen wird und die von sich immer wieder behauptet, von Bungie sträflich vernachlässigt zu werden.

Ich treibe mich nicht auf reddit herum, kann mich also nur auf die Kommentare hier bei MeinMMO beziehen, die ich auch schon seit sehr langer Zeit verfolge. Dadurch „kenne“ ich einige der regelmäßig postenden User schon ziemlich gut, dennoch scheinen immer wieder neue hinzu zu kommen.

Die meisten Kommentare sind sachlich, manche auch sehr fundiert, aber natürlich sind auch immer wieder ein paar Trolle dabei, die für Erheiterung sorgen. Dabei ist in vielen Kommentaren zu spüren, dass auch anderen Spielern sehr viel an Destiny liegt (natürlich immer im Bewusstsein, dass es sich „nur“ um ein Videospiel handelt und es wahrlich wichtigere Probleme auf der Welt gibt).

Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie es sich bei anderen Spielen verhält, da ich diese nicht beobachte, aber mit der Zeit hat sich bei mir der Eindruck erhärtet, dass die Destiny „Community“ mitunter sehr schwierig, ja sogar weinerlich oder aggressiv zu sein scheint. Mit anderen Worten – es wird ordentlich rumgeheult. Aber wer ist denn eigentlich die „Community“, für deren einzelne Mitglieder Bungie ein Universalrezept bereithalten sollte, um ihn oder sie glücklich zu machen?

Immer wieder ist von Core-Gamern die Rede, aber auch von Casuals und obwohl ich hier keine wissenschaftliche Definition finden kann, so ist alleine schon diese sehr grobe Unterscheidung in zwei Gruppen problematisch.

Ich spiele zum Beispiel fast jeden Tag Destiny, manchmal nur für ein halbe Stunde (schnell noch diesen Beutezug fertig machen), manchmal können es aber auch zwei oder mehr Stunden werden. Trotzdem würde ich mich nie als Core-Gamer bezeichnen, da ich mir keine Titel erjage, nicht nach dem allerletzten Fitzelchen an Perks für den sogenannten “God Roll” suche und mir auch manche Aktivitäten verschlossen bleiben.

Als Casual sehe ich mich aber auch nicht, schon alleine aufgrund der ins Spiel investierten Zeit. Ich würde mich also irgendwo in der Mitte einordnen und dort wahrscheinlich auf einen Großteil der gesamten Spielerzahl treffen.

Dann gibt es ja die Trennung in Einzelspieler und Einsatztrupp- bzw. Clan-Spieler. Ich war lange Zeit Solospieler und kannte daher keine Raids, die Dämmerung war für mich alleine auch kaum machbar und die Trials sowieso nicht. Dann hatte ich das Glück mehr oder weniger zufällig einen Clan zu finden, der aus lauter netten und hilfsbereiten Spielern bestand und der erste Raid war wirklich eine tolle gemeinsame Erfahrung.

Auch wenn unser Clan derzeit nur wenige Mitglieder hat und wir auch aus Zeitgründen seit Calus keinen Raid mehr gespielt haben, macht es doch immer wieder Spaß, gemeinsam zu zocken (Whisper, Ausbruch, Thron, Dämmerung, …) und ich bin sehr froh, meine Kumpels gefunden zu haben.

Viele Spieler möchten aber vielleicht nicht mit anderen interagieren, sei es aus Scheu oder anderen Gründen. Natürlich kann man leichtfertig sagen, dass dann Destiny das falsche Spiel für sie ist, aber auch als Solist bietet Bungies Welt ein umfangreiches Betätigungsfeld und ist sicher kein Fehlkauf.

Jetzt komme ich zur Fraktion der PVE/PVP Liebhaber/Hasser. Da treffen ja oft völlig konträre Weltanschauungen aufeinander. Ich bin bekennender PVE-Fan und gehe nur ins PVP, wenn ich für eine Quest oder Ausrüstungsgegenstände muss. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht besonders gut bin (die KDA liegt zwischen 0,5 und 10,0 – je nach Map, Gegner und Tagesverfassung) und ich es als sehr stressig empfinde (vor allem aus Verantwortung meinen Teammates gegenüber, die ja nichts für mein Unvermögen können).

Aber wenn es mal so richtig gut läuft, dann macht mir auch PVP Spaß. Gambit ist da so ein Sonderfall, da liegt’s halt immer auch daran, wie die Mitspieler so drauf sind. Nicht selten kommt es vor, dass Teamkollegen doppelt so viele Partikel verlieren, wie sie abgeben und dann macht der Modus halt nicht so richtig Laune.

Tja, dann hätten wir noch die verschiedenen Klassen (Jäger, Warlocks und Titanen). Auch da gibt es Fundamentalisten, die die jeweils anderen Klassen beinahe schon mit missionarischem Eifer verfolgen bzw. immer wieder monieren, dass ihre Klasse krass benachteiligt wird.

Nicht zu vergessen, die (so nenne ich sie) Meta-Freaks, vor allem im PVP anzutreffen, die nach jedem Tod sofort die betreffende Waffe/Klasse entweder zur Meta erklären oder sie als overpowered an den Pranger stellen.

Ich spiele im PVP jene Waffen, mit denen ich gut zurecht komme, ob die jetzt Meta sind oder nicht, ist mir gleich. Wenn ich von einem anderen Hüter gekillt werde, dann liegt das zu 99% nicht an der Meta, sondern daran, dass er schlicht und einfach besser ist. Vielleicht sollte man diesen abartigen Gedanken auch mal ins Auge fassen, bevor man wieder zu flennen (und haten) beginnt.

Zu guter Letzt ist auch noch die Trennung zwischen den jeweiligen Plattformen ein Umstand, der die „Community“ weiter aufspaltet. Gott sei Dank hat der Plattform exklusive Content aufgehört, damit ist zumindest zwischen Sony/MS-Jüngern das Konfliktpotential zurückgegangen. Mit der Portierung auf PC hat sich aber – aus technischen Gründen (FPS, Aim, …) ein neues „Feindbild“ aufgetan.

Wenn man sich nun dies Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten ansieht, dann ist es nahezu unmöglich eine Formel zu finden, die alle Spieler zufrieden stellt. Ich will hier aber gar nicht in Verdacht kommen, Bungie von all den (teilweise berechtigten) Vorwürfen frei zu sprechen.

Das Spiel hätte auch aus meiner Sicht noch ein enormes Verbesserungspotential, Bungie trifft manchmal für mich nicht nachvollziehbare Entscheidungen und ich ärgere mich auch über so manche Fehler (Bugs), mangelnden Content oder die Tatsache, dass man keine stringente Handlung erkennen kann.

Auf der anderen Seite sollte man sich überlegen, wie viele schöne Stunden einem das Spiel schon bereitet hat. Auch finanziell ist Destiny, trotz Everversum, ein Schnäppchen. Früher habe ich mir regelmäßig Spiele gekauft, diese durchgespielt und dann kam das nächste. Seit Destiny habe ich kaum noch in andere Spiele investiert und die Kosten/Spielzeit und -Spaß-Ratio ist für mich absolut konkurrenzlos (auch im Hinblick auf andere Freizeitaktivitäten).

Deshalb zum Abschluss noch ein paar hoffentlich hilfreiche Gedanken bzw. Tipps, die den Spielspaß bei Destiny meiner Meinung nach deutlich steigern und den Adrenalinspiegel senken könnten:

  • Destiny ist nur ein Videospiel. Wenn Dein persönliches Glück, Dein Selbstwertgefühl oder Deine Lebensqualität davon abhängen, suche Dir professionelle Hilfe (ernst gemeint) oder sprich mit Deinen Freunden oder Deiner Familie darüber.
  • Wenn Du im PVP ständig gekillt wirst, liegt es vielleicht auch an Deinen Fähigkeiten und nicht nur an der Meta, an Cheatern oder an der Bilderberg-Verschwörung. Übe, um besser zu werden, akzeptiere, dass es immer einen besseren Spieler geben wird oder lass es einfach sein und spiele nur PVE. Man muss nicht alles haben oder können, um ein glücklicher Mensch zu sein.
  • Bungie ist nicht Teil einer kapitalistischen Weltverschwörung, aber auch kein karitatives oder idealistisches Unternehmen. Die wollen (und müssen) Geld verdienen. Alleine wenn ich mir vorstelle, was da an Personalkosten (für kolportierte +- 700 Mitarbeiter) monatlich anfallen, kann ich mir nicht vorstellen, dass das mit dem Spiel und den DLCs alleine verdient werden kann. Niemand wird ins Everversum gezwungen! Es wird auch keiner zu einem Netflix, Prime oder Sky Abo genötigt. Du kannst frei entscheiden, ob und wofür Du Dein Geld ausgibst.
  • Wo Menschen am Werk sind, passieren Fehler. Jeder, der vielleicht schon einmal beruflich mit einer EDV-Migration zu tun hatte, oder im IT-Bereich arbeitet, weiß, wovon ich rede. Die Systeme, Programme, Spiele, werden immer komplexer (das wollen und schätzen wir ja auch) und manchmal wundere ich mich, dass überhaupt noch was funktioniert.
  • HABE SPAß AM SPIEL! Wenn Dir Destiny keinen Spaß (mehr) macht, dann lass es bleiben und vergeude keine kostbare Lebenszeit damit (oder mit geflame oder hate postings). Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, seine Freizeit sinnvoll und erfüllend zu gestalten.

PS: Ich bin kein Bungie-Mitarbeiter, nehme grundsätzlich nicht jeden Missstand kommentar- oder kritiklos hin (in keinem Lebensbereich) und würde auch gerne einiges am Spiel ändern oder anders gestalten.

Manchmal tut es einfach gut, seine Emotionen auszudrücken und in die Welt hinaus zu schreien, dass kann ich nachvollziehen. Aber als alter Depp, der sich noch immer in Videospielen zum Kasper macht, sehe ich die Dinge vielleicht in einem etwas anderen, entspannteren Licht.

In diesem Sinne hoffe ich, dass mir (und uns) Destiny noch für viele schöne Stunden erhalten bleibt, mit allen Stärken und Schwächen.

Mit hüterlichem Gruß

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5 Kommentare

  1. CptFellwurst

    MEGA Zusammenfassung deiner Ansichten und Erfahrungen denen ich vollkommen zustimmen möchte.
    Ich kann mich zu 95% in deinen Erfahrungen wiederfinden.
    Finde es gut wie du trotz des subjektiven Charakters deines Posts die Objektivität bewahrst.
    Ich vermute mal das du auch zu den älteren Semestern zählst.

    Daumen hoch.
    Vielen Dank dafür!

    • Heathcliff63

      Hallo cpt, danke für die Blumen, freut mich, wenn ich mit meiner Sichtweise nicht alleine da stehe. Ja, ich bin 56 und dennoch liebe ich dieses Spiel. Ich wünsche dir ebenso viel Spaß dabei. LG heathcliff

  2. Heathcliff63

    Hi Alex, ist ja auch ok, man meckert ja nur, wenn einem etwas bedeutet. Wenn uns destiny gleichgültig wäre, würden wir nach einiger Zeit was anderes spielen und ich kann deine Kritik nachvollziehen. Aber bei einigen Kommentaren hab ich das Gefühl, die Leute wollen nur ihren Frust abreagieren. Destiny ist ein tolles Spiel, nicht mehr, aber auch nicht weniger. LG heahtcliff63

  3. Alexthecat

    Schöner Text und kann dir da größtenteils auch nur zustimmen, meine scharfen Schüsse gegen Destiny kommen meistens nur weil ich dieses Franchise so sehr mag und oder weil ich wieder mal mitten in ner 60h Woche stecke und einfach auch mal meckern möchte.
    Aber bei all dem Recycling werde ich einfach nicht das Gefühl los das hier auf Lowbudget niveau Entwickelt wird, das ich nur bei wesentlich kleineren Betrieben als gut bezeichnen würde oder wenn der gesammte Umfang einer Erweiterung oder einer Season dafür um so größer ausfällt. Ich will nicht abstreiten das so ein Spiel zu Programmieren schwer ist, das darf aber keine Aurede sein für jemanden dessen Job es ist damit Geld zu verdienen. Wenn es wirklich so sein sollte das die Engine so anfällig und schwer zu bedienen ist wie es Bungie uns weis machen möchte warum ändert man nicht etwas daran, wobei ich das auch nur für eine Lahme ausrede halte. Eine Engine kann noch so umständlich sein letzten Endes arbeiten sie trotzdem mit vorgefertigten Assets die sie zusammen Würfeln oder recyceln einfach ganze Gebiete wie in der Abschluss Quest vom 14ten Heiligen. Die dann wirklich aufwendig desigten Quests wie vom Perfektionierten Ausbruch und Whisper soll dann plötzlich der Shop dafür gesorgt haben das wir das bekommen und genau dieses Marketing Blabla ist das was mich so sauer macht.
    Ich denke ich spreche für sehr viele das man den Shop weniger kritisieren würde, ja sogar gern besuchen wprde, würde man auch im Normalen Spiel schöne Rüstungen und Ornamente erspielen können, würde man Glanzstaub wirklich effektiv farmen können oder ähnliches und vor allem würde Bungie mit diesen dreckigen Marketing Blabla aufhören, das die sich dabei nicht selbst dumm vor kommen wunder ich mich schon lange.

    • ChrisP1986

      Alex, bin voll und ganz deiner Meinung!!!
      Das mit dem Marketing nervt mich auch nur noch, vor allem werden und wurden Dinge angesprochen/geändert etc… nach denen tatsächlich nie jemand gefragt hat (kleines Bsp der “zusätzliche” letzte Nerf von “Redrix” & Halsbruch… das wurde gar nicht kommentiert, sondern einfach mal so hingeklatscht) keine Ahnung was das soll, insbesondere die Quest der Redrix dauert eeewig nur damit ich gar nichts damit anfangen kann…????‍♂️
      Und Exotics bekommt man alle nur noch geschenkt und das gabs in D1 in der Form einfach nicht…
      Sorry falls es etwas verwirrend klingt???

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