Twitch will nun Vergewaltigungs-Vorwürfen wie bei WoW selbst nachgehen

Twitch will nun Vergewaltigungs-Vorwürfen wie bei WoW selbst nachgehen

Twitch hat angekündigt, nun eigene Untersuchungen anzustellen, wenn der Verdacht besteht, dass Streamer der Plattform in schwerwiegende Rechts-Verstöße verwickelt sind. Dazu will Twitch auch mit externen Ermittler zusammenarbeiten. Das kommt jetzt, nachdem sich 2020 Vorwürfe gegen Twitch-Streamer häuften: Der schlimmste Vorwurf kursierte gegen einen Spieler der WoW-Gilde Method.

Das will Twitch nun ändern: Twitch will jetzt damit beginnen, Verstöße zu ahnden, die außerhalb der Plattform passieren, wenn sie sich „gegen Mitglieder der Twitch-Community“ richten. Das gibt der Streaming-Dienst in einem Blogpost bekannt (via twitch).

Twitch nennt zwei Arten von Fällen, in denen man aktiv wird.

Wenn wer auf Twitch und gleichzeitig noch außerhalb von Twitch belästigt wird, dann will man sich jetzt genau die Handlungen außerhalb von Twitch anschauen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Wenn etwa ein Nutzer oder eine Nutzerin zusätzlich zum Angriff auf Twitch auch noch über Twitter angegriffen wird, will man das berücksichtigen.

Gegen einige besonders schwere Verstöße will Twitch nun sogar dann vorgehen, wenn sie komplett außerhalb der Plattform stattfinden. Dazu gehören:

  • Anwendung tödlicher oder extremer Gewalt
  • Terroristische Aktivitäten oder das Rekrutieren von Menschen dafür
  • Ausdrückliche oder glaubhafte Androhung von Massen-Gewalt (etwa anzudeuten, einen Anschlag auf einen Event oder eine Gruppe von Menschen zu verüben)
  • Die Mitgliedschaft in einer Hate-Group
  • Die Ausführung oder die Beteiligung an Vergewaltigungen oder sexuellen Angriffen
  • Jede Handlung, welche die Sicherheit der Twitch-Community betrifft
  • Ausdrückliche oder glaubhafte Drohungen gegen Twitch oder Twitch-Mitarbeiter

“Hoch angesehene Ermittlungs-Partner” sollen diskret Vorwürfe untersuchen

So will Twitch das anstellen: Sie sagen, im Moment haben sie zwar die Daten, um alles zu verfolgen, was auf Twitch selbst abläuft. Aber sie können nichts untersuchen, was komplett abseits von Twitch passiert. Das will Twitch aber offenbar ändern.

Es heißt, man hat „hoch angesehene Ermittlungs-Partner“ verpflichtet, um mit Twitch zusammenzuarbeiten. Das sei eine Anwaltskanzlei, die auf solcherart Ermittlungen spezialisiert ist, gerade was sexuelle Diskriminierung oder sexuelle Angriffe betrifft. Die Kanzlei würden die Fälle auch so untersuchen, dass alle Beteiligten diskret und respektvoll behandelt werden.

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Durch diese Partnerschaft werde Twitch in der Lage sein, auch Fällen nachzugehen, die außerhalb von Twitch erfolgen.

Es heißt, während die Untersuchung läuft, wird man keine Maßnahmen gegen Streamer verhängen – erst nach dem Abschluss der Ermittlung.

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Die Gilde Method zerbrach 2020 an Vergewaltigungsvorwürfen.

Was wäre ein Beispiel für so ein Vergehen? 2019 gab es einen Fall, der später für Furore sagt. Es kursierte der Verdacht, dass ein Mitglied der großen WoW-Raidgilde „Method“ eine Streamerin sexuell belästigt hatte, mit der er zusammen von seiner Wohnung aus gestreamt hatte:

  • Twitch hatte den Streamer damals gebannt, aber keine weiteren Schritte eingeleitet
  • Seine Gilde Method glaubte dem Streamer, dass er nichts getan habe und ließ ihn weiter in der Gilde. Sie boten sogar an, sich bei Twitch für seine Ent-Bannung einzusetzen

Ein Jahr später sagte die Frau, die bei ihm war, der Streamer habe sie damals vergewaltigt. Sie habe das auch angezeigt, die Polizei konnte aber nichts feststellen.

Die Situation erzeugte einen Skandal, der schließlich zur Auflösung der großen WoW-Gilde führte. Sponsoren und Mitglieder warfen der Gildenleitung vor, weggesehen zu haben.

In den Monaten danach kam es immer wieder zu Vorfällen, bei denen Twitch damit konfrontiert war, dass Streamern vorgeworfen wurden, sie hätten sexuelle Übergriffe begannen oder etwa sexuell anzügliche Nachrichten mit Minderjährigen ausgetauscht.

Bisher hat Twitch in vielen dieser Fällen mit einem permanenten Bann reagiert, nachdem der Streamer in irgendeiner Form eine Schuld oder Teil-Schuld eingestanden hatte. So hat man etwa den Smash Bros. Streamer „ZeRo“ gebannt, der später einen Selbstmordversuch verübte.

Offenbar will Twitch nun Maßnahmen treffen, um solchen Fällen konkret nachzugehen. Diese sexuelle Belästigung findet dann oft über Privat-Nachrichten in Chats abseits von Twitch statt.

Twitch will offenbar aktivere Rolle bei Vorwürfen spielen

Das steckt dahinter: Wir haben auf MeinMMO häufiger über die Fälle berichtet. Die Vorwürfe gegen Streamer wegen sexuellem Fehlverhalten kommen häufig über Twitter auf und werden nicht polizeilich untersucht. Es entsteht aber ein hoher Druck, der Twitch zum Handeln zwingt.

Bislang waren sie auf Screenshots der Nutzer angewiesen oder darauf, dass der Streamer gesteht. Offenbar will man jetzt eine andere Rolle einnehmen und aktiv versuchen, diesen Vorwürfen nachzugehen und sie aufzuklären.

Im Juni 2020 geriet sogar der Twitch-Chef Emmet Shear (Titelbild) selbst in die Kritik. Es gab Forderungen, Amazon solle ihn rauswerfen. Es hieß dann, auch Twitch habe weggesehen, wenn es Vorwürfe gegen Twitch-Mitarbeiter gab, sie hätten ihre Position ausgenutzt, um sich Frauen sexuell aufzudrücken.

Der „Gewalt- und Terror“-Aspekt ist für Twitch sicher ebenfalls ein wichtiger Punkt. Da will Twitch offenbar eine größere Verantwortung übernehmen. Das deutsche ZDF hatte etwa den Terror-Angriff in Halle indirekt mit Twitch in Verbindung gebracht

ZDF montiert Terror-Angriff auf großen Twitch-Stream zu CS:GO – Löst Empörung aus

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Ich hoffe mal, dass Amazon (Twitch wurde ja von Amazon aufgekauft) ordentlich eins auf die Finger bekommt.
So weit das Opfer keine Anzeige erstattet, offizielle Ermittlungen von stattlicher Seite aufgenommen werden und es dann zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommt, so lange ist von einer Unschuld des vermeintlichen Täters auszugehen.

Ein Konzern meint hier also staatliche Aufgaben übernehmen zu müssen, weil eine Beschuldigung in den Raum gestellt wurde.
Wo ist diese Zuständigkeit geregelt? Etwa in den AGB und sind diese überhaupt in dem Land gültig aus dem der Steamer kommt?

Ich finde es eh ein Unding, dass in der heutigen Zeit ganze Karrieren ruiniert werden indem einfach eine Behauptung in den Raum gestellt wird ohne dass es zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommt.

Ich möchte sexuelle Straftaten hier sicher nicht herunterspielen, ganz im Gegenteil … aber so wie das seit einiger Zeit abläuft geht das einfach nicht weiter.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Khalinor
Kwai

Sehr gutes Kommentar, volle Zustimmung

Damit hätten wir dann folgende Wahrheiten zur Verfügung:

  • Was der Beschuldige sagt.
  • Was das Opfer sagt.
  • Was der Social Mob empfindet (abhängig vom Luftdruck und ob der Tag im Kalender gerade oder ungerade ist).
  • Was das Twitch Investigation Bureau rausgefunden hat.
  • Was Bekannte des Beschuldigen über ihn zu sagen haben.
  • Was die polizeiliche Ermittlung ergeben hat. Ob das die Massen an dieser Stelle noch interessiert…?!

Du hast noch “Aiman Abdallah und das Galileo Mystery-Team” vergessen.

N0ma

bekanntlich ist die Lösung einfach
einfach das mit den meisten Stimmen nehmen
😉

Twitch? Ist das diese ehemalige Gamingplattform, auf der sich heute Mädels beim Schlafen oder Baden im Pool filmen?

Ahennys

Jap.Die Zweigstelle von OnlyFan.Und die wollen gegen sexueller Belästigung jetzt per Privatschnüffler vorgehen.

Osiris80

Twitch sollte lieber mal eine einheitliche Regelung bezüglich ihrer random ban Politik einführen.

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