2012 erschien The Secret World, ein MMORPG wie kein zweites. Jetzt, 2023, ist es so gut wie tot. Was ist eigentlich mit dem Spiel passiert? MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus wirft einen Blick auf das Vergangene.
The Secret World war damals seit Ragnarok Online und World of Warcraft das erste MMORPG, das mich dauerhaft begeistern konnte. Seitdem hat mich nur WildStar noch einmal so enorm gepackt.
Drei dieser vier Namen sind heute aber in Vergessenheit geraten, zumindest bei uns in Europa. Ragnarok spielt nur noch in Korea und Brasilien eine größere Rolle, WildStar ist seit 2018 tot und sogar MeinMMO-Dämon Cortyn weinte dem MMORPG eine Träne hinterher.
Auch über The Secret World spricht heute kaum noch jemand. Es hat nicht einmal mehr nennenswert viele Spieler. Dabei kann an die Welt des MMORPGs kaum etwas heranreichen.
Der Trailer von The Secret World zeigt schon die besonderes düstere und etwas abgedrehte Welt:
Story und Atmosphäre: Lovecraft-Horror par excellence
Was ist The Secret World? Stellt euch eine Welt vor wie unsere. Nur, dass jeder unaussprechliche Horror und jede Verschwörungstheorie wahr ist. Alles, was Alex Jones so von sich gibt, stimmt – und mehr.
Templer aus dem geheimen Orden in London, die Dragon aus Seoul und die Illuminaten aus New York – jede Geheimorganisation, die in den Schatten der Welt heimlich die Fäden zieht, existiert. Und ihr spielt eines ihrer Mitglieder.
Dabei verzichtete The Secret World früher weitgehend auf Klassen. Stattdessen bestimmten die getragenen Waffen, was eure Rolle ist: mit Kombinationen aus Schusswaffen, Nahkampf-Waffen und Magie wurdet ihr zum Tank, Heiler oder DPS-Helden – oder zu irgendetwas dazwischen.
Das machte The Secret World besonders: Um aber nicht einfach nur ein Stufe-39-Buchhalter der Illuminaten zu sein, ist die Welt des MMORPGs gefüllt mit Schrecken und Gefahren. Genauer: mit allem, was sich der Horror-Autor H.P. Lovecraft so ausgedacht hat:
- Die fiktive Stadt Innsmouth etwa ist überrannt von so etwas wie Zombies, die vom Tentakel-Gott Cthulhu verdreht wurden.
- In Ägypten helft ihr einer Mumie bei Aufträgen
- irgendwelche Bienen sorgen dafür, dass ihr nicht sterben könnt
Klingt genauso abgedreht, wie es sich gespielt hat. Story und Atmosphäre waren das, was The Secret World besser gemacht hat als so gut wie jedes andere MMORPG. Und sogar besser als die meisten Single-Player-RPGs, die ich so kenne.
Allein deswegen zählt The Secret World – bis heute – zu den besten MMORPGs, die auch alleine Spaß machen und zu den besten Story-MMORPGs:
Stundenlange Quests, die der Welt ihre Tiefe verleihen
Die besondere Atmosphäre liegt mitunter daran, dass die Welt nicht einfach mit generischen Quests zugepflastert wurde. Sicher gab es hie und da die klassische: „Töte 12 Zombie-Hunde mit einem Flammenwerfer“-Quest.
Aber The Secret World hatte eine besondere Art von Aufgaben, die sich auch nicht wiederholen ließen: Nachforschungen, oder „Investigations.“ Anhand von wenigen Hinweisen mussten hier echte Website über den Browser besucht und Details gefunden werden, welche die Quest einen Schritt weiterführen.
Das brachte Leben in die Welt, füllte sie mit Details und baute sie auf wie ein gutes Buch. Genauso wie die hervorragende Umgebung, die stets ein Gefühl des Unbehagens bei mir ausgelöst hat. Alles war einfach ein passendes Gesamtbild.
The Secret World ist mir bis heute in so guter Erinnerung geblieben, dass ich es 2022 zum 10-jährigen Geburtstag wieder installiert habe – mein vermutlich größer MMORPG-Fehler des Jahres, denn lange durchgehalten habe ich nicht.
Aus TSW wird Secret World Legends – Und kaum noch jemand spielt
Das MMORPG starb nicht plötzlich, sondern über die Jahre. Seit 2012 hab es nur wenige Peaks von Spielern, zumindest auf Steam (via steamcharts). Generell hat die Anzahl der Spieler aber stetig abgenommen. Dazu ist zu sagen, dass das Spiel auch einen eigenen Launcher hatte, dessen Zahlen ich nicht nennen kann.
5 Jahre nach Release, im Juli 2017, wurde aus The Secret World das neue MMOPRG Secret World Legends. Statt auf ein Abo zu setzen, machte Entwickler Funcom das Spiel Free2Play und bot zusätzliche Premium-Dienste an.
Tatsächlich brachte das über 3.700 Spieler zurück, aber nicht lang. The Secret World wurde zu 2 toten MMORPGs und das hat sich bis heute nicht geändert. Im Dezember 2022 hatte das Spiel traurige 57 Spieler im Durchschnitt, 124 maximal zur gleichen Zeit.
Es gibt keinen einzelnen Grund, warum The Secret World gestorben ist. Eher mehrere. Zum einen war eine Welt voller Cthulhu-Mythen sehr speziell auf Nerds und Literatur-Freaks ausgerichtet. Etwas, das MMORPGs weniger zuträglich ist, die davon leben, viele Spieler zu haben.
Zum anderen bietet The Secret World schlicht wenig Wiederspielwert. Wer die Story durchgespielt hat, der hat wenig Anreiz dazu, weiterzumachen. Es gibt Raids und Dungeons fürs Endgame, aber The Secret World war nie so hardcore, als dass sich exzessives Min-Maxen ausgezahlt hätte. Abgesehen davon ist die Schnittmenge zwischen Lovecraft-Fanboys und Hardcore-MMORPG-Spielern noch kleiner als jeder Teil für sich.
Heute veröffentlicht der deutsche Blog von Secret World keine News mehr, die letzte ist vom Oktober 2020. Auf der englischen Website gibt es immerhin noch Updates mit ein paar Zeilen Text pro News.
Ein anderes Service-Game beansprucht seit 2017 die Aufmerksamkeit von Funcom: Conan Exiles, das mittlerweile sogar Magie bietet:
Trotzdem sind die Server noch online, jeder kann spielen. Wie sehr sich das MMORPG finanziell für die Entwickler noch lohnt, kann wohl nur Funcom selbst sagen. Die hatten aber kurz nach dem Release von Secret World Legends ein neues Spiel: Conan Exiles.
Nachdem The Secret World hinter den Erwartungen zurückblieb, war Conan Exiles ein wahrer Segen. Das Spiel hat das Studio wortwörtlich vor dem Ruin bewahrt:
Conan Exiles: Wie nackte Barbaren ein MMO-Studio retteten
Große Inhalts-Updates zu The Secret World braucht aber sicherlich niemand mehr zu erwarten. Immerhin hat das Studio angekündigt, dass das Spiel als Pen and Paper im D&D-Regelwerk der 5. Edition erscheinen wird. Mal sehen, ob das mehr als 124 Leute spielen.
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Es war ein wundervolles Spiel, aber wie im Artikel schon steht. Wenn man dann einmal durch ist, ist man durch.
Funcom ist auch ein eher kleines Studio mit tollen Ideen, allein daher hab ich mir auch Conan gekauft obwohl das nicht mein Genre ist. Einfach um das Studio zu supporten. 😀
Wenn sie aus TSW noch was machen wollen, dann Grafik ein wenig aufhübschen, Dungeons mit NPCs durchscripten und als Single-Player Spiel für die Lovecraft-Nische verkaufen. Ich würds mir holen.
Gabs nicht erst letztes Jahr so einen Artikel? Egal, meinen Klick habt ihr trotzdem. 😄
Funcom bleibt für mich das sympathischste und auf Konzept und Spiele-Idee bezogen mutigste Studio, was immer mit dem Trieb nach WoW-Klon XY gebrochen hat.
Qualitativ leider nie Top Liga, um es freundlich auszudrücken, und eben nischig – aber allemal kreativer als 95% der gesamten MMORPG-Branche.
Daher hoffe ich, dass sie Dune rocken und sich dadurch wieder besser aufstellen können.
kann ich nur unterschreiben. Stell mal vor die haben Viel Geld was die da zaubern würden
Sie hätten ja auch viel Geld haben können, wenn sie sich nicht bei Anarchy Online (da sogar noch am wenigsten, obwohl das erste MMO) und danach Age of Conan genauso verplant gehabt hätten, wie dann bei The Secret World^^. Alle 3 hatten das Potential, richtig erfolgreich werden zu können, alle 3 waren richtig ambitioniert und die Ansätze und die Zukunftspläne richtig gut. Alle 3 wurden aber schlecht geplant, bei allen 3 ist man über die eigenen Zeit-, Personal- und Finanzierungsplanungen gestrauchelt und musste vieles zurückfahren.
Eben nicht eines der Besten, wenn dann hätte es mehr als nur 124 Spieler.
Und wenn ich dann Lese, oh ja, das habe ich lange gespielt, für mich auch eines der Besten MMOs, Sorry, wieso Spielt man es da nicht mehr, selbst ich habe es damals gespielt, auch sehr lange, aber es war halt nicht für Casuals und oder Solo Spieler gemacht, von den Quest/Aufgaben wo man zum Teil sogar ins Internet musste, außerhalb des Spiels um an Infos zu kommen wie es den weiter geht, will ich erst gar nicht Reden, für mich war das nichts.
Ich würde also sagen alleine wegen der Performance und oder sonstigen Probleme hatte das nichts Zutun, eher mit dem was ich oben sagte, jedenfalls ist das meine Meinung.
Das Spiel hat einen Ingame-Internetbrowser. Da musste man eigentlich “außerhalb” des Spiels, nirgendwo hin. Und ja, es war ein AR-MMORPG (Alternate-Reality-Mass-Multiplayer-Online-Role-Playing-Game) , das , von seiner Story her, in UNSERER Welt, nicht irgendeinem erfundenen Fantasy-Universum, spielt, selbstverständlich hat man das dann mit Dingen der realen Welt verknüpft (eigene Websites rund um Ingame-Unternehmen, als wären diese tatsächlich existent, etc.) um diese Stimmung zu erzeugen.
Richtig, das hatte ich total vergessen, es hatte einen Internen Browser, aber ich wusste noch da war was mit Internet, dennoch war es nicht meins, is halt Geschmackssache.
Wenn ich mich nicht irre, haben zumindest einige der Websites aber wirklich existiert und konnten auch über einen externen Browser angesurft werden. Der im Spiel war langsam des Todes.
Die haben alle wirklich existiert (teilweise schon Jahre vor Release registriert und online gestellt). Und ja, der im Spiel war im Vergleich zu Chrome langsam^^
Das große Problem beim ingame Browser war, dass er beim erneuten Aufruf immer die Startseite aufgerufen hat. Da das Fenster nicht skalierbar war, musste man öfter mal den Browser schließen. Dann war die zielseite wieder futsch.
wieso man es nicht mehr Spielt ? Weil man alles erreicht hat in TSW und kein neuer Inhalt mehr gekommen ist und SWL zu wenig bis kein neuer Inhalt geliefert hat für Veteranen dadurch sind sehr viele gegangen.
Neben “The Matrix Online” war TSW/SWL das packendste MMO, welches ich jemals gespielt habe. Zuerst habe ich TSW komplett durchgespielt, endlos die Nightmare Dungeons gegrindet und war sogar Moderator im Community Forum. Jahre später wiederholte ich das Ganze dann nochmal mit SWL. Doch irgendwann war halt auch bei mir als Hardcore Fan die Luft raus. Mein Hauptgrund für den Quit war das letzte Gebiet “Südafrika”. Man hatte ewig gemunkelt und indirekt ein weiteres großes Gebiet mit vielen Quests versprochen und heraus kam ein etwas größerer Dungeon mit einer einzigen Hauptstoryline. Das machte mich unglaublich sauer. Meine ehemals große Gilde (eigentlich sogar zwei) fiel auseinander, niemand loggte mehr ein. Und auch so einige halbherzige Neuerungen wie das Agentensystem konnten mich nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Meine Enttäuschung sass einfach zu tief. Wenn ich nun alle halbe Jahre mal einlogge, muss der Launcher nichtmal patchen – das sagt schon alles, denke ich.
Es war ein schönes Spiel. Gerade diese Rätsel – Quests hatten es mir da sehr angetan.
Aber trotz guten PC lief das Spiel bei mir einfach nicht flüssig. Es ruckelte und hakte ständig. Und auch das kämpfen selber war, zumindest am Anfang, weiß nicht ob sich das geändert hat, doch irgendwie ziemlich lahm und träge.
The Secret World Legends hatte ich mal versucht. Da mir beim Charakter aber immer wieder Grafikfehler dazwischen kamen, hab ich es nach Classic nicht mehr weiter auf dem Rechner gelassen.
Wizard of the Coast ändert gerade doch seine GPL, was viele Ersteller von Quellmaterialien für D&D etc betrifft. Wenn sie es als P&P heraus bringen wollen und sich an der GPL nichts ändert, wird es ebenfalls unter die neue Lizenz fallen.
Funcom ist ein Super Entwickler und sind mutig mit neue dingen, leider hatten die immer Geld Probleme gehabt. Hätte TSW Mehr Geld zur Verfügung gehabt dann wäre das ganz anders ausgesehen.
und leider war SWL ein Grosser Fehler. Für Veteranen gab einfach zu wenig neues, um nochmal alles neu zu machen und für Neuling war es leider zu umständlich(zu alt)
Ich habe TSW sehr lange gespielt mit einer Gilde, für mich ist es bis heute eine Perle und eins der besten MMO.
Hier mal meine Steam Bewertung :
https://steamcommunity.com/id/muchtie/recommended/215280/
Beziehst du dich auf TSW Classic oder TSW Legends?
Du sprichst in der vergangenheitsform von classic.
Classic existiert immer noch!
Das eigentliche Problem von The Secret World waren weder ein niedriger Wiederspielwert (den hätte es ja nicht unbedingt gebraucht, denn der Plan war, in relativ schneller Abfolge weitere Gebiete zuzufügen, so dass es Twinks/Alts oder eine Wiederholung mit dem Main gar nicht gebraucht hätte – darum waren in der Ursprungsversion die Storyquests gar nicht erst wiederholbar und das wurde erst später eingeführt, als man merkte, dass man den Zeitplan weder zeitlich aber auch finanziell nicht wird stemmen können), noch die falsche Zielgruppe sondern, so schwer mir das fällt, weil ich die Spiele des Studios echt liebe, das Problem war Funcom. Bei jedem Projekt extrem kreativ, extrem ambitioniert, extrem engagiert aber ebenso wirklich extrem mies beim Zeit-, Personal- und Finanzmanagement. Bis auf Conan Exiles war der Ablauf bei jedem ihrer großen MMO-Projekte (Anarchy Online, Age of Conan, The Secret World) eigentlich gleich. Der lebende Beweis, dass es zum erfolgreichen führen eines Projekts dieser Größenordnung, nicht reicht, die besten und ambitioniertesten Entwickler zu haben, sondern, dass es halt auch, selbst wenn das viele nicht hören wollen, Leute braucht, die sich mit Zeit-, Personal- und Finanzmanagement auskennen, also eben die verhassten “BWLer”.
Ja der Wiederspielwert ist leider sehr sehr gering.
Ich hatte es 2012 und dann nochmal als Legends raus kam durchgespielt
und das wars dann.
Als Spiel Klasse,als MMORPG leider nicht zu gebrauchen.
Schade um das Spiel. Es ist damals komplett an mir vorbeigegangen. Gerade das Lovecraft-Universum trägt unheimlich viel Potential für Games, insbesondere MMORPGs, in sich. Ich verstehe zugleich aber auch die Argumentation des Artikels, weshalb u.a. Spieler über die Zeit abwanderten: Lovecraft ist hauptsächlich für Literatur-Nerds und Freunde von Adventure- oder Pen&Paper-Spielen interessant. Selbst ich spiele The Secret World nicht, dafür aber das Pen & Paper von Pegasus und ein paar Point & Click. Ich würde mich zumindest für das MMO freuen, wenn Fans das Spiel irgendwie am Leben erhalten könnten – vielleicht wie bei Warhammer?