Bei Twitch löschen Streamer wie LIRIK, Gronkh oder MontanaBlack nun all ihre Clips und Videos aus Angst davor, von der Plattform gesperrt zu werden. Hintergrund ist der Streit mit der Musik-Industrie um die Nutzung von urheberrechtlich geschützter Musik. Eine Drohung von Twitch für einen zweieinhalb Jahre alten Clip brachte die Welle ins Rollen.
In solchen Fällen verletzten Streamer das Urheberrecht:
- Streamer nutzen in den letzten Jahren die Musik, um Ambiente zu schaffen
- es war in Gaming-Streams die “Ingame-Musik” zu hören, die urheberrechtlich geschützt ist: Etwa in Sportspielen wie FIFA oder NBA2k
- Streamern begegneten Musik bei “IRL”-Streams, wenn sie mit dem Handy von unterwegs filmten
Das alles ist eigentlich verboten, wurde über Jahre aber nicht verfolgt. Doch das änderte sich in den letzten Tagen.
Musik-Industrie überzieht mit Twitch mit Beschwerden
Das ist die Vorgeschichte: Vor knapp zwei Wochen haben wir auf MeinMMO berichtet, dass Twitch tausende Clips gelöscht hat, die urheberrechtlich geschützte Musik enthielten. Dazu verwarnte Twitch hunderte von Streamer.
Die Streaming-Plattform hatte den Druck der Musik-Industrie weitergegeben: Deren Vorwurf war, dass Streamer urheberrechtlich geschützte Musik verwendeten, ohne dafür eine Lizenz zu besitzen.
Die Musik-Industrie hat nun schwere Vorwürfe gegen Twitch erhoben: Denen seien die Rechte der Künstler egal, deshalb ließen sie zu, dass jeden Tag die Rechte der Künstler auf ihrer Plattform verletzt werden.
Es kamen dann Urheberrechts-Beschwerden in großen Wellen auf Twitch zu. Die erste Welle kam im Juni 2020, die letzte vor einigen Wochen.
Im Juni nahmen Streamer wie MontanaBlack die Warnung und die ausbrechende aber noch nicht ernst. Immerhin wäre da keine Regel geändert worden, es wurde nur eine alte Regel umgesetzt:
Twitch sagte den Streamern in der Folge, sie sollten ihre Archive aufräumen – man wolle jetzt diese Verstöße verfolgen. Damals war aber nicht klar, was passiert, wenn Streamer weitere solche Clips im Archiv haben, die Rechte verletzten.
Daher zögerten vor zwei Woche viele Streamer noch, wie es jetzt weitergeht. Das scheint nun klar: Es droht ein Bann von Twitch.
Die Parole ist nun: Alles löschen. „Nuke it all.“
2,5 Jahre alter Clip sorgt für eine “Wir bannen dich”-Warnung
Dieser Vorfall bringt die Welle ins Rollen:
Am 30. Oktober teilte der Streamer Jake’N Bake eine Twitter-Nachricht von Twitch:
- Er hätte mit einem Clip aus dem Mai 2018 die Urheberrechte verletzt
- Der Clip werde nun gelöscht
- Wenn er weitere solche Clips auf seinem Kanal habe, die Urheberrechte verletzen, könne sein Kanal vorübergehend gesperrt oder ganz gebannt werden
Der Streamer sagt: Das sei ein 30-sekündiger Clip, wahrscheinlich sei er an einem Laden vorbeigegangen und dort habe Musik gedudelt.
Und dafür könne er nun alles verlieren. Er fragt: Wie kann das überhaupt realistisch sein?
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Streamer löschen ihre Geschichte auf Twitch aus
Das passierte in der Folge: Nachdem sie selbst weitere Copyright-Strikes erhielten, entschlossen sich einige Streamer dazu, all ihre gespeicherten Videos und Clips zu löschen.
Der Streamer LIRIK ist seit 2011 auf Twitch. Der fluchte und schimpfte, als er alles löschte. Das täte ihm so weh, aber es müsse nun sein.
So reagieren deutsche Streamer:
- Der deutsche Streamer Marcel “MontanaBlack” Eris gab bekannt: Er werde alle Clips und Videos auf Twitch löschen und nichts mehr speichern. Die Gefahr sei zu groß, auf Twitch wegen Musik gebannt zu werden. Auf dem Kanal von MontanaBlack sind aktuell nur 5 Clips aus den letzten 7 Stunden und ein 7-stündiges Video des letzten Live-Streams. Alles andere ist auf Twitch gelöscht.
- Gronkh kündigte an, ebenfalls alles auf Twitch zu löschen und sein Archiv mit der Zeit auf YouTube hochzuladen.
- Der deutsche Streamer und Comedian, Kaya Yanar, hatte seinen Kanal bereits bei der ersten Welle im Juni 2020 “genuket.”
Im Vorfeld der Löschung hatten viele Streamer erklärt, wie schwer es ihnen fallen würde, “ihre Archive” zu löschen. Denn damit löschen sie viele Erinnerungen und letztlich auch ihr Lebenswerk der letzten Jahre.

Der Konflikt um die Urheberrechts-Vorstöße eskaliert seit 2 Wochen und drückt heftig auf die Stimmung auf der Streaming-Plattform Twitch. Die Streamer hatten sich offenbar eine andere Lösung gewünscht, als einfach alles zu löschen:
Twitch startet coole Werbe-Aktion, aber Streamer sind gerade nur noch genervt
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Muss ich dann in Zukunft GEMA zahlen, wenn ich mit offenem Auto-Fenster durch die Gegend fahre und Musik höre? Könnte ja an der Ampel jemand hören! Bei allem Verständnis für Künstler und ihren Urheberrechten ( das ist ja in Ordnung, die leisten ja Arbeit ) aber diese Reaktion im privaten Bereich ist völlig untragbar! Wie soll denn z.B. ein Spiele-Guide ohne Originalton gestreamt werden können? Oder im Vorbeigehen gefilmte Musik rausgefiltert werden? Reiner Bürokratie-Wahn.
Digitaler Datenmüll! … wer braucht dieses Zeug von 17hundertdickmilch heute noch? ? Also weg mit dem Zeug… und trotzdem sollen die alle belangt werden, mmn… Schließlich haben sie Urheberrechte verletzt, Lizenzen umgangen und sich, mit diesem Content anderer Künstler, eine goldene Nase verdient… FRECHHEIT! ?
Für Privatmenschen und kleine Hobbystreamer ist das Ganze völlig überzogen! Für die Großen, die sich aber dumm und dusselig verdienen, darf es kein Problem sein die entsprechende Gebühr zum Verwenden der Musik zu bezahlen. Die stellen sich mal wieder an…
Ich durfte bei meiner Hochzeit auch die Gema-Gebühr zahlen, um ein paar Lieder abspielen zu lassen. Bei Streamern, die das Ganze auch noch gewerblich nutzen (!) sollte es keine Frage sein, die Beteiligung zu leisten.
Beim Vorbeilaufen an einem Laden, aus dem Musik spielt, während der Streamer mitm Handy unterwegs ist, halte ich es für völlig überzogen und sicher auch nicht haltbar vor Gericht. Aber wenn die schon selbst geschützte Musik einfach ohne Beitrag im Stream als Hintergrundmusik abspielen, ist das definitiv nicht in Ordnung.
Oder wie würde es euch gefallen, wenn jemand eure Werke kopiert und nutzt, ohne euch daran zu beteiligen? Sorry aber da hab ich kaum Mitleid.
Nochmal um Missverständnissen vorzubeugen: Privatleute und Musik die beim Vorbeilaufen mit gestreamt wird, sehe ich nicht als validen Gegenstand für solche Forderungen (bei Privatleuten evtl. wie bei privaten Großveranstaltungen per Pauschale denkbar). Aber bei gewerblichen Streamern, die ihr Studio aufgebaut haben, bei denen mehrere Leute beschäftigt sind, da hätte das schon längst Standard sein müssen.
Nope, vor dem Gesetz sollten alle gleich sein und dann gibt es da dieses Sprichwort: Dummheit schützt vor Strafe nicht… oder so ähnlich ?
Die Contentmafia schlägt wieder zu. Wie absurd und krank das doch ist. Bald werden Eltern verklagt weil das Kind dem Übernachtungsfreund Benjamin Blümchen zum einschlafen vorspielt.
Alleine schon wenn Leute von unterwegs streamen und zufällig an einer Bar vorbeigehen deren Musik ein Paar Sekunden im Stream ist, mit Bann zu drohen oder am besten sofort für 150 Euro abmahnen. Wie total kaputt sind die in ihrem Kopf?
“Die ganze Twitch Copyright Musik Sache ist eigentlich ganz lustig. Alle haben jetzt Panik dabei sind die Gesetze und die Richtlinien auf Twitch zum Thema Musik die letzten Jahre immer gleich geblieben LuL”
Ich wusste garnicht das Twitch uns regiert, ich dachte immer das wären die Gesetze von Deutschland und die Richtlinien dazu kommen von der EU. Da muss ich was im Unterricht falsch verstanden haben.
Du hast völlig Recht. Bei Bildern, Videos oder Musik muss die Quellenangabe stehen, bzw. die Rechte zur Veröffentlichung vorhanden sein. Wenn Streamer/innen bisher damit sorglos umgegangen sind, ist das schlicht Faulheit. Dieses sollte jetzt aber nur gelten, wenn der/die Streamer/in (?) wissentlich Musik zur Untermalung einsetzt. Nicht wenn man zufällig an einem TV/Radio vorbeikommen, wo nicht lizenzierte Musik läuft.
Welch rechtlicher Unterschied besteht denn zwischen einem Clip auf Twitch und einem Video auf YouTube?
Die Inhalte der Verträge von Amazon bzw. Alphabet zur Musikindustrie oder … ?
Der Unterschied ist, dass YouTube schon immer Urheberrechts Verletzungen geahndet hat. Die Videos verschwinden sehr schnell von der Plattform.
Rechtliche Unterschiede dürfte es eigentlich nicht geben.
Ah ok, mich hatte der Satz
dahingehend irritiert.
Ach, das ist mir so gar nicht aufgefallen. Jetzt bin ich ebenfalls etwas irretiert, Videos die auf Twitch zu Problemen führen, haben auf YouTube die gleichen Probleme.
Ich könnte mir das so vorstellen:
Auf Twitch ist nicht klar, welches von seinen Videos jetzt wirklich zu einem Problem werden könnte. Er müsste jedes Video anschauen und händisch selektieren. Ohne Garantie. Auf YouTube läuft das anders, da werden Videos die gegen das Urheberrecht verstoßen, automatisch erkannt und gesperrt, vom Algorithmus. Das würde bedeuten: Viel weniger Arbeit und viel weniger Risiko, ein Video zu übersehen. Das Archiv wird quasi automatisch selektiert.
Lebenswerk? Man könnte meinen hier werden Monumente für die Ewigkeit gebaut.
Wer schaut den noch den alten Content wo doch Lifestreams jederzeit verfügbar sind ?
Also wenn du jemand Neues für dich entdeckst guckst du dir nicht auch mal ältere Aufnahmen an? Also ich schon.
Naja gut, ich hab das vielleicht etwas übertrieben formuliert und verallgemeinert (hatte ne scheiss Nacht) 😉
Natürlich schaue ich mir auch ältere Sachen auf Youtube an aber das sind dann halt mehr Guides und Tests das Streamen ist für mich halt mehr so ein interaktives Ding für mich alte Streams schaue ich daher nicht.
Ich.
Backup? Niemand muss sein Lebenswerk löschen.
Die Videos und Clips waren/sind ja auf den Servern von twitch. Da hat sich kaum einer darum gesorgt die selber lokal nochmal zu sichern. Und das jetzt zu machen verschlingt endlos viel Zeit. Sicher du mal Clips und Videos von bis zu 10 oder mehr Jahren.
Wenn man jetzt erst damit anfängt schafft man das sicher nicht. Mitdenken wäre ja aber durchaus eine Option gewesen.
Als ob das irgendwer gemacht hätte; wieso auch?! Gab ja nie die Notwendigkeit dies zu tun
Ist doch egal ob es eine Notwendigkeit gab oder nicht. Wenn ich was hab dass ich nicht verlieren möchte mach ich ein Backup oder sogar zwei. Das ist doch quasi eine der goldenen IT Regeln ?
Man macht ein Backup doch nicht weil es notwendig ist, sondern um sich abzusichern. Ist es erstmal notwendig, ist es für gewöhnlich zu spät.
Na ja wayne. Das meiste archivierte Zeug braucht kein Mensch, das verschwendet eh nur Datenbankplatz, als ob das juckt, was Streamer X Y vor x Monaten oder Jahren gemacht hat. Und Kunstschaffende, die eigene Werke auf Twitch präsentieren, müssen sich da ja keine Sorgen machen, die betrifft das schließlich nicht (davon ausgehend, dass die Algorithmen der Musikindustrie korrekt arbeiten, aber das wäre ja eh noch mal eine ganz andere Thematik).
Da hast du Recht
Das stimmt. Ich hab da paar mal reingesehen. Völlig banales Zeug. Selbst die lustigen Clips sind nicht wirklich lustig. Sie dienen/dienten dazu auf der Startseite platziert zu werden, als Werbung für den Kanal. Das erklärt auch warum manche Streamer bei jeder dämlichen Aktion ihrerseits (z.B. wenn sie mal was umwerfen) anfangen zu lachen völlig übertrieben. Damit das jemand “clipt”. ?