Ein neues MMO sollte das Genre retten – Aber Scavengers floppt auf Steam und der Traum von riesigen Welten stirbt

Ein neues MMO sollte das Genre retten – Aber Scavengers floppt auf Steam und der Traum von riesigen Welten stirbt

Die Firma Improbable hat mit SpatialOS eine Technik entwickelt, die gewaltige virtuelle Welten ermöglichen soll: Das bisher wohl beste Spiel mit dieser Technik war Scavengers, ein Mix aus PvE-Sandbox und klassenbasiertem PvP. Doch Scavengers floppte im Early Access auf Steam. Jetzt hat Improbable das Studio dahinter verkauft, die Entwicklung von Scavengers wird eingestellt.

Das ist Scavengers auf dem Papier:

  • Scavengers erschien am 1. Mai 2021 im Early-Access auf Steam. Es wird als „Survival-Strategy-Battleground“ beschrieben, eine Mischung aus Sandbox-PvE und klassenbasiertem PvP. Im Prinzip war das Spiel mal in Anlehnung an „Halo 5 Warzone“ gedacht. Es waren aber Massenschlachten mit Tausenden von Spielern geplant.
  • Es hatte in der Spitze, zum Start, 16.000 Spieler, konnte die aber nicht halten, sondern fiel früh auf 850 runter. In den letzten Monaten spielten es im Schnitt noch 100 Leute auf Steam. Die Reviews waren mit 59% nur mäßig.
  • Das klingt danach, als wäre Scavengers eines von vielen gefloppten MMOs und nicht weiter der Rede wert.

Scavengers wurde als “Survival-Shooter” beworben:

Scavengers sollte das Aushänge-Schild der MMO-Wundertechnik werden

Warum ist das Spiel so wichtig? Scavengers sollte das neue Vorzeigespiel der Technik „SpatialOS“ werden: Das ist eine Technik, die Millionen von US-Dollar wert ist, und das MMO-Genre revolutionieren sollte. So sollte Scavengers bis zu 9000 Spieler gleichzeitig in eine Schlacht schicken.

Die Technik war die größte Innovation und der größte Hoffnungsträger bei MMOs in den letzten 5 Jahren. Jedenfalls sahen das Investoren so, die 2017 stolze 502 Millionen US-Dollar in die Technik gesteckt hatten.

Denn durch „SpatialOS“ soll es auch kleinen Teams möglich sein, riesige, simulierte Welten zu entwickeln. Die Firma dahinter, Improbable, wollte erst mit Indie-Studios zusammenarbeiten, um große MMOs zu entwickeln: Als das nicht klappte, kaufte man ein eigenes Studio, Midwinter, und unterstütze deren Spiel: Scavengers. Midwinter ist ein Studio mit etwa 30 Mitarbeitern, von denen einige früher an Halo gearbeitet haben.

Scavengers galt denn auch als ein MMO, das wirklich Potential hat, ein „großes MMO“ zu werden, wenn man es denn nur weiterentwickeln würde. Doch es wird den Early Access auf Steam nie verlassen.

Auf diesem Mann ruhen die Hoffnungen für neue MMOs und MMORPGs

Hoffnungsträger gibt Arbeit an MMOs auf – Setzt aufs Metaverse

Das ist jetzt passiert: Improbable hat die Idee, Games zu machen, offenbar mehr oder weniger aufgegeben. Sie haben jetzt das „Metaverse“ als neues Geschäftsfeld für sich entdeckt und arbeiten an einem Projekt, das bis zu 10.000 Spieler gleichzeitig darstellen sollen, um etwa Events oder Ankündigungen in einer virtuellen Welt stattfinden zu lassen.

Alles, was nicht dem Metaverse dient, sei nicht mehr im Fokus der Firma, erklärt der Chef Herman Narula.

Ein eigenes Gaming-Studio wie Midwinter Entertainment zu betreiben, passt nicht mehr in den Geschäftsplan. Daher hat Improbable das Studio an Behaviour Interactive verkauft, die Entwickler von Dead by Daylight. Das eigentliche Spiel, Scavengers, wurde aber nicht mitverkauft.

Vorher hatte Improbable bereits seine Anteile am Studio Inflexion Games an Tencent veräußert. Das Studio arbeitete an einem Fantasy-Survival-Game „Nightingale.“

Daran arbeitet Improbable nun, das Metaverse:

Scavengers wird offenbar in Wartungs-Modus versetzt

Das passiert mit Scavengers: Eine geplante Konsolenversion wird eingestellt. Die PC-Version bleibt zwar live, wird aber nicht mehr groß weiterentwickelt. Ein „kleines Team“ soll den Betrieb aufrechterhalten – das klingt stark nach dem gefürchteten „Wartungsmodus“; eine Art Koma, in die MMOs versetzt werden: Die Server laufen noch, aber sonst passiert nicht mehr viel.

Das passiert mit dem Studio: Midwinter soll jetzt für Behaviour Interactive an einem neuen Spiel arbeiten. Details sind noch nicht bekannt. Die Rede ist davon, „das Portfolio von Behaviour zu erweitern“.

Alle Beteiligten äußerten sich in Pressemitteilungen überschwänglich darüber, wie toll das alles gelaufen sei.

Der Traum von riesigen Welten ist erstmal tot

Das steckt dahinter: Als Fan von MMOs kann man die ganze Entwicklung nur bedauern: Vor 5 Jahren wurde das riesige Investment in Improbable bekannt. Der Gründer der Firma malte ein Bild von riesigen simulierten MMO-Welten.

5 Jahre später sind praktisch alle Spiele mit dieser Technik gescheitert, ohne viel Aufmerksamkeit erreicht zu haben.

Die Seite „PC Gamer“ schreibt bitter: Über Jahre redete Improbable darüber, ein gutes Spiel zu brauchen, um ihre Technik zu zeigen. Mit Scavengers hatten sie eins, aber wussten nichts damit anzufangen.

Improbable scheint sich völlig dem „Metaverse“ verschrieben zu haben, was immer das auch ist:

Steam-Boss Newell sagt: Viele, die vom Metaverse schwärmen, haben wohl nie ein MMO gespielt

Quelle(n): eurogamer, steamcharts, pcgamer
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livil

Mich interessiert Cinematic 2 rangig, wichtiger ist das Gameplay, Cinematic sieht fast immer anlockend aus, aber dann ist oft die Enttäuschung wenn man das Spiel spielt.

Yoma

SpatialOS meine Lieblingsfirma 🙂 die ist Milliarden wert.

Yoma

Meine Gründe hab ich ja schon öfter gesagt. Das die jetzt jedes Spiel versemmeln hab ich natürlich auch nicht mitgerechnet. Allerdings ein gutes Spiel kommt durchs Spiel nicht durch die Technik. Ausserdem bist du mit diesem Geschäftsmodell immer im potentiellen Würgegriff dieser Firma.
Ja ich mach mich etwas lustig aber die habens auch verdient.

BinAnders

Ich war auch großer Hoffnung damals. Aber mittlerweile sehe ich das Produkt auch skeptisch. Offensichtlich ist es nicht so einfach, damit zu entwicklen. Mit scheint das Marketing weit besser als die Technik zu sein,
Andererseits liegt der Missefolg vermutlich vor allem an falschen Spiel-Design Vorstellungen. Auch andere Spiel-Konstuktionen in Richtung “Massenschlachten” scheitern, weil das einfach nicht geht, mit 100erten oder mehr Spielern an einem Platz (Bildschirm) zu agieren. Am Ende kann man nur effizient spielen, wenn nur wenige an einer Stelle beteiligt sind.
Man wünscht sich sicher eine große nahtlose Welt, alle Spieler zusammen darin, und nicht diese künstliche Verschlankung auf Instanzen, die bei einfacher Standardprogrammierung nötig ist, um performant zu bleiben. Eine geeignete Engine, die das ermöglicht, ist eine gute Sache, denn sowas entwickelt man nicht mal eben so mit ein paar halbgaren Spieleentwicklen. Aber auch mit so einer Technik kann man keine Anwendung schaffen, in der sich die ganze Welt an einer Stelle trifft. Man muss immer dafür sorgen, dass sich das Geschehen weit verteilt. Das geht auch ohne Wundertechnik, sie kann das höchstens vereinfachen, nahtlos zu agieren.
Bestes Beispiel ist NoMansSky. Hier hat man auch eine scheinbar unendliche, nahtlose Welt. Die Immersion ist vorhanden. Leider ist NMS was Weltgenerierung und Anwechslung angeht sehr eingeschränkt. Alles ist immer gleich, und dadurch schnell langweilig. Dazu ist es eher zum lokalen Housing-Simulator verkommen und hat den Fokus “unendliche Weiten…” verloren. Aber vom Grundsatz her war es ein gutes Beispiel, wie man ein unendliches Spiel gestalten kann, auch als kleines Team ohne Wundertechnik.
Die große Herausforderung der zukünftigen Spiele ist massive KI, die das Spielgeschehen interessant macht, ohne dass alles gescripted werden muss.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von BinAnders
quick.n.dirty

Ich bin nicht allzu up-to-date mit social media, was macht Metaverse? So wie ich das recherchieren kann, soll es virtuelle Welt sein, wo man … rumhängen kann? Ich lese von digitalen Museen und Events wie Konzerte. Zieht das wirklich jemand ernsthaft in Betracht?
Selbst wenn die Brillen DEUTLICH angenehmer zu tragen sind und man sie auch im Alltag benutzen kann, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand damit wirklich mehr macht als chatten, surfen und pornos gucken.

koron

Es ist einfach das was z.b. Second Life schon seit 2003 ist. Nur tun jetzt viel so als wäre es etwas absolut neues.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von Koron
Keupi

Ich bleibe dabei, es wird eine Totgeburt. Baut asymetrische MMORPGs ähnlich WoW/Wildstar/Guild Wars 2/ Rift und ihr bekommt eure Spieler/Kunden.

Und das Metaverse ist doch ein großer Joke oder? Was soll man da machen? Mir fehlt bis heute der Grund weswegen man sich da einloggen sollte?!

Ehnoah

Scavangers war an sich aber nie als echtes Game geplant, zumindest glaube ich das nicht.

Wir machen jetzt schon seit Jahren Tests für die und Scavangers war quasi die ganze Zeit nur eine art “Testplattform”

Scavangers wurde nur benutzt um Features von Improbable zu testen (denen das Spiel ja gehört und natürlich auch SpartialOS)

Ziel von denen, glaube ich, das Meta Verse als großes neues Projekt zu nutzen. Wobei jedoch hauptsächlich experimentelle Features getestet werden.

So ist es z.B. möglich das 500 Spieler gleichzeitig auf einem Fleck sind und komplett lag frei sprechen, schreiben und kämpfen können. Was banal klingt, funktioniert aber soweit ich weiß noch in keinem MMORPG. Da sehen wir wenn es hoch kommt mal 50-60 Leute.

ParaDox

Für mich klingt das ganze nach einer Fake it till you make it Geschichte. Neue Wundertechnologie mit der die kleinen zu den großen Aufschließen können, was ja nicht funktioniert hat. Danach versucht man es selbst, klappt auch nicht. Jetzt gibt es den Schwenk in ein neues und vages Geschäftsfeld namens Metaverse.

Wie wunderbar SpatialOS wirklich ist bleibt weiter fraglich.

Ehnoah

SpartialOS ist am Anfang glaube ich sehr gefloppt. Aber Ashes of Creation setzt z.B. als erstes großes Game auf SpartialOS. Viele kleine Games nutzen es auch.

SpartialOS ist quasi ne art Plattform für Zukunftstechnologien und die machen einen sehr guten Job, aber ich denke deren Reichweite ist noch viel zu klein.

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