Die beiden Steam-Hits, das MOBA Dota 2 und der Shooter CS:GO, sind vor allem in Osteuropa und Russland beliebt. Das führt zu einer angespannten Situation: Russische Profis stehen im Verdacht, den Krieg ihres Landes gegen die Ukraine zu unterstützen. Als Beweis dafür machen Kritiker die Verwendung des Buchstabens „Z“ aus. Aber was macht man, wenn man ein “Z” in seinem Namen hat?
Warum ist Russland so wichtig für Dota 2 und CS:GO? Dota 2 ist vor allem im Osten der Welt extrem beliebt: Das höchste Interesse an Dota 2 besteht in Ländern wie der Mongolei, in Russland, Belarus, der Ukraine oder Kasachstan. Das kann man aus dem Analyse-Tool Google Trends folgern:
- In Russland ist Dota 2 etwa 4-Mal so beliebt wie die Konkurrenz von League of Legends
- während League of Legends in den USA 5-Mal beliebter als Dota 2 ist
- In Deutschland ist LoL sogar 8-mal gefragter als der Konkurrent von Valve
Mit ein bisschen Fantasie lässt sich sagen: Dota 2 ist das LoL von Russland. Oder LoL eben das Dota 2 der USA.
Für CS:GO gilt ähnliches: Das Spiel ist in Russland, der Ukraine und Belarus extrem beliebt:
- In Russland ist CS:GO 5-Mal größer als Call of Duty.
- In den USA ist Call of Duty 5-mal größer als CS:GO.
- In Deutschland ist es übrigens relativ ausgeglichen, mit leichtem Vorteil für Call of Duty.
Profi verliert Job in Dota 2, weil er ein “Z” malt
Wie ist die Lage in Dota 2 gerade? Viele Profis aus Dota 2 kommen aus Russland. Sie gehören zu den besten Spielern der Welt.
Den Gewinnern des riesigen Turniers „The International“ gratulierte Wladimir Putin 2021 sogar ausdrücklich in einem offiziellen Brief. Der Sieg sei hochverdient gewesen. Putin lobte die „Führungsstärke und Solidarität“ in der entscheidenden Schlacht.
Aktuell wird den russischen Profis aber im Netz verstärkt auf die Finger geschaut, ob sie sich in irgendeiner Form unterstützend zum russischen Angriffs-Krieg in der Ukraine äußern.
Ein 18-jähriger russischer Spieler malte am 29. April in einem Turnier-Match in einer Pause ein „Z“ auf die Mini-Map von DOTA 2. Daraufhin wurde sein Team von Valve aus dem Turnier geworfen und er wurde von seinem Team entlassen:
Das „Z“ gilt als Symbol, dass man den Krieg Russlands unterstützt.
Der Spieler sagte zwar, er habe da nur etwas rumgemalt und es wurde sofort wieder übermalt, als man erkannte, was er da genau gezeichnet hatte. Aber da war die Karriere schon vorbei.
“Bitte Hakenkreuze vermeiden”
Das ist der neue Aufreger: Bei CS:GO findet ein Turnier in Antwerpen statt. Vor dem Turnier haben zwei russische Profis ihre Sticker gezeigt und dort war jeweils ein „Z“ zu sehen. Der Profi-Spieler Dmitriy „sh1ro“ Sokolov hatte das Z als „Untermalung“ des Namens drin. Der Spieler Timofey „interz“ Yaksushin hatte ein auffälliges Z in der Darstellung seines Namens:

Über Twitter kamen Aufforderungen an die beiden und ihr Team Cloud9: Bitte „Hakenkreuze zu vermeiden“ – Wenn man den E-Sport Politik-frei halten sollte, dann dürfe man solche Symbole nicht verwenden.
So wird das diskutiert: Wie die Seite Inven meldet, ist das aber offenbar ein Missverständnis: Sh1ro (Titelbild) hatte sich mit dem Unterstrich „Z“ offenbar lediglich an einer Design-Vorlage von Valve bedient, die lange erstellt worden war, bevor das „Z“ zum Symbol des Angriffskriegs wurde.
Offenbar hatte Sh1ro einfach, aus Mangel an Ideen, diese Vorlage übernommen und für seinen eigenen Sticker verwendet.
Sh1ro selbst sagt (via twitter):
“Sucht nicht nach versteckten Botschaften, wo es keine gibt. Mein Job ist es für C9 zu spielen, nicht verdeckte Spionagen durchzuführen.”
Sh1ro
Der E-Sport-Journalist Richard Lewis weist daraufhin, dass sh1ro nie öffentlich seine Unterstützung für Putin geäußert habe. Er habe nie etwas auch nur entfernt Nationalistisches gesagt.
Im Gegenteil: sh1ro habe eine Erklärung unterschrieben, die zu Frieden aufruft – und damit ein persönliches Risiko für sich selbst in Kauf genommen (via twitter).
Ein Nutzer verteidigt auch „Interz“ – was solle der machen, wenn das Z eben ein Teil des Namens ist? Werde das dann schon als Unterstützung des Krieges interpretiert?
Was solle dann nur „Zyw0o“ machen, der wohl beste CS:GO-Spieler der Welt (via twitter).
– Ukraine-Live-Blog (via Zeit)
– Krieg in der Ukraine (via nzz)
– Solidarität mit der Ukraine (via auswärtiges-amt)
Wichtiger Hinweis: Falls euch wegen der aktuellen Situation dunkle Gedanken plagen: Ihr seid nicht allein. Holt euch bitte Hilfe. Zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder der Online-Seelsorge, bei der ihr auch einen Chat nutzen könnt. Das ist kostenlos und gilt bundesweit.
Das steckt dahinter: In jedem Fall zeigen die Vorfälle die Schwierigkeit des E-Sports in einer wirklich „unnormalen“ Welt weiter „normal“ zu funktionieren.
Dass gerade ein allgegenwärtiges Ding, wie der Buchstabe „Z“, zu einem so schwierigen Symbol wird und man es jetzt dringend vermeiden muss, scheint wirklich schwierig zu sein. Dass jeder russische E-Sportler unter dem Generalverdacht steht, heimlich irgendwie den Krieg zu unterstützen, sorgt für eine nervöse und gereizte Stimmung.
Der Krieg in der Ukraine streift immer wieder Themen aus dem Gaming:
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