Nach 7 Stunden Spielzeit ist Dragon Age: The Veilguard alles, was ich je an BioWare geliebt habe

Nach 7 Stunden Spielzeit ist Dragon Age: The Veilguard alles, was ich je an BioWare geliebt habe

Ein Dragon Age für alle?

Den Vergleich mit dem Blockbuster-RPG von Larian wird sich Dragon Age: The Veilguard wohl oder übel gefallen lassen müssen. 

Mittlerweile ist es nicht nur fast 10 Jahre her, seit mit Inquisition der letzte DA-Teil erschienen ist, dazwischen liegen auch zwei Konsolengenerationen und einige absolut herausragende Rollenspiele. Das Genre und die damit einhergehenden Erwartungen an kommende Vertreter haben sich dank Spielen wie Baldur’s Gate 3, Disco Elysium oder Elden Ring immens gesteigert.

Es wird jede Menge Spielerinnen und Spieler geben, die die Vorgänger gar nicht gespielt haben, dafür aber einen oder mehrere der oben genannten Titel. Die nicht wie ich mit einem Nostalgie-Bonus und einer großen Liebe für Thedas in The Veilguard starten, sondern mit der Erwartungshaltung der RPGs der letzten paar Jahre.

Kann ein Spiel wie Veilguard dann überhaupt für diejenigen von euch funktionieren, für die es nicht der vierte, sondern vielleicht der erste Teil der “Dragon Age”-Reihe wird? Und das alles noch, ohne alteingesessene Fans zu enttäuschen?

Gute Nachrichten für alle, die Angst hatten, The Veilguard wird zu bunt und freundlich!

Das ist eine Herausforderung, der BioWare sich durchaus bewusst ist und der Balanceakt war für mich als Fan während der Veranstaltung und des Anspielens spürbar. Unter anderem bei der Frage, wie sie mit ihrer eigenen Legacy umgehen und dem Einfluss zuvor getroffener Entscheidungen auf die Geschichte des aktuellen Titels.

Dragon Age hatte (anders als die “Mass Effect”-Trilogie) zwar schon immer den Bonus, nicht einen, sondern mehrere Hauptcharaktere zu haben, allerdings gab es immer wieder von unserer Spielweise geformte Ereignisse, die die Welt von Dragon Age nachhaltig geformt haben – oder zumindest einen Teil von Thedas. Denn einer der Boni von The Veilguard, besonders in Sachen Zugänglichkeit, ist, dass wir uns diesmal in ganz anderen Bereichen der Welt aufhalten.


Entscheidungen, wie wer am Ende von Inquisition die Göttliche wurde oder wer nach Origins auf dem Thron von Ferelden saß, spielen hier keine Rolle. Anders als bei Inquisition erwartet niemand von uns, dass wir uns stundenlang durch das (fantastische) Online-Tool Dragon Age Keep klicken und alle alten Entscheidungen noch einmal durchleben. 

Selbst wenn ihr Inquisition nie gespielt habt, bekommt ihr einen Bonus-Charakter für den Editor!

Stattdessen haben wir nach dem Character Creator noch die Chance, einen persönlichen Inquisitor inklusive ein paar der wichtigsten Entscheidungen zu erstellen, welcher dann voraussichtlich eine Rolle spielen wird. In Bezug auf die Zugänglichkeit die richtige Entscheidung, aber trotzdem schade für alle, die auf die Wiederkehr bestimmter Figuren gehofft hatten. 

Was mir beim Anspielen außerdem aufgefallen ist, ist, dass BioWare eben nicht versucht hat, sich zu sehr von den Trends der letzten Jahre beeinflussen zu lassen, sondern ihren eigenen Weg zu gehen. Sich darauf zu konzentrieren, was sie am besten können und an Kritikpunkten der Vergangenheit zu arbeiten, anstatt in Panik zu verfallen, was RPG-Fans gerade nach einem Baldur’s Gate 3 von einem Fantasy-Rollenspiel erwarten könnten.

Über diese Stärken habe ich bereits gesprochen, aber wie sieht es mit den Kritikpunkten aus? Zu ihnen gehörten bei den Vorgängern unter anderem oft das Leveldesign und das Gameplay selbst, speziell das Kampfsystem.

Gegen den Open World-Trend

In Sachen Welt- und Leveldesign hat sich BioWare für The Veilguard gegen eine klassische Open World entschieden. Stattdessen dürften sich Fans von Baldur’s Gate 3, aber auch von Inquisition, hier gleich Zuhause fühlen, denn wir haben es stattdessen eher mit größeren Hub-Arealen zu tun, in denen wir uns mal freier und mal linearer bewegen können.

Ähnlich wie mit Skyhold in Inquisition haben wir mit dem Leuchtturm eine Basis, von der aus wir die verschiedenen Orte ansteuern und via magische Spiegel bereisen. Die Gebiete, die ich sehen konnte und die BioWare u.a. auf ihrem Blog vorgestellt haben, waren sowohl in Größe als auch Design sehr abwechslungsreich. Manche mal etwas linearer, andere weiter gefasst oder verworren. Aber keines davon hatte den Umfang oder Aufbau der berüchtigten Hinterlande, in denen sich Massen an Fans zum Release von Inquisition verlaufen hatten.

Während meiner paar Stunden in Veilguard besuchte ich unter anderem belebte Städte, dichte Wälder, überwucherte Ruinen, unter Belagerung stehende Burgen, von der dunklen Brut eingenommene Dörfer und, mein absolutes Highlight: ein Unterwassergefängnis.

Ein bisschen größer als in Baldurs Gate 3: The Veilguard hat auch ein Unterwassergefängnis.

Jeder Ort steckte voller Leben und Liebe zum Detail. Ich hätte mir gern mehr Zeit gelassen, jede Ecke zu durchkämmen. Zwar erwarte ich auch hier nicht die Tiefe eines Baldur’s Gates, dafür lockt mich das Versprechen nach Geheimnissen und “handgemachten” Quests. Denn anders als im doch recht Fetch- und Sammelquest-lastigen Inquisition sollen wir solche Nebenaufgaben in The Veilguard nicht finden. Stattdessen hat jede Nebenmission einen direkten Bezug zu unseren Begleitern oder einer der sechs Factions.

Der Ansatz mit dem zentralen Hub passt sehr gut zu Dragon Age und zeigt, dass “keine Open World” nicht gleichbedeutend mit “wenig Inhalten” oder einem “kleinen Spiel” sein muss. Schon die Karte gegen Ende des ersten Aktes verspricht, dass es in The Veilguard jede Menge zu erkunden gibt:

Crossroads statt Open World

Echtzeit statt Taktik

Es gibt viel zu bekämpfen. Nachdem wir es im vierten Teil der Reihe nicht nur mit einem, sondern gleich mehreren weltenzerstörenden Göttern zu tun bekommen, ist es vielleicht ganz gut, dass BioWare das Kampfsystem komplett überarbeitet hat.

Hier könnten sich nun allerdings auch die Geister scheiden. Während es sich gerade für Neuankömmlinge dynamisch, schnell und spaßig anfühlen dürfte, könnten Dragon Age-Veteranen es zu reduziert finden im Vergleich zu früher.

Denn auch wenn die Kampftechniken selbst nun definitiv mehr Spaß machen, so ist es weniger taktisch als zuvor. Wir haben nur noch zwei anstatt drei Begleiter dabei und direkt spielen können wir sie nicht. Im Zuge dieser Änderung wurde auch die taktische Kamera entfernt, sodass wir nicht mehr länger jeden Zug genau planen können. Stattdessen setzt Veilguard auf dynamische Action.

Magier können nun auch Nahkampf. Nicht auf diesem Bild, aber so allgemein.

Das sind Entscheidungen, die Spielerinnen und Spieler seit ihrer Ankündigung mit gemischten Gefühlen hinterlassen. Vollkommen zurecht, war der Echtzeitkampf gerade in Inquisition, nun, sagen wir “ausbaufähig”.

Während ich selbst zwar weiter traurig bin, dass wir in Kämpfen nicht mehr in die Haut unserer Party-Mitglieder schlüpfen und diese kontrollieren können, hatte ich definitiv viel Spaß mit dem überarbeiteten Kampfsystem. 

Endlich fühlte sich eine Magierin nicht mehr komplett nutzlos im Nahkampf an! Stattdessen konnte ich zwischen Stab und Messer wechseln und elegant ausweichen, um sowohl auf Distanz als auch im Nahkampf ordentlich Schaden auszuteilen. Ähnlich sah es beim Rogue aus, bei dem ich im Gefecht blitzschnell zwischen Dolchen und einem Bogen wechseln konnte, je nach meiner Position. Währenddessen gab ich meinen Companions (vergleichbar mit Mass Effect) schnelle Befehle, auf welchen Gegner sie sich gerade mit welcher Attacke konzentrieren sollten. Ansonsten handelten sie perfekt von allein, ohne dass ich mir immer Gedanken machen musste, wer gerade wieder wo ohnmächtig wird.

Anstatt sie zu kontrollieren, geben wir unseren Begleitern jetzt Befehle

Kämpfe auf normalem Schwierigkeitsgrad (Adventure) waren fordernd, aber nicht zu schwer. Ich bin vor allem gespannt, wie sich das neue System auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad macht, das konnte ich noch nicht testen. Besonders angetan haben es mir die Finisher und die Ultimate Abilities, die gerade gegen Bosse ordentlich Wumms hatten. 

Vielleicht ist es zu lange her, dass ich Inquisition oder die Vorgänger zuletzt gespielt habe und deshalb die taktische Kamera nicht vermisse. Gerade wenn ich The Veilguard aber mit Baldur’s Gate 3 vergleiche, bin ich über diese Veränderung nicht unglücklich, denn dessen Freiheit – und damit einhergehende Möglichkeiten für Kreativität – hätte  Dragon Age nur schwer das Wasser reichen können. So fühlt sich die Entscheidung, es gar nicht zu versuchen, immerhin konsequent an. Der Fokus auf Dynamik und Echtzeit hat dem Kampfsystem in meinen Augen jedenfalls gut getan.

Dynamischer Wechsel zwischen Fern- und Nahkampf macht die Kämpfe packender

Lasst euch übrigens nicht von den Zahlen auf den Screenshots irritieren: Die UI von Dragon Age: The Veilguard ist vollkommen anpassbar und ihr könnt alle Anzeigen ausschalten, sollte euch auf dem Bildschirm zu viel los sein.

Auf der dritten und letzten Seite findet ihr Raes vorläufiges Fazit nach 7 Stunden Spielzeit.

Deine Meinung? Diskutiere mit uns!
36
Gefällt mir!
Kommentar-Regeln von MeinMMO
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Kommentare
Neueste
Älteste Meisten Abstimmungen
Inline Feedback
Alle Kommentare anzeigen
NoSFa

Ich will ja nicht der miese Peter sein….

Aber der Trailer mit Solas verhalten ist ja schon suspekt. Bzw von allen Charakter…
Und wirkt eher so um den Plot schneller ins rollen zu bekommen.
Was ich nicht gut finde für ein Story Game.

Und Charakter wie Varric die immer und immer wieder im Mittelpunkt stehen bzw dabei sind.
Naja ich weiß ja nicht irgendwann ist auch mal gut, lasst sie ihn ruhe oder einen würdigen Helden tot sterben. Weil das lässt zweifeln am Helden. Der ja dann kein Held ist weil solche Charakter schon zum 4. mal wie im dem Fall mit mischen.

Bin dan SEHR gespannt ob das wirklich eine durchwachsene Story am ende ist oder aber 0815.
Sprich ach ja Solas er wollte halt mal die Welt zerstören aber lasst uns alle freunde sein. ← Ist nur ein Beispiel

Ich denke das sich auch wieder sehr sehr sehr viele einfach Blenden lassen von Grafik. Die ja nun sehr bunt, sauber und Plastisch wirkt. Zumindest wenn ich das vorhandene Game Play sehe und am Ersten Dragon Age zurück denke.

Naja mal schauen

Mithrandir

Gerade die Entwicklung “Solas wollte zwar die Welt zerstören aber lass Freunde sein”, die du damit so ein bisschen abfällig bezeichnest ist eine von 2 Möglichkeiten den letzten Inquisition DLC zu beenden. Genau diese: “Wir wollen ihm zeigen das er unrecht hat und ihn stoppen ohne ihn zu töten”-Sache.

edit: Was nicht heißt, dass man diese Plotrichtung nicht doof finden kann oder darf. Aber das die halt sei Inquisition da ist und nichts spezifisch mit dem neuen Spiel zu tun hat.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Tagen von Mithrandir
NoSFa

Wenn es mehre enden gibt dann ist das ja gut…. Ich hoffe lediglich das wie schon oben erwähnt NICHT NUR solche Enden gibt…. Das man sich was traut wie zum Beispiel in Baldurs Gate 3 😉

Übrigens in Inquisition hat er sein plan nicht vervollständigt, und auch kein Portal geöffnet und dadurch höchstwahrscheinlich einen Massen Mord verursacht. Oder aber Chaos. Denn es wird wohl Auswirkungen haben.

Und ich persönlich finde es dann halt seltsam das Enden erstehen wo man sich sagt. Jo Solas danke hast fürs Chaos und die ganzen tote ← wobei das nie erwähnt wird. Lediglich dem Charakter verziehen weil er ja am ende doch mit geholfen hat. Wer so etwas toll findet oder mag ist ja jedem das seine. Ich finde es dennoch total fraglich…

huhu_2345

Er informiert uns im Trespasser DLC ja seinen Gesamten Plan und was ihn dazu Bewegte. Fehler seiner Vergangenheit, die er wieder gut machen will etc.
Fehler mit Corypheus, durch den er überhaupt wieder Vertrauen in die Welt haben konnte. Wäre er nach seinem “Schlummer” stark genug gewesen hatte es die Inquisition nie gegeben.
Sein einschreitten in die Invasion zeigte das ihm die verbleibende Zeit der Welt wichtig geworden ist, zumindest bevor er sie Zerstört um seine Vergangenheit wieder gut zu machen. Dank dem Inquisitor steckt er überhaupt erst in dieser Zwickmühle. Ich finde da schon spannend wie sich die Entscheidung am Ende des Inquisitor auf The Veilguard auswirkt.
Das böse Ende müsste dann eigentlich sein das Solas die Welt Zerstört und wieder Herstellt oder die Elfengötter die Welt versklaven. Auf irgend eine ähnliche Weise müsste es so ablaufen.
Aber ja, schlussendlich hat Solas das alles in Gang gebracht. Mit Corypheus hat er leider auch ein Magier mit einem Gottkomplex erwischt. Das Wissen um Solas hat nach dem Ende aber nur die Inquisition. Wäre auch spannend zu sehen ob sie das Wissen mit der Welt geteilt haben, sind immerhin 10 Jahre vergangenen in denen Solas seine Pläne verwirklichen konnte.

CandyAndyDE

Bitte, werd’ gut. Bitte, werd’ gut. Bitte, werd’ gut. 🙏🏻🙄

Passwort vergessen

Bitte gib Deinen Benutzernamen oder Deine Email-Adresse ein. Du erhälst einen Link, um ein neues Passwort per Email zu erstellen.

5
0
Sag uns Deine Meinungx