Der Erfolg von WoW ist schuld daran, dass das „alte Blizzard“ gestorben ist

Der Erfolg von WoW ist schuld daran, dass das „alte Blizzard“ gestorben ist

Warum ging es mit Blizzard eigentlich bergab? Der Journalist Jason Schreier findet nach 300-Insider-Interviews die Antwort: Das MMORPG World of Warcraft ist schuld.

Blizzard galt viele Jahre lang als unerschütterlicher Gigant für gute, ausgereifte Spiele. Die Entwickler konnten quasi nichts falsch machen und jedes Spiel, das auf den Markt kam, war im Grunde ein Erfolg.

Dass sich dieser Mythos geändert hat, wurde mit den großen Skandalen der letzten Jahre deutlich. Der Auslöser dafür war aber im Grunde der Erfolg von World of Warcraft. Das behauptet der Journalist Jason Schreier, der mit über 300 ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern von Blizzard gesprochen hat.

Die aktuelle WoW-Erweiterung läuft recht gut:

Wer spricht da? Auf der Seite The Atlantic spricht Jason Schreier über die Vorfälle von Blizzard. Schreier hat seit vielen Jahren gute Kontakte zu Blizzard-Mitarbeitern und führte laut eigenen Aussagen über 300 Interviews, um sein Buch „Play Nice – The Rise, Fall and Future of Blizzard Entertainment“ zu schreiben. Um sein Buch zu bewerben, spricht er in vielen Artikeln über einzelne Aspekte des Buches.

Blizzard war mit dem Battle.net ein Pionier des Internets, setzte auf den richtigen Trend

Was hat er gesagt? Als Blizzard im Jahr 1991 von Allen Adham und Mike Morhaime gegründet wurde, war die Welt noch eine andere. Internet war im Grunde kaum verbreitet und zu den beliebtesten Spielen gehörte damals noch Tetris. Also Warcraft II im Jahr 1995 erschien, waren gerade mal 10 % der Amerikaner regelmäßig online, dennoch setzte Blizzard auf Internet-Gaming.

Mit World of Warcraft ging diese Strategie dann vollends auf. Das Onlinerollen-Spiel wurde nicht nur ein Erfolg, sondern der Mega-Hit – ein Phänomen, das es in diesem Ausmaß vorher noch nie gegeben hatte. Bis zum Jahr 2010 stieg die Anzahl der Abonnenten in WoW auf über 12 Millionen an.

Dieser massive Anstieg sorgte dafür, dass Blizzard viel ändern musste:

  • Jede Menge Support-Mitarbeiter wurden eingestellt.
  • Doch deutlich gravierender: Entwickler aus anderen Teams wurden abgezogen, um stattdessen an World of Warcraft zu arbeiten und einen endlosen Strom an neuen Inhalten zu gewährleisten.
  • Das führte dazu, dass andere Projekte vollkommen eingestellt und niemals veröffentlicht wurden.
WoW Einstieg 2024
Aktuell scheint WoW seinen Weg wiedergefunden zu haben.

WoW-Entwickler wurden arrogant, zogen andere Teams auf

Ein weiteres Problem am Erfolg von World of Warcraft war wohl auch, dass der Erfolg einigen Entwicklern zu Kopf gestiegen ist, was für Unmut innerhalb des Unternehmens sorgte. Denn WoW-Entwickler sagten zu ihren Kollegen in den anderen Teams immer mal wieder sarkastisch, dass „sie für den Lohn der anderen aufkommen würden“ – schlicht, weil WoW so ein Erfolg war, dass es im Grunde das ganze Unternehmen Blizzard trug.

Blizzard scheiterte dann an den eigenen Ambitionen. Denn mit Titan wollte man ein Spiel machen, das World of Warcraft Konkurrenz machen konnte und quasi den Weg in die Zukunft bereitet. Doch eines der lukrativsten Spiele aller Zeiten zu übertreffen war schwierig, daher war Titan so vollgestopft mit Ideen, die „sich nicht kohärent anfühlten“ – Ballern und Fahren wie in „GTA“, aber auch Häuser bauen wie in „Die Sims“. Nach 7 Jahren und 80 Millionen US-Dollar wurde Titan dann eingestellt.

Nach dem Scheitern von Titan zog der Chef von Activision die Zügel an

Genau dieses Einstellen von Titan führte dann dazu, dass der CEO von Activision Bobby Kotick größeren Einfluss auf Blizzard nahm:

In den frühen Tagen war es Blizzards Philosophie, dass sie großartige Spiele machten und das Geld dann von alleine kommen würde. Jetzt wurde diese Logik umgedreht.

Dass das nicht so gut geklappt hat, wissen wir inzwischen alle. Mehrere gescheiterte Projekte, enttäuschende Erweiterungen bei WoW, schlechte Planung bei Overwatch und gebrochene Versprechen bei dessen Nachfolger Overwatch 2. Viele Entwickler gingen.

Wie geht es Blizzard aktuell? In den vergangenen Jahren ging es Blizzard nicht sonderlich gut. Zahlreiche Skandale rund um Sexismus, Diskriminierung und sogar Drohungen erschütterten das Unternehmen. In den letzten Jahren wurden viele Kündigungen ausgesprochen, einige Teams komplett zusammengestrichen. Spiele wie „Warcraft III: Reforged“ sind gefloppt, Diablo: Immortal gilt als schlimmste Pay2Win-Hölle und auch Warcraft Rumble fristet eher ein Nischendasein. Dazu wurde Activision Blizzard von Microsoft aufgekauft, was weitere Veränderungen mit sich brachte.

Positive Meldungen gibt es allerdings auch. Die aktuelle Erweiterung von World of Warcraft, The War Within, kommt extrem gut an. Zahlen deuten sogar darauf hin, dass WoW gerade insgesamt mehr Spielerinnen und Spieler anlockt als jemals zuvor.

Welche langfristigen Auswirkungen die ganzen Ereignisse der letzten Jahre haben werden, bleibt noch abzuwarten. Im besten Fall erleben wir den Wiederaufstieg von Blizzard, das wie ein Phönix aus der Asche wieder der Gaming-Gigant mit dem Vertrauen der Community wird, das es vor vielen Jahren mal war – im schlimmsten Fall ist der Erfolg gerade ein temporäres Aufbäumen vor dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.
Immerhin hat eine ganze Generation schöne Erinnerungen an World of Warcraft – sogar ein Schauspieler, der von WoW aus einer Krise gerettet wurde.

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Oneo

Ich …* Zwirbelt an seinem Böser Bube Schnurrbart. *

Zuletzt bearbeitet vor 24 Tagen von Oneo
TheDude

Irgendwo ist da wohl was dran, mit dem Erfolg kommt fast immer auch die Arroganz und Überheblichkeit, das ist in allen Lebensbereichen so. Irgendwann halten sich einige für die Größten und wenn der erste Geldspeicher voll ist, wird nicht nur der Zweite gebaut, nein, es werden gleich Fünf, und auch die Pläne für die nächsten 10 Jahre geschmiedet. Der Mensch wird immer gieriger, anstatt das Erreichte zu bewahren, aber die Gier fordert immer auch Opfer und spätestens wenn man an die Börse geht, ist man nicht mehr der Herr im eigenen Haus. Wenn ersteinmal fachfremde Menschen zum Geldzählen mit am Tisch sitzen, dann werden die Bänder eben ein paar Takte schneller gestellt und wer da nicht mitzieht, der wird halt ausgetauscht, selbst wenn es die kreativsten Köpfe sind, Dividende ist das oberste Ziel.

tyr1337
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Zuletzt bearbeitet vor 25 Tagen von Vintersol
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