Der französische Gaming-Publisher Ubisoft will heute Abend am 12.7. seine große Pressekonferenz Ubisoft Forward digital abhalten, weil die E3 2020 ausfällt. Es werden Informationen, Release-Daten und Trailer erwartet zu Spielen wie Assassin‘s Creed Valhalla, Watch Dogs: Legion, The Division 2 und Hyper Space. Doch in der Nacht vor dem Event wurde bekannt, dass Top-Manager wie Serge Hascoët und Yannis Mallat gehen.
Diese Manager gehen:
- Serge Hascoët, er ist der „Chief Creative Officer“ bei Ubisoft. Der galt als die Nummer 2 hinter dem Präsidenten Yves Guillemot. Er hatte das letzte kreative Wort bei großen Spielen von Ubisoft.
- Yannis Mallat, der ist der Chef von den Studios Ubisofts in Kanada, ebenfalls ein sehr wichtiger Mann
- Cécile Cornet, das ist die „Global Head of HR“, also die Personalchefin des ganzen Konzerns
Die 3 Manager hätten “selbst entschieden, zurückzutreten”, heißt es. Von Hascoët und Mallat ist zudem bekannt, dass sie mit sofortiger Wirkung die FIrma verlassen.
Darum treten sie zurück: Die US-Seite Kotaku hat ein internes Memo von Ubisoft veröffentlicht, in dem die Abgänge der Top-Manager verkündet werden. Dort erklärt der Chef von Ubisoft, Yves Guillemot, persönlich, dass man die „ganze Organisation“ betrachte und auf die Vorwürfe in den letzten Wochen reagieren möchte.
Die jetzigen personellen Veränderungen seien Schritte, wie man „die Art, wie wir zusammenarbeiten“ neu gestalten wird. Ubisoft strebt jetzt eine “offene und inklusive” Kultur an.
So will sich Ubisoft neu aufstellen und vor allem die Personal-Abteilung stärken. Dazu will sich Ubisoft auch hochklassige internationale Hilfe suchen. Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt für Veränderungen.
Das erinnert an Statements und Aktionen von Riot Games 2018, da holte man sogar eine Harvard-Professorin an Bord, um die Unternehmenskultur zu überprüfen und zu verändern.
Ubisoft von Vorwürfen sexueller Belästigung erschüttert
Das sind die Vorwürfe gegen Ubisoft: In den letzten Wochen kamen Anschuldigungen auf, dass bei Ubisoft Frauen sexuell belästigt worden sind. Einer der heftigsten Vorfälle soll sich 2014 bei Ubisoft Toronto abgespielt haben. Da soll einer der Manager eine Angestellte auf einer Büroparty gewürgt haben. Wenn die sich im Nachgang über ihn hätte beschweren wollen, hätte sie das über das Personal-Büro tun müssen. Die Chefin der Personalabteilung war aber die Frau des Mannes, der sie gewürgt hatte (via kotaku).
Neben diesem Vorfall gibt es viele weitere Anschuldigungen, auf die Ubisoft nun offenbar so drastisch reagiert.
Sowohl die US-Seite Kotaku, als auch die französische Zeitung Libération haben Artikel und Insiderberichte veröffentlicht, in denen sich Betroffene zu Wort melden.
Die Rede ist von systemischen Problemen:
- Es soll zu Belästigungen, Missbrauch, bis hin zu körperlichen Übergriffen innerhalb der Firma gekommen sein
- Zudem habe Ubisoft die Beschwerden über solche Vorfälle nicht korrekt behandelt
Im Moment wird die Gaming-Branche von Vorwürfen sexueller Belästigung erschüttert. Das begann am 20. Juni mit Vorwürfen gegen einen Destiny-Streamer und setzt sich seitdem wie eine Lawine fort.
Wichtige Pressekonferenz steigt heute Abend
Das ist das Event heute Abend: Das Timing könnte für Ubisoft kaum seltsamer sein. Heute Abend am 12.7. findet ab 20 Uhr das Event „Ubisoft Forward“ statt. Das ist eine digitale Pressekonferenz. Sie ersetzt die große PK, die Ubisoft normalerweise bei der E3 2020 hält. Die E3 2020 entfällt wegen der Corona-Pandemie.
Es werden Informationen zu einer ganz Reihe von großen Titeln erwartet:
- Trackmania
- Ghost Recon Breakpoint – den gefloppten Shooter will Ubisoft noch mal umbiegen
- The Division 2
- Just Dance 2020
- Assassin’s Creed Valhalla
- Watch Dogs: Legion – das Spiel wurde wegen der Flops The Division 2 und Breakpoint verschoben
- Hyper Scape – der neue Shooter ist der Hoffnungsträger von Ubisoft gerade
- Far Cry 6 – hier wurde schon ein großer Leak bekannt
- und einige Überraschungen
Für die Leser von MeinMMO besonders interessant sind sicher The Division 2, Watch Dogs: Legion und Hyper Scape.
Wir werden auf MeinMMO über das Event heute in einem Live-Ticker berichten.
Keine Statements im Stream von Ubisoft Forward
Update 19:10 Uhr: Ubisoft hat über Twitter bekanntgegeben, dass Ubisoft Forward aufgezeichnet ist und daher keine Stellungnahme zu den aktuellen Vorfällen enthalten wird
Das ist der zweite große Umbau innerhalb eines Jahres, den Ubisoft nun durchführt. Im Herbst 2019 kündigte Ubisoft an, dass man die Produktionsabläufe verändert, nachdem einige neue Titel so stark unter den Erwartungen geblieben waren:
Ubisoft verschiebt Watch Dogs 3 und das neue Rainbow Six – Wegen 2 Flops
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Anscheinend war es mal normal das man sexuelle Übergriffe in Firmen verschweigt oder klein redet. Ich würde mir wünschen das, dass alles mal groß rauskommt und die Strafen dafür sehr viel höher ausfallen.
Im Moment werden einfach ein paar Sündenböcke geopfert damit die Firmen nach außen wieder gut aussehen.
Ändern wird sich leider nichts. Es wird einfach nur besser vertuscht.
Da hat’s wohl ordentlich gekracht in der Kantine. Wenn das mal nicht auf die Stimmung drückt. 😆
Ich glaube die “gehen” nicht sondern werden aufgrund der Vorwürfer entlassen oder? Mit der “Freiwilligen Kündigung” will man das ganze einfach schnell und möglichst Lautlos über die Bühne bringen. Wenn das keine Kündigung wäre würde der Chef ja nicht sagen
Würden die selbst das Unternehmen aus Protest oder so verlassen würde er deren Abgang wohl eher bedauern und ihnen alles gute wünschen.
Das dürfte eine Kombination aus beidem sein.
Wenn dir auf einmal so viel Wind entgegen geschlagen wird,
– dir vorgeworfen wird, dass du deine Position gegenüber Mitarbeitern missbraucht
– und dass du in deiner Rolle als Top-Manager deshalb versagt hast,
würdest du dann noch freiwillig für das Unternehmen arbeiten wollen?
Kommt darauf an wie gut die Kaffeemaschine ist.
Ne, natürlich nicht! 😉
Ja gut, aber da es seit dem das Thema aufgekommen ist ne gewisse Zeit dazwischen liegt, denke ich nicht das Ubisoft einfach so denen das vorgeworfen hat sondern da sicherlich auch nachgeharckt hat .
Die Formulierungen sind da im Details etwas unterschiedlich.
Bei dem Kreativ-Chef heißt es, er hätte sich zum Rücktritt entschieden, nach tiefen Gesprächen mit Guillemot. Sie wären beide der Ansicht, es wäre Zeit für den Wechsel.
Bei dem Kanada-Chef klang es etwas härter. Da hieß es: Er wird zurücktreten. Und es wäre “unmöglich für ihn in der Position weiterzuarbeiten.”
Und bei der Personal-Chefin heißt es, man wird die Position neu besetzen. Und sie hätte für sich entschieden, dass es für die Firma am besten sei, zurückzutreten.
Wie die Gespräche im Einzelnen aussahen, kann man nur vermuten.
Es gibt einen Fall “Margin Call”, über den Banken-Crash, wo man sehen kann, wie in solchen riesigen Konzernen dann Entlassungen auf dieser Ebene funktionieren. Das ist sehr höflich, sachlich und ruhig, alle Beteiligten treten betont beherrscht auf. Es gibt hohe Abfindungen, die daran gekoppelt sind, dass der, der geht, leise geht.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das dort so auch abläuft. Letztlich ist dir als Angestellter wahrscheinlich klar, dass du entweder erhobenen Hauptes gehst oder dass sie dich vor die Tür setzen.
Bei Bungie ist einer, Martin O’Donnell, damals “hart” gekündigt worden. Mit “Aus dem Büro begleitet worden” und “Rechtsstreit” und alles. Ich denke, das will man im Normalfall einfach nicht. Aber das sind Spekulationen.