Streamerin Emiru prangert Umgang mit sexueller Belästigung auf Twitch an: „Es macht mich krank“

Streamerin Emiru prangert Umgang mit sexueller Belästigung auf Twitch an: „Es macht mich krank“

Große Teile des amerikanischen Twitch stecken gerade in einer riesigen Schlammschlacht. Alle werfen mit wüsten Anschuldigungen um sich und Schaulustige ergötzen sich an dem Drama. Da bleiben die eigentlichen Opfer zu kurz, findet die Twitch-Streamerin Emily „Emiru“ Schunk und äußert sich in einem emotionalen Stream.

Content Warnung: In diesem Artikel geht es um sexuelle Belästigung und Übergriffe. Sollte das Thema bei euch Unbehagen auslösen, lest besser nicht weiter.

Das steckt dahinter: In der vergangenen Woche jagte eine Kontroverse auf Twitch die nächste. Was als Diskussion um Glücksspiel auf der Plattform begann, schaukelte sich schnell zu einem Skandal um sexuelle Belästigung hoch.

Im Zentrum des ganzen fand sich die Gaming-Organisation One True King (OTK). Einer der Mitbegründer der Organisation, Matthew „Mizkif“ Rinaudo geriet in die Kritik. Er soll sexuelle Übergriffe des befreundeten Streamers „CrazySlick“ vertuscht haben.

Sein OTK-Kollege Zack „Asmongold“ drohte sogar, jeglichen Kontakt zu ihm abzubrechen, sollte Mizkif sich nicht von Slick distanzieren. OTK hat Mizkif mittlerweile freigestellt und will intern ermitteln.

Nun gelangte auch noch ein interner Discord-Call der beteiligten Streamer an die Öffentlichkeit, der so wohl nie hätte gezeigt werden sollen. Im beliebten Subreddit LivestreamFail wird jede Sekunde des Dramas analysiert und kommentiert.

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Niemanden interessiere, was mit Mädchen auf Twitch passiert

Wer hat sich jetzt geäußert? Die Streamerin Emily „Emiru“ Schunk war eigentlich stolz darauf, sich über Jahre aus jeglichem Twitch-Drama herausgehalten zu haben. Als einziges weibliches Mitglied von OTK und Mitbewohnerin von Mizkif und Slick wollten jedoch viele ihre Einschätzung hören.

In einem herzzerreißenden Stream stellte Emiru ihre Perspektive dar – und kritisierte den Umgang mit dem Thema sexuelle Übergriffe.

Emiru wirft anderen Streamern vor, sich an dem Skandal zu bereichern. Die eigentlichen Opfer der sexuellen Belästigung seien ihnen dabei völlig egal. Das merke man daran, dass das Thema immer nur aufgegriffen würde, wenn es gerade passe, so Emiru.

Vielleicht gehe ich hier etwas zu weit, aber niemand sonst sagt es. Viele Streamer, die hier beteiligt sind – Ich glaube nicht, dass es euch interessiert, was Mädchen auf dieser Plattform passiert. Es macht mich krank, dass es nur rauskommt, wenn es scheint, als wäre es der richtige Zeitpunkt für euch. […] Das ist widerlich.

Emiru via Twitch

Die Streamerin deutet auch an, dass sexuelle Belästigung auf Twitch allgemein ein großes Problem sei. Sie erwarte gar nicht, dass jeder immer allen Opfern Aufmerksamkeit und Unterstützung schenke, dafür seien es einfach zu viele.

Tatsächlich ist es kein Geheimnis, dass Frauen auf Twitch oft eklige Nachrichten und anzügliche Kommentare erhalten. Erst kürzlich schlug ein Fall Wellen, in dem ein kleiner Junge eine Streamerin belästigte – das sei lustig und bringe Content.

Bereits 2020 hatten sich viele Frauen zu Sexismus in der Gaming-Branche geäußert. Auch die deutsche Gaming-YouTuberin Jasmin „Gnu“ Sibel sprach damals mit MeinMMO über die Missstände.

Unter den Betroffenen seien Twitch-Streamerinnen besonders stark vertreten gewesen, schrieb im Juni 2020 das US-Magazin The Verge. Doch irgendwie scheinen diese Skandale immer wieder kurzfristig groß diskutiert zu werden, dann wächst Gras über die Sache und ändern tut sich recht wenig.

Ein Umstand, den Emiru nun offenbar kritisiert. Unter Tränen wandte sie sich an die Frauen, die von Slick belästigt worden sein sollen. Das ginge ihr einfach nicht aus dem Kopf.

Als jemand, der das alles auch durchgemacht hat – und noch Dinge, die ich niemals im Stream erzählen werde: Es tut mir so leid, dass ihr das Gefühl hattet, dass niemand für euch da ist.

Emiru via Twitch

Emiru sei allerdings froh, dass die Betroffenen die Möglichkeit erhalten hätten, ihre Geschichten zu erzählen.

Emiru ist erschüttert davon, was sich in ihrem Umfeld zugetragen haben soll

Das sagt Emiru zu dem Skandal um ihre Freunde: Dass ihr vermeintlicher Freund Slick mehrere Frauen belästigt haben soll, nahm Emiru sichtlich mit. Denn nach den ersten Vorwürfen der Streamerin Adrianah Lee hatten sich weitere Frauen gemeldet und Screenshots von übergriffigen Nachrichten veröffentlicht, die Slick ihnen geschrieben haben soll.

Was Emiru besonders traf: Sie selbst sei schon Opfer von sexuellen Übergriffen geworden, sei auf der Flucht vor einem Stalker nach Austin, Texas gezogen – nur um mit einem weiteren Täter in einem Haus zu landen.

Außerdem habe sie Slick von ihren eigenen Erfahrungen erzählt. Dass er ihr gegenüber verständnisvoll auftrat, während er selbst Frauen belästigt haben soll, traf sie offenbar zutiefst. Emiru sagte, sie fühle sich belogen und hintergangen.

Und Mizkif? Den nahm Emiru in Schutz. Sie könne sich nicht vorstellen, dass Mizkif zu so etwas fähig sei. Mizkif sei immer für sie da gewesen, auch als sie sich kaum gekannt hätten und sie nicht gewusst habe, wohin sie gehen könne.

Der Miz, den ich kenne, hätte niemals die ganze Geschichte gekannt und zugelassen, dass es passiert. Es ist einfach nicht möglich, dass er davon wusste. Es tut mir leid, das ist einfach nicht die Person, die ich kenne.

Emiru via Twitch

Sie machte auch klar, dass sie sich in ihrer Zeit in dem gemeinsamen Haus nie unsicher gefühlt habe und im Moment auch nicht vorhabe, auszuziehen. Alle seien sehr um ihr Wohlergehen bemüht. Slick soll das Haus mittlerweile verlassen haben.

Während sich das ganze Drama auf Twitch abspielt, steht auch die Streaming-Plattform selbst in der Kritik:

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