Warum ist Concord so schlimm auf Steam und PS5 gescheitert und hat Sony 250 Millionen $ für eine woke Katastrophe verbrannt?

Warum ist Concord so schlimm auf Steam und PS5 gescheitert und hat Sony 250 Millionen $ für eine woke Katastrophe verbrannt?

Im Gaming spricht man über das Ende des Hero-Shooters Concord (Steam, PS5), als hätte es einen Eisberg gerammt und wäre versunken. Von einem „Megaflop“ ist die Rede. Angeblich habe Sony für das Spiel 250 Millionen US-Dollar bezahlt und Concord sei gescheitert, weil es zu „woke“ sein wollte. Es habe auf diverse und übergewichtige Spielfiguren gesetzt und das sei der falsche Weg gewesen. Was ist da dran?

Das ist die Geschichte von Concord in Kürze:

Concord wurde seit 2018 von „Firewalk“ in Seattle entwickelt. Die gehören zu Probably Monsters. Die Firma ging 2016 aus einer Abspaltung von Destiny hervor: Der Lead Designer von Concord ist der ehemalige Waffenexperte von Destiny 1, Joe Weisnewski.

Unter dem Dach dieser Firma bauen Mitarbeiter mehrere AAA-Multiplayer-Spiele in separaten Studios auf und verkaufen diese Studios an interessierte Kunden.

Sony kaufte Firwalk und ihr Spiel Concord im April 2023 für eine nicht bekannte Summe. Concord sollte Teil einer Initiative sein, bis 2026 gleich zwölf Live-Service-Games für PS5 zu entwickeln. Aus dieser Initiative ging auch Helldivers 2 hervor.

Concord startete am 23. August auf PS5 und Steam. Es floppte und hatte so wenig Spieler, dass das Matchmaking nicht funktionierte. Sony gab am 3. September bekannt, dass man das Spiel einstellt und Käufern ihr Geld zurückgibt.

Wie viele Millionen $ kostet Sony der Flop Concord?

Hat Sony wirklich 250 Millionen $ für Concord gezahlt? Nein. Wir wissen nicht, wie viel Geld Sony für den Kauf von Firewalk gezahlt hat. Wir kennen die Produktionskosten von Concord nicht.

Die Aussage, das Spiel habe 200 Millionen $ gekostet, ist eine etwas böswillige Schätzung, die davon ausgeht, dass viele gut bezahlte Mitarbeiter seit 2018 an dem Spiel 6 Jahre lang gearbeitet haben.

Die 250 Millionen $ kommen aus einer anderen Ecke: Die Mutterfirma hinter Firewalk, Probably Monster, hat in einer Investoren-Runde im April 2022 so viel Geld für all ihre Projekte zusammen aufgetan (via gamesindustry , damals waren das 3 AAA-Multiplayer-Projekte.

Aus dieser Zahl auf die Produktionskosten von Concord oder den Kaufpreis von Firewalk zu schließen, ist aber nicht möglich.

Man kann vermuten, dass Sony mit Concord viele Millionen verloren hat – wie hoch die Summe genau ist, weiß man nicht. Konservativere Schätzungen belaufen sich auf etwa 100 Millionen $.

“Concord ist gefloppt – weil es zu woke ist”

Was sagen die Leute, warum es gestorben ist? Auf Social-Media wurden die „hässlichen Charaktere“ für den Flop von Concord verantwortlich gemacht. Immer wieder wurden auf Twitter und YouTube Bilder von übergewichtigen Spielfiguren als Beweis dafür gezeigt, dass so ein Spiel ja nur floppen kann.

Hier spielt die Idee “Go woke, go broke” hinein, die gerne verbreitet wird. Es schwingt die Idee mit: Wer auf Diversität und Gleichheit setzt, verschwendet seine Ressourcen in Bereichen, die niemanden interessieren. Entwickler sollten sich lieber um ein besseres Spiel kümmern.

Aber das ist nur der leicht verdauliche und plakative Grund, bei dem man auf das Spiel einhacken konnte, ohne sich näher damit zu beschäftigen. Da reicht ein Bild und jeder hat sofort eine Meinung und kann dann leicht sagen: “Ah, klar. Deshalb musste es zwangsläufig sterben. Sony muss verrückt sein, dass sie so ein Spiel veröffentlichen.”

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Tatsächlich mögen die Charaktere mit für den Misserfolg verantwortlich gewesen sein, aber auch andere Spiele – wie etwa das erfolgreiche Overwatch – haben einen bewusst diversen Cast und “Kräftige Figuren”, diese Spiele waren aber trotzdem oder vielleicht auch deshalb erfolgreich.

Selbst bei Overwatch hätte man dieses Argument in irgendeiner Form aufmachen können – hat man aber nicht.

Analyst sagt: Concord erfüllte langfristige Ziele – aber verfehlte die kurzfristigen

Was sagen Experten, woran es gestorben ist? Der Analyst Daniel Ahmad hat differenziert die Gründe für das Scheitern von Concord aufgelistet. Er sagt, Concord habe viele Dinge richtig gemacht, die man bei anderen Hero-Shooter oft nach längerer Zeit bemängelt (via twitter):

  • Concord hatte gutes Gameplay, war sauber poliert und startete Content-Complete
  • Aber es habe keinerlei eigene Ideen, sondern wirke in der Zeit von Overwatch 1 gefangen
  • Es habe Fans von Hero-Shootern keinen Grund geboten, zu dem Spiel zu wechseln, wenn sie mit Valorant und Overwatch starke und kostenlose Alternativen haben.

Concord sei zwar poliert, mit einer reichhaltigen Story und mit vielen Features erschienen, aber habe sonst alles versäumt und sich auf die falschen Dinge konzentriert und die Langzeit-Ziele erfüllt, bevor man sich den Kurzzeit-Zielen gewidmet habe, Gründe zu geben, das Spiel erstmal zu spielen.

Auch die Marketing-Kampagne sei völlig gescheitert, sodass niemand einsah, für das Spiel 40 $ hinzulegen, um es zu testen.

Falsches Genre, zur falschen Zeit, zum falschen Preis

Das kommt dazu: Das „Hero-Shooter“-Genre ist ähnlich wie MOBA.

Viele Entwickler glauben, es sei ein großer Hype um das Genre und sie wollen selbst ein Stück des Kuchens abhaben und mit spannenden Charakteren und neuen Mechaniken einen erfolgreichen Hero-Shooter entwickeln. Doch bisher haben nur die zwei Platzhirsche Overwatch und Valorant wirklich Erfolg gehabt – so wie bei MOBA nur LoL und DOTA 2 erfolgreich sind.

Alle anderen Hero-Shooter wie Lawbreakers, Battleborn, Paragon und Crucible von Amazon sind gescheitert und teilweise wirklich furchtbar gefloppt.

Das Problem ist: Spieler investieren viel Zeit in ein Game wie Valorant, lernen das Spiel, die Charaktere, bauen sich einen Account auf, gewinnen ihre Skins lieb und freuen sich über das Erreichte.

Um das alles aufzugeben, nur damit man ein „neues Spiel lernen darf“, wo man wieder bei 0 anfängt, muss Spielern schon viel geboten werden. Im Prinzip muss so ein neues Spiel dann wie die „nächste große Sache“ aussehen, damit Leute überhaupt erwägen dorthin zu wechseln.

Bislang ist es nur Valorant gelungen, dass Leute wirklich gesagt haben: “Hier ist meine Zukunft, zu dem Spiel wechsel ich fest hin.” Darunter auch MeinMMO-Shooter-Experte Dariusz.

Auf alle anderen Hero-Shooter hat eigentlich niemand gewartet. Neue Hero-Shooter machen ein Angebot für etwas, für das es wenig Nachfrage gibt. Wer das Genre mag, spielt Valorant oder Overwatch, hat dort über Jahre seinen Account aufgebaut, die Spiele gelernt und viel Geld und Zeit in sie investiert.

Da ist der Reiz gering, zu einem neuen Spiel zu wechseln, das 40 $ haben will, und das schon überall auf Social Media verspottet wird.

Ein anderes Problem ist das „Battleborn/Evolve“-Problem: Ein hochkarätiges Spiel kommt heraus, in das offenbar viel Arbeit und Herzblut geflossen ist. Der Entwickler erhofft sich einen großen Erfolg. Für Spieler sieht es aber wie ein Free2Play-Titel aus, weil in dem Genre etabliert wurde, dass die Titel Free2Play sind. Wenn Spieler dann sehen, dass sie Geld zahlen müssen, entsteht so ein katastrophaler Flop, dass ein hochwertiges Spiel mit hohen Produktionskosten eine finanzielle Katastrophe wird: Von meinem Trauma mit dem Monster-Spiel „Evolve“ habe ich mich nie ganz erholt

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Geroniax

Wenn man an Charaktere aus Overwatch denkt, fallen mir persönlich eher D.va, Mercy, Tracer, Reinhardt, Lucio und Hanzo ein. Wenn ich mich recht entsinne, sieht man diese auch häufig auf Postern oder Werbeplakate. Wenn ich das mit Concord vergleiche, verstehe ich schon warum das Menschen abschreckt.

Wenn am Publikum vorbei entwickelt wird, und da fängt es bei der Optik an, kann es meiner Meinung nach nur scheitern. Ob nun woke oder nicht halte ich für nicht relevant, da es genug positive Beispiele gibt wo es funktioniert. Da wurde die Playerbase einfach falsch gedeutet

Mustafa Koc

Das mit “Woke” ist natürlich quark, wegen der zwei oder drei “woken” Figuren? Nee.
“Woke” Figuren gibt es auch in Fortnite… Wer will kann auch eine Banane spielen. 😂

Die Analyse im Text trifft es eher, finde ich. Ich tue mich auch mit dem Wechsel zu anderen Spielen schwer. Wenn ich schon Zeit in Fortnite und Warzone investiere… dann bleibt kein Platz mehr für ein drittes Spiel. Kurz auspobieren wie PUBG oder Apex ok, aber mehr nicht.

Man hat ja nicht mal Zeit für zwei Spiele aus einem Genre… 😀 Solche Spiele wollen und sollen ja dauerhaft gespielt werden für Jahre.

Splitter

Bei Concord kommen viele Faktoren zusammen.
Keine herausstechenden eigenen Ideen und die 40 Euro Paywall sind zwar klare Gründe für den Fehlschlag, aber die Hauptgründe sehe ich tatsächlich auch in den Charakteren und das unterdurchschnittliche Gameplay.

Ich habe an den Open-Beta Wochenende mal einen Abend ausgiebig gespielt und es hAT tatsächlich einfach keinen Spaß gemacht. Von all den Helden mochte ich spielerisch tatsächlich nur zwei Stück (schlechte Bilanz). Und das Gunplay fühlte sich eher schwammig und wackelig an; oder Destiny hat mich einfach zu sehr verwöhnt. Bei einigen Helden ist der Aimassist auch absolut lächerlich. Lennox seine handcannon z.b. hat getroffen, auch wenn man ganz klar neben die Gegner geschossen hat, Magnetkugeln hoch 10.

Und zum Thema Character-Design. Woke ist meiner Meinung nach quatsch und nicht der Grund. Die Charaktere sehen einfach schlecht aus. Die wirken alle wie Hintergrund NPCs von anderen Spielen und die Farbpaletten von vielen sind einfach grausig und sehr einheitlich und Akzent/Kontrast-arm.

K-ax85

Der Grund des Scheiterns ist offensichtlich:

  • 40 Euro für einen Titel, der nicht mehr bietet als die F2P Konkurrenz.
  • Gameplay ist gut, aber nicht herausragend, warum sollte man also wechseln?
  • Charakterdesign ist nicht besonders gut angekommen. Wer möchte Charaktere spielen, die er optisch und/oder storytechnisch doof findet? Ich nicht.
  • Die Zeit der Hero-Shooter ist vorbei – zumindest verdient man mit Ihnen keine 250 Millionen Dollar mehr.
  • Kaum Marketing – ich habe das Spiel vorher zumindest gar nicht wahrgenommen.
lIIIllIIlllIIlII

Analyst sagt: Concord hatte langfristige Sachen richtig – kurzfristige falsch

Da passt irgendetwas nicht.

Eventuell: Analyst sagt: Concord machte langfristige Sachen richtig – kurzfristige falsch

John_Miller
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lIIIllIIlllIIlII

Hast du den Artikel überhaupt gelesen?

Ich verstehe den Artikel etwas anders. In dem Artikel wird auf das Argument go woke go broke eingegangen und dann implizit die Frage gestellt: liegt es wirklich daran? Um dann eine Reihe von Problemen anzusprechen, die alle garnichts damit zu tun haben.

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