Dass die WoW-Inhalte der BlizzCon 2021 im Vorfeld bekannt wurden, ist vor allem für eine Gruppe ziemlich bitter: die Entwickler. Das sagt Cortyn von MeinMMO.
Die wohl wichtigsten Inhalte für das WoW-Franchise wurden schon vor der BlizzCon geleakt. Nicht etwa durch einen plappernden Insider, eine falsch verschickte Mail eines Spielemagazins oder Datamining – sondern durch eine bittere Panne von Blizzard selbst. Schon im Vorfeld konnte die ganze Welt erfahren, was die groben Inhalte von Patch 9.1 werden und, wichtiger noch, was für eine Wandlung Anduin in WoW durchmachen muss.
Während im Subreddit von WoW und den verschiedenen Foren wild über die Leaks diskutiert wird, tut mir eine Gruppe von Menschen besonders leid, die unter den Leaks auf eine andere Weise zu leiden haben: Die Entwickler dieser Inhalte.
Für viele Spieler ist der Leak vermutlich gar nicht schlimm. Ob sie bereits am Donnerstagabend neue Bilder zu Anduin sehen oder die Bilder erst Freitagnacht in der offiziellen Vorstellung zu sehen bekommen, macht auf den ersten Blick keinen großen Unterschied – denkt man zumindest.
Doch für die Entwickler, die seit Monaten an den neuen Inhalten und der Story arbeiten, dürfte das eine Vollkatastrophe gewesen sein. Monate der Planung ruiniert und der große Augenblick der Enthüllung verpatzt, weil alles schon in den Weiten des Internets zu finden ist.
Man stelle sich nur mal vor, soetwas wäre auf der letzten BlizzCon geschehen, etwa mit dem großen Cinematic zu Sylvanas und Bolvar. Auch wenn Sylvanas so manchen Spielern zum Hals raushängt, war das Cinematic mit der Zerstörung des Helmes der Herrschaft ziemlich eindrucksvoll. Die „entscheidenden Augenblicke“, in denen Sylvanas den Helm einfach festhält und nicht klar ist, ob sie sich selbst zur neuen Lichkönigin krönt oder etwas ganz anderes macht, die waren grandios.
Schaut man sich die Video-Aufnahmen von der BlizzCon damals an, kann man die erwartungsvolle Spannung der Zuschauer spüren, gefolgt vom großen Erstaunen, als sie den geschichtsträchtigen Helm einfach zerstört, etwa diese Aufnahme hier:
Und jetzt stellt euch mal vor, wie diese Szene ausgesehen hätte, wenn drei Tage vorher schon durch einen Leak verraten wurde, dass der Helm zerstört wurde.
Es hätte die Spannung vollkommen ruiniert und diesen Augenblick zu einem müden „Meh, hab’ ich ja kommen sehen“ verwandelt – was sich im Nachhinein natürlich immer leicht sagen lässt, wenn wichtige Infos schon geleakt wurden.
Aus Autorensicht ist das natürlich irgendwie spannend. Schon im Vorfeld Informationen durch Leaks zu sehen, darüber spekulieren und schreiben zu können und sich in Gedanken zu verlieren, wie das alles zusammenpasst.
Das soll jetzt nicht melodramatisch klingen, aber wer schonmal etwas Kreatives im größeren Rahmen erschaffen hat, der kennt die Aufregung. Man arbeitet über lange Zeit an einem Projekt, versucht es so perfekt wie möglich zu machen. Der Tag der Vorstellung ist bekannt. Man malt sich genau aus, wie diese Inhalte vorgestellt werden, zu welchem Zeitpunkt und zu welchen Voraussetzungen. Es gibt einen dramaturgischen Bogen für die wichtigsten Enthüllungen, die Zuschauer werden in ihrer Wahrnehmung geleitet und dann auf das hingeführt, was man zeigen will.
Diese penible Planung der Entwickler bei Blizzard ist nun ruiniert.
Wer Spieleentwicklern zuhört – egal ob auf der BlizzCon oder auf einer anderen Messe – der weiß, wie sehr die meisten für ihre Projekte brennen. Auch wenn es immer wieder heißt, dass Blizzard ja nicht mehr „das alte Blizzard“ sei, kann man den Entwicklern ansehen, hören und spüren, mit wie viel Leidenschaft sie bei der Sache sind, wenn sie über ihre Ideen und Pläne sprechen.
Als WoW-Fan finde ich das ziemlich bitter. Bei der BlizzCon bin ich, wie die meisten, gerne einfach nur Zuschauer, bin bereit mich mitreißen zu lassen und die ein bis zwei Stunden auf der „Hype“-Welle der neuen Inhalte zu schwimmen, bevor ich wieder etwas nüchterner und analytischer mit Autoren-Brille an das Ganze rangehe.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Enthüllung dieser Anduin-Entwicklung der große Knackpunkt der WoW-Vorstellung werden sollte. Vermutlich gibt es ein Cinematic oder zumindest einen Trailer zu seiner Wandlung und das wäre der große „Woah!“-Moment, bei dem alle kurz den Atem anhalten und die Gedanken im Kopf sich überschlagen.
Hoffentlich überschattet dieser Vorfall die BlizzCon nicht und sorgt dafür, dass WoW-Spieler trotzdem eine tolle Show zu sehen bekommen, die vielleicht noch die eine oder andere Überraschung bereithält. Das wünsche ich mir nicht nur für uns als Spieler, sondern auch für die Entwickler, die aufgeregte Überraschung unter ihren Spielern wirklich gut gebrauchen können.
Oder wie seht ihr das?
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Also ich denke die Entwickler haben
wenn ich als Elektriker ein Haus für einen Kunden baue, weiß der auch was er vorher bekommt, da kommt auch keiner an und hat Mitleid mit mir.
Uff … also der Vergleich hinkt aber gewaltig. Bei dir hat einer etwas konkret bestellt, bei einer Enthüllung geht es darum, etwas vorzustellen, das eine Überraschung sein soll.
das ein Leak immer kacke ist brauchen wir nicht drüber reden. Aber trotzdem denke ich das das die Entwickler selber nicht großartig juckt.
…aber wer schonmal etwas Kreatives im größeren Rahmen erschaffen hat, der kennt die Aufregung.”
Der Rahmen ist dabei relativ egal, es ist nicht schön für kreative Köpfe jeglicher Art (von Mucke bis Art und was nicht alles), wenn die Arbeit nicht die Präsentation bekommt, die man plant und auch einer gewissen Wertschätzung entspricht. Letzteres und Internet beißen sich eh schon genug.
Ich finds total ärgerlich für die gesamte Veranstaltung. Selbst erwartbare Ankündigungen wären in diesen schrägen Zeiten gut auf der Con selbst aufgehoben.
Ja, selbst wenn das meiste irgendwie “erwartbar” war, hat so eine Con doch immer noch eine ganz eigene Stimmung, die selbst “mittelklassige” Ankündigungen mit vielen Emotionen füllen.
Als Entwickler finde ich das nicht so tragisch, mit dem Brimborium hat man eh nicht so viel zu tun. Schlimmer ist das wenn man für die Tonne entwickelt, heisst Entwicklungen eingestampft werden.
Klar gibt es immer schlimmere Dinge, aber das ist ja nicht der Maßstab.
Kann ich als “fellow developer” so unterschreiben. Die Arbeit soll ordentlich sein und am Ende nicht für die Katz. Ob die Manager dann die Präsentation versemmeln ist mir relativ egal. Relativ nur deshalb, weil ich Bonuszahlungen kriege die vom Jahresumsatz abhängig sind ?
Bei Blizzard, auch beim WoW-Team, muss man da eh hartgesotten sein.
Sollte einem nicht eher der arme Tropf leid tun, der diese Panne verursachte?
Auf jeden Fall, in dessen Haut will ich gerade auch nicht stecken.
Allerdings ist mein Mitgefühl bei soetwas zumeist eher bei den Leuten, deren Arbeit unter diesem Fehler leidet als bei der Person, die den Fehler verursacht hat. Sind natürlich beides gerade keine schönen Aussichten.
Hoffe nicht das dass ein unzufriedener Angestellter war der das vlt. sogar absichtlich gemacht hat um seinem Unmut ab zu lassen. Ich glaube die Konsequenzen könnten für ihn noch bitterer werden.