Mecker Mittwoch: WoW und der Ring der Entwickler-Fehlentscheidungen

Mecker Mittwoch: WoW und der Ring der Entwickler-Fehlentscheidungen

WoW-Dämon Cortyn meckert über den neuen Onyxsockelring. Der ist nämlich ein stetes „Auf und Ab“ – und zeigt ziemliches Chaos auf.

Patch 10.0.7 ist nun seit einer Woche in World of Warcraft live und die meisten Neuerungen kommen gut an. Die Verbotene Insel ist kurzweilig, die Gewölbe von Zskera sind interessant und das eine oder andere Geheimnis hält die Rätselfreunde auf Trab. Doch ausgerechnet das Kern-Feature, das für alle Spielerinnen und Spieler interessant sein sollte, hat für viele Diskussionen, Zweifel und Ernüchterung gesorgt.

Oder einfacher gesagt: Ich finde es absolut unverständlich, wie der Onyxsockelring in so einem katastrophalen Zustand starten konnte.

Um alle kurz auf den aktuellen Stand zu bringen: Der Onyxsockelring ist ein „Quasi-Legendary“, denn er kann mit unterschiedlichen Effekten belegt werden. Aus mehr als 20 verschiedenen Effekten kann man 3 nach Wahl kombinieren und so mehr Leistung aus dem Charakter herauskitzeln – zumindest in der Theorie.

Ich habe echt Verständnis dafür, dass man auf einem PTR nicht alles vollumfänglich testen kann. Wirklich. Aber dass der Onyxsockelring in einem Zustand veröffentlicht wurde, bei dem einige Spezialisierungen glasklar sagen konnten „Der Onyxsockelring auf Stufe 424 ist schlechter als ein Ring auf Stufe 372“, das ist einfach nur albern. Das ist auch nicht „knapp am Ziel vorbeigeschrammt“, sondern um Meilen verfehlt.

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Der Onyxsockelring – inzwischen richtig stark, aber für viele noch immer verwirrend.

Dabei hätte das alles vermieden werden können. Ja, ich klinge dabei jetzt ein bisschen wie Cpt. Hindsight, der im Nachhinein immer alles besser weiß – aber ich verstehe wirklich nicht, wie der Onyxsockelring am letzten Mittwoch so live gehen konnte.

Der Ring ist hochgradig anpassbar, hat aber einen großen Nachteil: Es fehlen Sekundärwerte, wie Meisterschaft, Tempo oder kritische Trefferwertung. Wer den Ring anlegt, der verliert mal eben 6 % – 8 % verteilt auf 2 Sekundärwerte. Das ist besonders verheerend für Spezialisierungen, die stark mit diesen Sekundärwerten skalieren. Es fühlt sich einfach falsch an, den „neuen Super-Ring“ anzulegen und erst einmal festzustellen, dass der eigene Charakter jetzt viel langsamer zaubert oder die Crits deutlich schwächer ausfallen.

Was Blizzard damit vergeigt hat, ist bei vielen die anfängliche Freude zum Launch eines neuen Patches. Denn die Vorfreude auf den „coolen übermächtigen Ring“ wurde deutlich gedämpft, als viele Klassen feststellten, dass der gar nicht so cool und übermächtig für sie ist und nur eine Handvoll Spezialisierungen davon wirklich profitieren.

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Viele Spieler haben gleich mehrere Ringe dabei – und wechseln bei jedem Boss.

Dabei waren die Regeln und Ziele des Rings so klar abgesteckt:

  • Alle Charaktere sollen sich auf den Ring freuen.
  • Er soll während des Rests der aktuellen Saison extrem stark sein.
  • Kurz nach dem Start von Saison 2 sollen die meisten Spieler ihn austauschen.

Wenn man dieses Ziel klar vor Augen hatte, hätte man einfach „Yolo“ gehen können und dem Ring starke Sekundärwerte verpasst und zusätzlich noch die urzeitlichen Steine. Vielleicht schwächer, als in der aktuellen Variante, aber in Kombination mit Sekundärwerten hätte es schlicht gar keine Diskussion um den Nutzen gegeben.

Nur um das nochmal zu betonen: Die „Lebensdauer“ dieses Ringes ist begrenzt auf vermutlich 8 bis 10 Wochen. Blizzard will, dass der Ring in Saison 2 quasi keine Rolle mehr spielt. Daher wäre es ein Leichtes gewesen, den Ring so stark und so attraktiv zu machen, dass jeder sofort eine eindeutige Verbesserung spürt.

Positiv ist natürlich anzumerken, dass Blizzard sehr schnell reagiert hat und im Verlauf von 3 Tagen mehrere Anpassungen an fast allen Sockeln vornahm. In manchen Fällen wurden die Werte hier einfach mal um „lockere“ 72 % angehoben (via wowhead).

Doch dass das „Launch-Momentum“ des Rings vergeigt wurde, führte dazu, dass die ursprüngliche Freude auf den Ring oft im Keim erstickt wurde und Frust zurückließ. Denn die zahlreichen Buffs sorgten dafür, dass plötzlich einige Kräfte sehr stark wurden, die man vorher komplett gemieden hätte. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn man entsprechende Steine zerlegt hat, nur um im Nachhinein zu hören: „Das ist jetzt übrigens dein Best-in-Slot – Viel Spaß beim erneuten Farmen!“

Gleichzeitig hat der Onyxsockelring eine Komplexität mit sich gebracht, die für das allgemeine Spielgefühl schlecht ist. Denn der Ring ist in seiner Kraft so unterschiedlich, dass man oft Situationen hat, in denen es heißt: „Also im Kampf gegen 2 Mobs ist der Ring richtig gut. Im Kampf gegen 3 Feinde nimmst du lieber einen anderen. Und im Kampf gegen 4 Feinde oder mehr, dann nochmal einen ganz anderen.“

Anstatt sich einfach auf den Ring zu freuen, fühlt es sich für viele nun an, als hätte man einfach noch eine Reihe „Talentpunkte“ zusätzlich bekommen, die vor allem eines ist: Nervig. Deswegen haben viele Spieler inzwischen 3 oder 4 Onyxsockelringe im Inventar, um sie bei jedem Boss auszutauschen.

Blizzard hat bewiesen, dass sie es mit Dragonflight eigentlich besser können. Das rasche Reagieren ist natürlich gut – aber gesünder für das Spiel wäre es gewesen, wenn es gar nichts gegeben hätte, auf das reagiert werden muss.

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Damian

Mich irritiert der Ring auch sehr. Was habe ich von zufälligen Effekten (die der Ring mit sich bringt), wenn ich dafür auf kostante wichtige Werte verzichten muss? Das Konzept hinter dem Ring erschließt sich mir nicht.

Huehuehue

Wobei er inzwischen für die meisten Speccs tatsächlich BiS ist.
Und das Konzept dürfte “Abwechslung” (und “Anpassung”, wobei das, durch die Möglichkeit alles durchzusimen und der “Meta-Hörigkeit”, eher schon wieder fast raus fällt) lauten – etwas Anderes, als das sture Steigern von Werten und Attributen.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Xcoon

Das war schon immer so bisschen ein Blizzard Ding gute Ideen unspektakulär umzusetzen.

Manchmal frage ich mich was das Ziel ist und komme zum Schluss das es nur darum geht etwas auf die Featureliste zu schreiben das möglicht wenig Arbeit im Bereich Balancing macht.
Zeit ist ja bekanntlich Geld da will man jetzt keine 20h mehr zur Nachpolitur aufbringen.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Xcoon
Huehuehue

etwas auf die Featureliste zu schreiben das möglicht wenig Arbeit im Bereich Balancing macht.

Dann wurde das mit dem Ring aber deutlich verfehlt. Der braucht(e) so viel Balancing, ein Legendary(oder sonstwas)-Ring, der für jeden Specc die besten Attribute und Werte bringt oder wo man sie wählen kann, wäre da einfacher gewesen.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Huehuehue

Ich muss dir (fast) vollumfänglich zustimmen.

Ich fand zwar das Farmen der Steine jetzt nicht übermäßig aufwändig, selbst dann, wenn man sie durch das Gebalance wieder ersetzen musste, weitaus nerviger war da das erneute, doch relativ teure, Aufwerten auf 424.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
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