Darum gibt es Autoplay in Mobile-MMORPGs, obwohl alle es doof finden

Darum gibt es Autoplay in Mobile-MMORPGs, obwohl alle es doof finden

Mobile-MMORPGs befinden sich auf dem Vormarsch. Besonders in Asien sind sie sehr beliebt. Doch hierzulande ist gerade ein Feature nicht gern gesehen: Autoplay. MeinMMO-Autor Andreas Bertits hat dieses Feature mal genauer unter die Lupe genommen.

Was ist Autoplay überhaupt? Autoplay ist ein Bequemlichkeits-Feature. Es sorgt dafür, dass Spieler die Spiel-Elemente überspringen können, die ihnen vielleicht keinen Spaß machen. Dazu gehören lange Wanderungen zum Questziel, Grinding oder Kämpfe, die eigentlich nicht besonders aufregend sind, aber durch das Gameplay diktiert werden. Autoplay kommt hauptsächlich in asiatischen MMORPGs vor, vornehmlich in Mobile Games – darunter beispielsweise Black Desert Mobile oder Lineage 2 Revolution.

Black-Desert-Mobile
Black Desert Mobile setzt auf Autoplay, das ihr aber erst freischalten müsst.

Asiatische MMORPGs setzen häufig auf Grind, also sich ständig wiederholende Aufgaben, die Spieler erledigen müssen, um Belohnungen zu erhalten. Diese Belohnungen können bessere Skills, Levels-Ups oder mächtigere Items sein. Der Grind kostet aber viel Zeit. Zeit, die einfach nicht jeder hat. Daher ist es in einigen Spielen möglich, solche Spiel-Elemente gezielt zu umgehen. Während die Spieler also zur Arbeit gehen oder etwas anderes tun, wird automatisch gegrindet. Der Spieler kehrt zurück und nimmt die Belohnungen in Empfang.

Doch es ist ein Feature, das hier bei uns nicht unbedingt auf viel Gegenliebe stößt. MeinMMO-Leser meinen dazu beispielsweise folgendes, wie ihr im Artikel „Es gibt immer mehr hochwertige Mobile-MMORPGs – Doch ist das die Zukunft des Genres?“ nachlesen könnt:

  • Jona schreibt: „Kein ernsthaftes MMORPG sollte eine Zukunft auf mobilen Endgeräten anstreben. Die Steuerung ist furchtbar und das Gameplay ist meistens automatisiert und seicht.“
  • Luripu meint: „Bei V4 sah das auf dem PC schon ok aus, wenn ich vom fehlenden AAA mal absehe. Das Spiel selber war aber reiner Automodus = Gähn.“
  • Fain erklärt: „Es traut sich in dem Bereich irgendwie kein Entwickler, MMORPGs ohne Autoplay rauszubringen.“

Autoplay hat durchaus seine Daseinsberechtigung

Warum gibt es solche Features überhaupt? Solche „Abkürzungen“ durch automatisierte Systeme sind nicht generell zu verteufeln, da sie ihre durchaus „Fans“ haben. Das ist nicht nur bei asiatischen MMORPGs der Fall. Man braucht sich hierzu nur das Browsergame Shakes & Fidget anzuschauen.

Das Entwicklerstudio Playa Games brach beim 2009 erschienenen Rollenspiel das gesamte Gameplay eines Online-Rollenspiels auf das Wesentliche herunter.

  • Spieler nehmen in der Stadt Quests an, die automatisch anhand der Werte der Helden ausgefochten werden.
  • Anschließend gibt es Belohnungen und der Spieler kann seinen Helden verbessern.
  • So steigt ihr in der Rangliste auf, könnt schwierigere Quests erledigen, es mit mächtigeren Mitspielern im PvP aufnehmen und werdet bei den Gildenkriegen und Gildenmissionen nützlicher.

Shakes & Fidget ist ein überwiegend passives Spiel, das man eben nebenher spielt. Und es ist sehr erfolgreich. Es gewann mehrere Awards, darunter den Preis für das beste deutsche Casual Game beim Deutschen Entwicklerpreis 2009 und war bei der Gamestar Spiel des Jahres 2010. Die Bewertungen im Google Play Store, im App Store von Apple und auf Steam fallen sehr gut aus. Es soll mehr als 40 Millionen registrierte Spieler geben (via Wikipedia).

Videospiele, die also gewisse Gameplay-Elemente abkürzen oder automatisch ablaufen lassen, kommen selbst hierzulande also nicht so schlecht an, wie das manch einer vielleicht glaubt.

Ultima Online - einer der Vorreiter bei den Sandbiox-MMOs
Im MMORPG Ultima Online nutzten Spieler Makros, um bestimmte Aktivitäten im Spiel automatisch ablaufen zu lassen.

Woher stammt das Prinzip? Autoplay ist daher also ein Feature, das der Bequemlichkeit dient. Es baut im Grunde auf Makros auf, die es bereits zu Zeiten von Ultima Online gab, dem ersten Online-Rollenspiel, das offiziell die Bezeichnung MMORPG bekam. Schon beim Release im Jahr 1997 wollten Spieler gewisse Aktionen abkürzen, beziehungsweise automatisch ablaufen lassen, wenn sie nicht am PC saßen. Daher entwickelten sie sogenannte Markos – kleine Programme, über die die Charaktere im MMORPG beispielsweise automatisch Bergbau betrieben.

Autoplay in modernen Mobile-MMORPGs treibt dies im Prinzip nun auf die Spitze. Spieler müssen im Grunde nur noch den Autoplay-Button drücken und schon erledigt die Spielfigur die Missionen automatisch, kämpft selbstständig und der Spieler muss nur noch die Beute und die Belohnungen einkassieren. Er konzentriert sich dann darauf, nur noch die seiner Meinung nach wichtigen Elemente selbst zu spielen, wie beispielsweise Raids, Bosskämpfe oder den PvP-Part.

Autoplay: Sinnvoll oder nicht?

Die Frage, die sich stellt, ist: Warum werden überhaupt Gameplay-Elemente in ein Spiel eingebaut, wenn die Entwickler im gleichen Zuge den Spielern Möglichkeiten an die Hand geben, diese einfach überspringen zu können?

Das meint MeinMMO-Autor Andreas Bertits dazu: Es gibt natürlich Spieler, die Autoplay nicht nutzen. Sie wollen dann selbst das Grinding und jeden noch so kleinen Kampf aktiv erleben. Niemand wird aber gezwungen, Autoplay zu nutzen. Die Inhalte im Spiel haben eigentlich schon ihren Sinn und Zweck. Allerdings hat sich Autoplay gerade in asiatischen MMORPGs so stark durchgesetzt, dass es ein Feature ist, das die Spieler einfach sehr häufig nutzen und inzwischen wohl auch erwarten.

lineage-2-revolution-03
Im Mobile-MMORPG Lineage 2 Revolution laufen einige Spiel-Elemente automatisch ab.

Könnten diese Spiele dann das Grinding und die „unwichtigen“ Quests und Kämpfe nicht einfach weglassen und dafür wirklich spannende und fordernde Inhalte bieten, die die Spieler aktiv erleben müssen? Anstatt ständig die Spieler in Standard-Quests gegen eine gewisse Anzahl an Feinden kämpfen zu lassen – wäre da nicht eine wirklich interessante Quest mit guter Story und einem fordernden Kampf sinnvoller, um aufzusteigen? Die Belohnungen könnten ja dieselben sein.

Nun, PvE dient in asiatischen MMORPGs häufig nur dazu, den Helden zu verbessern und um an wichtige Items zu kommen, damit die für Spieler wichtigen PvP-Kämpfe bestritten werden können. Das heißt, PvE wird dort generell gerne übersprungen.

Es gehört aber dennoch mit dazu, denn Belohnungen sollten schon erarbeitet werden. Das passiert im Idealfall dadurch, dass Spieler die Quests und Kämpfe selbst absolvieren. Geht das beispielsweise aus Zeitgründen nicht, vermittelt das Autoplay zumindest das Gefühl, dass die Quests gespielt wurden – wenn auch automatisch. Es erscheint nicht einfach nur ein Bildschirm mit den Belohnungen, der Held läuft tatsächlich zum Zielort, kämpft und schließt die Mission ab. Der Charakter hat sich die Beute also quasi verdient. Mehr zu den Unterschieden zwischen asiatischen und westlichen Spielern lest ihr bei Plarium. Auch in Foren wie beispielsweise bei MMORPG.com wird über dieses Thema diskutiert.

Da in Asien viel am Handy gespielt wird, führen die kleinen Touch-Bildschirme oft dazu, dass die MMORPGs keine allzu bequeme Steuerung zulassen. Daher ist gerade bei kleineren Smart Phones eine Option willkommen, Grinding oder ungeliebte Spiel-Elemente bei Bedarf alleine schon der Bequemlichkeit wegen umgehen zu können.

Autoplay ist also eine Mischung aus Bequemlichkeit und Tradition. Das Grinding gehört in asiatischen MMORPGs zwar traditionell fest dazu, man begrüßt aber auch Optionen, dem nicht zwingend immer nachgehen zu müssen, ohne Nachteile dadurch zu bekommen. Es ist eben eine andere Art, ein MMORPG zu spielen. Eine Art, die sich davon unterscheidet, wie bei uns im „Westen“ häufig ein Online-Rollenspiel genossen wird. Und Autoplay ist auch generell gar nicht übel für alle, die einfach wenig Zeit haben, aber trotzdem einiges in einem Online-Rollenspiel reißen wollen.

Wie gut Mobile-MMORPGs mit Autoplay ankommen, zeigt das neue Mobile-MMORPG A3: Still Alive, das kurz nach dem Start schon über 1 Million Spieler hat.

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SenorChang

ich bin großer mmo fan und auch idlegames liebhaber(aktuell afk arena). im grunde ist mir das spiel an sich nicht sonderlich wichtig, mir is das gesamtpaket wichtig.irgendwas muss mir an dem spiel gefallen und dann spiel ich es. für mich ist bdo mobile zum beispiel auch ein klasse spiel aber ich zock halt lieber afk arena weil mir der gachaaspekt dann noch ein bisschen mehr zusagt auf mobilen geräten als auf dem pc, dort spiel ich dann lieber richtige rpgs/mmos/mmorpgs. es gibt kein perfektes für den pc also kann man erst recht keins auf mobilen endgeräten erwarten.

Genshin Impact zeigt doch eindrucksvoll das man sehr wohl ein gescheites Spiel auf dem Handy haben kann.
Jetzt zwar nicht ein MMO aber sind wir mal ehrlich, ausser das in den Questhubs oder in der Pampa ein paar Leute rumstehen oder auf was drauf hauen ist der Begriff “MMO” mobil eh nicht wert.

Threepwood

Autoplay passt total in unsere Zeit. Alles und jeder ist super buisy, im Stress, (angeblich) keine Zeit usw. Da gaukelt so ein Konzept wunderbar vor, eine Freizeitbeschäftigung zu haben, die das Genre auf den Dopaminkick der Belohnung runterbricht. Quasi Tinder in anderer Kulisse. Schon schräg, was “uns” heute so alles gefallen mag. ^^

TNB

Zum Glück kommen ja noch richtige MMORPGs für den PC und ohne diesen ganzen Mobile Quatsch wie Auto-Walk 😀 Finde es immer witzig das noch spielen zu nennen.

Ashes und Pantheon werden meine Spiele.

Niemals!! Auch nicht mit einer Knarre am Kopf werde ich mir so ein Spiel installieren.

Die sollen die Games halt interessanter und kundenfreundlicher programmieren.

Was für mich klar geht ist das automatisierte laufen zum Questziel.
Sowas nutz ich gerne um Augen zu entspannen oder einen Kaffee zu holen.

Meistens ist es ja ao das man trotzdem von hand reitet um nicht dauernd gekillt zu werden.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Bodicore
Craine

Ja automatisches laufen ist goldwert. Da wird der langweilige teil rausgenommen und nur der spassige teil mit kämpfen dringelassen

Threepwood

In BDO und EVE Online finde ich automatisches Laufen/ Reiten/ Fliegen auch in Ordnung. Da legt man teils weite Strecken zurück, kann die Landschaft entspannt genießen und sich mit Kaffee usw versorgen.

Doch die meisten Spiele haben irre viel Fasttravel und keine wirklich großen Maps, um auf sowas aus Komfort setzen zu müssen.

Sveasy

Dank penetranter Werbung auf YouTube, mittlerweile penetranter als Raid Shadow Legends, weiss ich dass es mittlerweile sogar Spiele gibt die man gar nicht mehr selber spielen muss. Einmal installieren läuft alles von allein im Hintergrund….endlich kann ich zocken ohne dafür Zeit aufbringen zu müssen. Danke AFK Arena

?‍♂️

Dunarii

Geht mir genauso, egal was ich auf Youtube anklicke es kommt immer Werbung für afk Arena. Ausser am TV da läuft noch alles an Werbung bei youtube

Nokiezilla

Ihr habt Werbung auf YouTube?

Joey

Stell dir vor du machst dein Spiel so schlecht, dass du die Funktion es nicht zu spielen gleich mitlieferst.

Naja, der echte Grund ist da ist unendlich viel Grind eingebaut. Und gleich noch ein echtgeldshop um den Grind zu überspringen um die Wale auszuschöpfen. Wenn jetzt allerdings alle nicht Wale abspringen haben die Wale ein unpopuläres Spiel ohne große Spielerbase. Dann gibt man den nichtWalen diesen automatischen Blödsinn mit.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Joey
TorbenNW

Ohne Autoplay würde ich wohl kein „MMO-RPG“ auf dem Handy spielen. Der Grund ist für mich relativ simpel: Zeit.
als Hausbesitzer, Vater einer 5 Monate alten Tochter, Ehemann und voll berufstätig ist usw. fehlt mir schlichtweg die Zeit entweder immer wiederkehrende Quests zu machen oder zu Leveln um auch nur ansatzweise „oben“ mitspielen zu können.
Dies ist auch der Grund wieso WoW nach Honorbudy für mich gestorben war. Man kommt einfach nicht hinterher und braucht es gar nicht versuchen wenn man keine Stunde am Tag vor dem PC sitzen kann.
Deshalb verstehe ich auch nicht wieso alle auf Mobile-Games rumhacken. Für mich sind sie die einzige Möglichkeit meiner damaligen Leidenschaft etwas nach zu kommen.

Venrai

Oder du gestehst dir halt ein nicht mehr genug Zeit für MMOs zu haben. Verstehe nicht was daran immer so schlimm sein soll. Du bist dann halt einfach nicht mehr in der Zielgruppe, aber deswegen müssen die MMOs sich doch nicht dir anpassen und immer einfacher werden. Gibt doch genug andere Spiele da draußen, die man mit weniger und unregelmäßiger Zeit wunderbar spielen kann.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Venrai
Dunarii

Dann würde ich Singelplayer bevorzugen.

Joey

Wenn jeder den Grind überspringt, braucht er nicht im Spiel sein.
Dann kann man dir (und jedem anderen auch) gleich die Belohnung für dein kurzen aufenthalt im Spiel geben.
Autoplay mechaniken sind lediglich dafür, da um nicht zahlungswillige Free to Play nutzern die Ilusion zu geben mit den Walen mithalten zu können, die mit echtgeld sich den Fortschritt erkaufen.

Rahmaron

Entgegen der Mehrheit meiner Vorredner kann ich dich vollkommen verstehen.
Ichhabe aus ähnlichen Gründen mit WoW aufgehört, es ist eben was anderes wenn man im Studium eben -ausserhalb der Klausurzeit- einfach mal 3 Tage am Stück durchsuchten kann, oder ob man eben im RL so viele Verpflichtungen hat das man sich kaum vorstellen kann wie man da mal 4 Stunden die Woche am Stück spielen soll 😀

Ich halte bislang wenig von Handy-“Games”, aber wenn ich die Wahl hätte zwiscchen “nix mehr zocken” und der schlechteren Alternatve “am Handy wenigstens ein bisschen Knöppe drücken wie früher” …. dann würde ich auf jeden Fall die Alernative wählen.

Reine Singleplayer-Spiele sind übrigens sehr sehr unbefriedigend … ich kann das nicht so genau erklären, ich spiele zwar gerne die meiste Zeit alleine… aber… die Welt wirkt bei Singleplayer-Titeln extrem leblos. Und mir gefällt es das ich immerhin die Option habe an Gruppeninhalten teilnehmen zu können !

Autoplay gibt es aus einem einzigen Grund… um den den Codern die Bots zu vermiesen. Wenn eh alles schon automatisch funktioniert, braucht man keine Bots mehr.

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