Women in Games Argentina ist eine Community, die sich für mehr Inklusion im Gaming und in der Videospiel-Industrie einsetzt. Für ein Experiment mit dem Titel „Switch Voices“ zockten 3 Twitch-Streamer Valorant und gaben sich mittels eines Filters als Frauen aus.
Was war das für ein Experiment? 3 Twitch-Streamer und erfahrene Gamer wurden gebeten, einige Matches im Shooter Valorant zu spielen. Nach einigen Runden sollten die Spieler ihre Stimmen mithilfe eines Voice-Changers so verändern, dass sie wie Frauen klingen und im Voice-Chat mit ihren Mitspielern sprechen.
Die Streamer sahen sich plötzlich Anfeindungen und Beleidigungen durch ihre Mitspieler ausgesetzt und wussten offenbar gar nicht, wie ihnen geschah. Für Frauen sei das jedoch Alltag, so Women in Games Argentina, die Organisation hinter dem Experiment.
Streamer werden beleidigt und sabotiert
Wie lief das Experiment? Sobald die Streamer sich im Voice-Chat als Frauen ausgaben, wurden sie von ihren Mitspielern sexistisch beleidigt und getrollt. Unter anderem mussten sich die Streamer anhören, sie würden ein Männer-Spiel zocken und sollten lieber wieder in die Küche gehen.
Zusätzlich verweigerten die Mitspieler auch, mit den Streamern zusammenzuarbeiten, wenn sie sie für Frauen hielten. Das führte dazu, dass die Performance der Streamer in Mitleidenschaft gezogen wurde, bei allen verschlechterte sich die Kill-Death-Ratio merklich:
- AlfreditoGames, ein Streamer mit über 100.000 Followern auf Twitch, kam auf beachtliche 15 Kills mit 2 Deaths. Nachdem er den Stimmenfilter aktiviert hatte, kehrte sich das Verhältnis nahezu um: Alfredito konnte nur noch 3 Kills verzeichnen und starb selbst 16-mal.
- LuciusxHellsing, der für seine 38.000 Twitch-Follower hauptsächlich Valorant zockt, verzeichnete beim normalen Spielen 20 Kills und starb selbst nur 5-mal. Mit aktiviertem Voice-Changer kam Lucius auf 6 Kills und 17 Deaths.
- Tasher, der dritte Streamer spielt diverse Shooter und unterhält sich sonst in Just Chatting mit seinen 13.600 Followern auf Twitch. Seine K/D-Ratio verschlechterte sich von 17:3 auf 5:14.
Wie bewerteten die Streamer das Experiment? AlfreditoGames ist sichtlich frustriert, als er von seinen Mitspielern ausgeschlossen wird und ruft: “Es ist doch ein Team-Spiel, ich will nur meinen Teil beitragen.” Hinterher äußerte er sich zu dem Experiment:
Die Erfahrung nimmt einem wirklich die Lust am Spiel. Es ist etwas, das man nicht mehr machen möchte. Ich möchte mir nicht vorstellen, das jeden Tag erleben zu müssen.
AlfreditoGames
Einer der anderen Spieler, Lucius, gab an, “Empörung und Frustration” empfunden zu haben. Auch Tasher fühlte sich offenbar ausgebremst: Man wolle nur sein Bestes geben, doch man könne einfach nichts tun, so der Streamer.
Videos über das Experiment wurden bereits Anfang November 2022 auf YouTube veröffentlicht. Hier könnt ihr es euch im spanischen Original-Ton anschauen:
Frauen berichten von ihren Erfahrungen
Wie kam das Experiment an? Einen Monat nach Veröffentlichung des Videos erhielt das Experiment jetzt Aufmerksamkeit durch die Twitch-Streamerin Kristabyte, die auf TikTok ein Video zu Switch-Voices veröffentlichte.
Das Video von Kristabyte erhielt in den 2 Tagen seit Veröffentlichung bereits über 1,7 Millionen Aufrufe (Stand: 05.12.2022, 15:15). Von TikTok verbreitete sich das Video über Twitter weiter, wo es von der Streamerin LuluLuvley geteilt wurde:
In den Kommentaren berichten Frauen von ihren eigenen Erfahrungen mit der Nutzung von Voicechats im kompetitiven Online-Gaming. Genau aus diesem Grund würden sie sich nicht trauen, im Chat zu sprechen oder derartige Spiele überhaupt erst zu zocken (via Twitter).
Das Experiment zeigt jedoch nur, was viele Gamerinnen schon längst wissen. So schreibt eine Twitter-Nutzerin, es sei Herz-zerreißend, dass Männer diese Erfahrungen erst selbst machen müssten, statt Frauen zuzuhören und zu glauben (via Twitter).
Für Kristabyte gehen die Folgen der Behandlung von Frauen über den verminderten Spielspaß hinaus: „Genau aus diesem Grund haben Frauen das Gefühl, dass sie keine Karriere im Gaming- oder E-Sports-Bereich verfolgen können“, so die Streamerin.
Die größte Schwierigkeit für Frauen sei nicht das Gameplay, sondern die Kultur der Spiele.
Auch die deutsche Komikerin Carolin Kebekus machte bereits auf die Behandlung von Frauen in Videospielen und der Gaming-Industrie aufmerksam. In einer Ausgabe ihrer Sendung outete sie sich als leidenschaftliche Gamerin, übte jedoch Kritik an den Missständen in ihrem Hobby:
Keine Ahnung was die davon haben. Generell sind PvP-Spiele sehr, sehr toxisch.
Wenn ich eine Frau höre, ziehe ich sogar den Bauch ein 😛
Interessant wäre es noch, ob sie dann auch absichtlich schlechter gespielt haben um andere zu so dummen Aussagen zu verleiten, da wird man auch als Mann beleidigt.
Wobei Frauen da natürlich noch mit Sexismus zu kämpfen haben.
Erstmal das Problem klein reden und dann Frauen doch noch zugestehen das sie mit Sexismus kämpfen müssen. Gnädig von dir
Na, da bekommt man doch als Frau sicher richtig Lust drauf in Argentinien Urlaub zu machen…
PS: Ist ja toll, dass ihr den Kebekus-Artikel verlinkt. Darf man dann hier auch erwähnen, dass da ganz schöner Blödsinn drin stand und sie offensichtlich nur mit dem Strom schwimmt? Zum Beispiel gibt es in WoW kein Genderlock. Und Jaina Proudmoore ist sicher kein Prinzesschen in Nöten.^^
Stimmt, das ist ja ein “Argentinien”-Problem…
Ist es denn ein Valorant-Problem?
Oder ist es erst in letzter Zeit so?
Ich spiele schon immer mindestens zu 50% einen weiblichen Avatar in Spielen, ich wurde so weit ich mich erinnere nie angebaggert, gemobbt oder ausgeschlossen. Und ich kenn auch niemanden der so reagieren würde.
Lassen wir mal aussen vor, dass die Studie wahrscheinlich sowieso mit einem festen Ergebnis gemacht wurde..
weiblicher Avatar =/= weibliche Stimme im Sprachchat
Aber ja, das Problem gibt es freilich NUR in anderen Ländern/Regionen (“Die sind halt nicht so offen wie wir“) und solche Versuche werden selbstverständlich “absichtlich” so gedreht, dass es zu solchen Reaktionen kommt und das “gewünschte Ergebnis” zu erhalten…
Also als Frau würde ich dann einfach nen Voicechanger benutzen der mich wie ein Mann klingen lässt…
Damit wird das falsche Signal gesendet. Warum sollte ich als Frau mich als Mann ausgeben müssen, nur damit ich ernst genommen werde in Spielen? Es sollte überhaupt keine Rolle spielen, was für ein Geschlecht deine Mitspieler haben.
Richtig, ich werde nie verstehen warum Männer so reagieren. Ego?