Viele der MMORPG-Platzhirsche wie WoW oder EVE Online begleiten uns schon über Jahrzehnte, doch was ist eigentlich mit den Games, die nicht das Glück hatten? Wir haben für euch einmal nachgeschaut, welche MMORPGs am schnellsten wieder dicht machen mussten.
Wie ist die Liste entstanden? Die Auswahl der aufgeführten Titel beruht auf dem Release-Datum und auf dem Datum, an dem die Server abgeschaltet wurden. Dabei konzentrieren wir uns auf Titel, die auch tatsächlich offiziell erschienen sind. Early-Access-Spiele fallen somit aus unserer Wertung heraus.
Platz 5 – Tabula Rasa
Entwickler: NCSoft | Release: 2. November 2007 | Abschaltung: 1. März 2009
Was ist das für ein Spiel? Bei Tabula Rasa handelte es sich um ein klassisches MMORPG in einem Sci-Fi-Setting. Aliens hatten dabei die Erde überfallen und die überlebenden Menschen mussten sich auf andere Planeten retten, und hoffen, nicht eingeholt zu werden. Natürlich gab es aber auch dort Gefahren, die ihr bewältigen musstet.
Dabei hat das MMORPG auf Tab-Targeting-Kämpfe und ein klassisches Klassensystem mit Holy Trinity aus Tank, Heiler und Schaden gesetzt. Wenn ihr ein höheres Level erreicht habt, konntet ihr eure Klasse außerdem weiter spezialisieren. Ähnlich wie es in aktuellen NCSoft-Titeln wie Guild Wars 2 der Fall ist.
Besonders an dem Spiel war, dass es von Ultima-Erfinder Richard Gariott entwickelt wurde. Dieser hatte Electronic Arts verlassen und baute Tabula Rasa für NCSoft, was dem Spiel letztlich aber zum Verhängnis werden sollte.
Den Trailer für das Spiel könnt ihr hier sehen:
Warum ist das Spiel tot? Das hatte zwei verschiedene Gründe. Zum einen kündigte Richard Garriot im November 2008 an, also rund ein Jahr nach Release des MMORPGs, an, NCSoft aufgrund diverser Unstimmigkeiten zu verlassen. Ohne den kreativen Kopf hinter dem Spiel, sah man beim Publisher scheinbar kaum noch Grund, den Titel fortzuführen.
Das andere Problem waren wohl die Zahlen. Laut NCSoft blieb Tabula Rasa, was die Spielerzahlen und Umsätze angeht, weit hinter den Erwartungen zurück. Am 1. März 2009 wurde das MMORPG dann, nach nur 15 Monaten Laufzeit, heruntergefahren und für immer abgeschaltet.
Platz 4 – Bless Online
Entwickler: Neowiz | Release: 20. Mai 2018 | Abschaltung: 9. September 2019
Was ist das für ein Spiel? Wer in den letzten Jahren interessiert in der MMORPG-Szene unterwegs war, rümpft bis heute die Nase, wenn der den Namen Bless Online sieht. Während das Spiel an sich ein gutes Konzept hatte und als große Hoffnung aus Asien galt, ist rundherum sehr vieles schiefgelaufen.
In Bless Online solltet ihr eine Klasse wählen und euch mit schnellen Action-Combat-Kämpfen durch diverse Quests, eine Story und ein ausgeklügeltes PvP-System kämpfen. In letzterem stand der Krieg zweier verfeindeter Nationen im Mittelpunkt. Dabei solltet ihr Ressourcen sammeln und Missionen absolvieren, um eure Fraktion zu unterstützen.
Das Spiel hatte eine lange Entwicklungsphase, da verschiedene Betas immer wieder negative Reviews bekamen und einzelne Mechaniken wieder und wieder angepasst werden mussten. Nach einigen Verzögerungen erschien das MMORPG dann aber am 20. Mai 2018 offiziell auf Steam.
Hier seht ihr den Trailer zum Spiel:
Warum ist das Spiel tot? Das MMORPG wurde ursprünglich als Buy2Play-Titel beworben und erschien auch so. Ihr musstet euch das Spiel also kaufen, um es zu zocken. Zusätzliche hatte Bless Online einen umstrittenen Ingame-Shop, der zumindest teilweise auf Pay2Win-Inhalte setzte.
Kurz nach dem Release entschied man sich dann aber doch dazu, Bless zu einem Free2Play-Titel zu machen, was viele Fans verärgerte, die das Spiel bereits gekauft hatten. Des Weiteren enttäuschte das Spiel auch auf Seiten der Technik und der Features.
So hatte es auch nach der langen Entwicklungszeit noch zahlreiche Bugs und versprochene Features fehlten in der Release-Version völlig. Als mit Bless Unleashed ein neues MMORPG mit ähnlichen Assets für die Konsole angekündigt wurde, wurden die Server von Bless Online immer leerer, bis sie im September 2019 final abgeschaltet wurden.
Bless Unleashed wiederum läuft noch und feierte 2021 sogar seinen Release auf dem PC. Obwohl sich das Spiel den Namen und eine Handvoll Assets teilt, haben die MMORPGs aber wenig miteinander zu tun. Zwar gab es auch bei Unleashed Pay2Win-Vorwürfe, doch das Game steht wesentlich besser da, als Bless Online.
Platz 3 – Chronicles of Spellborn
Entwickler: Spellborn International | Release: 27. November 2008 | Abschaltung: Juli 2009
Was ist das für ein Spiel? Chronicles of Spellborn bot für damalige Verhältnisse eine relativ neue und wenig genutzte Mechanik in einem MMORPG. Rüstung und Waffen hatten dabei nämlich keinerlei Auswirkungen darauf, wie stark euer Charakter tatsächlich ist.
Sämtliche Ausrüstung diente in diesem Spiel nur einem kosmetischen Zweck, während die Kraft eures Charakters letztlich über die Ausbaustufen eurer Skills definiert wurde. Abseits von dieser neuen Mechanik fand man in Chronicles of Spellborn dann aber gewöhnliche MMORPG-Kost.
Diese bestand größtenteils aus vielen Fetch-Quests, einer offenen Welt mit Endzeit-Szenario, 9 verschiedenen Klassen, die in einer Holy Trinity gemeinsam funktionierten und in zwei Völkern zur Verfügung standen. Auch wenn ihr dabei keine Ausrüstung gefarmt habt, musstet ihr trotzdem Monster töten und grinden, um eure Skills aufzuleveln.
Einen ersten Einblick in das Gameplay könnt ihr hier sehen:
Warum ist das Spiel tot? Hinter dem Ende von Chronicles of Spellborn steht kein wirklich spektakulärer Grund. Es hatte schlichtweg nicht genug Spieler, um die Kosten des Publishers zu decken. Das Game setzte auf ein Abo-Service und war mit monatlichen Kosten versehen, weswegen auch wenig neue Fans in das MMORPG kamen.
Ebenfalls war die Konkurrenz damals ein wenig weiter, was Technik und Gameplay angeht. So ging Chronicles of Spellborn schlichtweg unter und schaltete die Server in Europa bereits im Juli 2009 wieder ab. In Amerika versuchte man eine Umstellung auf Free2Play, welche aber auch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Auch die amerikanischen Server gingen im August 2010 letztlich offline.
Allerdings hat das Spiel bis heute einige eingesessene Fans, die das MMORPG mit dem Projekt Chronicles of Spellborn – Reborn zurückbrachten. Auf diesem Fanserver könnt ihr noch heute kostenlos zocken und einen Blick in das MMORPG werfen.
Auf der nächsten Seite geht es mit Platz 2, 1 und einem Sonderfall weiter.
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Ihr habt das MMORPG zu Magic the Gatering vergessen. Das lief auch nur einige Monate.
Hi, ich glaube, du meinst Magic: Legends? Das Spiel ist zwar nach 7 Monaten geschlossen worden, kam aber nie offiziell heraus. Das MMORPG wurde schon in der offenen Beta geschlossen. Unsere Liste enthält aber, wie beschrieben, nur Titel, die einen vollen Release hatten. 🙂
Hab noch die Münze von Tabula Rasa aktuell vor mir auf dem Schreibtisch liegen
Um Tabula Rasa weine ich heute noch. An sich waren viele Ideen dort gut angedacht, aber letztlich am Ende bzw. im fast fehlenden Endgame nicht umgesetzt worden. Bis heute habe ich z.B. kein anderes MMORPG gesehen und gespielt, in dem die Gegner nicht einfach so aus dem Nichts wieder in der Welt respawned sind. Bei Tabula Rasa buddelten sich die Gegner z.B. aus dem Boden, wurden von Transportflugzeugen gebracht oder von Robotern zusammengebaut. Das war echt sehr atmosphärisch und cool gemacht.
Auch Richard Garriott hatte großen Anteil daran, dass das MMORPG am Ende eingestellt wurde. Es hat es permanent schlecht geredet und am Ende sogar noch 24 Millionen USD eingeklagt und bekommen. An diesem Punkt war er bei mir durch und bis heute lange ich aus Prinzip kein Richard Garriott-Spiel mehr an.
Geht mir genauso. Tatsächlich glaube ich keine Sekunde, dass es zu wenig Spieler gab. Die Server kamen mir bis zum Schluss recht voll vor.
Und selbst wenn, ist vermutlich auch daran die Großkotzigkeit von Richard Garriot schuld, der überall im Spiel damals “Ich-bin-der-größte-Austronaut-der-Geschichte”-Statuen aufstellen ließ. Nur weil er genug Kohle von den Tabula Rasa-Spielern (und anderen) abgezockt hat, um sich das leisten zu können.
Vermutlich das Vorbild für die Dankesbekundungen von Jeff Bezos an die Amazon-Kunden und -Mitarbeiter.
Ich hätte verdammt gerne die eigentliche Geschichte zu Ende erfahren, die für mich bis zum Ende (der Server) ziemlich mysteriös geblieben ist.
Davon Mal abgesehen, dass das vermutlich der erste MMO-Shooter war und mir trotzdem extrem viel Spaß gemacht hat.