Im E-Sport von League of Legends dominierte über Jahre die höchste Profi-Liga, die LEC, das Geschehen in Europa. Doch 2022 machen die „regionalen Ligen“ von sich reden. Hier in Deutschland spricht man plötzlich über die Prime League mit dem Team „Eintracht Spandau“ des YouTubers HandofBlood. Aber das ist kein Einzelfall: In Frankreich und Spanien laufen ganz ähnliche Projekte und treiben die neuen Regionalligen an.
So war es über Jahre:
- LoL bestand lange Jahre vor allem aus den 4 großen Profi-Ligen: der LCK und LPL in Asien, der LCS in Nordamerika und der LEC hierzulande. In der LEC spielten deutsche Teams wie Schalke oder SK Gaming im Mittelfeld, während die Spitzenteams G2 und Fnatic unter sich die Meisterschaften ausmachten. Bei der WM gewann dann aber trotzdem ein Team aus Asien.
- Es gab auch andere ausländische Ligen und kleinere Regional-Ligen, die haben aber nur wenige so richtig interessiert. Dort spielten unter anderem Nachwuchs-Teams der Profi-Organisationen.
- Alles unterhalb der 1. Liga wirkte unübersichtlich und chaotisch. Es hatte offenbar nicht die nötige „Wertigkeit“ und verblasste gegen die ersten Ligen. So richtig attraktiv war das Umfeld für Sponsoren offenbar auch nicht – Konzerne jagten ihr Geld lieber in die “großen Teams.”
Riot strukturiert im Oktober die europäischen Regional-Ligen um
Was hat sich geändert? Oktober 2021 gab Riot Games eine Initiative bekannt, um die „europäischen Regionalligen“ aufzuwerten.
Im Wesentlichen ging man auf 5 „anerkannte“ Ligen runter:
- die Superliga in Spanien
- die LA Ligue Franicse (LFL) in Frankreich
- die Prime League für Deutschland, Österreich und die Schweiz
- die Ultraliga für Polen, Litauen, Lettland und Estland
- die „Northern League of Legends Championship” für Großbritannien, Irland, Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und Island
Diese Ligen wollte Riot Games stärker unterstützen, koordinieren, promoten, sie mit Sponsoren zusammenbringen und so ein besseres Umfeld schaffen.
Die Aufwertung hatte offenbar ein klares Ziel: Man wollte die Ligen für die Teams und für Investoren attraktiver gestalten, mehr Zuschauer generieren, sie stärker fördern und einbinden (via lolesports). Die Ligen sollten relevanter werden, nicht nur den Unterbau für die Profi-Liga stellen, wo Nachwuchsteams spielen, sondern sie sollten für sich selbst funktionieren können.
3 “Super-Teams” mit YouTubern, Twitch-Streamern und Fußballstars entstehen
Was ist der Glücksfall? Das Spannende ist, dass in Spanien, Frankreich und Deutschland innerhalb von wenigen Monaten drei große und prominente Teams entstanden sind. Offenbar auch weil dieses Umfeld jetzt besser passt:
- Hier in Deutschland hat der populäre YouTuber HandofBlood 2021 das Team „Eintracht Spandau“ gegründet, das 2022 die Prime League dominiert und aktuell auf Platz 1 steht.
- In Frankreich entstand im November 2020 das Team „Karmine Corp“ von zwei Twitch-Streamern. Die haben sich mit „Rekkles“ für 2022 einen legendären Star der LEC geholt und stehen aktuell auf Platz 2 in Frankreich.
- In Spanien hat einer der größten Twitch-Streamer der Welt, Ibai (9,6 Millionen Follower Twitch) gemeinsam mit Fußball-Star Gerard Pique im Dezember 2021 das Team KOI gegründet: Die stehen in Spanien auf Platz 3.
Plötzlich haben die Regional-Ligen in LoL viel Reichweite
Was ist daran so besonderes? Diese 3 Teams sind alle „Publikums-Lieblinge“, die ihre Ligen extrem pushen und für Aufmerksamkeit sorgen.
- Das Team KOI hat in Spanien bereits 450.000 Follower auf Twitter – und das bei einem Zweitliga-Team. Die durchschnittlichen Zuschauerzahlen der Liga sind um 50% auf Twitch gestiegen.
- Karmine Corp. ist in Frankreich so ein Bringer, dass die Übertragungen der LFL explodiert sind. Die französische Liga gilt aktuell als der große Gewinner in LoL. „Otplol_“, der französische Kanal auf Twitch, hat seine gesehenen Zuschauerstunden im Vergleich zum Vorjahr um 384% erhöht.
- Und auch HandofBlood ist mit seinem Projekt „Eintracht Spandau“ in Deutschland enorm erfolgreich. Das YouTube-Video „Ich gründe ein E-Sport-Team“ hat über 925.000 Aufrufe. Die Zuschauerschaft der Prime League ist um 20% gestiegen.
Star-Influencer kehren zu ihren Wurzeln zurück
Wie ist das passiert? Alle 3 Influencer hinter ihren Teams haben ihre Karriere mit League of Legends begonnen. HandofBlood und Ibai sind dann im Laufe der Jahren zu riesigen Influencern in ihren Ländern geworden und haben jetzt offenbar die Möglichkeit gesehen, unter den neuen Bedingungen wieder zu ihren Wurzeln zurückzukehren.
Der Vorteil ist, dass sie jetzt über die Mittel und Reichweite verfügen, „ihre“ LoL-Teams groß aufzuziehen.
HandofBlood sucht etwa direkt die „Nähe“ vor Ort und will einen Bezug von seinem Team zu den Fans herstellen.
Während die Profi-Teams der LEC oft weit weg wirken und so, als gehörten sie gar nicht zu einem Land, sondern seien durch und durch „europäische Teams“ haben die neuen Mannschaften und Regionalligen jetzt viel mehr einen lokalen Flair.
Das ist ein erstaunliches Zeichen, dass auch ein derart etablierter E-Sport wie League of Legends 2022 noch neue Akzente setzen und Zielgruppen gewinnen kann. Interessant wird sein, wie sich das Konzept in den nächsten Jahren entwickelt, denn die “neuen” Teams drängen offenbar in die 1. Liga.
Warum jemand wie Rekkles in die 2. Liga wechselte, erklärte er selbst in einem Interview:
LoL: Einer der größten Spieler Europas wechselt in die 2. Liga – „Will nicht mehr dieser Typ sein“
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