Twitch-Streamerin wird in ihrem Haus geswattet und verhaftet – Bringt daraufhin Hass-Forum zu Fall

Twitch-Streamerin wird in ihrem Haus geswattet und verhaftet – Bringt daraufhin Hass-Forum zu Fall

Die Twitch-Streamerin Clara „Keffals“ Sorrenti (28) setzt sich für die Rechte von Transgender-Menschen ein. Dafür wird sie regelmäßig angefeindet. Vor etwa einem Monat wurde sie in ihrem Haus in Kanada geswattet und verhaftet. Daraufhin startete sie eine Kampagne, um das Forum „Kiwi Farms“ zu Fall zu bringen. Jetzt feiert sie den Sieg.

Das ist Keffals:

Twitch tritt für Diversität ein, ein Thema, das Konflikt-Potential birgt:

Das passierte, als Twitch eine Frau in den Sicherheitsrat berief, die sich wie ein Reh verhielt

Streamerin wird wegen gefakter E-Mail zu Hause von der Polizei verhört

Das ist der neueste Konflikt:

Vor etwa einem Monat wurde die Twitch-Streamerin das Ziel einer Hetz-Kampagne. Die Seite Polygon berichtete, Keffals sei am 5. August in ihrem Zuhause in London, Ontario, „geswatted“ und verhaftet worden (via polygon). Keffals sagt, sie wurde wach und sah in den Lauf einer Waffe.

Jemand hatte eine falsche E-Mail gesendet und im Namen von Keffals Leute bedroht. In der E-Mail hieß es, Keffals habe ihre Mutter getötet und plane mit einer illegalen Schusswaffe in die Stadthalle zu gehen und dort Leute zu verletzen.

Man geht davon aus, dass diese Kampagne im berüchtigten Forum „Kiwi Farms“ ihren Ursprung hatte: Kiwi Farms gilt als „Hass-Forum“.

Was ist Swatting? Bei einem Swatting-Vorfall wird die Polizei unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen (etwa einer Geiselnahme-Situation) alarmiert und zu der Adresse des Swatting-Opfers geschickt. Die Idee ist, dass die Polizei das völlig überraschte Swatting-Opfer überwältigt, um eine Straftat zu vereiteln. Swatting ist keinesfalls ein Telefonstreich, sondern ein todernste Sache. Bei Swatting sind schon Personen gestorben, Täter gingen dafür ins Gefängnis.

So rächte sich die Twitch-Streamerin: Keffals konnte mit ihrer Community so viel Druck ausüben, dass der Service-Provider CloudFlare seine Unterstützung für das Forum zurückzog (via cloudflare) und es jetzt so aussieht, als muss das Forum schließen und als bleibt es auch permanent offline.

Keffals feiert mit ihrer Community auf Twitter diesen Erfolg.

https://twitter.com/keffals/status/1566967200027758597

Deutschland wird für „hartes Durchgreifen“ gegen Cybermobbing gelobt

Das ist aus deutscher Sicht interessant: Am 6. September teilte Keffals 4 Nachrichten einer deutschen Frau, die sie als eine der Nutzerinnen von „Kiwi Farms“ ausgemacht hat (via twitter).

Die Frau teilt einen vermeintlichen offiziellen Brief der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Laut des Dokuments vom 21. August 2022 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen sie eröffnet.

Die Vorwürfe sind:

  • Cybermobbing
  • Cyberstalking
  • Hacking
  • Drohung
  • Hassrede
  • Verfolgung von Minderheiten

Keffals teilt auch Chat-Verläufe: So wurde die Frau gefragt, ob sie wegen Cybermobbing im Fall des deutschen YouTubers „Drachenlord“ belangt werde. Sie antwortete aber „Nein, wegen Keffals.“

Bremer Polizist reagiert völlig falsch auf Anzeige einer Twitch-Streamerin

Berliner Jura-Professorin hält Dokument für Fake

Was ist das Problem mit diesem Post? Der Beitrag, den Keffals teilt, wird von Twitter-Nutzern als Zeichen für die Strenge der deutschen Justiz gesehen und dass in Deutschland gegen Cybermobbing hart durchgegriffen wird – im Gegensatz zu den laxen Gesetzen anderswo.

Allerdings scheint das aus deutscher Sicht eine Lesart zu sein, die wir schwer nachvollziehen können. Denn aus Deutschland wurden immer wieder Fälle bekannt, in denen eben nicht gegen Cybermobbing durchgegriffen wurde:

  • So wurde viel diskutiert, dass sich die Grünen-Politikerin Renate Künast übelste Beleidigungen im Netz gefallen lassen musste, weil selbst diese Beleidigungen noch unter die Meinungsfreiheit fielen. Künast musste ihr Recht beim Bundesverfassungsgericht einklagen.
  • Eine große Recherche des ZDF Magazin Royale im Mai 2022 ergab, dass die deutsche Polizei in vielen Fällen beim Verfolgen von Straftaten im Internet versagt hatte (via youtube).

So entlarvt denn auch die Jura-Professorin Dr. Kirstin Drenkhahn aus Berlin, den Brief als wahrscheinlichen Fake: Die Formulierungen stimmten nicht, die Formalien wären ebenfalls nicht korrekt.

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Aber selbst die Professorin versteht nicht, warum jemand so ein Schreiben fälschen sollte.

Der Hass und das Cybermobbing des YouTubers “Drachenlord” ist ein sehr spezielles und gruseliges deutsches Internet-Phänomen:

YouTube-Kanal von Drachenlord gelöscht: Hater jubeln: „Besiegt“ – Aber er sagt: „Geh ich halt auf TikTok“

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