Im Rahmen von Find Your Next Game wollen wir euch Spiele vorstellen, in die ihr viele Stunden stecken könnt und die ihr vielleicht nicht so auf dem Plan habt. Nur passen müssen sie natürlich. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus dachte sich deswegen, er stellt euch einfach mal 2 seiner Lieblingsspiele vor, die überhaupt nichts mit Online-Gaming zu tun haben und die ihr sicher nicht kennt.
Könnt ihr euch vorstellen, mit Freunden zusammenzuspielen, ohne durch einen Bildschirm getrennt zu sein? Und nein, es geht hier nicht um Offline-Games und Couch-Koop-Spiele. Ich spreche von Brettspielen.
Ja, genau das, was eure Eltern früher schon gespielt haben und was euch als Kind furchtbar langweilig vorkam. Aber Brettspiele haben sich weiterentwickelt. Heute gibt es eine Vielzahl von Brettspielen, die ganz anders sind, als ihr sie euch vorstellt.
Kooperative Brettspiele lassen euch mit euren Freunden spielen, statt gegen sie. Kein Konkurrenz-Gedanke, keine zerstörten Freundschaften, sondern ein fröhlicher Abend gemeinsam mit einem Spielbrett, Würfeln und Figuren.
Zwei davon haben sich als unsere Lieblinge in meinem Freundeskreis herausgestellt: Arkham Horror und Villen des Wahnsinns, beide in Deutschland von Asmodee verlegt. Heute will ich euch zwei meiner Lieblingsspiele vorstellen, euch erklären, warum sie so gut sind und was zum Teufel sie auf einer MMO-Website verloren haben.
Brettspiele sind so etwas wie analoge MMOs
Warum sollte mich das hier interessieren? Arkham Horror, Villen des Wahnsinns und viele andere kooperative Brettspiele erfüllen die gleichen Kriterien wie schon Online-Koop-Spiele und MMOs:
- ihr könnt sie mit Freunden spielen
- es geht um das Zusammenspiel, nicht um das Gegeneinander
- Absprache und Kommunikation führen zum Ziel
- sie haben einen hohen Wiederspielwert
Sogar Mechaniken wie Klassen, Charakterbögen und Loot gibt es in den Spielen. Streng genommen stammen diese Features ohnehin aus dem „Tabletop“-Genre. Die Brettspiele sprechen also die gleichen Interessen an wie Online-Koop-Games.
Dass es sich dabei um die „besten“ Koop-Spiele handelt, sage ich nicht einfach so daher. Müsste ich zwischen Arkham Horror und einem Online-Koop-Spiel mit den gleichen Mitspielern wählen, würde ich immer zum Brettspiel greifen.
Was macht die Spiele besser? Ihr spielt sie schlicht in einer anderen Atmosphäre. Statt alleine vor dem Rechner zu sitzen oder in einen Bildschirm zu starren, sitzt ihr euren Mitspielern gegenüber. Das schafft Nähe und sorgt für eine intimere Stimmung.
Gegen große Gefahren anzutreten, schweißt zusammen und man kann über Fehler viel besser lachen, wenn man sieht, wie sich der Gegenüber über seinen Fehler schämt. Kein Grund, gleich zu „tilten“.
Brettspiele sind schlichtweg weniger toxisch, vor allem mit den richtigen Spielern. Schließlich sucht man sich seine Freunde im „Real Life“ dann doch im Regelfall sorgfältiger aus als bei der zusammengewürfelten Truppe online.
Brettspiele gegen das Spiel – Nicht gegen die Spieler
Was sind das genau für Spiele? Villen des Wahnsinns und Arkham Horror spielen beide innerhalb des Cthulhu-Mythos vom amerikanischen Autor H.P. Lovecraft. Zusammen mit Freunden, oder auch alleine, müsst ihr als Ermittler Geheimnisse lüften und Rätsel lösen.
Ihr werdet unter anderem in die düstere Stadt Arkham und andere Gebiete zum Anfang des 20. Jahrhunderts geschickt und müsst gegen dunkle Mächte und die „Großen Alten“ antreten.
Sie haben jedoch ein Problem: entweder schlafen sie und träumen, oder sie sind noch gar nicht wirklich bei uns angekommen. Immer wieder finden sich Kulte zusammen, welche versuchen, die Götter aus ihrem Schlaf zu wecken oder in unsere Welt zu bringen. Ihr sollt das in den Brettspielen verhindern.
Zum Spielen sucht ihr euch einen Charakter mit besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten aus. Idealerweise hat euer Team eine gute Mischung aus Muskeln und Grips. Aber jede Kombination bringt Abwechslung ins Spiel und sorgt für eine neue Dynamik.
In der Gruppe sucht ihr dann nach Hinweisen auf ein zuvor ausgewähltes Abenteuer und versucht, eine gestellte Aufgabe zu lösen. Dabei interagiert ihr mit NPCs, erledigt zusätzliche Aufträge und besiegt Gegner im Kampf.
Villen des Wahnsinns verändert sich beim Spielen
Wie läuft eine Runde in Villen des Wahnsinns ab? Ihr beginnt in einem einzelnen Raum in einer Villa, einem Museum oder einem anderen Ort, zu dem ihr eingeladen wurdet. Jemand fragt euch nach Hilfe bei einem Problem, welches ihr als Ermittler lösen sollt – eine verschwundene Person, ein Mord oder Ähnliches.
Euer Ziel ist es, die Umgebung zu erkunden und Hinweise zu finden, um das Rätsel zu lösen. Dazu stehen euch verschiedene Aktionen offen, wie:
- Bewegung und Erkundung
- Aufsammeln und Tauschen von Items
- Kampf mit verschiedenen Waffen und sogar Magie
Eure Aktionen pro Runde sind begrenzt, weswegen ihr euch genau abstimmen müsst, wer gerade was erledigen soll. Am Ende jeder Runde ist das Spiel dran und es passiert etwas. Es tauchen etwa Gegner auf oder ihr erlebt Horror-Episoden. Wenn es sich anfühlt, als würden plötzlich Insekten unter eurer Haut krabbeln, geht das an die geistige Gesundheit.
Kämpfe und andere „Proben“ werden mit speziellen Würfeln entschieden. Diese zeigen an, ob ihr Erfolg habt oder eben nicht. Die Werte eures Charakters in Eigenschaften wie Geschick oder arkanes Wissen helfen euch bei entsprechenden Proben. Jeder ist ein Spezialist in mindestens einem Bereich.
Was macht Villen des Wahnsinns so besonders? Als Besonderheit setzt Villen des Wahnsinns auf eine Begleit-App, die ihr mit dem Laptop, Tablet oder Smartphone mitlaufen lasst. Diese erzählt euch die Geschichte, bestimmt die Ereignisse in der Runde und sorgt sogar für musikalische Untermalung.
Was noch wichtiger ist: die App bestimmt, wie euer Spielfeld aussieht. Denn in Villen beginnt ihr mit einem einzigen Bauteil des Plans und baut von diesem aus immer weiter. Ihr entdeckt die Karte also erst beim Spielen.
Dabei kann es sogar vorkommen, dass Räume blockiert werden oder sich Feuer ausbreitet. Je nach Abenteuer werden einzelne Räume oder sogar die ganze Karte verschoben oder neu ausgerichtet. Dadurch könnt ihr immer wieder anders an ein Abenteuer herangehen und es wieder spielen.
Villen des Wahnsinns bietet zudem haufenweise Erweiterungen. Die meisten davon kommen mit neuen Ermittlern und Abenteuern, einige mit neuen Bauteilen. Über die App lassen sich zudem neue Abenteuer per DLC kaufen, falls ihr alles andere schon geschafft habt.
Das Grundspiel sowie die Erweiterungen kommen dazu mit plastischen Figuren, die ihr über das Spielfeld bewegen könnt. Das macht die Welt greifbarer und lässt euch tiefer in die Story eintauchen.
Arkham Horror spielt sich wie ein Koop-Strategiespiel
Wie läuft eine Runde in Arkham Horror ab? Nachdem ihr ein Abenteuer ausgesucht habt, baut ihr das Spielfeld dem Plan entsprechend auf. Nach dem Start lest ihr die Geschichts-Karten vor. Dadurch wird erklärt, was eigentlich genau los ist. Euren Auftrag müsst ihr jedoch mehr oder weniger erraten – schließlich seid ihr Ermittler und sollt herausfinden, was eigentlich gerade in der Stadt passiert.
Dabei entwickelt sich die Story immer weiter und die Welt wird zunehmend gefährlicher. Selbst, wenn ihr auf einem guten Weg zu sein scheint, kann das Glück in einer Runde kippen und ihr steht kurz vor der Niederlage.
Ziel ist es, „Hinweise“ zu finden und „Verderbnis“ zu verhindern. Die Geschichte entwickelt sich je nachdem, wie viele Hinweise ihr findet oder wie weit die Verderbnis fortgeschritten ist. Wie in Villen des Wahnsinns könnt ihr verschiedene Aktionen in eurer Runde ausführen:
- Bewegung durch die Stadt
- Geldbeschaffung und Tausch von Gegenständen
- Kampf gegen Monster und Gegner
Nach eurem Zug habt ihr die Möglichkeit, mit dem Ort, an dem ihr euch befindet, zu interagieren. Seid ihr in einem Laden, könnt ihr einkaufen. Seid ihr in der Nähe eines Hinweises, könnt ihr versuchen, diesen zu erlangen.
Am Ende einer Runde werden außerdem „Ereignis-Marker“ gezogen und bestimmen, was als nächstes passiert. Zu den Ereignissen zählen:
- Hinweise, die auftauchen
- Verderbnis, die sich ausbreitet
- auftauchende Monster
- „Schlagzeilen“, die im Regelfall dafür sorgen, dass ihr alle wahnsinniger werdet
Was macht Arkham Horror so besonders? Anders als Villen des Wahnsinns setzt Arkham Horror auf ein „größeres“ Spielfeld. Ihr braucht zwar weniger Platz und weniger Bauteile, aber spielt dafür in einer ganzen Stadt und nicht nur in einem einzelnen Haus, Tempel oder Ähnlichem.
Ihr müsst immer die ganze Stadt im Blick haben und euch absprechen, wer welchen Bereich abdeckt. Entscheidet dabei, wer etwa die Aufgabe hat, Gegner zu besiegen, Verderbnis zu beseitigen oder Hinweise zu beschaffen.
Sogar das Verlieren macht Spaß
Die Spiele klingen kompliziert und das sind sie auch. Erst beim Spielen werdet ihr verstehen, wie genau sie funktionieren, aber genau das gehört schon zum Spielprinzip dazu. Das bedeutet aber auch: ihr werdet oft verlieren.
In unseren sicherlich 40 Spielrunden haben wir vielleicht 10-mal gewonnen. Selbst nach über 60 Stunden schaffen wir ein neues Abenteuer selten beim ersten Anlauf, zumindest nicht, ohne zu schummeln.
Ihr könnt das Spiel verlieren, indem ihr nicht rechtzeitig alle Hinweise findet. Jede Runde steht unter Zeitdruck, auch wenn ihr die ablaufende Zeit nur abschätzen könnt. Das sorgt für ein stetiges Gefühl der Getriebenheit, die das Horror-Szenario ergänzt.
Außerdem können eure Ermittler sterben, wenn sie Lebenspunkte oder „geistige Gesundheit“ verlieren. Besonders interessant: werdet ihr in Villen des Wahnsinns „wahnsinnig“, kann sich eure Siegbedingung ändern.
Ihr könnt dann etwa das Verlangen bekommen, eure Mitspieler auszurauben oder Feuer zu legen. Das sind neue Situationen, auf welche sich die ganze Gruppe einstellen muss. Meist führen sie zur Niederlage für das Team, aber das ist die Herausforderung der Spiele.
Ideal für Fans von Koop und Horror
Für wen sind die Spiele interessant? Jeder, der gerne Koop-Spiele online zockt und eine feste Gruppe für so etwas hat, sollte seine Freunde mal zum Brettspiel-Abend überreden. Besonders, wenn ihr auf Spiele mit viel Kommunikation und gemeinsamer Planung steht, wie etwa Left 4 Dead, GTFO oder auch Schlachtzüge und Dungeons in MMOs, lohnt sich ein Blick.
Durch das Setting werden außerdem Fans von beklemmenden Horror-Spielen angesprochen. Zwar habt ihr durch fehlende grafische Effekte weniger düstere Stimmung und keine „Jump Scares“. Aber wer gerne Bücher wie die Cthulhu-Saga liest, der wird auch mit den Spielen glücklich.
Für den Einstieg ist vermutlich Arkham Horror besser geeignet, da es etwas simpler zu spielen ist. Mehr Abwechslung und Wiederspielwert bietet jedoch Villen des Wahnsinns. Das ist dafür auch komplexer. Der Nachteil an den Spielen ist jedoch, dass sie recht teuer sind:
- Villen des Wahnsinns kostet je nach Angebot etwa 70 €
- Arkham Horror kostet je nach Angebot etwa 55 €
Dabei sind hier nur die Grundspiele enthalten. Ich persönlich besitze (fast) alle Erweiterungen und für meine gesamte Sammlung habe ich vermutlich über 400 Euro gezahlt.
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Schön das Ihr Artikel zu Brettspielen raus bringt. Es gibt so viele gute “offline” Games.
Wir spielen immer Descent 2. Edition. Eine Kampagne dauert zwar ca. 30 Stunden, aber man kann das chillig immer Samstags/Sonntags zusammen über Wochen verteilt spielen.
Painthobby hat man auch gleich dazu 😅
Gibt schon gute Co-Ops, und Villen des Wahnsinns gehört zu den besten. Ich würde auch (wie einer der ersten Poster weiter unten) für zukünftige Artikel noch Eldritch Horror ergänzen. Außerdem gibt es noch die Welten-/Inselerforscher wie Robinson Crusoe, 7Th Continent und Sleeping Gods sowie Strategietitel wie Spirit Island oder Pandemie (Season 0 – 2). Einen weiteren Artikel wären vielleicht auch die Karten Co-Ops wie Arkham Horror LCG, Marvel Champions usw. wert…
Ein Wort: Gloomhaven
Das Spiel ist absolut genial, der beste Offline-Dungeon Crawler den es gibt, kann man gut im Koop spielen und die Szenarien des Hauptspiels bieten schon viele hundert Studen Spielspaß. Selten habe ich so ein gutes Brettspiel gespielt.
Habe ich auch schon auf meiner Wunschliste, wird gekauft sobald ich mehr Platz habe – die ganzen SPieleboxen sind zu groß *g*
Das “Problem” an Gloomhaven ist halt: Man sollte eine feste runde für 30-50 Partien haben. Das braucht man bei den hier im Artikel angesprochenen Games nicht, weil jede Partie abgeschlossen ist.
Das Problem an Gloomhaven ist das es fucking lang dauert bis man mal nen lvl up oder Cash bekommt. Und das es schlecht gebalanced ist. Es ist ein totaler Zeitfresser. Wenn man nicht grad 16 ist und den ganzen Tag Zeit hat wird man auch der Story nicht folgen können.
Darf ich fragen, welche Dungeon Crawler Du sonst noch gespielt hast?
Mir persönlich gefällt das Kampfsystem bei Gloomhaven nicht, ich bevorzuge da Sword & Sorcery oder Descent: Legends of the Dark. Aber das ist, wie geschrieben, natürlich nur eine persönliche Meinung.
Angefangen vor “Urzeiten” mit Hero Quest, Space Hulk und Star Quest. In den letzten Jahren: Zombicide + Erweiterungen, Arcadia Quest, Karak und aktuell gerade Nemesis. Es gibt so viele – Descent kenne ich z.B. noch gar nicht. Danke für die Anregung.
Mir gefällt das Kampfsystem von Gloomhaven ganz gut, es ist mir etwas zu viel “Zufall” dabei, eigentlich bevorzuge ich ein Würfelsystem – aber generell finde ich das Spiel einfach super.
Bei Descent muss man natürlich berücksichtigen, dass es App gesteuert ist. Das gefällt sicherlich einigen Leuten nicht, mir macht es nichts aus.
Wenn du auf Deckbuilding als zusätzliche Mechanik stehst, schau dir mal Tainted Grail an. Das hat uns super angefixt schon nach dem ersten Abend, so sehr, dass wir fast unsere P&P-Runde dafür haben ausfallen lassen. Nettes Gimmick: Man kann “speichern” über einen speziellen Quicksave-Block und das Spielfeld später einfach wieder so aufbauen, wie es war.
Ich bin doch ein wenig verwundert, dass ihr nicht Pen & Paper mit auflistet.
Und Pen & Paper hat Board Elemente je nach System oder auch, was ein guter Dungeonmaster/Spielleiter darstellen möchte.
Fantasie(Phantasie) hat die beste Grafik-Engine.
Alternativ empfehle ich Villen des Wahnsinns Betrayal at House on the Hill.
Hier kann man gegen das Spiel spielen oder ein Mitspieler wird per Zufall zum Gegner. Das entscheidet aber das Spiel.
Ich wollte noch einen Abschnitt über Pen and Paper und vor allem Tabletop-Simulatoren wie Roll20 mit einbauen, aber dann wäre die Übersicht im Artikel einfach komplett föten gegangen. Immerhin spiele ich seit über 10 Jahren D&D und andere Systeme, aber das passte hier leider nicht mehr xP
Packt doch vielleicht noch ein paar Zeilen zu Eldritch Horror mit dazu. Dann habt ihr alle 3 Spiele aus der “Reihe” drin 🙂