Das neue Action-Adventure Black Myth: Wukong ist ein Triumph auf Steam. Aber darüber freuen sich die falschen Leute, glaubt MeinMMO-Autor Schuhmann.
Wer freut sich grade über den Erfolg von Black Myth: Wukong?
- Allen voran triumphiert gerade Mark Kern. Das ist ein Spiele-Entwickler, der Jahre lang kaum eine Rolle spielte, nachdem er Blizzard und WoW im Jahr 2005 verlassen hatte und als Game-Director des MMOs Firefall gescheitert war. Kern wurde 2013 als CEO entlassen. Mitarbeiter kritisierten seinen Führungsstil.
- Seit einigen Jahren ist Kern auf Twitter als „Grummz“ unterwegs. 2016 machte er sich zu einem Vorreiter für Privat-Server zu WoW. In den letzten Jahre kritisiert er andere Spiele-Entwickler und die angebliche „woke, linke Gaming-Presse“. So meckerte er über den Starfield-Launcher oder rief zum Boykott von Blizzard wegen der Blitzchung-Affäre auf.
- Jetzt inszeniert er sich als Advokat für Black Myth: Wukong und feiert den Erfolg des Spiels auf Steam. Kern wird dabei häufig von Gaming-Streamer Asmongold flankiert, der auf dessen Tweets eingeht und ihnen zusätzliche Reichweite verleiht.
Kern behauptet. Die westliche Presse wollte Ruf vom Studio hinter Black Myth: Wukong ruinieren
Das ist die These von Mark Kern: Kern glaubt, der Erfolg von Black Myth: Wukong gibt ihm recht. Denn er behauptet, die „westliche Presse“ hätte sich zusammengetan, um das Spiel schon im Vorfeld zu sabotieren, weil es nicht „woke“ genug sei.
Als Beweis zieht er einen IGN-Artikel aus dem November 2023 heran, in dem die Geschichte des Studios Game Science kritisch beleuchtet wurde.
Zudem stellte er ein Review der Seite ScreenRant kritisch heraus, die Black Myth: Wukong mit 60 % bewerteten und als einen von mehreren Kritikpunkten mangelnde Diversität anführten. Damit trat Kern eine Hasswelle auf X, ehemals Twitter, los. Als die Seite den Bericht anonymisierte, frohlockte Kern: Weder Autorin noch ScreenRrant würden „hinter ihrem Bericht stehen.“
Kern glaubt jetzt: Der riesige Erfolg von Black Myth: Wukong auf Steam beweise, dass ein Spiel ohne „politische Korrektheit“ ein riesiger Erfolg sei – obwohl die westliche Presse versucht habe, das Spiel zu beschmutzen.
Kern vertritt eine reine US-zentrische Sicht, die nichts mit der Realität zu tun hat
Was spricht gegen seine These? Zum einen hat die „westliche Gaming-Presse“ nicht versucht, Black Myth: Wukong zu Fall zu bringen. Das Review von Screen Rant war zum Zeitpunkt der Diskussion eines von 54 Reviews, das bei Metacritic gelistet wurde.
Andere Seiten vergaben Wertungen im 80er-Bereich, darunter auch IGN selbst, die das Spiel laut Kern sabotieren wollten. Von einer Stimme auf „die ganze Gaming-Presse“ zu schließen, ist verallgemeinernd und fahrlässig.
Zudem basiert der große Erfolg von Black Myth: Wukong auf Steam auf chinesischen Spielern, wie aktuelle Zahlen zeigen. Das hat mit einer von Kern behaupteten, irgendwie „anti-woken Stimmung“ überhaupt nichts zu tun. Hier wird eine aktuelle Debatte aus den USA als wegweisend für den weltweiten Erfolg eines Spiels gesehen.
Das ist eine US-zentrische und falsche Sicht.
Worauf will er hinaus? Kern sagt:
- Das Studio hinter Black Myth: Wukong liebe seine Spieler und Spiele
- Westliche „AAA“-Studios würden ihre Zuschauerschaft hassen
Erfolg von Black Myth: Wukong beruht offenbar großteils auf China
Woher kommt der Erfolg von Black Myth: Wukong wirklich? Laut Google Trends ist das Interesse an Black Myth: Wukong in China 25-mal höher als in den USA und 33-mal höher als in Deutschland. Gemessen wurden die letzten 7 Tage.
Die Aufschlüsselung der Reviews nach Sprachen zeigt, dass Black Myth: Wukong (via tgeproductions)
- 72.107 Reviews in vereinfachtem Chinesisch erhielt – mit einer Ratio von 97 % positiv
- 2.893 Reviews auf Englisch bekam – mit einem Verhältnis von 93 % positiv
- 58 Reviews auf Deutsch erhalten hat – mit einem Verhältnis von 84 % positiv
Also ja, Black Myth: Wukong ist ein großer Erfolg. Das hat aber mit allem, was Kern sagt, wenig zu tun. Die westliche Presse hat in ihrer Gesamtheit weder versucht, den Ruf des Studios zu ruinieren, noch hat der Westen gerade wesentlichen Einfluss auf den Erfolg von Black Myth: Wukong.
Es mag für einen US-Amerikaner schwer zu glauben sein, aber bei Black Myth: Wukong sind die USA und ihre Debatten nicht der Nabel der Welt. Die aktuell großartigen Spielerzahlen von Black Myth: Wukong haben nicht die von Kern behaupteten Ursachen.
Kern definiert: “Wenn Black Myth: Wukong erfolgreich ist, dann zeigt das, dass ich recht habe und sich die westliche Gaming-Presse irrt”, ohne dass es eine rationale Grundlage dafür gibt.
Black Myth: Wukong ist ein chinesisches Spiel, das einen der wichtigsten chinesischen Stoffe überhaupt verarbeitet und ein riesiger Erfolg bei chinesischen Spielern. Da mit Gewalt den politischen Kulturkampf in den USA mit hereinzudrücken und Black Myth: Wukong als “Sieg” für eine Seite zu verbuchen, sorgt für Engagement auf Twitter, aber die Zahlen geben das einfach nicht her.
Welchen großen Einfluss chinesische Spieler auf den Erfolg eines Spiels auf Steam nehmen können, haben wir in anderer Richtung im Juni 2024 bei Elden Ring gesehen: DLC zu Elden Ring hat auf Steam offenbar nur so schlechte Reviews, weil Chinesen nicht schummeln dürfen
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Meine güte der Unsinn wieder. Das war ein verfluchter Test, ein einziger nichts sonst.
Den restlichen Meta-Quatsch kannst dir ehrlich gesagt auch schenken, es gab keine Kampagne.
Super Beitrag. Eine sachliche Auseinandersetzung mit solchen Internetdramen ist der beste Umgang.
Man kann ja auch sehr gut an den derzeitig aktiven Spielerzahlen ablesen, dass der Großteil der Spieler aus Asien kommt. Kaum wird es Abends/Nachts in Asien, sind die Spielerzahlen vorhin massiv von weit über 2 Millionen auf knapp über 1 Millionen gesunken. Daran sieht man doch auch schon deutlich, in welcher Region das Spiel sehr hohes Interesse hat 😉
Ändert nichts daran, dass das Spiel einfach eine 10/10 ist und unfassbar gut aussieht. Die meisten Europäer halten halt nichts von “Souls-Like” und spielen lieber COD und co. Anspruchsvolle Spiele können die Asiaten da eher spielen.
Er zieht zumindest ganz klar falsche Schlüsse. Wie man an dem Beispiel mit IGN gut sehen kann. Wirkt halt auch so als wenn er seine eigenen, beruflichen Niederlagen noch nicht verarbeitet hat und indirekt irgendwo nen Sündenbock sucht.
Ich persönlich sehe es ja auch kritisch, wie einem aktuell in der Unterhaltungsbranche oft Diversity aufs Auge gedrückt wird. Oftmals scheint die sexuelle Ausrichtung, die eigene Identität oder Hautfarbe von Charakteren so in den Vordergrund gerückt, dass viele Aspekte eines Charakters oder einer Storyline entweder kaum vorhanden sind oder vollkommen schlecht umgesetzt werden. Dabei funktionieren Spiele und Filme ja durchaus mit Diversity sehr gut, wenn richtig umgesetzt. Auf der anderen Seite muss es ja auch nicht in jedem Spiel oder Film Diversity im großen Maßstab geben.
Aber grade solche Leute wie Kern schaden solcher Kritik mit ihren unsachlichen und persönlichen Kreuzzügen. Denn am Ende sieht man in Öffentlichkeit vor allem solche Leute wie ihn, die mit ihren Theorien versuchen im Gespräch zu bleiben und nicht die Leute, die das etwas sachlicher betrachten.
Also ich seh das wie du. Wenn ein Charakter nur die Funktion erfüllt “schwarz” oder eine Frau zu sein, dann ist das Quatsch. Figuren müssen innerhalb eines literarischen-dramatischen Konstrukts eine Funktion haben.
Wenn die “Love Interest” halt die einzige Frau in einem Film ist und gar keine Funktion erfüllt., außer “der Preis” zu sein, den der held gewinnen kann, dann ist das schwach.
Das sind oft einfach Anzeichen, dass sich bei dem Drehbuch und der Konstruktion der Geschichte keine Mühe gegeben wurde. Und die “guten Sachen” erkennt man auch daran, dass sie divers sind, aber dass es nicht so stark auffällt. Mad Men oder Game of Thrones haben fantastische Frauenfiguren, aber grade Game of Thrones spielt genau mit diesen Vorurteilen.
Cersei ist in den Romanen ein Musterbeispiel für jemanden, der sich als Feministin sieht und glaubt, alle unterschätzen sie, nur weil sie eine Frau ist und eigentlich ist sie “Tywin with Tits” – aber sie hat null strategischen Weitblick, ist egomanisch und säuft ständig. Das einzige, was sie mit Tywin gemeint hat, ist es, dass sie über Leichen geht und total skrupellos ist.
Das wird ja nie so besprochen, dass Cersei eigentlich so eine Kritik an manchen Feministen ist – weil man das auch aus der TV-Serie rausgelassen hat. 🙂
Ja genau das! Sowas sollte subtil eingebettet werden an verschiedenen Stellen. Es darf nicht so aufgezwungen wirken. Deadpool z.B. ist Pansexuell, das wird aber nur angedeutet und nie direkt so als Thema angesprochen, weil es das einfach nicht braucht. Und die Deadpool Filmreihe ist sehr erfolgreich.
Das mit Cersei finde ich per se auch gut. Grade mit Klischees zu spielen, den Charakter aber nicht darin untergehen zu lassen ist schon eine Kunst. Vor allem in einem Werk mit so vielen, vielseitigen Charakteren.
Ich muss auch sagen, dass Galadriel in den Büchern Tolkiens ein super Beispiel für super geschriebene Frauencharakteren.
‘Die Ringe Der Macht’ hat dieses Bild aber glaub für den Mainstream zerstört 🙈🙈