WoW-Dämon Cortyn hat Kritik an den Heldentalenten von World of Warcraft. Denn manche sind so komplex, dass man sie ohne Addons kaum benutzen kann.
Der Launch von World of Warcraft The War Within ist inzwischen einige Tage her und ich habe die Zeit und den Early Access genutzt, um bereits mehrere Charaktere auf Stufe 80 zu bringen. Dabei habe ich mich auch viel mit den einzelnen Heldentalenten der unterschiedlichen Klassen beschäftigt.
Im Großen und Ganzen gefallen mir die Heldentalente gut. Thematisch sind sie zumeist stimmig (wenn man von „Frostfeuer“ für einen Frostmagier mal absieht) und bieten interessante Optionen.
Was mich jedoch stört, ist die unterschiedliche Qualität und der Einfluss auf das Gameplay, den Heldentalente mit sich bringen.
Zwei Beispiele von eher „passiven Helden-Talentbäumen“ sind beim Hexenmeister der „Diabolist“ und beim Dämonenjäger der „Fel-Scarred“.
Das Wichtigste dazu: Man muss sich nur minimal um sie kümmern. Beim Hexenmeister erscheinen die riesigen, zusätzlichen Dämonen nahezu automatisch während des normalen Gameplays – egal ob man es gezielt darauf anlegt oder nicht. Wenn darüber hinaus ein Zauber noch verstärkt wird, blinkt der im Interface deutlich auf. Das ist alles sehr eindeutig. Klar, man kann das ein bisschen optimieren durch das Gameplay, aber es gibt keine großen Schnitzer, die passieren können.
Auch beim Dämonenjäger treten die ganzen Effekte mehr oder weniger „nebenbei“ auf, während der normalen Rotation oder als passiver Effekt, der dauerhaft aktiv ist.
Das ist zwar relativ simpel, fühlt sich aber einfach „gut“ beim Spielen an. Wenn mal kurz ein dicker Grubenlord durch ein Portal winkt und die Feinde weglasert oder mein Dämonenjäger in Novae aus Teufelsfeuer explodiert, fühlt man sich stark und mächtig.
Heldentalente mit zu vielen neuen Effekten
Doch es gibt Heldentalente, die sind so vielfältig und komplex, dass sie meine Aufmerksamkeit komplett übersteigen. Als Beispiel will ich hier den Arkanmagier mit seinem Helden-Talentbaum „Sunfury“ nennen.
Sunfury orientiert sich an dem bekannten Magier Kael’thas Sonnenwanderer. Alles dreht sich um die kleinen Feuerkugeln, die „Spellfire Spheres“ und das Beschwören eines Phönix, der im Kampf unterstützt. Bis hierhin ist das Ganze recht simpel.
Das Problem ist allerdings, dass der Sunfury-Heldentalentbaum noch viele weitere Buffs und Proccs mit sich bringt.
Der Haken an der Sache ist, dass Arkan-Magier ohnehin schon sehr auf „Proccs“ und temporäre Buffs achten müssen. Alleine die Standard-Skillung hat bereits eine ganze Reihe von diesen Effekten.
Das sorgt dafür, dass meine Buff-Leiste regelmäßig so aussieht:
Und das, wohlgemerkt, beim Solo-Spiel. Wenn jetzt noch Gruppenmitglieder, Schmuckstücke oder Kampf-Effekte hinzukommen, wird das Ganze noch unübersichtlicher.
Die neuen Effekte aus dem Spellfury-Baum sorgen hier für noch mehr Buffs, die oft eine kurze Dauer von 3–10 Sekunden haben und teilweise drastische Auswirkungen auf das Gameplay haben können.
Das prominenteste Beispiel ist hier „Arcane Soul“, ein Buff der für 3 bis 5,5 Sekunden anhält (die genaue Dauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig). Während dieser Zeit kann ich einen Zauber spammen, der so etwas wie mein „Finisher“ ist. Solange der Buff aktiv ist, verbraucht dieser Finisher allerdings nicht meine aufgebauten Ressourcen, sondern füllt sie direkt wieder auf.
Wenn ich dieses Zeitfenster allerdings auch nur um den Bruchteil einer Sekunde verpasse, feuert mein Finisher alle Ressourcen raus und ich steh’ da wie ein vom Auto angestrahltes Reh auf der Landstraße. Dann muss ich meine Ressourcen langsam wieder aufbauen und bin für einige Sekunden extrem nutzlos.
Das Problem ist: Ich kann die ganzen verschiedenen Buffs und Proccs gar nicht gleichzeitig im Auge behalten. Natürlich könnte ich permanent auf meine Buff-Leiste starren. Aber da auch immer neue Effekte hinzukommen, ist dort permanent Bewegung und die Buffs verschieben sich in ihrer Position. Ganz davon abgesehen, dass ich auch gerne noch die Welt im Auge behalten will, um nicht im nächsten großen Angriff des Bosses zu stehen.
Addons beheben das, was Blizzard nicht schafft
Die einzige Antwort, die es darauf gibt: Interface-Addons, die mir die Effekte viel deutlicher anzeigen.
Bisher bin ich sehr erfolgreich um Addons wie „WeakAuras“, mit denen man sich mehr Informationen deutlicher anzeigen lassen kann, herumgekommen. Doch wenn ich den Arkanmagier im Endgame spielen will, komme ich darum nicht mehr herum. Das normale WoW-Interface bietet mir schlicht nicht genug Optionen, um mir alle relevanten – und mitunter sehr kurzen – Buffs des Arkanmagiers sinnvoll anzeigen zu lassen. Die Heldentalente haben dieses Problem drastisch verstärkt.
Dabei ist mein Kritikpunkt nicht, dass Heldentalente mitunter komplex sind und umfangreiches Zusammenspiel haben. Das ist für sich eine gute Sache, wenn man auf diese Komplexität steht.
Was mich stört, ist das Standard-Interface von WoW, das für diese Flut an Informationen einfach nicht gemacht ist. Es gibt keine übersichtliche Möglichkeit, genau die notwendigen Infos auf einen Blick zu bekommen – auch nicht nach dem großen Interface-Rework von Dragonflight.
Ich könnte mit so einem Mangel leben, wenn es um Mythische Raids für das oberste 1 % der Spielerschaft oder PvP-Scharmützel auf höchstem Niveau geht. Doch wenn ein Kern-Feature wie die Heldentalente – das ja alle Spielerinnen und Spieler betrifft – im Interface nicht mehr eindeutig lesbar ist, dann ist das eine Design-Schwäche, der man sich annehmen sollte.
Zum ersten Mal in meinen fast 20 Jahren WoW habe ich das Gefühl: Wenn ich diese Klasse spielen will, dann muss ich ein Addon benutzen.
Im Großen und Ganzen finde ich die Heldentalente ziemlich stimmig, optisch gelungen und auch interessant. Doch man merkt leider an vielen Stellen, dass das Standard-Interface von WoW gar nicht richtig in der Lage ist, die Informationen der steigenden Komplexität so übersichtlich anzubieten, dass man sie auf einen Blick findet.
Ich hoffe, dass Blizzard hier noch ein bisschen nachbessert. Denn auch wenn ich Interface-Addons gegenüber durchaus positiv eingestellt bin, sollte man doch niemals im Spiel das Gefühl bekommen, dass es ohne diese Addons einfach nicht geht. Und genau das ist gegenwärtig bei einigen Heldentalenten der Fall. Vielleicht kriegt Blizzard ja noch Verbesserungen hin – auch wenn ich bezweifle, dass das bis zum Release des neuen Contents der Fall sein wird.
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Die wichtigen, kurzzeitig laufenden Buffs für Proccs, etc., werden doch direkt an der Lebensleiste über dem Kopf meines Chars angezeigt, dachte ich? So kam mir das zumindest bei meinem Aufvoker vor?
Ja, bei vielen Fähigkeiten ist das der Fall, dass entweder in der Aktionsleiste was blinkt oder du so ein Overlay mittig auf dem Bildschirm hast. Beim Arkanmagier ist es aber so krass viel, dass das nicht für alles gilt oder die Zeitfenster so kurz sind, dass du dir ganz sicher sein musst, dass beim Drücken der Taste das nicht ausläuft.
Ich hatte richtig Lust auf den Arkan Magier und hab mich jetzt für den Gebrechen Hexer entschieden genau aus dem Grund.Die Rota funktioniert nur wenn man die Proccs kennt und sieht da man auf jede individuell was anderes casten muss um den besten Dmg zu machen.Das ist mir einfach too much leider.
Verstehe genau das Problem. Tatsächlich war es einer der Gründe warum ich dann doch wieder eine Hexenmeisterin spiele, auf Dämo mit Diabolist. Einfache Rota, geile Effekte, das Feeling ist grandios. Hab danna uch frisch eine Man’ari aus dem Hut gezaubert, passendes Transmog usw. Macht einfach Bock. Geplant war mal wieder Magier zu spielen, war mir in der Beta dann zeitweilig doch zu anstrengend. Ich bin nicht mehr der Hardcorespieler wie früher, ich will einfach Spaß haben.
Meine Frau hat sich beim Schurken echt geärgert. Die Class Fantasy usw. fehlen da einfach im Vergleich. Da sie allerdings Vieltwinkerin ist und sich nicht groß für aktuellen Content interessiert, auch halb so wild.
Am Ende also halb so wild, wir beide werden vor allem die Tiefen besuchen, und ich dann hin und wieder ne PUG für Raids.