Neue, überzeugende Bösewichte sind ein Problem – auch in World of Warcraft. Der Game Director gesteht, dass man damit Schwierigkeiten hatte.
In MMORPGs wie World of Warcraft gibt es ständig neue Inhalte. Nicht nur neue Beute und bessere Fähigkeiten – sondern auch Feinde, die bezwungen werden müssen. Während man sich den zehnten Gnoll oder den fünften Nekromanten schnell aus den Fingern saugen kann, braucht es für große, überzeugende Bösewichte viel mehr Zeit, um sie aufzubauen. Das ist in World of Warcraft nicht immer gelungen, wie man auch bei Blizzard zugibt.
Was wurde gesagt? In einem Interview auf der gamescom sprach der Game Director von World of Warcraft, Ion Hazzikostas, mit dem Magazin GamesRadar. Es ging darum, dass man sich zu Beginn auf starke Charaktere aus Warcraft III verlassen konnte, doch das war sehr kurzfristig gedacht.
Wir konnten einfach sagen: „Ihr werdet da gegen Illidan kämpfen“ und viele Spielerinnen und Spieler sagten dann: „Das ist unglaublich! Ich kann es kaum abwarten, gegen Illidan zu kämpfen.“
Du interagierst nie mit Illidan. Du lernst nichts über ihn in World of Warcraft. Aber das war nicht wichtig, weil er im Vorfeld schon aufgebaut wurde.
Wenn man zurückschaut, dann scheint das zu stimmen. Gerade in „The Burning Crusade“ wurden große, namhafte Charaktere im Dauerfeuer verheizt. Man bedenke nur, dass Kael’thas Sonnenwanderer, Lady Vashj und Illidan Sturmgrimm allesamt in der gleichen Erweiterung bezwungen wurden. Das waren große, spielbare Charaktere in Warcraft III. In World of Warcraft waren sie dann einfach Raidbosse, mit denen man in den meisten Fällen außerhalb des jeweiligen Raids gar nicht interagiert hat.
Dass man die Charaktere zu Beginn der Lebenszeit von World of Warcraft so verheizt hat, schien dem Spiel dann auf die Füße zu fallen.
In späteren Erweiterungen, da glaube ich, hatten wir einige Vorfälle, in denen wir Probleme damit hatten, einen glaubwürdigen, überzeugenden Bösewicht vorzustellen, der letztlich 18 Monate später von den Spielerinnen und Spielern bezwungen wird.
Welche Charaktere gelten als gescheitert? Das wohl prominenteste Beispiel für dieses Scheitern ist der Kerkermeister aus der Erweiterung Shadowlands. Die Idee hinter dem Bösewicht war, dass er eine große, zentrale Bedrohung ist, die für viele Ereignisse in der Geschichte von World of Warcraft verantwortlich ist. Allerdings hat Blizzard es hier in den Augen der Fans deutlich übertrieben.
Denn alte, beliebte Story wurde nun mit neuem Kontext versehen. Dadurch verloren große Charaktere wie Arthas, Kel’Thuzad und Sylvanas an Bedeutung, die alle nur Puppen im Plan des Kerkermeisters waren.
Hinzu kam, dass der Kerkermeister selbst in seiner Erweiterung nur schwach aufgebaut war. Seine wahren Motivationen waren kaum zu begreifen – auch, weil er so wenige Zeilen Dialog hatte, dass die Spielerinnen und Spieler überhaupt keine Verbindung zu ihm hatten.
Zuvor gab es durchaus Feinde, die deutlich länger geplant und aufgebaut wurden. Ein solches, positives Beispiel ist Garrosh. Auch wenn der jetzt nicht der größte Stratege war, wurde sein Charakter im Verlauf mehrere Erweiterungen geformt und er wurde nachvollziehbar zu dem Tyrannen, der maßgeblich die Erweiterungen „Mists of Pandaria“ und „Warlords of Draenor“ geprägt hatte.
So macht Blizzard es jetzt: Dass Blizzard zumindest aus dem großen Fehlgriff mit dem Kerkermeister gelernt hat, wird spätestens mit The War Within deutlich, auch wenn Ansätze davon bereits in Dragonflight zu sehen waren. Die neue Antagonistin Xal’atath wurde über inzwischen 8 Jahre Stück für Stück aufgebaut.
Sie fand ihre erste Erwähnung in der Erweiterung „Legion“ und die Mächte, denen sie dient, wurden sogar bereits in The Burning Crusade erwähnt. Immer mal wieder tauchte Xal’atath in den letzten Erweiterungen auf, bis sie nun mit der Weltenseelen-Saga ihren Plan in die Tat umsetzt.
Ob Blizzard damit endlich wieder auf einen grünen Zweig gekommen ist, was das Erschaffen von Bösewichten angeht, bleibt abzuwarten. Zumindest gegenwärtig scheint man mit Xal’atath allerdings genau den Nerv der Community getroffen zu haben. Falls ihr mit der mysteriösen Elfe noch nicht so viel anfangen könnt, haben wir Xal’ataths ganze Geschichte hier erklärt.
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Pro Addon sollte man natürlich nur einen großen Bösewicht verheizen.
Jetzt im Nachhinein das zu beklagen macht wenig Sinn. Man sollte es so sehen, einen großteil der Story gabs ja vorher gar nicht, damals hat bestimmt kaum einer mit gerechnet das das 20+ Jahre läuft. Und wichtig – man will ja das aktuelle Addon verkaufen, weil wenn das gar nicht läuft muss man sich um weitere Storys auch keine Gedanken mehr machen. Heißt man muss die Story auch erstmal in gang bringen. Da bringt es nichts die Bösewichte aufzuheben.
Würde eher sagen diese Erkenntnis hat jeder, wenn die Story länger läuft als vorher geplant, das man sich denkt hätte man lieber einige Sachen länger aufgespart. 😉
Der “Fehlgriff mit dem Kerkermeister ” war demnach einfach nur eine nicht ausreichend gute Story.
Also bei mir hats geklappt, ich mag Sie jetzt schon nicht. Sie spielt mit jedem und keiner scheint es zu durchblicken.
Im Großen und Ganzen ist sie schon ein Bösewicht der gut etabliert ist, auch wenns meiner Meinung nach zuviele Intrigen sind, da machen höchstens die Nathrezim ihr noch Konkurenz.
Aber auch sie wird auf irgendeine Art und Weise fallen. Oder doch nicht …… 😉