Einleitung
Mir ist bewusst, dass der Vergleich mit Destiny den meisten Spielern ein Dorn im Auge ist. Sehe auch ein, warum! Es sind nun mal völlig unterschiedliche Spiele: Wo das eine doch ein 3rd-Person-RPG mit Shooter-Elementen darstellt, ist das andere ein Ego-Shooter mit RPG-Elementen.
Meiner Meinung nach haben jedoch beide Spiele genug Parallelen, um eben doch miteinander verglichen zu werden, was in diesem Review auch durchaus vorkommen wird. Darüber hinaus glaube ich, dass ich nicht der Einzige war, der mit Anthem einen Destiny-Ersatz erwartet hat…
Das führt mich auch schon zum ersten Punkt.
Marketing
Vielleicht spielt mir meine Erinnerung ja einen Streich… aber ich meine schon, dass Anthem bzw. Bioware und EA es bei der Ankündigungen in 2017 ganz klar auf die Destiny-Spielerschaft abgesehen hatte und auch in diese Richtung Marketing betrieben wurde.
Ich erinnere mich an einen Satz von einem MeinMMO-Autor zu der Zeit, welcher lautete “BioWare (oder EA) möchten nun auch ein Stück vom Kuchen”.
Es gab zwar eine Demo, in der auch die Vorbesteller und jeder sonstige Interessent testen bzw. bei Nichtgefallen stornieren konnte, aber irgendwie hat Bioware dann doch im Vorfeld (bewusst!?) eine Illusion geschaffen und versucht die Hüter zu Piloten zu machen.
Schreibt es gern in die Kommentare, wenn ich hier falsch liege, aber so habe ich das persönlich empfunden!
Story
Ich fand sie durchaus charmant. Sie wurde definitiv besser erzählt, als Bungie es bei Destiny tat. Als störend empfand ich die vielen Gespräche. Lag aber auch an der Situation, denn eigentlich mag ich dynamische Gespräche mit Infos zur Welt und deren Charakteren sehr gern.
Aber in einem Squad, in dem jeder die Gespräche überspringt, was man selbst eigentlich nicht möchte, aber durch die Mates dazu animiert wird schneller zu machen, letztendlich dann auch viel skipt und dadurch etwas verpasst, ist das ärgerlich.
Für die Ungeduld meiner Mates kann ich Bioware nicht verantwortlich machen, jedoch hätte man das auch anders umsetzen können. In einem MMO geht es nun mal vielen Spielern darum, möglichst schnell Fortschritt zu erzielen.
Den Antagonisten, genannt “Monitor”, fand ich im Vorfeld bei Teasern einfach episch. Der wurde mir aber viel zu lieblos abgefrühstückt, ähnlich wie Snoke bei StarWars – Rückkehr der Jedi. Da hätte man mehr draus machen müssen.
Dennoch fand ich die Story interessant und gut erzählt. Habe mich oft genug beim schmunzeln ertappt.
Die Hintergrundgeschichte, die Lore, das Universum find ich bei Destiny jedoch viel interessanter. Warum? Vermutlich, da Destiny innerhalb unseres echten Planetensystems stattfindet, Anthem hingegen in einer frei erfundenen, etwas skurillen Welt namens Bastion!
Das Thema Light vs. Darkness von Destiny assoziere ich gern mit dem reell stattfindendem Kampf von Gut gegen Böse in der echten Welt. Die Immersion gelingt mir hier weit besser. Das klingt jetzt abwertender, als es gemeint ist – ich flüchte gerne nach Bastion!
Anthem fängt auch grade erst an. Da erwarte ich noch viel! MMOs müssen auch nicht wirklich eine Bomben-Story liefern… der Fokus sollte woanders liegen!
Grafik und Open World
Die Welt ist definitiv traumhaft schön und wesentlich liebevoller gestaltet als zum Beispiel die ETZ. Mystik wo man hinschaut, man kann so richtig eintauchen, seiner Phantasie freien Lauf lassen.
Das Erkunden von Bastion ist auch deutlich interessanter, als das Erkunden von Altrussland oder der ETZ. Man glaubt jeden Moment ein Geheimnis zu finden.
Gameplay
Kommen wir nun zur Königsdisziplin, dem Gameplay, welches ich sehr gut finde. Und zwar deshalb, weil es sich stark von Destiny unterscheidet! Es ist etwas entspannter und langsamer. Ideal zum runterkommen nach Feierabend oder wenn Destiny einfach nur noch nervt. Das hab ich mir erhofft und das wurde erfüllt.
Die Javelins zu probieren macht Laune, alle fühlen sich sehr unterschiedlich an. Die wahre Stärke von Anthem zeigt sich beim Experimentieren mit den unzähligen Builds und deren Auswirkungen. Hier hat Anthem auch deutlich die Nase vorn in puncto Vielfalt.
Das Fliegen an sich und die Flugsteuerung sind der Wahnsinn. Es macht einfach nur Spaß. Davon könnte sich Warframe für die Archwings wiederum was abgucken.
Habe allerdings auch etwas Probleme beim lokalisieren von Gegnern. Etwas mehr Spiel-Mechaniken würde ich mir auch wünschen, statt überstarke Insta-Killer-Adds. Ist vielleicht eher Genre-untypisch, aber was spricht denn dagegen?
Das Missionsdesign (von A nach B, verteidigen, sammeln, Boss killen)…. sind wir mal ehrlich: ist dem von Destiny absolut identisch, wie sollte es auch anders sein!? Keine Beschwerden hier!
Lootsystem
Ein MMO lebt quasi von seinem Lootsystem. Dieses wurde klasse umgesetzt. Hat Ähnlichkeiten mit dem von Destiny und ist nahezu identisch zu jenem von Diablo. Top!
Den Loot an sich finde ich aber irgendwie langweilig, der Sammeltrieb kam nicht so, wie erwartet. Waffen-Skins sind immer die gleichen, die Perks sind zum Teil nicht brauchbar und es steht bei dem höheren Loot sogar in der Beschreibung, dass es nur abgewandelte Epics sind. Da muss noch was kommen!
Endgame
… Ja… was soll ich sagen!? Destiny 1 Vanilla hatte auch nicht viel mehr zu Anfang. Wäre nicht fair das zu vergleichen, man sollte Bioware noch etwas Zeit geben, es ist ja schließlich ein Service Game. Nur hatten wir bei D1 recht früh den Atheon Raid. Dort konnte man viel Zeit versenken und hatte richtig Spaß, ich zumindest!
Sowas braucht Anthem auch und zwar schnell. Sie brauchen es ja nicht Raid nennen…. sollten sie aber!^^
Menü
Die Übersichtlichkeit vom Menü und das Ermitteln von Werten finde ich sehr schwach! Das ist ehrlich gesagt ein Krampf. Hier darf gerne bei Bungie (oder Digital Extremes) gespickt werden!
Performance
Nun kommen wir zum wirklich unerfreulichen Teil… der Performance! Vermutlich habt ihr schon einen Ohrwurm von diesem Lied, aber es muss sein, ist ja ein Review…
Vorweg: Destiny hatte anfangs auch Performance Probleme, das weiß ich. Aber nicht so! Sowas hab ich noch nie gesehen. Ich kann kaum eine Mission abschließen ohne rauszufliegen. Oft kann ich dann auch nicht mehr in die Gruppe zurückkehren, weil beim Versuch direkt ein neuer Fehler auftritt.
Das “Nachjoin-Ticket” ist danach abgelaufen… -.- Puuuh… Nervtötend! Und natürlich immer kurz bevor der Boss liegt… Da lief Destiny ganz klar seit Release wesentlich stabiler!
Den allerletzten Schlag bekam ich dann aber von Anthem mit der Nachricht, dass es die PS4 schrotten kann!! Ich hatte mehrfach solche System-Crashes, aber bisher wohl immer Glück gehabt. Nun werde ich Anthem nicht mehr anrühren bis es endgültige Entwarnung gibt. Da hört der Spaß echt auf! Rechne aber mit einem baldigen Fix.
Studio
Bioware scheint auf den ersten Blick transparenter, ehrlicher und kommunikativer zu sein als Bungie. Auch scheinen sie schneller zu reagieren. Das ist erstmal sehr erfreulich, das müssen sie aber auch so beibehalten! Abwarten…
Fazit
- Tolle Grafik
- liebevoll gestaltete Open-Word
- solide Story mit sehr, sehr viel Potential
- Entwickler scheint nahe der Front zu agieren.
Performance ist aktuell unterirdisch schlecht und gefährdet eventuell die Hardware. Anthem bleibt sicher auf der Festplatte, wird aber erst wieder gestartet, wenn es ordentlich läuft!
PS: Ich entschuldige mich vorab für das etwas unprofessionell, unkreativ wirkende Format dieses Reviews und hoffe es fällt nicht allzu stark ins Gewicht – es ging mit dem Smartphone nicht viel besser…. 😉
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