Das Rollenspiel Baldur’s Gate 3 hat einen seltenen Meilenstein auf Steam erreicht, von dem jedes neue MMORPG nur träumen kann, aber den nur die wenigsten erreichen: Die Spielerzahl ist seit einem Jahr konstant auf hohem Niveau, mit nur geringen Schwankungen. Dabei war das eigentlich überhaupt nicht vorgesehen. Die letzten neuen MMORPGs, New World und Lost Ark, können von so einer Konstanten nur träumen.
Was hat Baldur’s Gate 3 auf Steam erreicht? Baldur’s Gate 3 hat das Kunststück geschafft, über einen Zeitraum von einem Jahr, vom Februar 2024 bis 2025, eine konstante Spieler-Basis auf Steam zu etablieren und das auf sehr hohem Niveau:
- Im Februar 2024, gut ein halbes Jahr nach dem Release, war Baldur’s Gate 3 bei 104.000 gleichzeitig aktiven Spielern im täglichen Durchschnitt. Hier begann der ganz große Hype langsam nachzulassen und das Spiel schrumpfte auf eine Kernspielerschaft.
- Ein Jahr später, im Februar 2025, steht das Spiel noch immer bei 63.300 durchschnittlichen Spielern.
- Im ganzen Kalenderjahr von Februar 2024 bis Februar 2025 ist Baldur’s Gate 3 nie unter 58.800 Spieler gefallen. Spielerwachstum und Spielerschwund waren in vielen Monaten minimal, im Bereich um die 5 %.
Baldur’s Gate 3 erreicht auf Steam ein beachtliches Spielerzahlen-Plateau und hält es
Warum ist das so besonders? Wie jedes Spiel hat auch Baldur’s Gate 3 eine „Hype-Phase“ zum Release gehabt, mit so hohen Spielerzahlen, dass man die unmöglich über einen längeren Zeitraum halten konnte. Bei Baldur’s Gate 3 waren das 450.000 Spieler.
Die Kunst ist es aber, nach diesem anfänglichen Hype ein möglichst hohes Plateau zu halten, das man findet und auf dem man bleiben kann.
Bei Baldur’s Gate 3 liegt dieses Niveau mit etwa 67.000 bis 63.000 auf einem extrem hohen Niveau. Dabei sind die Schwankungen relativ gering und betragen in den meisten Monaten nur wenige Prozentpunkte.
Bei neuen MMORPGs gehen die Spielerzahlen hoch und runter wie bei einem Jojo
Wie ist es bei MMORPGs? In den letzten Jahren gab es zwei relevante neue MMORPGs auf Steam, beide wurden von Amazon veröffentlicht.
Bei dem Free2Play-MMORPG Lost Ark war der initiale Steam-Release mit 700.000 durchschnittlichen Spieler extrem hoch. Aber das Spiel hat es nie geschafft, ein solches Niveau zu etablieren. Die Spielerzahlen schwankten stark, es war ein Auf und Ab. Die Spielerzahlen veränderten im letzten Kalenderjahr von Monat zu Monat schon mal um 40 % oder 60 %.
So verschwanden bei New World im Juni 2024 65 % der Spieler vom Vormonat.
Bei New World sehen wir ein ähnliches Phänomen: Ein gewaltiger Zustrom zu Beginn, gefolgt von einem freien Fall der Spielerzahlen. Auch hier sehen wir starke Schwankungen während des letztes Kalenderjahres: Im Oktober 2024 gingen die Spielerzahlen sogar um 374 % hoch, nachdem sie vorher konstant 11 Monat lang um 34 % bis 10 % gefallen sind.
So haben sich die Spielerzahlen von Baldur’s Gate 3, New World und Lost Ark vom Februar 2024 bis zum Februar 2025 auf Steam entwickelt:



Baldur’s Gate 3 erschafft eine Welt, in der die Spieler sich selbst unterhalten
Woran liegt das? Baldur’s Gate 3 ist es gelungen, so faszinierende Charaktere und eine so spannende Spielwelt zu erschaffen, dass Spieler und Spielerinnen in diesem geschaffenen Spiele-Universum Zeit verbringen möchten.
Daher bildet sich um so ein Spiel eine Community, die sich selbst bei Laune hält:
- Es gibt Diskussionen über einzelne Figuren oder die Spiel-Welt: Über Figuren wie Astarion oder Schattenherz wird konstant gesprochen. Sogar die Synchronsprecher sind zu kleinen Stars der Community aufgestiegen
- Das Spiel wird bis in jeden Winkel untersucht und genau ausgeleuchtet
- Über Mods können sich Spieler am Game beteiligen
Das ist die Ideal-Vorstellung von jedem, der ein Service-Game oder ein MMORPG entwickelt: Ab einer kritischen Masse wird das Spiel zu einem Selbstläufer und die Community trägt es zu weiten Teilen selbst, während die Entwickler nur von außen nachsteuern und Erweiterungen und Patches dazu geben müssen.
Bei den MMORPGs ist es hingegen so, dass die sehr stark von immer neuem Content leben, der neu zum Spiel kommt und es immer wieder belebt. Fehlen diese neuen Inhalte, geht das Interesse am Spiel deutlich runter. Um es vereinfacht zu sagen:
- Bei Baldur’s Gate 3 spielen die Spieler ein gutes Stück untereinander und mit sich selbst
- Bei New World und Lost Ark braucht es konstanten Input von außen, damit die Spieler unterhalten sind
Beispiele von Games, die stark von der Community und den Charakteren gelebt haben, waren in der Vergangenheit Overwatch oder Genshin Impact. Beide Spiele waren in ihrer Hochzeit deutlich erfolgreicher, als sie eigentlich vom reinen Spiel-Material hätten sein dürfen.
Das Phänomen der Dauerbrenner-Spiele auf Steam
Gibt es auch anderen Spielen, denen das gelingt? Es gibt eine Reihe von solchen Dauerbrenner-Games, die über das ganze Jahr konstant gespielt werden:
- Die Strategiespiele von Paradox wie Crusader Kings 3 oder Hearts of Iron haben so eine konstante Spielerbasis auf Steam, erhalten aber auch stetig neue DLCs. Hearts of Iron hat es mit dem Deutschland-DLC geschafft, nach 8 Jahren einen neuen Spielerrekord auf Steam aufzustellen.
- Die Steam-eigenen Dauerbrenner DOTA 2 und CS:GO sind konstant an der Spitze der Charts, mit geringen Abweichungen. Das sind Ausnahme-Erscheinungen.
- Auch bestimmte prozedural generierte Endlos-Spiele wie RimWorld sind solche Dauerbrenner.
Aber generell ist eine konstant hohe Spielerbasis über den Zeitraum eines Jahres hinweg ein seltenes und wertvolles Phänomen. Gerade bei einem klassischen Singleplayer-Titel wie Baldur’s Gate 3, das eigentlich als lineare Kampagne gedacht ist, ist das schon eine außergewöhnliche Leistung.



Das steckt dahinter: Der enorme Erfolg von Baldur’s Gate 3 hat sicher Auswirkungen auf neue Rollenspiele, die erscheinen. Denn die erscheinen in einer Welt, in der Baldur’s Gate 3 nicht nur neue Maßstäbe für die Qualität und Langlebigkeit von Rollenspielen gesetzt hat, sondern sie erscheinen auch in einer Welt, in der noch immer ein großer Teil der Rollenspieler aktiv Baldur’s Gate 3 spielen.
Für die Gaming-Industrie ist es ein großes Problem, dass ihre neuen Spiele immer stärker mit bereits etablierten Spielen konkurrieren, die einfach nicht weggehen. Über Jahre war das ein Problem, das vor allem neue MMORPGs hatten. Mittlerweile betrifft es aber auch neue Spiele anderer Genres: Mann hinter Anthem erklärt, warum neue MMOs so furchtbar scheitern: Vergleicht WoW mit Starbucks
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Und EA sucht sich eine Ausrede warum DA:TV nicht erfolgreich war und schiebt es auf fehlenden Live-Service. 😂
Ich verstehe aber einige Kommentare hier nicht, weil BG3 mit MMORPGs verglichen wird, dass das nicht passt. Natürlich hat BG3 andere spielerische Ansätze, die einen motivieren, aber das heißt nicht, dass MMORPGS oder Live Service Games sich kein Beispiel daran nehmen könnten, wenn es darum geht auf die Community einzugehen oder gute Geschichten zu schreiben. Interessantes Gameplay hat New World von Anfang an nicht geboten, Inhalte waren Mau, die Story war langweilig etc. Das geht leider vielen Spielen so. Es kommt einen so vor als schaut man nur darauf wie man am meisten Geld machen kann,was natürlich wichtig ist. Allerdings ist das ja auch ein großes Risiko und man kann gut mitverfolgen wie das nicht klappt. Ei anderer Punkt ist aber auch die Zeit während der Entwicklung, dass etwas schief gehen kann, Mitarbeiter ausgetauscht werden oder eine giftige Stimmung in der Firma herrscht.
Dann lieber gute Autoren einstellen, einen gesunden Arbeitsplatz schaffen, so gut es geht und echte, aufrichtige Liebe zu Games zeigen, die die Community überzeugt und so seine Marke stärken, sowie das Vertrauen der Kunden festigen.
Mittlerweile gaslighten die Firmen die Spieler nur, wenn sie nicht den erwarteten Erfolg schaffen und erwarten, dass man das so hin nimmt oder Spieler selbst wollen bewusst den Hype eines Spiels nicht anerkennen, weil es so Mainstream ist bzw. andere Gründe nennen, die nicht wirklich nachvollziehbar sind.
Äpfel und Birnen… RPG und MMORPG.
Wie meinst du das? Führ das mal aus – so kann ich damit nichts anfangen.
Die Aussage des Artikels ist: Ein Rollenspiel erreicht das, was MMORPGs anstreben, aber was ihnen nicht gelingt. Dabei sind MMORPGs darauf ausgelegt, dieses Ziel zu erreichen und Baldur’s Gate 3 als klassisches Rollenspiel eigentlich nicht.
Aus deinem Kommentar ist nicht ersichtlich, was genau deine Meinung zu dem Thema ist. Du sagst nur: “Ja, das kann man nicht vergleichen.” Okay, warum nicht? Was sind deine Argumente?
Bin ich der einzige der verwirrt ist? Hab ich irgendwas verpasst? Seit wann ist BG 3 ein MMORPG? Oder warum wird es mit solchen direkt verglichen? Also ich mein wenn das so einfach geht, dann können wir Cyberpunk 2077 auch mit vergleichen. Hatte stärkere Schwankungen, aber im Schnitt trotzdem die gleichen Zahlen. Somit ist dann BG3 dann doch nicht so besonders?
[Mod-Edit: Beitrag wurde editiert]
Wieso sollte man Baldur’s Gate 3, Lost Ark und New World nicht vergleichen können, wenn es darum geht, wer seine Spieler auf Steam binden kann?
Führ das mal aus, warum das nicht geht. Das würde mich echt mal interessieren.
Und spar dir bitte Unterstellungen. Wir versuchen hier vernünftig miteinander umzugehen.
Da sieht man mal wieder, dass Baldurs Gate 3 der neue Maßstab für die Entwickler sein sollte. Wer Erfolg haben will, der guckt sich einfach was von den Entwicklern von Larian ab.
Oh, Moment… Der Stolz der großen Unternehmen ist ja gefährdet, wenn sie dies tun😂.
Du meinst, “Zufallserfolge”, wie zufällig viral gehendes Marketing, etc., sollten Branchenstandard werden? Ohne den “Bärensex”-Trailer, der viral gegangen ist und mit dem man zufällig einen Punkt getroffen hat, wäre das Spiel deutlich weniger erfolgreich geworden. Das sagt selbst Larian, dass das wie ein Sechser im Lotto war und, dass das wohl nicht wiederholbar sein wird, auch nicht von Larian selbst, auch wenn sie alles genauso wieder machen (die Devinity Serie IST ziemlich genauso und war bei weitem nicht so erfolgreich, im Gegenteil, man ist vor BG3 sogar knapp an einer Firmenpleite vorbeigeschrammt). 🙂
Ja, das Spiel ist gut. So “erfolgreich”, wie es war, war es aber nicht nur deshalb, sondern, weil da mehrere Faktoren, von denen auch Glück einer war, perfekt zusammengetroffen sind.
Also, selbst wenn BG3 als Maßstab genommen werden würde, ein Erfolg wäre damit nicht garantiert (und die wenigsten gehen mit dem Ansatz heran, nicht ihr bestmöglichstes zu geben)
Natürlich ist es nie eine Garantie etwas so zu machen wie es andere Entwickler tun, aber trotzdem kann man davon lernen. Sei es Cleveres Marketing, gute Mitarbeiter, gutes Writing oder der Community nah zu sein. Und das hat Larian trotz naher Firmenpleite geschafft.
Zu dumm, dass BG3 keinen Echtgeldshop hat. Hätte es einen, wäre es aber sicherlich nicht ganz so erfolgreich geworden.
Deswegen ist BG3 kein gutes Beispiel. Am Ende hat es weniger Geld eingebracht als ein mittelmäßges F2P Spiel.
Was ist denn ein mittelmäßiges F2P Spiel für dich? BG3 hat 2023 ca. 420 Millionen Euro Umsatz gemacht. Mittelmäßige F2P Games kommen da nicht ran. Selbst wenn man Zugänglichkeit, Monetarisierung und Kundenbindung mit einrechnet.
420 klingt viel. Auch wenn Diablo 4 nicht mittelmäßig ist(und kein F2p)….wobei für manche ist das Spiel sicher mittelmäßig – die machen im Monat rund 150 Millionen dank dem Shop. Ich weiß D4 ist kein gutes Beispiel. Trotzdem. Es ist nicht unglaubhaft, anzunehmen, dass ein F2P Spiel mehr Umsatz generieren kann, als BG3.