Anime haben immer weniger Story – aber dafür immer mehr Waifu

Anime haben immer weniger Story – aber dafür immer mehr Waifu

Die Welt der Anime ist im Wandel. Eine Geschichte wird zunehmend unwichtiger, während Charaktere an Bedeutung gewinnen. Das sehen sogar einige der größten Anime-Schöpfer so.

Waren Anime-Serien früher oft Action-Serien, die als Zielgruppe vor allem Kinder oder junge Männer hatten, ist die Welt der Anime in den letzten Jahrzehnten deutlich bunter und breiter geworden. Inzwischen bekommen sogar Nischen-Genre wie Yuri immer mehr Serien und gerade im Isekai-Genre gibt es inzwischen so viele Vertreter, dass selbst knallharte Fans mit den Serien kaum noch nachkommen.

Doch es gibt noch eine weitere Veränderung, die im Anime-Bereich auffällt: Die Story einer Serie rückt immer häufiger in den Hintergrund, während etwas anderes diesen Platz einnimmt: Waifus.

Es kommt viel häufiger vor, dass der Dreh- und Angelpunkt eines Anime nicht das Voranschreiten der Geschichte oder der Handlung ist, sondern einfach die Darstellung einer attraktiven jungen Frau, die quasi das perfekte „Waifu-Material“ ist. Das ist nicht nur eine Beobachtung der Fans, sondern wird auch von namhaften Produzenten aus dem Anime-Bereich so gesehen.

Einige gute Anime auf Netflix haben wir hier für euch:

Wer behauptet das? Zu dieser Beobachtung kamen Toshio Suzuki (ehemaliger CEO von Studio Ghibli), Gen Urobuchi (Drechbuchautor von Psycho-Pass und Maho Shojo Madoka Magika) und der Regisseur Mamoru Oshii (Ghost in the Shell, Avalon – Spiel um dein Leben) während eines Gesprächs (via yaraon-blog.com).

Oshii sagte dazu: „In den letzten 15 Jahren ist die ‘Story’ aus der Fantasy verschwunden. Heutzutage will niemand mehr eine Story schreiben. Niemand braucht das. Weder im Anime, noch im Film.“

Urobuchi bestätigt diese Wahrnehmung: „Ich musste mich plötzlich mehr auf die Charaktere als auf die Geschichte konzentrieren.“

Oshii sagt dazu etwas drastischer:

Heutzutage habe ich das Gefühl, Anime anzuschauen, aber wo ist die Story? Es gibt zwar eine Handlung, aber es gibt keine Geschichte mit einem Anfang und einem Ende. (…)

In letzter Zeit fühlen sich Anime-Fans von den Charakteren angezogen und möchten mit ihnen verbunden bleiben.“

Oshiis Wahrnehmung nach ist das also auch ein Wunsch der Fans. Die Sehnsucht nach einer schlüssigen Geschichte mit Anfang und Ende nimmt ab, viele wollen lieber Zeit mit geliebten Charakteren verbringen, die ihnen gefallen. Das wiederum führt aber auch dazu, dass die Macher dieser Serien (sowohl Manga als auch Anime) die Charaktere seltener weiterentwickeln oder sich gar von ihnen trennen. Alles muss im Grunde auf der Stelle stehenbleiben, damit der geliebte Charakter auch weiterhin genau das bleibt.

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Liebenswerte Waifus statt voranschreitender Story. Marin aus “My Dress-Up Darling” ist genau so ein Fall.

Ein Beispiel dafür sei die Figur „Hatsune Miku“. Die hat „die Welt im Sturm erobert, ohne dass eine Geschichte dahinter steckt.“ Als das geschah, verspürte Oshii eine „berufliche Angst als Drehbuchautor.“

Inzwischen nimmt das sogar Einfluss darauf, wie er Geschichten schreiben muss:

Ich würde Geschichten gerne damit beenden, dass ich Charaktere glücklich mache, sie leiden oder sterben lasse. Aber das wird mir zunehmend verweigert. Jeder fängt an, Angst davor zu bekommen. (…)

Früher hatte ich Angst davor, dass die Dinge nicht enden könnten. Jetzt habe ich Angst davor, dass die Dinge enden könnten.

Lässt sich das belegen? Wenn man sich die Anime der letzten Monate und Jahre anschaut, dann lässt sich auf jeden Fall feststellen, dass immer mehr Serien erscheinen, die als ihren „Selling Point“ eine attraktive und liebenswerte Dame in den Fokus der Handlung setzen. Einige prominente Beispiele der letzten Saisons:

  • My Dress-Up Darling
  • Don’t Toy with me, Miss Nagatoro
  • Komi can’t communicate
  • Tomo-Chan is a Girl!
  • A Couple of Cuckoos
  • Shikimori’s Not Just a Cutie
  • My One-Hit Kill Sister
  • And You Thought There Never is a Girl Online?

Keine der oben genannten Serien ist deswegen grundsätzlich schlecht. Immerhin können auch Serien, die sich vor allem um eine „Waifu“ drehen, noch immer sehr erfolgreich und ansprechend sein – gerade „My Dress-Up Darling“ war ziemlich beliebt und hatte viele schöne Momente.

Doch eine Abkehr von einer klaren Geschichte, mit einem Anfang und Ende, lässt sich in immer mehr Werken feststellen.

Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Teilt ihr diese Beobachtungen? Oder findet ihr das in Ordnung, solange es zumindest noch ein paar Serien mit guter Story und einem Anfang und Ende gibt?

Warum eure Lieblings-Anime keine zweite Staffel bekommen, haben wir hier erklärt.

Quelle(n): anime2you.de
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Monfyre

Also quasi eine Entwicklung, die mit dem Punkt der fehlenden oder mangelhaften Story auch die Kinofilme und Serien bei Streaming-Diensten oft betrifft und eigentlich eine allgemeine egozentrische Ansicht, der man jeden Tag im Web bei Tik Tok, Instagram etc begegnet, widerspiegelt Interessant…

T.M.P.

In der Tat.
Entweder die Menschen werden sowieso immer dümmer und entwickeln grosse Aufmerksamkeitsdefizite, und Dienste wie TikTok und diverse TV-Formate passen sich nur an,… oooder dieses Zugebombe mit Effektfeuerwerk ohne relevante Handlung, tatsächlich zählen auch viele Videospiele dazu, ist das, was die Kinder daran hindert zu lernen auch mal aufzupassen und zuzuhören.

Ich meine, ich daddel seit ich 6 Jahre alt bin, aber ich habe auch sehr früh schon massenhaft Groschenromane wie John Sinclair und Bücher gelesen. Im Kontrast dazu scheitern ja viele schon daran den Text einer Quest zu verstehen.. Ein Hoch auf die Questmarker.. -_-^^

Chitanda

Also bei Komi can’t communicate muss ich einfach widersprechen klar soll Komi ne Schönheit darstellen, aber im Vordergrund dieses Animes/Mangas steht klar und deutlich die Psyche von Komi, was im Gegensatz zu den anderen genannten werken ein wirkliches Ausnahmephänomen ist.

Also meiner Meinung nach hat dieser Anime nichts aber auch garnichts in dieser Liste hier zu suchen, beim Rest stimme ich zu.

Und zu Shikimori, ja sie sieht gut aus aber ich finde es in dem Anime zum Beispiel auch recht erfrischend das Sie den starken Part der Beziehung einnimmt und nicht der Kerl immer nur beschützt.
Daher auch für den Anime nur halber Daumen hoch bei der Liste

Nephalis

Grundlegend hab ich damit kein Problem, weil es einfach, wie auch erwähnt, immer mehr Animes zu geben scheint. Und da waren in den letzten Jahren Serien bei, meine Güte…

Damals, nachdem ich Full Metal Alchemist noch auf japanisch mit Fan-Subs geschaut habe (mir wächst n Krückstock T-T) hatte ich lange Zeit das Gefühl, das dieser Anime unerreicht bleibt. Auch Neon Genesis Evangelion ist so ein Anime, der seinesgleichen suchte. Aber in den letzten Jahren hab ich auch echt geniale Anime gesehen, die da echt mithalten konnten oder sie vielleicht sogar übertrafen, nur eben in einer anderen Hinsicht.

Nur um sie mal zu nennen:

  • Jujutsu Kaizen
  • Demon Slayer
  • Violet Evergarden
  • Sekunden in Moll
  • Erased

Aber es kann ja auch nicht jeder Anime ein Ausnahmewerk sein und bleiben. Zumal man eben auch mit dem Ende der Geschichte, gern mal in so ein Loch fällt, das gute Geschichten, ob Anime, Serie, Buch oder Filmreihe gern mal hinterlassen. Da kann ich schon verstehen, dass die Strategie mehr oder weniger auf der Stelle zu treten gut ankommt. Da gibt es dann dieses Loch nicht. Vielleicht hört man irgendwann auf zu schauen, aber eben weil man nicht mehr interessiert ist, nicht, weil der Autor entschieden hat, dass es nicht mehr weiter geht.

Zumal man ja auch bei One Piece und Dragon Ball sieht, man kann eine Serie auch unerträglich in die Länge ziehen und es gibt immer noch Fans… Sorry an alle die das “unerträglich” nicht so sehen 😉

Zusammengefasst finde ich diese Entwicklung positiv, denn das zeugt von der Beliebtheit des Mediums. Und so eine Serie die einfach Unterhält ist doch auch echt manchmal ganz nice.

Shiadra

Warum sollte ein anime der auf einer vorlage beruht plötzlich enden wenn die vorlage noch läuft?

Bier mit Sahne

Die aufgezählten Animes müssten wenn ich es so grob Ueberblicke alle im SLice of Life Genre sein.

Wobei Ich die Animes “Nagatoro” und “Komi ” ganz solide von der Story fand, sind halt schlussendlich Lovestories. Bei Don’t Toy with me, Miss Nagatoro kommt es für mich sogar noch etwas besser rüber.

Klar, die Waifus sind halt hochpoliert bis zum absoluten Realitätsverlust, aber für mich in dem Genre akkzeptabel.

Viel schlimmer finde ich den Isekai kram mitterlweile.

Wenn ich die Winterseason jetzt anschaue was in den Startlöchern steht sind rund 60% wieder Isekai…. und da ist der Plot echt durch… .

Da schaust du 10 … vlt 15 Animes …. und hast jede Kombination erlebt.

cheat skill(s)Smartphone (oder anderes Gadget)OverleveltVRMMO-IsekaiNeugeburtTransferiert in ein Shojo GameKombiniert man das, kommt man immer auf den gleichen Plot mittlerweile.

Es fehlt momentan an guten Sci Fi und Thriller Animes wie um die 2008 – 2018 Jahre.

Sidonia no Kishi, Higurashi, Another, Mirai Nikki… tendenziell in diese Richtung.

Zuletzt bearbeitet vor 10 Monaten von
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