Was mich nach über 20 Jahren noch an MMORPGs fasziniert

Was mich nach über 20 Jahren noch an MMORPGs fasziniert

Seit 1997 spielt MeinMMO-Autor Andreas Bertits MMORPGs. Nach 23 Jahren hat er noch immer nicht genug vom Genre. Er verrät, was ihn an Online-Rollenspielen fasziniert.

So verliefen meine ersten Erfahrungen mit MMORPGs: Mein erstes MMORPG spielte ich vor fast genau 23 Jahren. Ultima Online erschien am 24. September 1997 und ich war zum Release mit dabei. Als Fan der Single-Player-Reihe Ultima hoffte ich darauf, eine ähnliche Spielerfahrung mit Freunden teilen zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich zwar nicht wirklich, dafür erwartete mich etwas ganz anderes, das mich mindestens ebenso faszinierte wie die Solo-Spiele im Universum von Ultima zuvor.

Anstatt eine Story wie in den anderen Ultima-Spiele zu erleben, fand ich mich in einer Sandbox-Welt wieder. Es gab keine Quests und zu Beginn wusste ich gar nicht so recht, was ich tun sollte. Erst nach und nach eröffnete sich mir diese faszinierende Online-Welt, in der ich alle Freiheiten besaß, die ich mir nur wünschen konnte.

Ich traf Mitspieler – manche davon wurden zu Freunden, andere dagegen lehrten mich, PvP zu „hassen“. Gemeinsam erlebten wir viele Abenteuer, bekämpften Drachen in den Dungeons, jagten Orks aus ihren Forts in den Wäldern oder machten uns auf die Suche nach wertvollen Rohstoffen, damit der Schmied in der Gruppe uns bessere Ausrüstung anfertigen konnte. Eine Zeit lang versorgte ich andere Spieler mit frischem Fisch, den ich natürlich selbst geangelt hatte.

world of warcraft heroes of the storm garrosh höllschrei
World of Warcraft öffnete das Genre der MMORPGs für eine breitere Zielgruppe.

Mit World of Warcraft eröffnete sich mir 2004 eine ganz andere Art der Online-Rollenspiele. Quests und Geschichten standen im Mittelpunkt.

Mit Freunden erlebte ich spannende Storys, erfuhr mehr über die Hintergründe der Welt Azeroth und gemeinsam wurden wir mächtige Helden, die sich immer größeren Herausforderungen stellten.

Heute ist manches anders, eins blieb aber gleich

Durch meine Arbeit als Spiele-Redakteur und meine Erfahrungen im Bereich der MMORPGs wurde ich bei meinem damaligen Arbeitgeber für das Genre eingeteilt. Ich bekam also so gut wie jedes Online-Rollenspiel vorgesetzt, das zwischen 2004 und 2009 erschien. Entsprechend war es mir möglich, sehr viele MMORPGs auszuprobieren.

Nicht jedes gefiel mir.

Durch meine negativen Erfahrungen in Sachen Playerkilling im MMORPG Ultima Online konnte ich selbst später mit PvP wenig anfangen. Daher verbrachte ich weniger Zeit in Online-Rollenspielen, die viel Wert auf PvP legten.

Heute, 23 Jahre nach meinen ersten Schritten im Genre, verbringe ich meine Zeit nach wie vor mit MMORPGs.

Hauptsächlich spiele ich The Elder Scrolls Online – immer wieder mit größeren und kleineren Unterbrechungen – sowie hin und wieder Neverwinter. Ich beobachte neue Spiele im Genre, denen ich gerne eine Chance geben. Außerdem fasziniert es mich zu sehen, wie sich MMOs mit der Zeit verändern und entwickeln.

Aufgrund des Vollzeit-Jobs und Familie bleibt mir nicht mehr so viel Zeit zum Spielen wie früher. Wenn ich mir nicht gerade ein paar Stunden am Wochenende oder im Urlaub freischaufeln kann, nehme ich mir häufig vor, mir schnellere Erfolgserlebnisse in einem Single-Player-Spiel zu gönnen, lande aber trotzdem oft in einem MMO. Ich blieb dem Genre der MMORPGs also trotz aller Umstände bis heute treu.

MMORPGs und die Zeiten, die ich mit Spielen verbringen kann, haben sich verändert. Was aber blieb, sind meine Faszination und Leidenschaft für das Genre.

The Elder Scrolls Online ist ein sehr vielseitiges MMORPG.

Das fasziniert einfach an MMORPGs

MMORPGs sind so extrem vielseitige Spiele, die es mir erlauben, das zu tun, worauf ich gerade Lust habe.

  • Will ich eine kleine Story erleben, dann mache ich eine Quest-Reihe
  • Möchte ich meinen Helden verbessern, dann bekämpfe ich einige Feinde
  • Suche ich nach besserer Ausrüstung, dann sammle ich Rohstoffe und crafte mir was schönes
  • Möchte ich mich einfach nur mit Freunden treffen und online etwas abhängen, dann ist auch das möglich
  • Habe ich Zeit für einen Raid, dann mache ich das nach wie vor sehr gerne – was aber extrem selten vorkommt…
  • Ich kann einfach nur mehr über Lore erfahren oder die Welt erkunden
  • Ich kann meinen Helden verbessern und habe das Gefühl, mehr in der Spielwelt erreichen zu können

Ich hab keine Gilde mehr, aber spiele immer noch mit Freunden

Der soziale Aspekt in MMORPGs ist mir 2020 immer noch wichtig, aber die Art, wie ich den auslebe, hat sich mit meinem Leben verändert.

Ich bin in keiner Gilde mehr. Das ist zeitlich einfach nicht möglich. Ich könnte mich nie vorab auf einen Termin für einen Raid oder ein Gildentreffen einlassen oder irgendwelche Verwaltungsaufgaben übernehmen. Doch das ist für mich nicht schlimm. Denn ich treffe meine Freunde nach wie vor online. Meist zufällig, weil sie gerade zur selben Zeit online sind oder wir machen mal ein Treffen aus. Das wird dann oft mehrmals verschoben, irgendwann klappt es aber doch.

Und das ist ein weiterer Punkt, warum ich nach all den Jahren noch MMORPGs spiele: die sozialen Gesichtspunkte.

Selbst, wenn ich nicht auf Freunde treffe, so ist doch immer jemand online. Vielleicht hat die Person Zeit und Lust, gemeinsam ein kleines Abenteuer zu erleben oder einfach nur mal kurz zu quatschen. Gerade zu Zeiten von Corona sind soziale Interaktionen in der echten Welt Mangelware geworden.

Da bin ich heilfroh, mal online jemanden treffen zu können.

Wer schreibt da?

Andreas Bertits ist seit 2003 Spiele-Redakteur und aktuell als freier Autor für MeinMMO tätig. Außer mit Computerspielen verbringt er seine Freizeit vor allem mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Neben MMORPGs spielt er gerne Single-Player-RPGs. Seine bevorzugte Gaming-Plattform ist der PC.

Andreas Bertits

Andreas Bertits
Freier Autor Mein-MMO

In MMORPGs bin ich Teil einer anderen Welt

In einem MMORPG fühle ich mich so, als gehöre ich in diese andere Welt. Wenn ich den PC ausschalte, dreht sie sich weiter. Es finden Ereignisse ohne mich statt, so, wie in der echten Welt eben auch. Ich kann mich aber daran beteiligen, wenn ich will.

Manchmal entfliehe ich so dem Alltag, wenn mich mal das echte Leben nervt. Dann bin ich ein Held, der sich an Belagerungen beteiligt, der seinen Freunden aus der Patsche hilft oder der ein Dorf vor einem Monster rettet. Dadurch bekomme ich den Kopf frei und sehe die Dinge in der echten Welt in einem anderen Licht. Ich bin nicht mehr genervt und gehe alles mit frischer Motivation an.

MMORPGs üben auf mich also selbst nach über 20 Jahren noch diese Faszination aus, die ich damals 1997 bei Ultima Online verspürte. Und das wird hoffentlich noch eine sehr lange Zeit so bleiben.

Wollt ihr wissen, was eigentlich das erste MMORPG war? Die Antwort ist nicht so einfach, wie ihr vielleicht denkt.

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Sehr schöner, gefühlsbetonter Artikel.
Mir gehts ähnlich, bin mit MUDs, Meridian und UO eingestiegen und das, was mich auch heute noch in MMOs hält, ist, dass man sich nicht so alleine fühlt, während man spielt, selbst wenn man solo unterwegs ist. Im Chat ist immer was los, man weiß, dass MitspielerInnen gerade in derselben Welt versumpfen wie man selbst. Und wenn ich ein MMO schon lange spiele, dann ist da auch jeder Druck raus, irgendwas schaffen zu müssen. Derzeit versacke ich mal wieder in Herr der Ringe Online, hab mir damals zum Release einen LTA gegönnt und finde immer wieder total gern ins Spiel zurück, selbst nach längeren Pausen, einfach um abzuschalten und ein bisschen “unter Leuten” zu sein.

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