1 Jahr nach Shitstorm, Zerstörung des Rufs und Abschied vom CEO beschließt Unity, dass Laufzeitgebühren eine schlechte Idee sind

1 Jahr nach Shitstorm, Zerstörung des Rufs und Abschied vom CEO beschließt Unity, dass Laufzeitgebühren eine schlechte Idee sind

Vor einem Jahr hatten die Verantwortlichen der Gaming-Engine Unity ein neues Gebühren-Modell vorgestellt, das eine Welle der Entrüstung lostrat, den Ruf des Engine-Anbieters nachhaltig schädigte und umfassende Entlassungen nach sich zog. Jetzt folgte ein unerwarteter Story-Twist.

Was haben die Verantwortlichen von Unity jetzt angekündigt? Auf der offiziellen Webseite von Unity.com erklärte CEO Matt Bromberg, dass man die vor einem Jahr eingeführte Runtime-Gebühr verwerfen möchte. Konkret schreibt Bromberg:

„Nach intensiven Gesprächen mit unserer Community, Kunden und Partnern haben wir die Entscheidung getroffen, die Runtime-Gebühr für unsere Spielekunden mit sofortiger Wirkung zu verwerfen. Enterprise-Kunden, die nicht der Spielebranche angehören, sind von dieser Änderung nicht betroffen.“

Pokémon Go ist nur eines von vielen Spielen, die in der Unity-Engine entwickelt sind:

„Ihr habt uns also umsonst verarscht“

Was ist vor einem Jahr passiert? Als die Unity-Verantwortlichen im September 2023 ein neues Gebühren-Modell für ihre Engine vorstellten, verspielten sie bei vielen Entwicklern das vorher über Jahre aufgebaute Vertrauen. Plötzlich sollten die Hersteller eine Gebühr für jede Installation von „Unity Runtime“ zahlen, wenn ein Spiel gewisse Voraussetzungen erfüllt.

Stark kritisierte wurde das neue Modell unter anderem, weil vieles unklar war:

  • Was bedeutet beispielsweise „jede Installation“ konkret?
  • Gilt das nur für Erst-Installation oder wirklich jede Installation?
  • Was ist mit Demos, Free2-Play-Titeln und Games, die in Abo-Services wie dem Game Pass landen oder die Teil eines großen Bundles sind?
  • Was ist mit Lernspielen aus Hochschulen?

Auf den ersten Shitstorm folgten erste Änderungen und weitere Erklärungen für das neue Modell, doch reichten diese Gegenmaßnahmen nicht, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Noch im Oktober 2023 trat John Riccitiello als CEO von Unity Technologies zurück. Im Januar 2024 mussten 1.800 Mitarbeiter des Unternehmens ihren Platz räumen (via reuters.com).

Warum jetzt die Rolle rückwärts? Laut des Posts vom aktuellen CEO Matt Bromberg sei es von Unity stets das Ziel gewesen, gemeinsam mit den anderen Branchen-Teilnehmern eine Engine zu schaffen, in der jeder für jeden tolle Spiele entwickeln kann. Die harte Erkenntnis, die man über die vergangenen Monate hinweg erfahren musste:

Allerdings können wir dieses Ziel nicht verfolgen, wenn wir uns im Konflikt mit unseren Kunden befinden, diese Partnerschaft muss in ihrem Kern auf Vertrauen basieren. Ich konnte mich in den letzten drei Monaten mit vielen von Ihnen austauschen und ich habe immer wieder gehört, dass Sie ein starkes Unity wollen und dass Sie verstehen, dass Preiserhöhungen ein notwendiger Teil dessen sind, was es uns ermöglicht, Investitionen zu tätigen, die Spiele voranbringen.

Aber diese Erhöhungen müssen nicht auf eine neue und kontroverse Weise erfolgen. Wir möchten einen Mehrwert zu einem fairen Preis und auf die richtige Weise liefern, sodass Sie sich weiterhin wohl dabei fühlen, Ihr Geschäft langfristig mit Unity als Partner aufzubauen. Und wir sind uns sicher, dass wir, wenn wir uns als gute Partner erweisen und großartige Software und Services liefern, kaum an der Oberfläche dessen gekratzt haben, was wir gemeinsam tun können.

Matt Bromberg via unity.com

Was ist konkret bei Unity geplant? Im Prinzip soll ab sofort das alte Abo-Modell vor der Umstellung für alle Spielekunden von Unity gelten. Ein Entwickler weist auf X jedoch daraufhin, dass in der Rückkehr zum alten Modell eine Preiserhöhung von zehn bis 25 Prozent im Vergleich zum Status quo von vor einem Jahr versteckt sein soll.

Wie reagiert die Entwickler-Community noch darauf? Unter dem offiziellen Post von Unity auf X zeigt sich einiges an Spott sowie Frust und nur vereinzelte Daumen nach oben. Ein Nutzer fragt, wie lange diese Entscheidung wohl gelten wird. Ein anderer weist darauf hin, dass die Konkurrenz-Engine Godot bisher noch nie eine Runtime-Gebühr zurücknehmen musste.

Weitere Kommentare wie „Ihr habt uns also umsonst verarscht“ unterstreichen, dass die Unity-Verantwortlichen noch einen langen Weg vor sich haben, um das zerstörte Vertrauen zurückzugewinnen. Wie negativ das neue Modell damals aufgenommen wurde, zeigt unter anderem diese Meldung: Eines der erfolgreichsten Spiele auf Steam kritisiert Unity, spendet über 180.000 Euro an die Konkurrenz

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