Sir Salman Rushdie (75) ist ein britisch-indischer Schriftsteller, der für Bücher wie Die satanischen Verse und Mitternachtskinder bekannt ist. Nachdem 1989 ein Todesurteil gegen ihn verhängt worden war, lebte er 10 Jahre lang im Untergrund. In dieser Zeit wurden Videospiele für ihn zu einer willkommenen Ablenkung.
Was ist das für ein Schriftsteller? Salman Rushdie wurde 1947 in Indien geboren, ab seinem 14. Lebensjahr besuchte er eine Schule in England. Seinen internationalen Durchbruch hatte er 1981 mit seinem zweiten Roman, Mitternachtskinder.
Warum lebte er im Exil? 1988 veröffentlichte Rushdie “Die Satanischen Verse”, aufgrund dessen der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini den Schriftsteller zum Tode verurteilte.
Ungefähr 10 Jahre lang lebte Rushdie in ständig wechselnden Wohnungen, teilweise ohne Fenster. Manchmal soll er nicht einmal gewusst haben, in welcher Stadt er sich befand. In dieser schwierigen Zeit boten Videospiele eine willkommene Alternative zur Realität.
Ob Rushdie wohl auch dem neuen Mario-Film etwas abgewinnen konnte?
Rushdie entdeckte seine Liebe zu Super Mario durch seinen Sohn
Wie entdeckte der Schriftsteller das Gaming für sich? 2012 veröffentlichte Rushdie seine in der 3. Person erzählte Autobiografie “Joseph Anton”, die nach seinem Decknamen im Exil benannt war. In dem Buch berichtet der Schriftsteller von seinen Erlebnissen mit Super Mario.
So heißt es an einer Stelle, er habe den italienischen Klempner dank seines Sohns Zafar liebgewonnen: Super Mario World fühle sich an, wie eine glückliche Alternative zu der Welt, in der er die restliche Zeit lebte.
Seine Frau sei weniger begeistert von der neu entdeckten Leidenschaft des Schrifstellers gewesen. Sie habe ihn aufgefordert, doch lieber ein gutes Buch zu lesen.
Als er dann einige Tage später den bösen Bowser besiegt und die “unausstehlich rosafarbene Prinzessin Toadstool” gerettet habe, sei er froh gewesen, dass seine Frau diesen Triumph nicht miterlebt habe.
Super Mario beeinflusste wohl sogar einen Roman
Endete seine Videospiel-Leidenschaft damit? Nicht ganz. The Millions stellte 2012 einen Zusammenhang zwischen Super Mario und Rushdies Roman “Luka und das Lebensfeuer” her.
Darin macht sich “Super-Luka” auf, das Lebensfeuer zu stehlen, um damit seinen Vater, den Geschichtenerzähler Rashid Khalifa aus seinem tiefen Schlaf zu wecken. Um diese Mission zu erfüllen, muss der Junge verschiedene Level meistern.
Außerdem erhält Luka 999 Leben, von denen er eines oder mehrere verliert, wenn er von einem Gegner erwischt wird. Seinen Fortschritt kann er speichern, indem er am Ende eines Levels auf einen goldenen Ball schlägt.
Das erinnert schon sehr an Videospiel-Mechaniken, wie man sie eben auch aus den “Super Mario”-Spielen kennt. Wem das noch nicht reicht: Luka vergnügt sich auch gerne mal an der Konsole, sehr zum Missfallen seiner Mutter, die meint, “Igel und Klempner” würden seine Rechtschreibung wohl kaum verbessern.
Darüber hinaus soll der Schriftsteller eine Vorliebe für das Mobile-Game Angry Birds entwickelt haben.
Parallele Welten in Büchern und Spielen
Schriftsteller und Spiele, passt das? Tatsächlich ist es gar nicht so abwegig, dass sich ein ernstzunehmender Schriftsteller für Videospiele begeistern kann: Rushdies Werke lassen sich der Strömung des Magischen Realismus zurechnen, lassen Wirklichkeit und Magie verschmelzen.
Da passen Videospiele, die “eine unendliche Anzahl paralleler Realitäten” aufzeigen können, natürlich gut. Auch die Erzählstruktur vieler Spiele, die eben nicht immer linear sein muss, auch mal Erkundungen und Sidequests zulässt, entspricht durchaus dem Erzählstil des Schriftstellers.
Auch, wenn die Umstände sehr viel drastischer sind, als bei den meisten Videospiel-Liebhabern, sind Rushdies Berichte aus dem Exil doch überraschend nachvollziehbar. Wer war schließlich nicht schon einmal mit dem Unverständnis von Familienmitgliedern konfrontiert oder versank in Spielen, um der Realität eine zeitlang zu entkommen?
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