Autor der New York Times erklärt Red Dead Redemption 2 zu Kunst

Autor der New York Times erklärt Red Dead Redemption 2 zu Kunst

Ein wichtiger Schritt fürs Gaming in den Mainstream scheint gemacht: Ein Kolumnist der New York Times stellt „Red Dead Redemption 2“ auf eine Stufe mit dem Kinofilm „Der Pate“ und der TV-Serie „Die Sopranos.“ Erstaunlich: Auch Fallout 76 wird gelobt.

Das sagt die New York Times: Ein Meinungsartikel der renommierten New York Times von Autor Peter Suderman ist überschrieben mit “Red Dead Redemption 2 ist wahre Kunst.” Der Artikel erschien online, aber auch in der Print-Ausgabe. Gedruckt heißt der Artikel “Viel mehr als ein albernes Spiel.”

Im Artikel erklärt der Autor, dass „Red Dead Redemption 2“ der beste Blockbuster dieser Saison sei.

Der Grund, warum Leser nichts über diesen Blockbuster gehört hätten, sei es, dass Red Dead Redemption 2 keine TV-Show oder ein Film sei, sondern ein Videospiel. Und Videospiele seien in der Öffentlichkeit noch immer nicht auf derselben Ebene wie Filme oder TV-Serien.

Leute unterhielten sich absolut ernsthaft über das Bankensystem in Westeros aus Game of Thrones, betrachteten Videospiele aber immer noch als eine Art “zweitklassige Kulturform”, die nicht so richtig zähle.

Dabei hätten Videospiele diese Anerkennung, in den Augen des Autors, mittlerweile verdient.

Red Dead Redemption 2 Mord Blut Detail

Diese Entwicklung sollen Videospiele durchgemacht haben: Für den Autor des Artikels erblühen die „großen Videospiele“ gerade ähnlich wie das Kino im letzten Jahrhundert oder TV-Serien der vergangenen 20 Jahre. Videospielen fänden ihren eigenen Weg und wirkten nun reif und erwachsen

Er stellt Red Dead Redemption 2 auf eine Stufe mit Kino-Epen wie „Der Pate“ oder TV-Serien wie „Die Sopranos“ oder „The Americans.“

Wie diese Medien erzählten Videospiele nun auch gleichzeitig groß und im ganz Kleinen.

Wenn je ein Spiel auf einer Ebene mit den Klassikern sei, dann wäre es “Red Dead Redemption 2” mit seinem enormen Volumen und Produktionsaufwand.

Red Dead Redemption 2 Arthur Duell

Deshalb lobt die Times das Spiel: Der Autor lobt die technischen Errungenschaften und Dimensionen des Spiels. Red Dead Redemption 2 biete atemberaubende Landschaften wie aus einem Film von John Ford.

Die Szenerie sprudele über vor Leben, die Städte hätten einen Tages-Rhythmus, die Wildtiere reagierten scheu, wenn sich der Spiele ihnen nähere.

Red Dead Redemption 2: Das machen die NPCs, wenn du nicht da bist

Wie in den großen Klassikern sei Red Dead Redemption 2 zwar voller Gewalt, aber es sei eine Gewalt mit Konsequenzen.

Fallout 76 und RDR2 als „existentialistische Riesen“

Form stützt Inhalt: Dabei hebt der Autor heraus, wie die Spielmechaniken in Red Dead Redemption 2 und auch in Fallout 76 dazu beitragen, die Botschaft des Spiels und die Atmosphäre zu stützen.

Red Dead Redemption 2 Gang ausreiten

In beiden Spielen gehe es darum, am Leben zu bleiben. Dafür müsse man so manche Mühsal auf sich nehmen: Sich um das Camp kümmern, essen, trinken und Vorräte sammeln.

Das fühle sich manchmal wie eine lästige Pflicht an, bringe Spieler aber auch zu einer bedachtsamen, ruhigen Spielweise. Dieser Fokus aufs Überleben zwinge Spieler dazu, ihre Umgebung zu erkunden und langsam voranzugehen.

Beide Spiele seien letztlich „existentialistische Reisen“, in denen es um den Takt des Überlebens geht.

red dead redemption 2 fischen header

Spiele werden erwachsen, zwingen Spieler dazu, erwachsen zu werden

Das hat sich bei Spielen geändert: Ferner sagt der Autor, viele Außenstehende hielten Spiele für Wege, um Verantwortung abzulegen, für Wege, um in virtuelle Welten zu flüchten, ohne Konsequenzen.

Doch Red Dead Redemption 2 sei ein Spiel, das Entscheidungen erzwingt und Spieler lehrt, mit diesen Entscheidungen zu leben.

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Es seien Games, die den Spieler dazu brächten, erwachsen zu werden. Das zeige, dass Videospiele als kulturelles Medium selbst erwachsen geworden sind.

Red Dead Redemption Lagerfeuer

So reagieren Spieler: Auf reddit findet der Artikel viel Beobachtung. Er hat über 1,700 Kommentare und fast 28.000 Upvotes.

Viele machen Witze über den Vergleich zwischen Spielen und Filmen. So sagt einer: “Der Pate hatte aber auch tolle Grafik und eine beeindruckende offene Welt.”

Viele werden aber auch ernster. Einige erzählen auf reddit Geschichten, wie sich die Einstellung der eigenen Eltern zu Videospielen in den letzten Jahren geändert hätte. Wer noch „Donkey Kong“ im Kopf habe und dann Red Dead Redemption 2 sehe, bei dem merke man eine Veränderung.

Viele Eltern oder Großeltern würden die Gamer jetzt beim Spielen beobachten und sich danach erkundigen, was sie da für einen Film sähen oder was da los sei.

Red Dead Redemption 2 Doppel Revolver

Darum ist das wichtig: Die Diskussion zeigt eine laufende Debatte, ob Videospiele Kunst sein können. Im Laufe der Geschichte hatten es neue Formen immer schwer, von den “etablierten Kunstformen” akzeptiert zu werden.

Vor einigen Jahren galten Comics noch als Kinderkram, heute diskutiert man sie wie Romane.

Noch 2010 schrieb der berühmte Filmkritiker “Roger Ebert” eine Kolumne, “Videospiele können nie Kunst sein.” 8 Jahre später scheint dieses Credo langsam zu bröckeln. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis man über Videospiele so spricht wie über Bücher, Filme oder TV-Serien.

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Gerd Schuhmann

Ja, sicher. Es ist aber auch einfach eine Generationensache.

Die Leute, die nie was mit Videospielen zu tun hatten, gehen in Rente.
Und es kommen Leute nach, die als Kind Nintendo gespielt haben und da einen Bezug zu haben. Da sind dann vielleicht keine “Hammer-Gamer”, aber zumindest Leute, die was mit Games anfangen können.

Ich denke, das ist einfach ein ganz normaler Prozess. Dass ein 40-jähriger heute einen anderen Bezug zu Games hat als ein 40-jähriger vor 20 Jahren. Und in 10 Jahren wird’s noch mal anders sein. Das ist ganz normal.

Guest

Ich bin jetzt bei ca. 95% der Story angelangt und muss sagen: Hut ab!
Red Dead Redemption fühlt sich wie ein PS5 Spiel an, welches man in die Vergangenheit schickte.

Sleeping-Ex

Den Zusammenhang verstehe ich jetzt nicht. Großartiges Story-Telling ist doch nichts Nex-Gen exklusives.

Guest

Nein, das alleine natürlich nicht, aber das Spiel punktet natürlich auch auf anderen Ebenen: Grafik, Ladezeiten, Open-World, Animationen von Menschen und Tiere, Lichteffekte, gute Dialoge, geile Synchronisation, gewaltige Spieldauer usw. Also das ist schon ein Gesamtpaket, welches ich auf der PS4 in dieser Form noch nicht sah.

Sleeping-Ex

Das einige Studios “talentierter” als andere sind ist per se jetzt auch nichts neues.

Nach Red Dead Redemption 2 erwarte ich von der aktuellen Generation allerdings auch nicht mehr viel. Das war schon ganz großes Kino.

Psycheater

Da hat er wohl recht. Dennoch werden Videospiele auch in den nächsten Jahrzehnten von den kleinkarierten Massenmedien wohl nur ihren Weg in die Nachrichten finden wenn in Amiland mal wieder mit ner Waffe durch ne Schule rennt oder ähnliches. Traurig, aber da man das weiß kann man da gut mit Leben. Und vllt. ist es sogar besser so wenn ein gewisser Kreis eben nicht diesen Zugang hat

Gerd Schuhmann

Ich weiß nicht – das war vor 20 Jahren ja auch noch mit TV-Serien so. Die hat keiner groß ernst genommen. Und das hat sich total geändert.

Das kann schnell gehen. Das ist immer eine Frage der Generation.

Mit welcher Inbrunst und auf welcher Bühne heute Star Wars, Star Trek oder Game of Thrones diskutiert werden – das hätte man sich ja früher auch nicht vorstellen können.

Ich denke, einfach das Geld, was dahintersteckt, wird schon dafür sorgen, dass man das ernst nimmt. Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis halt immer mehr Leute in die Entscheidungspositionen kommen, die mit Games aufgewachsen sind.

Ich beobachte das in den letzten Jahren verstärkt, dass Gaming da wirklich ankommt – auch in Deutschland.

Ich hab neulich ein Interview gelesen mit dem BILD-Chef und einer Schülerredaktion. Und der hat denen in einer Interview-Pause gesagt: “Ich hab eine PlayStation hier -ihr könnt dann zocken. Ihr wisst ja, wie das geht.”

SVBgunslinger

Ich bin da auch sehr optimistisch.

Wenn man sich die Techniken anguckt und die in den Spielen angeschnittenen Szenarien, gibt es einfach sehr viel Potential für sozialkritische Debatten. Mehr als in irgendeinem anderen Medium.

Was wäre interessanter für eine Zeitung:

Ein Film wie z.B. Prometheus in dem der Regiseur eine provokante Variante zeigt wie wir Menschen mit unseren Schöpfern umgehen könnten oder ein Spiel dass uns selber die Entscheidung überlässt mit diversen Ausgängen.
Neben der Auswertung der verschiedenen Wahlvarianten der Spielerschaft, wäre die Wahl in so einem pikanten Thema an sich schon eine Art Kunst die stark provoziert.

Und das muss ja nicht sowas existentielles sein, sondern kann genauso politische Themen betreffen. Ich finde das sehr spannend und kann mir das sehr wohl zukunftsträchtig vorstellen (das Etablieren als Kunstform).

VR ist auf dem Vormarsch und lässt uns alles noch realistischer erleben. Die Möglichkeiten mit der menschlichen Psyche zu spielen werden immer größer.

der Beobachter

Glaub ich nicht. Je mehr über gute Spiele berichtet oder diskutiert wird, desto mehr sind oder werden sie Teil des “Kulturkuchens”. Was Du ansprichst, ist die Tatsache, das Videospiele noch oft von Leuten gespielt werden, die sehr introvertiert und/oder im Reallife auch Kontaktschwierigkeiten/ oder Ängste haben. Je mehr Videospielen in der Gesellschaft ankommt, desto geringer wird auch deren Anteil. Ganz wirst du das aus den Hirnen aber nie rausbekommen, für manche ist ja auch jeder Asylant ein getarnter Al Kaida Kämpfer.

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