Das neue Update 1.19.1 von Minecraft hat in der Community für hitzige Diskussionen gesorgt. Ein Teil der Spieler hält ihn für nötig, während ein anderer ihn mit Zensur gleichsetzt, wie im berühmten Buch 1984 von George Orwell.
Was ist das für ein Update? Bei 1.19.1 handelt sich um ein kleines Update der Java Edition von Minecraft, das am 27. Juli online ging. Neben kleineren Bug-Fixes hat es vor allem das neue Feature des Chat-Reports ins Spiel gebracht.
Es ist nun also möglich, Spieler zu melden, die Nachrichten mit verbotenen Inhalten beinhalten, wie etwa Kindesmissbrauch, Hate Speech, sexuelle Belästigungen, etc. Spieler können für die Meldung mehrere Nachrichten markieren, die als Beweise dienen sollen.
Nach der Überprüfung können die gemeldeten Spieler aus dem Online-Modus gesperrt werden, sowohl temporär als auch dauerhaft.
Zwar gab es in Minecraft schon vorher ein Meldesystem, doch dieses wurde von den jeweiligen Besitzern der Server geregelt. Das neue System ist nun zentralisiert. Das sorgte innerhalb der Community für hitzige Diskussionen.
“Absurd, aufdringlich und unnötig”
Das sagen die Gegner des Updates: Das neue Feature kam bei Weitem nicht bei allen Spielern gut an. Der Hashtag #saveminecraft wurde ins Leben gerufen, um Mojang dazu zu bewegen, das Update rückgängig zu machen.
Dieser Teil der Spieler argumentiert, dass das neue Meldesystem ein fruchtbarer Boden für Missbrauch ist. Es sei einfach, die Chatlogs zu manipulieren oder aus dem Kontext zu reißen und dafür zu sorgen, dass Spieler dadurch Zugang zum Online-Modus verlieren.
Im offiziellen Minecraft-subreddit hat der Thread zu dem Update 0 Upvotes, dafür aber über 1.400 Kommentare, viele von ihnen negativ:
- “Ah ja, 1.19.1, auch bekannt als ‘nicht updaten'” – Sandrosian
- “Wir hatten fast 11 Jahre lang keine Probleme mit eigener Moderation. Warum wird das hinzugefügt?” – therealduckie
- “Wenn ich einen Server erstelle, dann gelten dort meine Regeln. Ich will nicht, dass Mojang und Microsoft mir erzählen, was ich darf und nicht darf. […]” – luffy1479
- “Ich warte nur darauf, dass irgendein Griefer oder Hacker eine Mod erstellt, um Leute in Massen zu melden […]” – MakeLord95
Das Update wurde von diesem Teil der Community zu “1.19.84” umbenannt – eine Anspielung an das Buch 1984 von George Orwell, in dem es um dystopische totalitäre Zukunft geht (via Wikipedia). Einige rufen dazu auf, das System absichtlich zu missbrauchen, um Mojang dazu zu bewegen, es wieder zu entfernen. Andere drohen dem Entwickler mit Boykott ihres beliebten Spiels.
Community Manager MojangMeesh hat auf reddit kommentiert, dass das Update nicht rückgängig gemacht wird. Sein Post erhielt dafür fast 2.000 Downvotes und wütende Antworten.
“Habt ihr 1984 überhaupt gelesen?”
Das sagen die Befürworter: Ein anderer Teil der Community befürwortet die Änderung und ist erstaunt über die Vergleiche mit dem Buch über ein totalitäres Regime und Massenüberwachung. Die Vergleiche seien völlig übertrieben und die, die sie machen, hätten 1984 anscheinend gar nicht erst gelesen.
Die Befürworter weisen außerdem darauf hin, dass die Selbstmoderation der Server nicht die optimale Lösung für alle Probleme sei, wie die Gegner des Updates es darstellen.
Ein immer weiter wachsendes Problem von Minecraft und anderen Online-Spielen ist der Kindesmissbrauch. Spiele wie Minecraft und Roblox, die sich hauptsächlich an Kinder richten, müssen ständig gegen Pädophile ankämpfen, die diese Games für Cyber-Grooming missbrauchen. MeinMMO-Autor Andreas Bertits hat damit eigene Erfahrungen gemacht.
Stuart Duncan, der Besitzer des großen Minecraft-Servers für autistische Kinder, hat selbst schon Erfahrungen damit gemacht und kennt selbst 4 Fälle, in denen Erwachsene versucht hatten, das Vertrauen von Kindern zu gewinnen.
Die Server-eigene Moderation ist laut Duncan in solchen Fällen nicht wirksam, da die Besitzer der besagten Server die Meldungen nicht ernst nehmen oder sogar selbst Täter sein können. Es steht daher nicht in ihrem Interesse, solche Meldungen zu behandeln.
Was haltet ihr von dem Update? Findet ihr ein zentralisiertes Meldesystem sinnvoll und richtig oder ist es problematisch? Erzählt es uns in den Kommentaren.
Wie ihr euch vor kriminellen Verhalten online schützen könnt, erfahrt ihr in einem unserer vergangenen Talks:
Toxisches und kriminelles Verhalten in Online Games: Was kann man tun?
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Ich finde dieses neue Report-System wahnsinnig unnötig und aufdringlich, denn:
Anderes als in diesem Artikel dargestellt geht es auch nicht nur ausschließlich um den Schutz von Kindern, sondern auch um einige andere Sachen wie “hate speech” o. ä.. und hier ist mein Problem: wer definiert was hate speech, etc. ist. Abgesehen davon ist bei der Menge an Reports die es geben wird stark anzuzweifeln das die Reports wie Mojang behauptet hat wirklich mit Kontext betrachtet werden.
Mal abgesehen davon, dieses Report-System ist total leicht manipulierbar. Ich habe keine sorge das mein Account wegen Regelverstößen gebannt wird, sondern dass irgendwer mit einer der Methoden von denen immer neue in Umlauf geraten Nachrichten fälscht, um so Spieler zu bannen.
Btw hätte man finde ich in dem Artikel noch erwähnen können das die absolute Mehrheit der Community gegen dieses Report-System ist. Es ist nicht so das die Meinungen relativ ausgewogen sind, die absolute Mehrheit ist dagegen.
Scheinbar nicht wirklich, zumindest nicht überall und immer, ansonsten würde es
a) nicht immer wieder Berichte zu Grooming und Rassismus auf Minecraft-Server
und somit
b) den von den Entwicklern (oder Microsoft?) ausgemachten Grund für dieses System nicht
geben.
Microsoft möchte einfach das Spiel als ein Spiel für Kinder, die ja schon seit jeher einen großen Teil der Kundschaft ausmachen, weiter kultivieren und dafür ist eines tatsächlich ganz ganz schlecht: alle paar Monate wieder “schlechte Presse”, weil schlechter Einfluss ausgeübt bzw. sogar eine Bedrohung für die Kinder passiert ist.
Mojang/Microsoft werden denke ich nicht gegen die no-chat-reports mods Vorgehen.
Können sie vermutlich auch gar nicht so einfach da modding in Minecraft nicht nur geduldet wird sondern explizit von der EULA erlaubt wird.
Die EULA lässt sich sehr leicht anpassen, dass solche Maßnahmen, die (unter Anderem) dem Schutz von Kindern gelten, nicht durch Mods umgangen werden dürfen.
Dass Meldesysteme natürlich prinzipiell durchaus missbrauchsanfällig sind, liegt ja quasi in der Natur der Sache. Was die Kritiker hier aber wieder draus machen, ist mir dann aber doch ‘ne Nummer zu groß. Es kommt halt – wie so oft – darauf an, wie das System ausgestaltet ist und funktioniert. Außerdem sind diese “Drohungen” der Spieler doch ohnehin nur wieder leere Phrasen…die allerwenigsten dieser Leute wird tatsächlich so konsequent sein und das Spiel auf Dauer boykotieren. Leere Worte, weiter nichts.